Die Fremde in Agnes Haus

Agnes' Haus der sündigen Engel

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Die Fremde in Agnes Haus

Die Fremde in Agnes Haus

Stayhungry

Es war schon ein eigenartiges Bild, wie sie da an ihrem Schreibtisch saß und am Bildschirm konzentriert die Monatsabrechnung prüfte, so in schwarz-hellrotem Lederkorsett, Tanga und hohen Schaftstiefeln. Doch das war gewissermaßen ihre Berufskleidung. Zwar erschien sie manches Mal auch einfach im schlicht-eleganten Kostüm, aber wenn eigene Termine in der Betreuung ihrer Klienten anstanden, zog sie es vor, sich den Erwartungen und Sehnsüchten entsprechend und anregend zu kleiden. Und sie gefiel sich in dieser Art Bekleidung, verstand es, ihren Reiz hervorzuheben und zu unterstreichen.

Diesen geübten Blick und den sicheren Griff hatte sie natürlich auch in den edlen Boutiquen der Innenstadt, nur unterschied sie sich dort nicht so sehr von den gelangweilten Gattinnen und Geliebten abwesender Erfolgsmenschen und den von Termindruck geplagten Karrierefrauen.

In ihrer eigenen verborgenen Welt jedoch setzte sie die Maßstäbe und erntete reichlich Anerkennung für Auftreten und Handeln.

*

Sie fühlte sich wohl in ihrem Beruf, auch wenn manche sie schief ansahen dabei.

Ihr Haus, in dem die Betuchten und wirklich Einflussreichen aus- und eingingen, brachte so viel Geld, dass der übliche Mist des Milieus nicht erforderlich war. Es stellte eine Investition seiner Betreiber in ein legales Standbein dar. Genaueres wollte sie gar nicht wissen. Sie war als Geschäftsführerin fest angestellt mit attraktiv ausgestaltetem Vertrag und im Hause selbst wie auch in seinem Umfeld herrschte Ruhe, was darauf schließen ließ, dass es von den wirklich Großen des Gewerbes betrieben wurde. Für den Fall, dass hier mal durchgeknallte Kriminelle den Laden übernehmen wollten, hatte sie aber ihr Konto bei einer Züricher Bank und ein Depot auf den Kayman lslands.

Frau wußte ja nie.

*

Sie selbst war mehr der Weiblichkeit zugeneigt. Aber sie konnte die Intimität mit einem Mann durchaus genießen. Entscheidend war immer die ehrliche Begegnung zweier Menschen. Es war ihr oberstes Gebot, auf jeden Menschen, der durch diese Pforten schritt, mit ehrlichem Interesse einzugehen, ihm und ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und zu einem echten Gewinn werden zu lassen.

Das größte Kunststück ihrer Arbeit war aber nicht diese psychologische Aufgabe, sondern die nüchterne Terminplanung, das geschickte Arrangement des Zusammentreffens von Menschen, die zueinander passen könnten, die Gewährleistung eines bunten Völkchens in diesem Tempel der Lust, wo doch alle von Verpflichtungen gefesselt und von Terminen gehetzt sich nur schwerlich flexibel in den Dienst ihrer eigenen Bedürfnisse stellen konnten.

Eine Institution wie diese am Laufen zu halten — und von den üblichen Bedrohungen freihalten zu können — erforderte gewaltige finanzielle Mittel, die es von den Klienten einzufordern galt. Das war grundsätzlich kein Problem und auch erfolgreiche Frauen waren durchaus bereit, dies entsprechend zu honorieren. Aber für Agnes war es nicht leicht, immer den Erwartungen auch ein geeignetes Angebot zuzuführen.

Zuallererst waren ehrliche Lust und Befriedigung Garanten des Gelingens und weniger die in souveräner Professionalität erzeugte Illusion einer niveauvollen und tabulosen Befriedigung als selbstverständlicher Freizeitgestaltung.

