Frühlingserwachen

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Frühlingserwachen

Frühlingserwachen

Bärenpfötchen

Gerald und ich hatten den sonnigen Frühlingstag genutzt, um unseren Garten auf Vordermann zu bringen. Zwar war unser Grundstück nicht besonders groß, aber es dauerte doch seine Zeit, bis alle Beete gehackt, Blumen gepflanzt und Hecken beschnitten waren.
Während mein Mann noch zu unserem Nachbarn Karl auf die Terrasse gegangen war, damit sie nach getaner Arbeit zusammen ein Bier trinken konnten, hatte ich es vorgezogen, lieber ein wenig auf dem Sofa zu lesen und war über meinem Krimi eingeschlafen.

Ich erwachte davon, dass das Telefon klingelte, brauchte jedoch eine Weile, bis ich das Geräusch, schlaftrunken wie ich war, zuordnen konnte und ließ den Anrufbeantworter das Gespräch entgegennehmen. Der oder die Anruferin hatte scheinbar keine Lust, eine Nachricht zu hinterlassen und so schaltete das Gerät sich einen Moment später ab.
Etwas benommen ging ich in die Küche und ließ unsere Mrs. Senseo einen Becher Kaffee für mich aufbrühen. Auf dem Rückweg zum Sofa blieb ich einen Moment vor der großen Schiebetür stehen, die hinaus auf die Terrasse führte. Wir hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Mit etwas Glück konnten wir Ostern die Gartenmöbel aus dem Schuppen holen und draußen Kaffee trinken.
Nachdem ich meinen Kaffeebecher auf dem Wohnzimmertisch abgestellt hatte, drehte ich mir das 2-Sitzer-Sofa so herum, dass ich in den Garten sehen konnte und träumte vor mich hin.
Seit neunundzwanzig Jahren wohnten wir nun hier und viele unserer Nachbarn ebenfalls. Wir hatten miterlebt, wie die kleine Siedlung nach und nach entstanden war, hatten einander auf den Baustellen geholfen und so erste Kontakte geknüpft und miterlebt, wie die Kinder in den Nachbarhäusern aufwuchsen. Gerald und ich waren leider nicht mit Nachwuchs gesegnet worden, aber dieses Schicksal hat uns eigentlich nur enger zusammengeschweißt. Wir hatten uns mit der Zeit einige Träume erfüllt und viel von der Welt gesehen.
Eine Weile hat der Sohn seiner Schwester bei uns gelebt, denn Carina musste aufgrund einer Suchterkrankung einen längeren Klinikaufenthalt in Kauf nehmen. Obwohl wir Martin sehr gern hatten und er ein lieber Junge war, machte uns diese Zeit doch klar, wie sehr wir uns mit unserer Kinderlosigkeit arrangiert hatten.

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