»So ein Kasperltheater«, schimpfte ich vor mich hin, während ich mich in dem lächerlichen Bettbezug durchs Unterholz schlug. Das Schnittchenkraulen von Paul kurz vorher am Feuer war echt effektiv gewesen. Dazu hatte mich eine solche Aufregung erfasst, dass ich ein paar Mal mal das alte Leinen zwischen meine Beine stopfen musste, um die Überschwemmung in den Griff zu kriegen. »Warum veranstalten wir bloß diese blöde Zeremonie, wenn wir die Jungs auch gleich hätten vernaschen können?«, grummelte ich immer noch, als ich endlich die Lichtung vor mir hatte. »Für eine so einfache Sache so einen Riesenaufwand betreiben!« Dabei hatte alles ganz anders, vor allem ganz harmlos angefangen.
»Kennt ihr eigentlich den Mittsommernachtstraum?« Das war eine Woche vorher gewesen, der erste richtig warme Junisamstag. Unsere Nachbarn Steffi und Norbert hatten spontan die diesjährige Poolsaison für eröffnet erklärt. Zu sechst lagen wir kreuz und quer im Gras herum und ließen unsere winterbleichen Heldenbrüste und Wonnebusen in der Sonne brutzeln. Ritas Frage fiel in eine Phase der entspannten Schläfrigkeit, weil wir schon ein paar Weizen intus hatten.
»Den Wallander, wo irgendwie alle abkratzen?«, lallte mein Göttergatte.
»Ach was! Ich meine den Shakespeare, der gut ausgeht, du Kunstbanause!«, kam es postwendend zurück. »Der Karl und ich, wir waren doch am Mittwoch im Theater«, prahlte sie, während ihr zur Kultur verdammter Gemahl die Augen verdrehte. »Und da gibts die wunderschöne Szene im Wald. Die mit den Elfen und Geistern. Da hab ich mir gedacht, wir könnten doch auch Mittsommernacht feiern. Drüben im Auwald. Auf der Lichtung.«
»Da, wos beim Wallander die Toten gegeben hat?«
»Du Paul, sei doch nicht immer gleich so negativ!«, mischte sich Steffi, die Hausherrin, mit ihrem unnachahmlich didaktisch-diktatorischen Habitus ein. Ihr Tonfall und die Art, wie sie sich da barbusig vor uns aufbaute, machten deutlich, dass weitere Diskussionen überflüssig waren. Sie hatte Ritas Vorschlag angehört, für gut befunden und beschlossen, die Umsetzung in die Hand zu nehmen. Wir würden miteinander im Wald feiern, komme, was da wolle.
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