Natürlich kam sie nicht umhin, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines exklusiven Escort-Service zu engagieren, um in Phasen eines schwächeren Publikumsandrangs ein reges Treiben zu gewährleisten. Das konnte aber heikel werden, denn Aufrichtigkeit ihren Klienten gegenüber war ebenso wichtig wie die selbstverständliche absolute Diskretion, und wenn dem einen solch beruflich bedingtes Interesse er an der lustvollen Vereinigung gar den Genuß des Geschehens erleichtern mochte, reagierte mancher andere sensibel auf das Fehlen einer echten Faszination am gemeinsamen Tun.

Immer wieder tauchten bei ihr gerade junge Frauen auf, die sich das Ganze nicht leisten konnten. Sie versuchten dem deprimierenden Angebot von Bier trinkenden Fußballfans oder selbstverliebten Jungkarrieristen mit Aktiendepots zu entrinnen, deren einzige erotische Kreativität darin bestand, gelegentlich die niveaulosen Sauereien aus dem Internet nachzuvögeln. Sie entflohen der Trostlosigkeit ihrer örtlichen Anmachlokale, weil sie nicht schnell zu stadtbekannten Thekenschlampen abqualifiziert werden wollten, nur weil sie das Abenteuer suchen, und sie mieden den Mief billiger Swingerclubs, weil es das dort eben auch nicht zu finden gab. Hier bei ihr aber wurden sie mit ihrer ehrlichen Neugier, ihrer ungebändigten Lebensenergie, ihrem ungestillten Hunger nach ungezügelter Leidenschaft zu Stars, zu ungekrönten Königinnen, zu Göttinnen der Lust.

Wenn sie merkte, wie sie aufblühten und süchtig wurden nach diesem Kick, dann gewährte sie ihnen freien Zutritt. Nur in ganz seltenen Fällen wagte sie den Schritt, eine Anstellung oder eine Anwesenheit auf Honorarbasis anzubieten, denn die meisten würden dann tief verletzt das Feld räumen.

Vielem wohnte sie bei. Ihre Anwesenheit war überall geduldet. Sie war Gewähr für einen angenehmen Aufenthalt, Versprechen ungeglaubter Erfahrungen und sehnsüchtig herbei gewünschte Göttin für die Vereinigung. Auf sie hatte niemand ein Recht und nur ihre eigene Lust ließ sie zur Tat schreiten. Das Wissen um ihre Anteilnahme am Geschehen war vielen besondere Krönung im Erleben. Das war wunderschön und manchmal wählte sie sich einen Mann, der sie tief begehrte oder eine Frau, die sie durchschaute und erhörte.

Und in fast jedem interessanten Arrangement, das in ihren Wänden stattfand, liebte jemand, der ihr vertraut war und ihr im Nachklang der intensiven Erlebnisse lebendigen Bericht erstattete.

Die Sitzgruppe in ihrem Büro glich mehr Beichtstuhl oder Couch eines Psychoanalytikers als der Schaltzentrale eines Sündenpfuhls. Manchmal glaubte sie, sie taten dieselbe Arbeit, nur waren sie dort einen Schritt weiter. Sie mußte die Menschen nicht mehr groß zur Befreiung und dem Eingeständnis ihrer tiefsten Bedürfnisse ermutigen. Sie mußte ihnen Wege eröffnen, es zu tun, ihnen raten, was sie damit anfangen sollten.

Das konnte sie wirklich perfekt.

Und heute war so ein besonderer Tag für eine besondere Begegnung.

*

Seine Frau hatte ihn verlassen.

Unter vielen Tränen war ihnen klar geworden, dass sie kein Paar als Mann und Frau mehr waren, innige Freunde, deren seelische Nähe keine sinnliche mehr war. Sie verstanden sich gut, trafen sich oft und stets überkam ihn das Verlangen nach ihr, der unverändert heiß Begehrten, der Verlorenen, die doch noch so unauslöschlich in ihm wohnte. Er mühte sich, dies zu verbergen und sie konnte lesen in ihm wie einem offenen Buch. Jeder Abschied war schmerzhaft und doch bittersüß, die Hoffnung und Freude auf ein Wiedersehen bei beiden unterschiedslos. Der Versuchung weiterer Versuche gaben sie sich hin und scheiterten wiederum - eine Liebe, für die es keine Regeln und Vorbilder gab, die in der Ferne die Sehnsucht, in der Begegnung die Freude und in der Nähe den unbezähmbaren Drang zur Freiheit gebar, ihre ganz ihnen eigene Liebe eben.

