Für alle Sinne

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Für alle Sinne

Für alle Sinne

Yupag Chinasky

Flor bringt die Getränke und auch noch einen Teller mit weiteren Häppchen, dazu Soßen und Salate. Wir essen zu dritt, schweigend. An den Nebentischen wird gelacht und gejohlt. Ein Paar ist schon verschwunden, das sind die ganz Schnellen, die nicht genug bekommen können, die ihren Einsatz unbedingt abfressen, absaufen und abvögeln müssen, eigentlich sind diese Männer problemlos, weil sie bald total erschöpft und müde sind und nur noch pennen wollen, natürlich neben und nicht mit ihren Gespielinnen. Diese langweilen sich dann die halbe Nacht. Ich mache einen Vorstoß, nehme eine Olive in den Mund und will sie Siggi in seinen schieben. Er ist indigniert, ich entschuldige mich. Ob er eine von Flor auf diese Weise nehmen würde. Er schweigt, wirkt unsicher. Flor hat sich schon eine in den Mund geschoben und diesmal klappt der Transfer. Siggi sieht wieder sehr zufrieden aus. Er hat mittlerweile vier Gläser mit Bier geleert, den angebotenen Champagner aber abgelehnt und fängt nun an zu schwitzen. Die Schweißperlen laufen ihm von der Stirn. Flor wische sie ihm mit einer Serviette ab. Er bedankt sich.

Dann ist auch schon der erste Gang beendet, die Musik, irgendetwas von Mozart wird unterbrochen, Louisa tritt vor das Büfett und verkündet, dass nun eine kleine Darbietung die Stimmung auflockern würde. Der erste Striptease des Abends beginnt. Eine Blondine mit tadelloser Figur in einem langen Abendkleid und mit einem luftigen Schal um den Hals tritt auf die freie Fläche vor den Tischen. Die Lichter werden gedimmt, ein Scheinwerfer bestrahlt die Schöne, laszive Musik setzt ein. Das Mädchen macht ihren Schönheitstanz nicht schlecht, sie hat sicher Kurse absolviert und geübt. Das Timing und die Synchronisation ihrer Bewegungen mit der Musik gelingen ihr sehr gut, allerdings schaut sie ziemlich starr, fast wie unbeteiligt aus der Wäsche. Ihr Clou, sie zieht das Kleid kunstvoll aus, dann den Mini-BH und den Mini-Slip mit vielen Verrenkungen und scheinbar vergeblichen Ansätzen, behält aber den Schal um den Hals. Den wickelt sie sich, während sie sich auszieht, so gekonnt um den Leib, dass ihre Blößen, der Busen, der Unterleib, ständig bedeckt sind. Man ahnt alles und sieht kaum etwas, nur das, was durch den leichten Stoff hindurchscheint. Es ist wirklich sehr gekonnt, wie sie das macht. Am Schluss, die Musik endet mit einem Stakkato, wirft sie den Schal mit einem Handgriff ab und steht nun ganz nackt vor der aufgegeilten Schar faszinierter Männer. Applaus, das Licht geht an, Louisa bittet, der Künstlerin doch bitte Bonuspunkte zu geben. Diese geht von Tisch zu Tisch und kassiert. Für sie hat sich der Abend gelohnt. Als sie am Ende der Sammeltour bei ihrem Tischherren eintrifft, nimmt der sie an der Hand und zerrt sie, nackt, wie sie ist, in Richtung Ausgangstür, geradewegs in Richtung Schlafzimmer. Allgemeines Gelächter, die Betroffene, piepst mit schriller Stimme irgendetwas, was nach Hilfe klingt, dabei lacht sie aber ziemlich vulgär.

Der zweite Gang wird eröffnet. Luigi der Koch hat einen Servierwagen mit chromblitzenden Behältern in den Saal geschoben. Es gibt Medaillons vom Rind, wahlweise eine Königinpastete, dazu Gemüse und Beilagen. Wieder schicke ich Flor und bleibe bei Siggi. Ob er nicht die Jacke ausziehen wolle, es sei heiß hier und außerdem bequemer. Ich selbst biete an, mein Kleid abzulegen, auch mir sei es zu heiß, was gar nicht stimmt. Er stimmt zu, beide ziehen wir uns aus, teilweise. Meine himmelblaue Unterwäsche ist durchaus raffiniert, sie zeigt mehr, als dass sie verbirgt. Meine Brustwarzen treten deutlich hervor, ich bin anscheinend sehr erregt, aber es ist nur ein Spezialdeo, das diesen Effekt zuverlässig hervorruft. Zwischen den Oberschenkeln sieht man nicht viel, keine Haare jedenfalls, ich bin, wie fast alle Frauen hier, rasiert und wir haben nun mal dort, was bei den Männern schwillt und steht nicht allzu viel anzubieten, was auffallen würde, ich schon gar nicht, eine schmale, harmlose Spalte. Meine ältere Schwester, die selbst auch dort gut proportioniert ist, vor allem einen sehr schönen Hintern hat, hat immer von dem Bleistiftstrich geredet und mich gehänselt, wie ich damit jemanden anmachen will. Trotzdem kann Siggi seinen Blick nicht von meinen Hotspots lösen, obwohl er den Bleistiftstrich nicht einmal ahnen kann. Mir ist seine platte Neugier schon fast ein wenig peinlich, andere machen das deutlich raffinierter. Dann kommt Flor zurück, sie balanciert drei Teller und drei Gläser auf dem Tablett und schaut mich erstaunt an. Nachdem sie alles verteilt hat, zieht sie sich mit einem Ruck das Kleid über den Kopf und hat nun auch nur noch ihre knappe Unterwäsche an, schwarz auf dunkelbrauner Haut. Sie hat eine wirklich süße Figur und diese Haut ist einfach wunderbar. Ich sage „que bella“, sie strahlt mich an und Siggi ist entzückt, vermutlich hat er mich jetzt abgeschrieben.

