Fremdpoppen zur Mittsommernacht

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Fremdpoppen zur Mittsommernacht

Fremdpoppen zur Mittsommernacht

Susi M. Paul

»So ein Kasperltheater«, schimpfte ich vor mich hin, während ich mich in dem lächerlichen Bettbezug durchs Unterholz schlug. Das Schnittchenkraulen von Paul kurz vorher am Feuer war echt effektiv gewesen. Dazu hatte mich eine solche Aufregung erfasst, dass ich ein paar Mal mal das alte Leinen zwischen meine Beine stopfen musste, um die Überschwemmung in den Griff zu kriegen. »Warum veranstalten wir bloß diese blöde Zeremonie, wenn wir die Jungs auch gleich hätten vernaschen können?«, grummelte ich immer noch, als ich endlich die Lichtung vor mir hatte. »Für eine so einfache Sache so einen Riesenaufwand betreiben!« Dabei hatte alles ganz anders, vor allem ganz harmlos angefangen.

»Kennt ihr eigentlich den Mittsommernachtstraum?« Das war eine Woche vorher gewesen, der erste richtig warme Junisamstag. Unsere Nachbarn Steffi und Norbert hatten spontan die diesjährige Poolsaison für eröffnet erklärt. Zu sechst lagen wir kreuz und quer im Gras herum und ließen unsere winterbleichen Heldenbrüste und Wonnebusen in der Sonne brutzeln. Ritas Frage fiel in eine Phase der entspannten Schläfrigkeit, weil wir schon ein paar Weizen intus hatten.
»Den Wallander, wo irgendwie alle abkratzen?«, lallte mein Göttergatte.
»Ach was! Ich meine den Shakespeare, der gut ausgeht, du Kunstbanause!«, kam es postwendend zurück. »Der Karl und ich, wir waren doch am Mittwoch im Theater«, prahlte sie, während ihr zur Kultur verdammter Gemahl die Augen verdrehte. »Und da gibts die wunderschöne Szene im Wald. Die mit den Elfen und Geistern. Da hab ich mir gedacht, wir könnten doch auch Mittsommernacht feiern. Drüben im Auwald. Auf der Lichtung.«
»Da, wos beim Wallander die Toten gegeben hat?«
»Du Paul, sei doch nicht immer gleich so negativ!«, mischte sich Steffi, die Hausherrin, mit ihrem unnachahmlich didaktisch-diktatorischen Habitus ein. Ihr Tonfall und die Art, wie sie sich da barbusig vor uns aufbaute, machten deutlich, dass weitere Diskussionen überflüssig waren. Sie hatte Ritas Vorschlag angehört, für gut befunden und beschlossen, die Umsetzung in die Hand zu nehmen. Wir würden miteinander im Wald feiern, komme, was da wolle.
Mit Mühe konnte Norbert seiner Frau noch abringen, dass wir dort keinen nordischen Mittsommer begehen, sondern ein heimisches Johannisfeuer anzünden würden. Zumindest ein kleines, gemütliches Lagerfeuer, denn den Wald wollten wir ja doch nicht abfackeln. Die Männer waren es damit zufrieden und konzentrierten sich fürderhin auf die komplexe Aufgabe, bei zunehmendem Alkoholisierungsgrad das verschüttungsfreie Füllen der Gläser zu gewährleisten.
Für uns drei Mädels hingegen holte Steffi einen Prosecco aus dem Kühlschrank und rief zum Brainstorming. Ich schielte neidisch zum Bierkasten und zur deutlich unterhaltsameren Gesellschaft rüber, aber meine Geschlechtsgenossinnen kannten keine Gnade. Nur wer selbst organisiert, bestimmt, so lautete eine von Steffis Lebensweisheiten, und denen pflegte sich Rita meistens vollinhaltlich anzuschließen. Nach der zweiten Flasche von dem schlabbrigen Gesöff hatten wir, beziehungsweise Steffi, die groben Linien geplant: den Transport von Holz und Matratzen, die Auswahl der Fressalien, die Verantwortlichen für das Bier und die sonstigen lebensnotwendigen Ingredienzien einer solchen Fete.
Weil sie wegen des blasentreibenden Effekts größerer Mengen von Weißbier so oft pinkeln mussten, waren die Jungs dazu übergegangen, gleich die Badehosen wegzulassen. Steffi und Rita hatten sich irgendwann dem guten Vorbild angeschlossen, und als ich mich nach getaner Arbeit ins Wasser stürzte, blieb aus mir unerfindlichen Gründen auch mein Bikiniunterteil auf der Strecke.
Als ich zurückkam, waren die beiden dazu übergegangen, tiefschürfende Überlegungen darüber anzustellen, ob eine Frau die sexuellen Kapazitäten ihres Liebhabers anhand objektiver Kriterien messen kann. Länge, Umfang, Steifheitsgrad und Durchstehvermögen des Schwanzes wurden in Betracht gezogen, ausdiskutiert, verworfen und wieder neu in Betracht gezogen. Gegen Ritas Vorschlag, Einfühlsamkeit, Sensibilität und ähnliche Dinge mit einzubeziehen, zog Steffi zu Felde: das seien Kategorien, die keinesfalls einer intersubjektiven Überprüfung standhielten. Mein Beitrag zu diesem Thema war kurz und unakademisch: »Entweder er schaffts, dass ich komme, oder er schaffts nicht. Fertig.«