Er kam in gewissen Anständen zu Agnes, um sein Leiden am Verlust aller geliebten Menschen sinnlich und lustvoll abzubüßen. Da war er nicht der Einzige, und auch nicht der Einzige, dem es finanziell echt etwas abverlangte, sich diese Freiräume, das Eintauchen in eine andere fremde Welt zu leisten. Aber wie viele andere scheute er nichts mehr als die Aura des Milieus, dem sein krimineller Hintergrund unschwer anzusehen war mit seinen gequälten Svetlanas und sonstigen Opfern unmenschlichen Menschenhandels. Ohne die von ihm und Agnes gleichermaßen geliebte Tina hätte er den Weg zu ihr nie gefunden.

Er lag in ihren Armen und erleichterte sein Herz von dem außergewöhnlichen Ereignis der letzten Stunden, obwohl sie doch dabei gewesen war. Sie hatte von Anfang an gewusst, wie sehr ihn dieses Erlebnis bewegen würde, und sich die Nacht für ihn frei gehalten. Schließlich hatte sie ihn in diese Lage gebracht.

Es war das außergewöhnlichste Ansinnen, das je an sie herangetragen worden war und ganz gegen ihre sonst übliche Praxis hatte sie sofort abgelehnt. Dabei handelte sich nicht um jene verwerflichen Dinge, deren Strafbarkeit jeder halbwegs vernünftige Menschen uneingeschränkt bejahen wird, solches wagte ihr gegenüber keiner zu äußern. Aber menschlich war es heikel.

*

Agnes brachte ihn in den Raum der Zeremonie. Er trug eine Maske, die sein Gesicht zu zwei Dritteln bedeckte und das allein irritierte ihn, denn Anonymität und bedrohliche Atmosphäre waren seinem lustvollen Empfinden abträglich. Nur der symbolischen Augenmaske konnte er einen ästhetischen Nutzen abgewinnen, erinnerte sie ihn doch an die heiteren Kostümfilme seiner Kindheit wie auch an den Esprit des venezianischen Karnevals. Aber heute sollte er unkenntlich bleiben.

Im persönlichen Vorbereitungsraum hatte er sich pflegen und verwöhnen lassen, dass er zunächst fast glaubte, in dieser wohligen Entspannung zu animalischen Begierden nicht mehr fähig zu sein. Aber dann schnürten ihn Petra und Layla in enge, lederne Beinkleider, die den Bereich des Schritts von der Gürtelschnalle vorne bis zum hinten zum Bund frei ließen. Um Glied und Hoden legten sie ein Ledergeschirr, das allein schon anregte. Bei voller Erektion würde es sein Gemächte mit festem Griff umfassen, stimulieren und seine Ausdauer verlängern.

Petra und Layla führten die nackte Dame an Edelstahlketten, die mit Ledermanschetten an ihren Handgelenken befestigt sind, gemessenen Schrittes in den Lusttempel. Um den Hals trug sie ein ebensolches Band mit Metallösen, das wohl der weiteren Fesselung diente. Eine schwarze, fest über ihre Augen gezogene Binde verwehrte ihr jeden Blick und teilte ihren blonden Lockenschopf. Ihre Klitoris umfasste eine mit Latex überzogene Klammer an einer Edelstahlkette, die sich unter der Brust in zwei Enden aufteilte und zu den Brüsten mit gleichartigen Stimulantien führte. Die atemberaubend hohen Absätze ihrer Lackschuhe zwangen sie in eine makellose Haltung und die Muskeln ihres Unterleibes waren darin zu ahnen in ihren Enge verheißenden Kontraktionen.