Kaum haben wir brav unser Rindfleisch aufgegessen und mit teurem Rotwein respektive Blaubeerwasser hinuntergespült, will Siggi ein neues Bier. Er sei Wein einfach nicht gewohnt, erklärt er, Bier schmecke besser. Nun bin ich wieder an der Reihe. Als ich zurückkomme, sitzen die beiden irgendwie komisch da, zwar nebeneinander, aber doch nicht so, wie man erwarten könnte. Siggi schaut düster vor sich hin. Flor ist anscheinend ratlos. „Que pasa?“, will ich wissen. „El no quiere que le toco“, er will nicht berührt werden, flüstert sie. Später sagt sie, sie hätte ihn nur ein wenig streicheln wollen, dort wo es die Männer am liebsten hätten, das wisse sie schließlich, sie sei weder Jungfrau noch dumm, doch Siggi sei richtig wütend geworden und habe etwas gesagt, was sie nicht verstanden habe, aber er wollte jedenfalls in Ruhe gelassen werden, das sei klar gewesen. Ein komischer Mann, findest du nicht auch? Bevor ich die Sache klären kann, kündigt Louisa an, dass jetzt gesungen und getanzt würde und dass dies eine prima Gelegenheit sei, auch andere Damen kennenzulernen. Das Licht wird wieder gedimmt, Conchita betritt die Bühne. Sie trägt eine weiße Bluse, die so raffiniert geschnitten ist, dass man ihre Brüste fast vollständig sieht, nur nicht die Brustwarzen, der Bauch und die Taille sind frei. Sie trägt einen langen, schwarzen Rock, der an den Seiten bis zur Hüfte eingeschnitten ist, bei jeder Drehbewegung sieht man die Beine bis zum Ursprung und sie dreht sich oft, diese Conchita. In ihren schwarzen Haaren steckt eine rote Rose. Die ersten Töne erklingen, dann setzt Conchita mit ihrer rauchigen Stimme ein, diese ist sehr suggestiv, geht unter die Haut, auch wenn man ihre spanischen Worte nicht versteht, weiß man genau, was sie sagen und man weiß, dass man diese Leidenschaft, dieses sexuelle Verlangen höchstpersönlich teilen kann, wenn man nur schnell genug ist.

Siggi will weder tanzen noch eine andere Dame kennenlernen. Er lässt eine gewisse Lola, eine große Ausgabe von Barbie mit unschuldigem lächeln abblitzen und auch meinen Vorschlag, doch ein Tänzchen mit mir zu wagen, ignoriert er, auch Flor passt ihm seltsamerweise nicht, obwohl sie sagt, dass sie für ihr Leben gerne tanze. Er hat etwas, aber was? Wie schauen zu dritt den anderen zu, die in der Mehrzahl leicht bekleidet und eng umschlungen dahin wogen. Viele Männerhände liegen auf Weiberärschen, Münder sind aufeinander gepresst, Beine zwischen Beine gesteckt. Siggi will noch ein Bier. Flor wartet, bis Conchita geendet und ihren verdienten Applaus bekommen hat, dann geht sie, um eines zu holen. Ich frage ihn, was los sei, ob er Probleme habe, ob er lieber andere Damen am Tisch haben möchte, das ließe sich arrangieren. Er druckst herum, sagt schließlich, wir würden ihm gefallen, er wolle keine anderen, aber er sei noch nicht so weit und deswegen habe der auch die kleine Flor abgewehrt, obwohl sie sehr süß sei, wirklich sehr süß. Ich tröste ihn. Wir hätten doch genug Zeit und könnten es ganz langsam angehen, außerdem würde man hier zu nichts gezwungen, alles sei freiwillig, auch bei den Männern, nicht nur bei den Frauen. Wenn einer nicht ficken wolle, sondern nur knutschen, sei das durchaus in Ordnung. Er schaut mich zweifelnd an, scheint aber wieder beruhigt zu sein. Flor kommt zurück, Siggi bedankt sich ausgesprochen höflich, fasst ihre Hand an, als sie ihm das Glas reicht, und murmelt etwas, das sich wie „Tschuldigung“ anhört. Flor schaut mich ratlos an.

