Die Gier

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Die Gier

Die Gier

Rena Larf

Dem Ermittlungsbeamten hatte er gesagt, dass er nicht anders konnte. Sie ließ ihm keine Wahl.
Er saß vollkommen aufgelöst im Keller seines Hauses und wiegte den Kopf hin und her.
Es gehe nicht um Leidenschaft, sondern um Verfallenheit, erklärte er dem Kommissar. Wirklich frei sei er daher nicht in seiner Wahl und Entscheidung gewesen. Sie musste gerichtet werden, weil sie ihn verraten hatte.
Deswegen sei er unschuldig…

Kurz vor ihrem 39. Geburtstag fand er heraus, dass seine Frau nicht, wie sie ihm erzählt hatte, mit Freundinnen zum Shoppen in der Stadt gewesen war. Auch waren die Abende, an denen sie mit ihrer Firma ins Theater ging, nur ein Vorwand gewesen, um ein paar Stunden Freiheit in der Nacht genießen zu können.
Er engte sie ein, das hatte sie ihm schon wiederholt vorgeworfen. Auch die Tatsache, dass er, immer wenn sie das Haus ohne ihn verließ, zum Telefonterroristen mutierte, machte sie fast wahnsinnig.
„Du nimmst mir alle Luft zum Leben“, schrie sie ihn an.
Wenn sie aus der Tür ging, versuchte er ihr mit perfider Perfektion durch Blick und Gestik ein schlechtes Gewissen zu vermitteln. Aber immer seltener hatte er das Gefühl gehabt, dass es sie wirklich noch berührte. Wenn sie sich ihren Schlüssel nahm, atmete sie tief durch, wie eine Erstickende, und knallte die Haustüre hinter sich ins Schloss.
Da saß er dann im Halbdunkel. Nur er und der flimmernde Fernseher im Hintergrund.

Der Erste von dem er erfuhr, war ein IT-Mensch aus der Nähe von Frankfurt. Sie hatte ihn im Internet kennen gelernt, wie fast alle ihre Liebhaber. Er war kleiner als sie und stieg, wenn er für seine amerikanische Firma unterwegs war, nur in den teuersten Hotels ab.
In einem Zimmer des Marriott war dieser Gnom über sie hergefallen, hatte ihre Titten geleckt und seine Finger in ihrer Grotte versenkt. Ihre langen Beine hatten in halterlosen Strümpfen gesteckt und endeten in hohen Stilettos, die sie sich auf einer Toilette am Hauptbahnhof angezogen hatte.
Sie hatte ihn mit den Strümpfen ans Bett gefesselt und ihm die Augen mit ihrem dünnen Seidenschal verbunden. Dann war sie auf ihm rumgerutscht und hatte spielerisch an seinen Brustwarzen gesaugt und geknabbert. Bereits da war ihm einer abgegangen und sie hatte ihn sauber geleckt. Danach hatten sie drei Stunden ohne Unterbrechung gevögelt, bis das Bett durchtränkt war von Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten.
Insgesamt drei Mal hatte sie sich mit ihm getroffen und jedes Mal gab es eine Steigerung.
Sie liebten sich länger, sie tranken mehr, sie duschten zusammen und verwöhnten sich dabei im warmen Brausestrahl der Dusche.
Sie hatte keine einzige Einzelheit ausgelassen, als er sie zur Rede stellte.
Ihr Alibi war geplatzt, als ihre Freundin ans Telefon gegangen war und sie nicht bei ihr war. Sie hatte nicht einmal versucht sich rauszureden und ihm erzählt, dass es richtig geiler, verkommener Sex gewesen war. Und das brauchte sie. Sie wollte es fest und hart.
Er fasste ihr an den Arsch, nachdem sie gebeichtet hatte und nahm sie fast geräuschlos auf dem Küchentisch, an dem sie sonst immer saßen und aßen. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib und als sie kam, griff er auf dem Ofen nach dem Kessel und schüttete ihr kaltes Wasser über ihre zuckende Möse.