Petra und Layla lenkten sie vor seinen Sessel und drückten sie auf die Knie, indem sie ihr die gestreckten Arme hinter ihrem Rücken nach oben führten. Sie leistete keinerlei Widerstand. Ihr Gesicht befand sich zwischen seinen weit gespreizten Schenkeln, seine Erregung ragte steil auf vor ihr. Sie zog die Luft tief durch ihre Nüstern. Sie folgte dem Geruch nach vorne und suchte mit geöffnetem Mund sein Geschlecht. Ihre Lippen fanden seine Hoden und ihre feuchte Zunge begann ein wunderbares Spiel. Sie mühte sich, ohne Hände seine Hoden in den Mund zu saugen und verwöhnte ihn eine kleine Ewigkeit. Fast wünschte er, dieses ansonsten herrliche Geschirr los zu sein, damit ihr auch das letzte Fleckchen glatt rasierter Haut zur Verfügung stünde. Dann wanderte sie züngelnd nach oben, stülpte ihre Lippen über seine Eichel und umspielte sie mit ihrer talentierten Zunge. Hätte sie doch nur verkehrt herum auf ihm gelegen, dann hätte sie ihren unteren Rand vollständig umkreisen können, was ihn am meisten erregte, während er ihre nasse Spalte saugte.

 

Aber ein frühes Ziel zu reichen wäre gerade heute fatal gewesen. Die beiden Priesterinnen schienen die Gefahr des Augenblicks zu ahnen und zogen sie an ihren Ketten zurück. Die willige Stute verstand den Befehl der Zügel und richtete sich, noch immer kniend auf. In diesen kurzen Moment der Ruhe, sah er sie zum ersten Mal genau an ohne durch sinnliche Empfindungen abgelenkt zu sein. Sie war keine makellose Schönheit, ihre Brust nicht mehr ganz fest, aber ihre Ausstrahlung in dieser Pose der vermeintlichen Hilflosigkeit voller Kraft und Würde. Sie wußte um den Blick, der auf ihr ruhte und sie begegnete ihm erhobenen Hauptes.

Dann wurde ihr bedeutet, sich zu erheben, und sie ließ sich an den Tisch vor seinem Sessel führen. Er war mit Polstern aus schwarzem Samt überzogen. Die beiden Damen schlossen die Ketten an seitlich angebrachten Metalösen an und befestigten weitere Ketten an ihrem Halsband. Das ließ ihr zwar noch ausreichend Raum für Bewegungen, zwang sie aber in eine leicht gebückte Stellung. Er merkte, wie ihre Erregung zunahm. Unruhig warf sie den Kopf in den Nacken, lotete den Freiraum in ihren Ketten aus, ohne sich ihnen zu widersetzen, eine Wildkatze, erregt, willig, sehnsüchtig. Die Beine weit gespreizt zu diesem wunderbaren, auf den Kopf gestellten V, drängte sie ihm ihren Unterleib entgegen, überdehnte ihre Backen, offerierte ihren Anus und die verquollene, erregt gerötete Pracht ihrer Lippen, in ihrer symmetrischen Physiognomie das Zentrum seiner nun qualvollen Begierden. Er wollte sie bespringen. aber auch den Anblick nicht aufgeben, den Moment in die Ewigkeit ausdehnen.

Unruhig suchte sie die beste Position, dann gab sie ihrem Drang freien Lauf. Ein kräftiger gelber Strahl entsprang ihrem Geschlecht, obwohl sie ihre Scham nicht mit Hilfe der Finger teilen konnte, lange anhaltend, dann ein wenig nachlassend, in mehreren Schüben noch einmal anschwellend, um dann tröpfelnd zu versiegen.