Louisa kündigt den Nachtisch an, verschiedene kleinere Leckereien, Gebäck, Mousse, Sorbets und süßen Dessertwein. Zum Dessert eine weitere nette Überraschung, so ihre Worte. Eine kleine Asiatin in einem sehr bunten Bikini kommt, Thailänderin vermute ich, ich kenne sie nicht, sie wird als Bee angekündigt. Alle Thaigirls, die ich kenne, haben irgendetwas mit Biene zu tun. Diese Bee macht erst ein paar Tanzschritte, beugt und dreht und wendet ihren Körper, sie könnte problemlos in einem Zirkus als Akrobatin auftreten. Dann stellt Luis einen Stuhl vor das Büfett. Das Licht geht aus, der Scheinwerfer geht an, orientalische Musik erklingt. Bee führt so etwas wie einen weiteren Striptease vor, räkelt sich auf dem Stuhl, zerrt an ihrem Höschen und schafft es endlich, sich seiner zu entledigen. Das Oberteil bleibt an, das was darunter ist, ist ohnehin nicht der Rede wert. Wieder kommt Luis, in der Hand eine Schachtel mit Zigaretten und ein großes Feuerzeug in Form eines erigierten Penis. Bee steckt sich eine Zigarette in den Mund, Luis zündet sie an. Bee nimmt ein paar Züge, inhaliert, bläst ein paar kunstvolle Ringe in den Raum. Applaus. Dann dreht sie die Zigarette um, steckt die Glut in den Mund und bläst viel Rauch in den Raum, das geht eine ganze Weile so, ihr Gesicht ist unbewegt, am Ende ist nur noch ein ganz kurzes Stück der Zigarette vorhanden, fast nur noch der Filter. Luis hält ihr einen Aschenbecher hin, sie spuckt den Rest aus. Luis schüttet ein wenig Sekt über die Glut, den Rest trinkt Bee, sie muss sich wohl die Mundhöhle kühlen. Dann der Höhepunkt der Show. Bee sitzt breitbeinig auf dem Stuhl, ihren Unterkörper vorgereckt, man sieht deutlich ihre offene, rasierte Vulva. Sie steckt sich eine Zigarette in die Vagina, Luis zündet sie an. Sie zieht den Bauch ein, die Glut glimmt auf und erst nach einer Weile tritt der Rauch aus. Dann die nächste Zigarette, am Ende sind es mindestens 15 Zigaretten, die glühen und qualmen, jede Einzelne von Luis angezündet. Mit ihren rhythmischen Bauchbewegungen sorgt Bee dafür, dass sie nicht ausgehen. Am Schluss, als sich die Glut der ersten schon bedenklich ihren Schamlippen nähern, nimmt sie auf dem Stuhl eine Hockstellung ein und tut so, als ob die Glut sie anbrennen würde, sie schreit und rotiert und lässt schließlich alle Kippen auf einmal in den Aschenbecher fallen, den Luis auf dem Hocker platziert hat. Luis nimmt die Sektflasche, schüttelt sie und spielt Feuerwehr, in dem er Bee´s Vulva mit dem Schaum ausspült. Wieder viel Applaus, aber eine Zigarette ist noch übrig geblieben, eine für ein kleines Nachspiel. Luis bringt einen zweiten Stuhl. Bee stellt sich mit je einem Bein auf beide Stühle, sie steht breitbeinig und kerzengerade da. Luis reicht ihr die Zigarette und diesmal zündet Bee sie selbst an. Sie nimmt ein paar Züge, bläst ein paar Kringel, konzentriert sich, lächelt, bückt sich und führt sich diese letzte Zigarette mit der Glut voraus in die Vagina ein. Ein Raunen geht durch den Saal. Bee richtet sich wieder auf, lächelt scheinbar ganz gelöst, zwischen ihren Beinen dringt der Qualm im Takt der Musik heraus. Dann hält ihr Luis den Aschenbecher hin, ein Aufschrei, die Zigarette fällt, die Show ist beendet. Auch Bee sammelt fleißig Bonuskärtchen ein, ihr Partner eilt jedoch nicht schnurstracks mit ihr ins Schlafzimmer.
Siggi ist sichtlich beeindruckt. So etwas habe er noch nie gesehen, flüstert er. Ob ich das auch machen würde, für viel Geld. Ich zucke die Schultern. Es sei wohl alles eine Sache der Übung. Wenn Bee das kann, würde ich es vielleicht auch können, aber er solle nicht erwarten, dass ich es jetzt gleich hier machen würde. Zum ersten Mal lacht Siggi richtig herzlich auf. Für mich das Zeichen, meine Hand auf seinen Oberschenkel zu legen und ihn zu fragen, ob er die Hose nicht auch lieber ausziehen wolle, es würde kein anderer Mann mehr seine Hosen anhaben, nur noch er. Er zuckt zusammen, will wissen, ob das denn wirklich stimme, will wissen, ob wirklich alle ihre Hosen ausgezogen hätten. Vielleicht nicht alle, schränke ich ein, aber die meisten ganz bestimmt. Der eine oder andere sei schon ganz nackt, manche der Frauen übrigens auch, und wenn er wolle, ich deute auf Flor und mich, aber er schüttelt energisch den Kopf. Hier, vor allen Leuten doch nicht, das sei doch unanständig, sagt er. Ich übersetze es für Flor, sie lacht und sagt, ihr würde das nichts ausmachen.

Wir sind einen Moment ratlos, was als Nächstes zu tun sei. Siggi ist einfach nicht zugänglich, geht nicht auf unsere Vorschläge ein und ergreift selbst keine Initiative. Dann schlage ich vor, in die Lobby zu gehen und einen Porno anzuschauen, zur Aufmunterung und Anregung. Siggi ist überraschenderweise sofort einverstanden. In der Lobby ist kein sonst kein Mensch, die anderen haben diese Aufmunterung wohl nicht nötig. Dort steht ein Desktop mit einem großen Bildschirm. Man kann auswählen, was man möchte, das Angebot ist groß. Ich kenne ein paar Titel und schlage ein kurzes Filmchen vor, in dem ein flotter Dreier das beherrschende Thema ist. Wir setzen uns auf ein Sofa, Siggi in der Mitte, unsere Hände ruhen auf diversen Oberschenkeln. Der Film ist ganz nett, natürlich HD-Qualität. Ein älterer Mann wird von zwei jungen Miezen nach allen Regeln der Kunst verführt. Es gibt wenig Handlung, die Verführung besteht darin, dass die eine immer sehr rasch von der anderen abgelöst wird, da der gute Mann nur einen Penis hat, den er hineinstecken kann, ist er völlig verwirrt und fragt immer, bei welcher er denn gerade drin ist. Die Frauen küssen sich, während er mit dem Hineinschieben und Herausziehen vollauf beschäftigt ist, alle drei sind fröhlich und entspannt. Noch während der Film läuft, frage ich Siggi, ob er so etwas auch wolle, das sei kein Problem, deswegen seien wir ja da. Seine Reaktion ist nicht nur seltsam, sondern fast schon bedrohlich. Er wird rot, ob aus Scham oder Wut und blafft uns an, wir sollen ja nicht auf die Idee kommen, das von ihm zu verlangen, nicht von ihm, wenn wir so etwas unbedingt bräuchten, sollten wir das gefälligst mit einem der anwesenden Zuchthengste oder Zuchtbullen machen. Ich bin ratlos und Flor auch, nachdem ich ihr seine wütenden Worte übersetzt habe. Die Lust auf weitere Pornos ist uns vergangen. Ich frage, ob wir auf sein Zimmer gehen sollten oder zurück in den Saal, kenne aber seine Antwort schon im voraus. Er bräuchte jetzt erst einmal ein Bier, schnaubt Siegfried und wir kehren zu unseren Plätzen zurück. Ich weiß wirklich nicht, was wir falsch gemacht haben und wie ich ihn endlich ankurbeln soll und zische Flor an, sie solle gefälligst auch mal aktiv werden. Sie zischt zurück, womit denn, wie denn, der hier sei entweder Homo oder impotent. Dann kommt mir doch noch eine Idee. Ob ich ihm eine erotische Geschichte erzählen solle, ich hätte einige auf Lager, richtig gute, schöne Erotik, kein Schweinekram wie der Film eben. Siggi hat sich wieder beruhigt, vielleicht lag es auch an dem Bier, das er schnell hinuntergestürzt hat, er nickt. Ich fange mit einer kurzen Geschichte aus dem Dekamerone von Boccaccio an, gefolgt von einem erotischen Märchen aus Tausend und einer Nacht. Siggi hört entspannt zu, seine Hand liegt sogar auf meinem Oberschenkel, tut aber nichts. Flor versteht kein Wort, sie langweilt sich, sie kommt ganz offensichtlich nicht auf ihre Kosten.

