„Schwester L, treten Sie ihren Dienst in Abteilung A1 an…“
Die Durchsage kommt für dich nicht überraschend, du hast schon damit gerechnet, warst schon seit einiger Zeit wach. Du schwingst deine langen, glatten, rasierten Beine aus dem Bett und öffnest den Kasten daneben. Du entnimmst ihm deinen über deinen Nabel reichenden Schlüpfer, ziehst ihn laut seufzend über deinen Unterkörper. Du nimmst auch den Strumpfhalter aus dem Kasten, legst ihn um, befestigst ihn an deiner Hüfte, indem du die beiden Schließen zumachst. Danach suchst du die hautfarbenen Nylons mit den Nähten und der Hochferse aus dem Regal, ziehst zuerst den rechten über deine Füße, rollst ihn über deine Beine hoch, befestigst ihn an deinem Strumpfhalter, nicht ohne die schmeichelnde Glattheit und die Richtung des Zugs deine Beine entlang mit Schaudern zu bemerken.
Du lässt den linken Strumpf folgen, betrachtest einen Augenblick deine rot lackierten Fußnägel und die Fußkette an der schmalsten Stelle deines Beins unter dem Nylon. Du setzt dich so wie du bist, mit nackten Brüsten, nur mit Schlüpfer und Strümpfen, vor deinen Schminktisch und beginnst deine tägliche Prozedur, sieben Tage die Woche: Lidschatten, Lidstrich auftragen, deine Wimpern mit Maskara färben, dein Gesicht pudern, deine Lippen intensiv rot anmalen. Einen Augenblick betrachtest du dein puppenartiges, larvenähnliches Antlitz, denkst darüber nach, was heute wieder auf dich wartet. Du arbeitest in einem Krankenhaus – in einem ganz speziellen. In einem, wo alle Insassen der Meinung sind, noch am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, in der Zeit des ersten Weltkriegs zu leben. Angeblich wegen einer kollektiven Paranoia.
Du stehst wieder auf, nimmst einen der gestärkten Petticoats vom Haken, ziehst ihn über deinen Kopf, über deine prächtigen, ausladenden Brüste, über deinen schmalen Bauch und breiten Hüften, über deinen glatten, sexy Po. Du richtest das gestärkte Leinenmaterial, bemerkst erneut, wie weit er von deinem Körper absteht. Du ziehst einen der Spitztüten BHs aus dem Regal, schlüpfst in die Träger und Körbchen, schließt ihn an deinen Rücken, richtest ihn an dir.
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