*

Agnes hatte seine ihm liebsten pornographischen Szenen vereint in dieser unwiderstehlichen Szenerie der Verlockung. In der einen stand in einem weiten leeren Raum eines Abbruchhauses eine nackte junge Frau in hohen Schuhen auf ein Fensterbrett gestützt und urinierte. Die Kamera, und mit ihr der Betrachter, erkundete ihren entspannten Gesichtsausdruck, ihre Glocken, ihren Spalt, den Strahl, ihre Pose. In der zweiten führten zwei erotische Grazien in hohen Lackstiefeln eine phantasievoll unterjochte Dame mit besagten Klammern zur rituellen Unterwerfung, der im Übrigen keinerlei Schmerz oder Gewalt innewohnte, sondern die einer ausgeklügelten Choreographie der Exhibition und den ganzen Körper umfassenden Betreuung, Verwöhnung, in Ekstase mündenden Erregung folgte.

*

Nachdem sie sich erleichtert hatte, verharrte sie in der Pose der willigen Empfänglichkeit und wandte ihren Kopf in stummer Frage zurück über ihre Schulter, eine instinktive Geste, denn ihren Augen war im Dunkel der Binde jedes Erkennen verwehrt.

Agnes nahm ihn bei der Hand und bedeutete ihm aufzustehen. Es war soweit. Mit weichen Knien trat er an sie heran. Agnes und Layla überdeckten seinen Körper mit ihren Händen und Küssen, Agnes biss ihn in den Nacken, Petras Fingernägel zogen krallengleich seine Wirbelsäule entlang hinunter zu seiner Pofalte. Dann wanderte ihre Zunge denselben Weg nach unten und drang in seinen Anus. Er erschauderte unter den Wellen der Lust, heiß und kalt, benommen, mit nicht mehr steigerungsfähiger Härte in seiner Erregung. Petras Zunge ließ ab und ein Stimulator wanderte in seinen After, drückte auf seine Prostata.

Der intensive Geruch ihrer Muschi zog ihn geradezu nach unten. Sie war läufig, das war unverkennbar zu riechen, ihre geschwollenen Lippen drängten sich ihm entgegen, sein Mund fuhr wild durch ihr Geschlecht und die Pofalte, er leckte ihren Anus, und trank ihren tropfenden Geschmack in seiner wilden Mischung aus süß verführendem Duft und strenger, bizarrer Provokation. Dann trieben ihn die ihn umfangenden Hände hoch, fassten sein Glied und seine Hoden und führten ihn in sie, in ihre sehnsüchtige, willige, heiße Enge. Er hatte keine Sinne mehr für irgendeine zarte Regung und stieß heftig, heftig, heftig in sie und sie schrie ihre wilde Lust mit jedem Stoß hinaus. Er kam schnell und heftig und spritzte seinen über Tage angesammelten Samen tief in ihre Grotte. In räumlich kleinen Stößen drückte er alles aus seinen Hoden in sie und die assistierenden Damen unterstützten seinen Erguß, indem sie den Schaft seines Gliedes massierten, bis ihm jegliche Härte entschwunden war.

Schwer keuchend stand er so hinter der begatteten Frau, die erschöpft auf die Polster gesunken war, hatte noch seine Finger in ihre Pobacken nahe ihren Hüften gekrallt, wollte nicht aus ihr weichen, da ihre Muskeln noch den letzten Tropfen aus ihm zu saugen schienen. Doch der traurige Moment des Entgleitens ließ sich nicht mehr verzögern.

Er ließ sich in den Sessel fallen, und Agnes setzte sich auf die Lehne und drückte seinen Kopf an ihre Brüste. Danke, hauchte sie und küsste ihn auf den Mund. Petra und Layla lösten die Ketten der Frau und führten sie nochmals vor ihn. Sie kniete sich hin, liebkoste seine Hoden und sein Glied, leckte den letzten Tropfen seines Samens von ihm. Dann suchte ihr schmutziger Kuß seine Lippen. Danke, Fremder, hauchte auch sie. Er war den Tränen nahe, hätte ihr am liebsten die Binde von den Augen und sich die Maske vom Gesicht gerissen, aber die beiden Regieassistentinnen zogen sie wieder hoch und Agnes hielt ihn fest.