Dann ist es wieder Louisa, die die Situation mit der Ankündigung der letzten Show an diesem Abend rettet. Wieder geht Licht aus, und als der Scheinwerfer angeht, stehen vier Frauen im Spotlight, eine davon die dicke Elfie. Sie führen, zu der lasziven Musik von „Je t‘aime, moi non plus“ wieder einen einigermaßen synchronen Striptease vor. Sie ziehen sich die Kleider gegenseitig aus und fummeln im Takt an der Unterwäsche, bis diese auf dem Boden liegt. Als sie schließlich nackt vor dem Büfett stehen, das nun weitgehend geplündert ist, fangen sie an, sich letzte Leckerbissen in den Mund und in die Vagina zu stecken, sie begrapschen sich, umarmen sich, küssen sich. Dann legt sich die dicke Elfie in ihrer voluminösen Nacktheit auf die Tischplatte und die drei anderen fangen an sie mit den Resten zu beladen, zu beschmieren, hier etwas hineinzustecken, dort etwas und alles sogleich wieder abzulecken. Sekt wird auf ihren breiten Bauch, in die Kuhle des Bauchnabels geschüttet und weggeschlürft. Ein paar Männer sind aufgestanden und an den Tisch herangetreten. Auch sie lecken und schlürfen. Louisa sagt aus dem Off, sie sollen bitte alles mit dem Mund aufnehmen, ohne die Hände zu benutzen. Elfie dehnt und windet sich genüsslich, ihre Fettmassen beben. Sie ist der Mittelpunkt, sie fühlt sich beachtet und damit sauwohl. Dann kommt die kleine Bee, die bisher nicht dabei war und klettert auf den Tisch. Luis reicht ihr ein geschältes, hartes Ei. Sie steckt es sich in die Vagina, dann hockt sie sich so hin, dass sich dieser Teil ihres Körpers direkt über dem schmachtenden Mund von Elfie befindet. Sie fängt an zu gackern und zu drücken, wird puterrot, ihre Adern treten heraus. Das Ei will einfach nicht kommen. Sie gackert laut, sie gackert leise, dann ganz traurig, schließlich sehr herrisch. Elfie jammert, sie habe solchen Hunger, wann sie denn endlich so weit sei, wann das verdammt Ei endlich herauskäme. Bee kreischt, ohne Hilfe sei es leider nicht möglich, einer der Herren möge doch bitte kommen. Sofort stürzen sich drei auf sie und versuchen mit ihren Fingern das renitente Ei ans Tageslicht zu befördern, aber vergeblich. Sie sei enttäuscht, kräht Bee, sie sei wütend, röchelt Elfie. Dann kommt Luis als rettender Engel mit einer Flasche Champagner. Er schüttelt sie heftig, öffnet geschickt den Korken, hält ihn gegen den Druck, hält die Öffnung dicht an den Körper der Asiatin, der Korken explodiert mit lautem Knall, der Hals der Flasche hängt in ihrer Vulva, der Champagner dringt in sie ein, treibt das verdammte Ei endlich aus seiner Höhle, direkt in den Mund von Elfie, die nun Ei und Schampus auf einmal bekommt, sich verschluckt, würgt, spuckt, aber das Ei hat den Weg durch ihre Speiseröhre gefunden bis in den Magen, auch dort ist noch nicht Schluss, sie kriegt ganz seltsame, verdrehte Augen, steht auf, bleibt aber auf dem Tisch, den Bee inzwischen verlassen hat, hockt sich hin, fängt ihrerseits an zu gackern und zu drücken und siehe da, das Ei kommt, schiebt sich langsam aus ihrer Muschi, fällt auf den Tisch und siehe da, auch der Champagner kommt, in kleinen Stößen aus ihr herausgeperlt. Einer der Herren, der nicht in der Lage war, das Ei aus Bee herauszupulen, steckt es sich rasch in den Mund, bevor es ein anderer ihm wegnimmt. Gemeinsam schlürfen sie aber die Reste des sehr gelben Champagners von der Tischfläche. Großer Applaus, Bonuskärtchen für alle, nur nicht für die Herren, verständlicherweise.