Meine Freundinnen schauten mich entgeistert an. »Du, Susi, meinst du nicht, dass das ein bisschen unterkomplex und platt ist?«, warf Steffi ein.
»Platt vielleicht, aber als Kriterium bedenkenswert«, nahm Rita ausnahmsweise mal meinen Faden auf. Dann legten beide eine lange Denkpause ein. Schauten mich an. Schauten reichlich indiskret auf meine poolnasse Möse. Warfen einen noch indiskreteren Seitenblick rüber auf den so verlässlichen Spender meiner Lüste. Doch der signalisierte in diesem Augenblick eher einen gelassenen Ruhezustand. Schließlich fragten sie fast gleichzeitig: »Und der Paul, der schaffts?«
»Na ja... Also ich meine... Wie soll ich sagen... Ja klar. Freilich schafft ers. Er ist gut. Richtig gut. Finde ich jedenfalls. Obwohl... Na ja... Ich kann ja nicht beurteilen, wies euch mit euren geht. So vergleichsmäßig.« Angesichts meines Rumgestammels ging die nächste halbe Stunde drauf mit dem Versuch der Beantwortung der Fragen: Was ist ein weiblicher Orgasmus? Wie kann frau ihn messen: quantitativ, qualitativ und komparativ?
Wir gingen da streng empirisch vor, mit zahlreichen Beispielen aus unserer ureigensten und reichen Erfahrung. Doch kaum waren wir einer Antwort nähergekommen, folgten fast notwendigerweise die nächsten, noch weitergehenden Fragen: Ist ein Orgasmus denn alles? Bin ich wirklich befriedigt? »Jetzt nicht im Sinne von ob wir, Steffi, Susi oder Rita, von unseren Liebsten wirklich umfassend beglückt werden«, sah sich Steffi bemüßigt zu erklären, »sondern eher abstrakt im Sinne von ob und wie die Frau an sich sich befriedigt fühlt.«
Ich klinkte mich eine Weile aus der Debatte aus, was die beiden nicht anfocht. Sie wägten diese wahrlich fundamentale Problematik des Langen und des Breiten als des Pudels Kern allen Sprechens über weibliche Sexualität ab. Wie ich sie so hörte, überkam mich ein leiser Verdacht. Dass sie nämlich trotz aller gegenteiliger Versicherungen dabei weniger an den Frauen im Allgemeinen als an ihrer eigenen Zufriedenheit interessiert waren. Oder eben an leichten Zufriedenheitsdefiziten, die sie vielleicht ab und zu hatten, ohne es zugeben zu wollen. Doch ich hütete mich, das anzusprechen. Steffi jedenfalls spendierte die dritte Flasche Prosecco.
Irgendwann begannen die beiden zu grübeln. Wobei das Grübeln zugegebenermaßen nicht unbedingt mit der ehelich-geschlechtlichen Füllung und Erfüllung zusammenhängen musste, die ihnen Norbert und Karl angedeihen ließen. Es könnte auch etwas mit dem perlenden Wein zu tun gehabt haben, der deutlich Wirkung zeitigte. Rita jedenfalls war minutenlang geistig abwesend und liebkoste ihre Clit. Steffi stierte auf die baumelnden Klöppel der Biervernichter hinüber. Und so kam dann eins zum anderen. Am Ende wussten wir nicht mehr, was wirklich den Ausschlag gegeben hatte: die wissenschaftliche Neugier, ein unterschwelliges, möglicherweise ganz unberechtigtes Gefühl, dass uns im ehelichen Trott doch etwas entgangen sein könnte, oder schlicht und einfach der Suff.
Und so könnte ich auch nicht mehr beschwören, wer letztlich den Spruch von der »Fremderfahrung als Ermöglichung eines Ausgleichs potentieller Einseitigkeiten in an und für sich gelingenden Sexualbeziehungen« in die Diskussion eingebracht hat. Dass ich es war, die das so schön zupackend formuliert hat, würde ich natürlich immer abstreiten. Aber es könnte selbstverständlich sein, dass mein Erinnerungsvermögen wegen der fatalen Kombination von Bier und Prosecco da etwas verdrängt hat.
Wie dem auch sei. Auf einmal stand ein neues Thema im Raum. Das von einem von allen Beteiligten in freier Selbstbestimmung für gut geheißenen Mittsommernachtsfremdpoppen. Rita hatte es mit dieser Bezeichnung da hingestellt, und Steffi sah aus, als ob sie sich den Namen patentieren lassen wollte. Ich war zu besoffen, um an der weiteren Besprechung, insbesondere an der Planung der praktischen Aspekte teilzunehmen. Ich ging zu den Männern. Mit Widerspruch gegen eine weibliche Einmischung in ihr vom Bier beherrschtes Terrain war nicht mehr zu rechnen. Angesichts ihres Zustands setzte ich ihr freies Einverständnis zu meiner Anwesenheit einfach voraus.