Die Dame wurde wieder zum Tisch geleitet, legte sich mit dem Rücken auf ihn und wurde dort wieder angekettet. Ihr Unterleib ragte knapp über den Rand des Tisches, ihre Schenkel waren hochgezogen und seitlich gehalten von Fußfesseln.

Es ist jetzt besser, wenn wir gehen, meinte Agnes und er gehorchte ihr, denn nun kamen fünf Männer durch die Türflügel, gesichtslos wie er und strebten ihrem Ziel zu. Im Blick zurück konnte er noch erkennen, wie sie sich um sie scharten, ihre Hände sie streichelnd bedeckten und der erste in sie drang.

Sie alle würden sie nun begatten und niemand würde wissen, wessen Frucht sie trägt, sollte das Vorhaben gelingen.

Die Unbekannte hatte zuvor noch eine ausgedehnte Liebesnacht mit ihrem Mann verbracht und beide waren gewiß, dass alles an ihrer Liebe etwas Besonderes war.

*

Nach einigem Zögern hatte er eingewilligt. Er hatte einen neuen HIV-Test machen lassen und versprochen, niemals Ansprüche geltend zu machen. In gleicher Weise hatte Agnes den Rest dieses halben Dutzends von Männern ausfindig gemacht, die alle dem Wunsch dieser Frau nach einem Kind zu dienen bereit waren.

Agnes war lange ablehnend gewesen, hatte dies ein unmögliches Ansinnen genannt und ihr die medizinische Samenspende empfohlen. Aber die Bittstellerin hatte ihr klar machen können, dass sie sich erst wieder in die Kälte der Reproduktionsmedizin begeben wollte, wenn auch diese Orgie erfolglos wäre. Auf Agnes lag die unermessliche Last, Männer zu finden, die einen sensiblen, mitfühlenden Charakter haben und dennoch ein solches Wagnis eingingen, denn ihr traute die Frau zu, diese Wahl zu treffen. Das könnte ein medizinisches Labor niemals leisten. Die menschliche Dimension ist dort nicht vorgesehen.

Weil sie und ihr Mann sich all das für sich wünschten, kam weder die anonyme Gelegenheit eines One-Night-Stand noch eine diskrete Affäre im Bekannten- oder Kollegenkreis in Frage. Also hatte Agnes eingewilligt. Ein bisschen wäre das dann auch ihr Kind. Bei allem Magendrücken gefiel ihr die Gedanke.

Das geliebte Kind, dessen Geburt er beiwohnen durfte, Frucht eines anderen, war ihm genommen worden, ein eigenes war ihm nicht vergönnt. Er würde nicht suchen nach seinem Kind — wenn es denn überhaupt so kommen sollte. Vielleicht würde er eines Tages vor ihm stehen, seinem unbekannten Sproß, wie in „Heart‘s All I wanna do is make love to you“ wo es am Ende heißt: „When he saw his own eyes“ - dass er eine Tages in seine eigenen Augen blicken würde. Die Aussicht auf diese Möglichkeit reichte ihm, um ein bisschen glücklich zu sein.

*

Stumm war er nach diesem Bericht. Er lag in Agnes‘ Armen und mit dem Ende der Worte überzog Müdigkeit seine Augen. Fast hatte sie das Gefühl, Tina wäre nicht tot, sondern wieder bei ihr. In seiner milden Wildheit war er das Pendant zu ihr, ihrer größten Liebe. Er und sie hatten nicht zueinander gefunden, wo sie einander doch so nah gewesen waren. Und er und Agnes hätten sich nie in ihrer eigenartigen Freundschaft vereint, wenn nicht sie post mortem ihre verbindende Klammer gewesen wäre.

Agnes und Tina aber hatten eine Liebe gehabt, die so einzigartig war, dass nur der Tod sie trennen konnte. Dieser innige Moment brachte unerwartet mit Urgewalt alles zurück, was sie verloren hatteAgnes Tränen wurden zu einem Strom und schüttelten sie in heftigen Krämpfen. Er hielt sie fest im Arm, stumm und ließ sie nicht mehr los, bis sie endlich erschöpften Schlaf fand.

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