Siggi hat fasziniert das Schaustück beobachtet. Ob es ihm gefallen habe, will ich wissen. Er nickt und starrt den Mädchen nach, die immer noch Kärtchen einsammeln. Er selbst ist sparsam, hat erst ein Einziges herausgerückt. Ich glaube er ist geizig. So langsam will ich aber auch zur Sache kommen, will etwas tun für mein Geld, wenn Siggi sich bei Louisa beschwert und die mich feuert, wäre das höchst fatal. Auch Flor ist unruhig, rutscht auf ihrem Stuhl herum und fragt sich sicher, was sie hier soll, was sie mit diesem Typ anfangen soll. Ich mache einen neuen Vorstoß. So langsam sei es doch Zeit zur Sache zu kommen, ob er das nicht auch meine. Schließlich sei er doch vor allem deswegen hier, wegen dieser Sache, er wisse schon. Er schaut mich ein wenig ratlos an. Du bist doch gekommen, um zu bumsen, werde ich deutlicher, und das sollten wir so langsam tun, oder nicht. Sein Gesicht verdüstert sich. Er kämpft mit sich. Ja, ok, stößt er zwischen den Lippen hervor, aber erst noch ein Bier. Ich schaue Flor an, erkläre kurz die Lage. Sie geht mit wiegenden Hüften und wackelndem Po. Siggi schaut ihr nach. Ob er sie gerne vernaschen würde, frage ich ihn, oder lieber mich oder uns beide gleichzeitig, auch das sei kein Problem. Er ist unentschlossen, ringt mit sich, dann sagt er, die kleine Schwarze, das wäre super. Er kommt mir vor, wie ein Konfirmand, der zum ersten Mal im Puff ist, ein Mann wie er, von dem man so etwas nicht vermuten würde, ein gestandenes Mannsbild. Als Flor das Bier vor ihn hinstellt, sage ich, dass sie nun am Zug sei, dass er sie haben wolle, sie solle ihr Bestes geben und ihn ja nicht vergraulen. Wenn wir beide eine schlechte Bewertung wegen dir bekommen, dann gnade dir Gott. Ich weiß nicht, ob sie alles verstanden hat, sie schaut mich jedenfalls ängstlich an und sagt, sie würde nur mit ihm auf sein Zimmer gehen, wenn ich mitkäme. Ich nicke. Siggi will wissen, was wir miteinander geredet haben. Ich sage, nicht viel, nur wer als Erste dran kommt, welche den Vortritt habe und das sei die Schwarze, das habe er doch gerade selbst gesagt. Wirklich? Er ist verblüfft. Aber ja, und jetzt trinkst du dein Bier aus und wir gehen hoch. Er tut es, meint aber, zuerst müsse er zu den kleinen Jungs. Ich frage ironisch, ob ich ihm helfen müsse. Er wird rot, hat es ernst genommen. Nein, er käme schon klar. Wir beide müssen aber auch und so begleiten wir ihn bis zur Klotür. Wir sind schon längst fertig, Siggi ist noch immer im Lokus. Ob er sich wohl dort einen runter holt, frage ich Flor. Sie kichert. Dann endlich kommt er. Hat er geheult oder hat er sich nur das Gesicht gewaschen? Es ist jedenfalls ganz nass.
Wir gehen die Treppe hoch in die erste Etage. Was ist deine Zimmernummer, frage ich ihn. Er zögert. Die Nummer, ich weiß nicht. Kannst du dich nicht erinnern, wo du warst? Ich weiß nicht, murmelt er erneut. Ich sage zu Flor, sie solle auf ihn aufpassen und gehe, um Louisa oder Luis zu fragen. Schlüssel braucht man keine, die Räume sind immer offen, aber ich will natürlich nicht wahllos die Türen öffnen und irgendwelche Zwei- oder Dreisamkeiten stören. Als ich Louisa treffe, erzähle ich ihr kurz, was bisher war und dass mir dieser Siggi etwas komisch vorkäme dass es aber nicht an uns läge, auch Flor sei ganz prima und behutsam Louisa runzelt die Stirn und meint nur, Luis würde ein Auge auf ihn haben und wenn etwas sei, wir wüssten ja, wo der Alarmknopf ist, lieber zu früh als zu spät, ihr braucht nichts zu befürchten, manche Männer seien nun mal seltsame, rätselhafte Wesen. Dann bin ich wieder bei den Beiden. Siggi hat sich auf den Fußboden im Flur gesetzt. Er ist entweder schon jetzt müde oder er verträgt nicht viel oder was könnte der Grund noch sein. Wir helfen ihm, aufzustehen und dann sind wir im Zimmer mit der Nummer 7. Siggi hatte mich bisher so gut wie gar nicht angefasst, Flor auch nicht. Das ist ungewöhnlich. Die meisten fangen immer sehr rasch an zu fummeln, grabschen einem an den Busen, drücken den Po, suchen den Bereich zwischen den Beinen zu erobern und natürlich wollen sie küssen, nasse, ausgedehnte Zungenküsse, das ist oft das Schlimmste an diesem Job, nicht die Penetration, der Penis ist mit einem Kondom bedeckt, darauf achten wir alle ganz streng, aber beim Küssen kommt Fleisch auf Fleisch, Spucke auf Spucke und das in einem ganz sensiblen Bereich, dem sensibelsten des ganzen Körpers. Sicher, bei manchen ekelt man sich mehr, bei anderen weniger. Man übersteht das nur mit der viktorianischen Methode. Die Königin Viktoria hat angeblich gesagt, wenn Geschlechtsverkehr anstünde, würde sie die Augen schließen und an England denken. Ich denke nicht an England, aber es gelingt mir meistens, an gar nichts zu denken, vor allem nicht an diesen röchelnden, beißenden, schlürfenden Typ, dessen Zunge tief in meinem Mund steckt und der einfach kein Ende findet mit seinem ekligen Gesabber. Bei Siggi ist das zum Glück Fehlanzeige, aber etwas Gefummel wäre doch gut gewesen, dann hätte man gewusst, wo man dran ist, dass man es mit einem normalen Mann zu tun hatte. Aber so?