Am nächsten Tag in aller Herrgottsfrüh, also so gegen elf, bekamen wir von Steffi persönlich eine dreiseitige und ordentlich durchstrukturierte Liste überreicht. In der wurde das Ob des einträchtigen Partnertauschs am Samstag darauf gar nicht mehr problematisiert. Dafür hatte unsere liebe Nachbarin umso detaillierter das Wie der Feier und vor allem des anschließenden Bäumchen-wechsel-dich-Spiels ausgeführt.
»Was, bitte, habt ihr euch denn dabei gedacht?«, stöhnte Paul und jaulte sofort vor Schmerz auf, weil seine eigene Lautstärke bei weitem das übertraf, was sein Kopf zu ertragen in der Lage war.
»Ich, gedacht?«, stöhnte ich zurück. »Bestimmt nichts. Außerdem kann ich mich an fast gar nichts mehr erinnern, seit ich zu euch rübergewankt bin. Klassischer Filmriss. Ich weiß nur noch, dass ich Durst auf ein Weizen hatte und dass ich euch meine Muschi vorgeführt habe, damit ihr eine Flasche rausrückt. Danach sehe ich nur noch Nebel. Mit der Planung von Teil zwei der Fete hab ich nichts zu tun.«
»Armes Unschuldslamm!«, brummte er, während er ein paar Tabletten einwarf und mir die Schachtel reichte.
»Typisch Steffi! Sogar eine Maskerade hat sie sich ausgedacht«, kommentierte ich die Liste so trocken, wie sich mein Hals anfühlte. »Aber wir müssen ja nicht mitmachen«, bot ich ihm an.
»Drei Tage Bedenkzeit?«, wich er wohlweislich einer Entscheidung aus.
Doch schon am Abend, als das Dröhnen unserer beiden Köpfe etwas nachgelassen hatte, kam er wieder darauf zurück, während er hingebungsvoll meinen klitschnassen Hügel streichelte: »Willst du wirklich einen anderen da rein lassen?«
»Willst du wirklich, dass eine andere ihn sich reinzieht?«, fragte ich zurück, während ich zärtlich das Bändchen unter seiner Eichel kitzelte.
»Eigentlich«, »warum nicht«, »könnte doch«, »vielleicht«, »ganz nett«, stotterten wir vor uns hin, während wir uns aufeinander stürzten, um unsere sexuellen Kapazitäten zu überprüfen. Mit allerbestem Erfolg, fand ich, ganz objektiv gesehen, nach meiner Maßeinheit.
»Wir könnten doch ein Sicherheitsventil einbauen«, schlug Paul vor, ohne davon abzulassen, meine sich immer noch windende, nachorgasmisch aufgewühlte Höhle zu kraulen.
»Was schwebt dir da vor?«, spottete ich, nachdem mein Erregungsniveau Normalmaß erreicht hatte. »Willst du mir einen ferngesteuerten Keuschheitsgürtel umhängen? Oder willst du als Anstandswauwau mit unter die Decke schlüpfen?«
»Na ja, ich hab eher an ein geheimes Zeichen gedacht. Ich kneife alle Frauen ins linke Ohr. Daran erkennst du mich, und wenn du im letzten Moment abspringen willst, wählst du einfach mich fürs Poppen aus.«
»Einfalt, dein Name ist Mann!«, fiel mir dazu nur ein. »Glaubst du ernsthaft, der Verkleidungsspuk, den Steffi vorschlägt, hätte eine reale Funktion? Das ist doch nur Hokuspokus, um das Ganze etwas theatralischer zu machen. Glaubst du, eine Frau würde ihren Mann nicht unter einem dämlichen Bettbezug erkennen? Und selbst wenn, eure Schuhe würden euch auf jeden Fall verraten.«
Leicht trottelgesichtig schaute er mich an, so dass mir keine andere Wahl blieb, als ihn abzuknutschen. Er hatte offenbar wirklich gedacht, dass Steffi und Rita die Partnerwahl dem Schicksal überlassen wollten, und dass er den beiden ein Schnippchen schlagen könnte. Du meine Güte, das grenzte ja schon an unbedarfte Treuherzigkeit. Ich nahm mir vor, künftig besser auf den Naivling von meinem Mann aufzupassen.

