Sonja stand oben auf der Leiter und rubbelte mit dem Fensterleder die letzten Schlieren trocken. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Haut. Es war verdammt anstrengend, die großen Fenster ihrer Altbauwohnung allesamt sauber zu bekommen. Doch als Belohnung spiegelte sich nun wieder die Frühjahrssonne in dem blanken Glas. Es war angenehm warm heute, eigentlich zu schade um die Wohnung zu putzen, aber es musste einfach sein.
Sonja war mit ihrem Peter vor einem halben Jahr zusammen gezogen. Und sie hatten sich ganz bewusst diese Wohnung mitten in der Stadt ausgesucht. Die hohen Zimmer mit den Stuck beladenen Decken waren geräumig und sehr hell, verbreiteten ein besonderes Ambiente. An die Anstrengungen, die damit verbunden sein würden, das Ganze sauber zu halten, hatten beide damals natürlich nicht gedacht. Sonja warf den Lappen mit einem Seufzen in den Eimer und kletterte von der Leiter.
Sie streckte ihre steifen Kochen in den wärmenden Sonnenstrahlen und schlurfte ins Nebenzimmer, in dem Peter ebenfalls auf einer Leiter stand und die Decke neu strich.
„Du solltest die Decke streichen und nicht dich anmalen“, flachste sie.
Mit dem selbst gebastelten Hut aus Zeitungspapier auf dem Kopf sah er schon recht komisch aus. Außerdem waren seine Sachen mit allerlei weißen Farbklecksen übersät. Man sah es auf dem ersten Blick: hier war ein blutiger Anfänger am Werk.
„Ich streich' dir gleich deinen süßen Hintern weiß an“, meinte er nur lakonisch.
„Hilfst du mir die neuen Gardinen aufzuhängen?“ kam sie gleich aufs wesentliche.
Sie wusste, wenn sie jetzt auf seinen Spruch einging, dann hätte sie über kurz oder lang einen großen, weißen Fleck auf ihrem Allerwertesten.
„Ich bin gleich fertig“, widmete er sich wieder dem Farbroller, „10 Minuten vielleicht noch.“
„Ist gut, ich warte drüben auf dich.“
Sie machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Wohnzimmer.
Die Sonne strahlte wirklich schon wohlig warm durch die geöffneten Fenster. Sonja griff nach der nur noch halb vollen Flasche Mineralwasser auf dem Tisch und leerte sie in einem Zug. Dann setzte sie sich kurzerhand auf den weichen Teppich, direkt in die Sonnenstrahlen. Ihren Rücken lehnte sie bequem gegen den Sessel, streckte ihre Beine weit von sich. Sie schloss die Augen und begann zu dösen. Peter würde schon noch eine Weile brauchen und solange würde sie eine kleine Pause machen. Sie hatte es sich schließlich verdient!
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