Die Zimmer sind ziemlich eng, haben nur ein sehr breites Bett. Man kann praktisch nichts anderes tun, als sich zusammen auf das Bett zu legen. Flor und ich tun das. Flor, in Erwartung, dass es endlich losgehe, streift sich sogleich den BH und das Höschen vom Leib. Ich warte noch. Siggi bleibt stehen, er hat immer noch nicht mehr als sein Jackett abgelegt, nicht einmal die Schuhe hat er ausgezogen. Er macht weder Anstalten sich endlich auch auszuziehen, noch sich auf das Bett zu legen und sich dort ausziehen zu lassen. Im Gegenteil, er hält seine Hände krampfhaft vor seinen Hosenladen und starrt uns an, als ob wir vom Mond gekommen seien. Es ist richtig unheimlich. So reagiert doch kein Mann, wenn er zwei willige, nackte oder fast nackte Frauen auf einem Bett liegen sieht, die auf ihn warten, die bereit sind, ihm alles zu geben, ihn zu beglücken, mit ihm zu vögeln, mit ihm zu schlafen. Ja klar, es gibt Schüchterne, mit denen muss man Geduld haben, die muss man an die Hand nehmen und langsam zu ihrem Glück zwingen, aber schon nach kurzer Zeit werden sie aktiv, dann ist ihre Scheu vor weiblichen Körpern überwunden, ihr Mut zurückgekehrt, der Mut, der sie hierher geführt und dann kurzzeitig verlassen hat. Männliche Jungfrauen und Klosterschüler kommen doch nicht zu so einem solchen Ereignis, zahlen doch nicht Unsummen, um dann beleidigt herumzustehen. Allenfalls Homos, die sich kurieren lassen wollen, aber den Eindruck hat der Typ nicht gemacht. Was ist das nur für einer, was hat er nur gegen uns? Während ich noch hin und her überlege, was ich tun soll, wie ich den Bann brechen soll, hat die kleine Flor schon den nächsten Schritt gewagt und ihre letzte Waffe eingesetzt. Sie spreizt ihre Beine, öffnet mit ihren Händen ihre Vulva, zeigt ihm ihr schreiendes, rotes Fleisch, macht kleine stoßende Bewegungen, fängt leise an zu stöhnen und zu ächzen und mit ihrer langen, roten Zunge ihre rot angemalten Lippen zu lecken, punktuelles Rot und verführerisches Schwarz, ihr schöner Körper, ihr heißes Verlangen. Wenn das nicht hilft, denkt sie wohl, dann muss ein Mann tot sein. Es hilft in der Tat, aber nicht so, wie beabsichtigt. Ganz im Gegenteil, denn auf einmal fängt dieser Siggi an zu schreien, mit seinen Armen zu fuchteln, mit den Füßen aufzustampfen, richtig zu geifern. Was wir denn glauben würden, wir geile Nutten, ob wir wohl glaubten, er könne nicht, er käme nicht, er sei eine lahme Ente. Im Gegenteil, er könne sehr wohl und er würde es uns zeigen und uns fertigmachen. Er sei ein Mann, ein richtiger Mann, der sich von so zwei billigen Nutten, das hat er tatsächlich gesagt, von zwei billigen Nutten nicht vorführen lasse. Ich habe dann schon gar nicht mehr weiter zugehört, ich habe rasch den Alarmknopf gedrückt und die Flor, die total verängstigt mit ihrer Show sofort aufgehört hat, an der Hand gepackt und bin an dem wütenden Siggi vorbei auf den Flug gerannt.

Der Rest ist rasch erzählt. Kaum dass ich den Alarmknopf gedrückt hatte, ist auch schon Luis da, er war ja von Louisa vorgewarnt worden. Ohne ein Wort zu sagen, öffnet er die Tür, ohne zu fackeln, greift er sich den Koffer, der immer noch ungeöffnet herumsteht und den Mantel, der herumhängt. Dann nimmt er den Siggi, der aufgehört hatte zu toben und zu schimpfen und nur noch kreidebleich da steht, an der Hand, er wehrte sich überhaupt nicht. Luis fragte mich noch, ob er unten noch etwas herumliegen habe und sagt mir, als ich sagte, ja, seine seine Jacke, ich solle sie holen. Dann steigen die beiden die Treppe hinab, unten wartet schon Louisa, sie wird kurz informiert, läuft rasch in ihr Büro, holt aus dem Tresor Siggis Handy und Geldbeutel. Und schon verlassen der Luis und der Siggi, der mir jetzt auf einmal richtig leidtut, das Haus und gehen in Richtung Parkplatz. Luis hatte während der ganzen Aktion kein einziges Wort zu Siggi gesagt, aber der war ganz ruhig und folgsam und wusste genau, warum er rausgeworfen wurde. Kurze Zeit danach sehe ich die Lichter eines Autos vom Parkplatz kommen, es fährt am Haus vorbei in Richtung Landstraße. Dann ist auch Luis wieder da, nickte uns beruhigend zu und Louisa, die uns schon ein wenig getröstet hatte, sagte: „Das habt ihr gut gemacht, ruht euch aus oder kümmert euch um andere Männer, ganz wie ihr wollt“. Es war dann tatsächlich so, dass wir keinerlei Nachteil durch diesen Vorfall hatten, auch Flor nicht, mit der ich gelegentlich telefoniere, im Gegenteil sie wurde erneut engagiert, genauso wie ich. Aber was mit diesem Siegfried, diesem Siggi, eigentlich wirklich los war, ist mir ein Rätsel geblieben. Solch ein Mann, solch ein Versager, kaum zu glauben.

Der Abschluss

Es ist schon drei Uhr morgens. Eine Scheißacht, nur ein einziger Kunde bisher, ein stinkender Araber oder Türke, der auch noch um den Preis feilschen wollte. Aber das gibt es bei mir nicht, zwanzig Piepen im Stehen sind sowieso fast gar nichts. Wenn sie für eine Stunde in ein Zimmer wollen, müssen sie noch Mal zwanzig drauflegen und wenn ich eine Stunde bleiben soll, noch Mal zwanzig, sechzig ausgeben, das wollen die meisten nicht, deshalb ab in die Büsche und feste mit der Hand oder mit dem Mund, wenn es denn sein muss, wichtig ist, dass sie kommen, bevor sie eindringen können. Oder sie buchen gleich das Von-Hinten-Programm, das gibt es aber nur für 50, dafür ohne Gummi. Wenn sie abgespritzt haben, das merkt man, ist Schluss, da hilft kein Bitten und Betteln. Wenn sie zu aufdringlich werden, ziehe ich den Pfefferspray aus der Handtasche, dann geben sie Ruhe. Ich wollte schon gehen, war schon fast die Letzte, da kam dieser Typ im Taxi angefahren. Guckt mich an, fragt, was ich für die Nacht haben will. Für die Nacht, ich denke ich hör nicht recht, das ist mir schon lange nicht passiert. Ohne nachzudenken, sage ich hundert. Er sagt, steig ein. Wohin? Ich bin misstrauisch. Ins Hotel Astoria, frag den Taxifahrer, es stimmt. Ich kenne das Astoria, kein Vergleich zu dem berühmten in Neu York, eine ziemlich heruntergekommene Bude, zwar noch kein Stundenhotel, die sind noch mieser, aber eher etwas für Leute mit knapper Kasse. Ich zögere, aber die Nacht ist gelaufen und hundert sind hundert. Okay sage ich, bis zum Sonnenaufgang, hundert vorab auf die Hand. Er nickt, zieht seinen Geldbeutel aus der Tasche, holt zwei Fuffziger und wedelt mit ihnen vor meiner Nase herum. Ich will sie grabschen, er zieht sie zurück. Im Hotel, meint er, bekommst du es, ich muss sicher sein, dass du mitkommst. Außerdem will ich gar nicht unbedingt ficken, vor allem reden, jemanden zur Gesellschaft haben, der zuhört. Diese Nacht ist so was von Scheiße und du willst doch auch noch was, zumindest die Hundert, also komm schon.