Am Samstag ließ sich das Waldfest gut an. Wir stapelten ein bisschen Holz auf, verteilten die Matratzen drumherum, schmierten uns gegenseitig mit Antimückenmittel ein und vergaßen ob der Hitze, uns wieder anzuziehen. Bis die Sonne endlich unterging, hatten wir das Essen weithin verdrückt, und der erste Kasten Bier neigte sich seinem Ende zu.
Die Zeit, in der wir sechs dann reichlich nackt und reichlich eng aneinander gekuschelt ums Feuer standen und in die Flammen schauten, ging nicht folgenlos an uns vorüber. Neugierig streckten sich die geheimnisvoll beleuchteten Schwengel der Männer der Hitze entgegen. Langsam aber sicher zogen sie sich deshalb in die zweite Reihe zurück, »um euch ein bisschen den Rücken zu wärmen.« Von dort beobachteten sie über unsere Schultern hinweg das faszinierende Farbenspiel, das sich auf unseren Gesichtern, Busen und Bäuchen spiegelte.
Ganz vorsichtig zog Paul seine Kerze durch meine Arschspalte nach unten, ging hinter mir in die Knie, drückte mit seinen Händen meine Schenkel auseinander, betrachtete eine Weile meine Schnecke, die bestimmt im Gegenlicht glitzerte wie ein Bergsee bei Sonnenaufgang, und begann, sie sanft zu kneten.
Rechts hörte ich Steffis Stöhnen, das wohl damit zusammenhing, dass sie schon seit geraumer Zeit eine besondere Art von rhythmischem Hüftschwung vor dem dicht an sie gepressten Norbert praktizierte. Links von mir beugte sich Rita immer weiter vor. Zwei Hände, die aus dem Dunkel kamen, hielten sie an Brust und Fötzchen und bewahrten sie davor, in die Glut zu fallen. Und bestimmt war da auch noch eine andere, gut in ihr verankerte, aber von meiner Position aus leider nicht einsehbare Rückhaltevorrichtung.
»Fangen wir lieber an!«, riss uns Norbert aus der lustgespannten Erwartung und entzog Steffi gleichzeitig seinen Dübel, der sich in ihrem Döschen breit gemacht hatte.

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