Freundinnen - Teil 4

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Freundinnen - Teil 4

Freundinnen - Teil 4

Olaf Hoffmann

19. Anja:

Die Erklärungen von Annette und Sonja schienen so weit plausibel, zumindest warum Annette Sonjas Bild geschickt hatte und sich scheute, ihre Behinderung zu offenbaren. Doch dann hörte der Spaß auf.
Wie hatte sie Sonja schicken können, um Michael zu vernaschen? Wie hatte sie ihn so täuschen können, wenn sie ihn wirklich mochte? Hatte sich die Situation irgendwie verselbständigt? Dummes Zeug! Sie hatten ein dummes Spiel mit ihm gespielt. Deswegen tat er mir sehr leid, auch weil ich ihn sehr mochte. Solch ein böses Spiel hatte er nicht verdient.
Ja, nach unserem Gespräch im Park fühlte ich mich noch mehr zu ihm hingezogen. Und muß sagen, daß ich mit Männern bislang nicht wirklich viel anfangen konnte.
Ich hatte Sex zwar mit bislang Zweien ausprobiert, es hatte mich aber nicht bewegt. In der Oberstufe des Gymnasiums war ich neugierig und wollte es probieren, doch es war einfach nur absurd, was der Auserkorene tat. Das war Biologie, keine Zuneigung, Paarung ohne Lustgefühl. Den zweiten lernte ich im Studium kennen. Er schien mehr zu versprechen, war einfühlsam, studierte Lehramt wie ich und irgendwie schienen wir zusammenzupassen.
Als wir es im Bett versuchten, paßte rein gar nichts mehr. Er versuchte allerhand, doch das machte es nur noch schwerer. Vielleicht lag es an mir, sah immer mehr einen Freund in ihm. Es klappte auf jeden Fall gar nichts und das machte ihm zu schaffen, zumal er sich wirklich viel Mühe gab. Meiner Meinung nach lag es auch eher an mir als an seinem Geschick und ich hätte kein Problem damit gehabt, einfach so mit ihm zusammen zu sein, doch er kam damit nicht klar. So war es dann alsbald auch mit unserer Freundschaft vorbei. Daraufhin ließ ich die Finger von solchen Beziehungen, ließ niemanden an mich heran, weder körperlich, noch gefühlsmäßig.
Das half mir sogar als Leherin in der Schule. Was ich wollte, war Respekt und Harmonie von den Schülern, keine Angst und kein Terror - und das erreichte ich gut. Das zentrale Ziel ist, Kinder zu mitfühlenden, selbständig denkenden Menschen zu erziehen. Zwar machte ich auf den ersten Blick nicht den Eindruck, mit pupertierenden möchtegern Machos und infantilen Machtspielen fertig zu werden, doch Kinderliebe war tief in mir verankert, aber bei mir lernten auch die Aggressivsten, Respekt zu zeigen. Letztlich ist es ja auch eher lustig zu sehen, wie die Kleinen versuchen, ihren dicken Kopf durchzusetzen. Man muß nur dafür sorgen, ernst genommen zu werden, sonst ist alles verloren.

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