Ich steige ein, wir fahren erst zu einer Tankstelle. Was ich denn gerne trinken würde, er brauche etwas, aber es soll mir auch schmecken. Ich sage, dass mir ein süßer Wein Recht wäre. Er steigt aus und kommt mit einem Sechspack Bier und zwei Flaschen zurück, in der einen ist Wodka, in der anderen süßer Sherry. Er zeigt sie mir, ich nicke. Dann geht es weiter zum Astoria. Er gibt dem Fahrer einen Schein, will kein Rückgeld. Ich denke, großzügig ist er ja. An der Rezeption schaut mich der verschlafene Typ seltsam an, murmelt etwas von Ausweis. Mein Lover legt ihm einen Zwanziger auf den Tresen. Er nickt. Wir gehen die Treppe hoch. Nummer 15, weiß ich noch. In 13 wäre ich nicht gegangen, dafür bin ich zu abergläubisch, das macht das Zigeunerblut in meinen Adern. Als wir hochsteigen, frage ich mich, warum der mich genommen hat. Ich bin nicht mehr die Jüngste. Die Figur noch tadellos, na ja, ein bisschen viel Bauch und der Busen auch nicht mehr so straff, so ein richtiger Hängebusen, um ehrlich zu sein, dafür ist der Arsch noch Klasse, er ist mein Kapital, er und mein Mund, beide müssen die meiste Arbeit machen, wegen normalem GV käme doch keiner zu einer wie mir. Auch mein Gesicht ist leider nicht mehr so, wie es mal war, das liegt an der Familie, wir haben tatsächlich Zigeunerblut in den Adern, wenn auch nur wenig, ein Ausrutscher auf Ebene der Großeltern. Die jungen Weiber sind unglaublich, die älteren auch, aber leider anders herum. Der Typ hätte doch ins Eros-Center gehen können. Der Jüngste ist er auch nicht mehr, aber das spielt da überhaupt keine Rolle. Diese jungen Weiber aus Bulgarien und Rumänien wollen Geld, nur Geld, viel Geld, dafür geht es Ruck-Zuck. Aber vielleicht will er das gerade nicht. Vielleicht braucht er Zeit. Vielleicht steht er gar nicht auf jungen Hühnern. Vielleicht hat er gemerkt, welche Klasse in mir steckt. Egal, für Hundert kann man sich ruhig mal überraschen lassen.
Er fängt tatsächlich nicht an, mich zu begrapschen oder zu küssen. Auf Küsse stehe ich gar nicht, die finde ich richtig ekelig. Aber er versucht es gar nicht. Er holt zwei Zahnputzbecher aus dem Bad, öffnet eine Bierflasche und die Weinflaschen, legt sich dann auf das Bett und trinkt das Bier in durstigen Zügen. Ich stehe unschlüssig herum. Zieh deinen Mantel aus, sagt er, es ist warm hier, den Rest kannst du anbehalten. Ich tue, was er sagt. Unter dem Mantel ist meine Arbeitsbekleidung, ein kurzes Kleid und darunter eine sehr fest Korsage, die mich schlank machen und meinen Busen anhebt. Höschen trage ich keine, wäre zu umständlich, die im Freien auszuziehen, wenn einer doch einmal ficken will, meistens hinten, mein Spezialprogramm. Dazu Netzstrümpfe, die machen sexy, meine Beine sind ja noch tadellos, wie mein Hintern. Ungefragt ziehe ich doch mein Kleid aus, schließlich hat er bezahlt. Stimmt nicht, hat er noch gar nicht, aber ich sage nichts, er scheint mich nicht verarschen zu wollen. Er schaut mich an, ist zufrieden, fordert mich mit einer Geste auf, mich neben ihn zu legen. Dann füllt er die Gläser. Seines mit warmem Wodka, meines mit warmem Sherry. Wir prosten uns zu, trinken. Dann schweigen wir. Ihm fällt jetzt auch ein, dass er mir das Geld noch nicht gegeben hat, die beiden Fünfziger. Er steckt sie mir in den Ausschnitt. Ich frage mich, ob er mich wirklich nicht vögeln will oder wenigstens an mir herumgrabschen will, aber das ist seine Sache, ich halte es auch so ganz gut aus. Er regt sich nicht, wir trinken nur. Unvermittelt sagt er, dass er heute Geburtstage habe. Ich gratuliere höflich. Er bedankt sich und fährt fort, dass er mich gesucht habe, eine wie mich, um ihr von seinem Geburtstagsgeschenk zu erzählen. Ob ich zuhören wolle. Ich nicke.

Er fängt an, dass er vor einer Stunde in ziemlich besoffenem Zustand in sein Auto gestiegen sei und dass er sich immer noch wundern würde, wie er es ohne Unfall und ohne Kontrolle bis zum Astoria geschafft habe. Er kenne es nicht, es war mehr Zufall, dass er plötzlich davor stand oder so etwas wie Schicksal, egal, jedenfalls sei dieser ziemlich heruntergekommene Bau genau das gewesen, was er gebraucht habe, nach alledem, was er in dieser Nacht erlebt habe. Er wäre ja gerne bis nach Hause gefahren, aber das sei zu weit und immer Autobahn und das Risiko, doch noch erwischt zu werden oder einen Unfall zu machen oder einzuschlafen, einfach zu groß. Außerdem, wenn er zu diesem frühen Zeitpunkt und in dieser Stimmung daheim ankomme, würde ihn seine Frau nach Erklärungen fragen, die er aber nicht geben wolle. Sie glaube er sei auf Dienstreise, das stimme aber nicht. Er komme direkt aus dem Zentrum der fleischlichen Lust, ob ich von dem Landhaus schon einmal gehört habe. Ich schüttele de Kopf. Von da sei er freiwillig und doch nicht freiwillig weg, obwohl es ihn ein kleines Vermögen gekostet habe, da überhaupt hineinzukommen. Und dann erzählt er mir die unglaublichste Geschichte, die ich in meinem Leben je gehört habe und dieses Leben war bisher alles andere als langweilig, jedenfalls in fleischlicher Hinsicht.

Als er aufhört zu reden, sind die beiden großen Flaschen fast leer und die Bierflaschen auch. Ich bin tief beeindruckt, dass er statt alldem, was er hätte haben können, zu mir gekommen ist, zu einer ältlichen Straßennutte, um bei der seine Geschichte loszuwerden. Ich sage es ihm, er meint nur, das sei nun mal das Kontrastprogramm, das er gebraucht habe, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Ich frage ihn, ob ich ihm helfen soll, diesen Boden auch wirklich zu erreichen. Er nickt und so fange ich an, ihm all das zu bieten, was ich kann, was ich zur Verfügung habe und er macht mit, lässt sich aufgeilen, befummeln, fummelt auch an mir herum, wir küssen uns, obwohl das ja nicht meine Stärke ist und ich es nur selten zulasse. Am Ende vögeln wir und es macht uns beiden Spaß, ich komme sogar mehrfach und wundere mich, dass ich das noch kann und auch er wird von einem ehrlichen Orgasmus heimgesucht, sagt er jedenfalls. Schwer atmend und schweißnass liegen wir nebeneinander, der Himmel wird langsam hell. Ich könne gehen, sagt er, als wir uns wieder beruhigt haben. Ob ich duschen wolle. Ich nicke und gehe ins Bad. Als ich fertig bin und mich anziehe, drückt er mir noch zwei Fünfziger in die Hand. Ich bin gerührt und sage es ihm, dann verabschieden wir uns Küsschen auf die Wange. Er müsse noch eine Weile ausruhen, er habe noch zu viele Promille im Blut, um fahren zu können und es sei schön gewesen mit mir.

Doch bevor ich mich auf den Weg mache, setze ich mich noch einmal auf die Bettkante. „Sag mal“, frage ich ihn, „das hat doch prima geklappt mit uns beiden. Warum bist du eigentlich so ausgerastet, als du diese beiden jungen Weiber auf dem Präsentierteller vor dir liegen hattest?“ Der Mann zögert, dann gesteht er, dass er das selbst nicht so genau wisse. Er habe sich wirklich auf dieses Ereignis gefreut, sich lange überlegt, ob er so viel Geld ausgeben solle, aber dann sei er richtig froh gewesen, dass er einen Platz bekommen habe. Noch als er ankam, habe er sich stark gefühlt, cool und clever, einer, der alles voll im Griff habe, so wie die anderen geilen Typen, für die er aber nur Verachtung habe, er habe auch mit keinem einzigen geredet, nur mit der Louisa und dieser Rose, die ganz nett und sympathisch war. Schon mit der anderen, dieser Flor habe er so gut wie kein Wort gewechselt, nicht nur, weil er nicht Spanisch könne, sondern weil er ganz plötzlich gemerkt habe, dass es nicht gehen würde, im Bett, weder mit der einen, noch mit der anderen und mit beiden schon gar nicht. Auch nicht mit der Flor, die ihm als Typ sehr gefallen habe und er auch neugierig gewesen sei, weil er es mit einer Schwarzen noch nie getrieben habe. Aber schon als diese Rose sich das Kleid ausgezogen habe, sei ihm klar geworden, dass er versagen würde, dass er aus lauter Angst und Verklemmung keinen mehr hochbekommen würde, dass die ihn auslachen würde, dass ihm das so was von peinlich sein würde, dass er sich auch als Mann gedemütigt fühlen wurde. Vielleicht hätte er es doch noch mit der Rose geschafft, die war verständnisvoll und geduldig, aber nur wenn er alleine mit ihr gewesen wäre, so ganz in Ruhe und ohne Druck, so wie daheim im Ehebett. Aber in diesem Saal, umgeben von lustigen, vögelnden Paaren, beobachtet von einer geilen jungen Schwarzen, die er wirklich wollte, diese kleine Hure, auf die er geil war, aber genau die hätte er nie und nimmer vögeln können und alles was davor notwendig ist, abtasten, küssen, aufgeilen, all das hätte er schon nicht gekonnt. Die Erkenntnis, dass er es nicht schaffen würde, hätte ihn schließlich immer wütender gemacht. Und als diese Schwarze dann tatsächlich vor ihm lag, mit ihren geöffneten Beinen, mit all diesem roten Fleisch umgeben von schwarzer Haut, da sei er tatsächlich ausgerastet, aber nur kurz. Statt dass seine Gier und seine Wollust endlich auf Fahrt gekommen seien, sei die ganze Lust auf null abgesackt, statt Lustgefühle nur Versagensängste. Noch bevor dieser Luis gekommen ist und mich rausgeschmissen hat, war ihm klar, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Er hätte ja einfach Nein sagen können, lass uns zurück gehen, einen trinken, hätte er sagen können oder er hätte abreisen können, noch in der Nacht. Alles wäre besser gewesen, als die beiden zu bedrohen, die ja wirklich nichts Böses getan hatten, aber nun sei es so gekommen, wie es gekommen ist. Das täte ihm wirklich leid. Und dann sei doch noch etwas Unfassbares geschehen, denn seltsamerweise sei er immer geiler geworden, je länger er durch die Nacht gefahren sei und er habe gemerkt, dass es doch gehen würde, aber nicht mit solchen Weibern, nur mit einer wie mir, einer die mir erst einmal zuhört, denn diese Geschichte musste er loswerden und wem hätte er sie erzählen können, wer hätte ihm zugehört und ihn verstanden. Nur ich habe geschafft, was diese teuren Edelnutten nicht zustande gebracht hätten. Und deswegen würde er mir von ganzem Herzen danken.

Ich bin aufs Neue gerührt. Wir küssen uns zum Abschied erneut und zwar auf den Mund, wie es sich gehört und einen Moment denke ich, er will noch einmal, aber dann denke ich, genug ist genug und gehe hinaus in die kühle Herbstluft und genau in diesem Moment geht die Sonne auf.

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