Danach irgendwann kamen Typen, die sie nur für den schnellen Sex wollte. Mit dem einen fuhr sie wahllos im Auto in der Gegend herum, bis sie im Industriegebiet landeten. Dort war um diese Zeit kaum etwas los, die Büros geschlossen, nur ab und an kam ein Lastwagen einer Spedition an ihnen vorbei.
Sie kannte ihn ganze vier Stunden als sie wie zwei ausgehungerte Tiere über einander herfielen und sich auf der Rückbank seines Autos liebten. Er war einer dieser Typen gewesen, der nur für kurze Zeit eine Erektion halten konnte und sie schon bespritzte, als sie noch gar nicht richtig heiß war.
Dafür hatte sie ihm später haarklein vorgeschwärmt, wie er sie fingerfertig bearbeitet hatte und ihr zum ersten Mal klar wurde, wo genau ihr G-Punkt war. Ein Orgasmus hatte den nächsten gejagt und der beste war der letzte, als ein Taxi direkt neben ihrem Wagen hielt. Ein Mann war ausgestiegen und blinzelte durch die Fenster in das Wageninnere, als sie kam. Sie war so geil, dass sie auf die Rückbank spritzte.
Als sie ihm davon erzählte, musste er an ihren Putzfimmel denken und betrank sich.
Der Nächste war sogar an einem Vormittag, als er zur Arbeit war und sie frei hatte, zu ihnen nach Hause gekommen. Laut ihren Aussagen hatte er einen überdurchschnittlich großen Schwanz gehabt und sie wollte unbedingt an ihre Grenzen gehen. Liebe in ihrem großen Ehebett mit einem anderen Kerl, dessen Phallus seinen mindestens um die Länge einer Zigarettenschachtel überragte. Sie hatte sich von ihm fesseln und knebeln lassen. Wegen der Nachbarn. Als er sie aufspießte und sie ihm mit den Augen zu verstehen gab, dass er ihre tiefste Weite erreicht hatte und sie kurz vor dem sexuellen Kollaps stand, konnte sie ihre eigenen Wasser nicht mehr halten und machte ins Bett.
Danach zogen sie sich an und sie kochte Kaffee für ihn, bevor er ging. Sie sahen sich nie wieder.
Zwar hatte sie das Bett abgezogen, aber er wusste, dass ein anderer Jäger in seinem Revier gejagt hatte. Der Gedanke machte ihn traurig und gleichzeitig erregte er ihn fast bis zur Raserei. Er stellte sich vor, wie sie sich in seinen Laken geliebt hatten, wie sie schrie, ihre Lust kundtun wollte, und es doch nicht durfte.
Er band sie an dem Metallbett fest, verwöhnte ihre Kuppen streichelhart, schlug ihr mit einem Gürtel auf ihre saftstrotzende Möse und ihre Schenkel. Er spürte ihr Zittern, ihr Beben, dieses endlose Sehnen nach dem nächsten Streich, der sie zeichnen würde.
Und er gab ihr, was sie wollte. Sie wollte ja sowieso immer, also warum nicht mit ihm, von ihm. Er war ihr Mann!

Und dann gestern…
Sie kam heim. Leugnete zuerst alles, gestand dann unter Tränen.
Sie hatte sich mit dem sportlichen Typen getroffen, den sie letzte Woche gemeinsam auf einer Party eines Freundes kennen gelernt hatten. Den ganzen Abend hatte sie sich angeregt mit ihm unterhalten und gelacht. Schrecklich nervös war sie gewesen, schaute sich immer um. Wohl weil er dabei war.
Auf dem Heimweg hatte er ihr deswegen eine Szene gemacht.
Und offensichtlich war seine Eifersucht für sie sehr erregend gewesen. Denn sie hatte sich trotzdem mit diesem anderen getroffen.
Er hatte sie mit dem Wagen irgendwo in der Nähe aufgelesen und sie waren zusammen zu einem Kornfeld gefahren. Er hatte eine Decke mitgenommen, Sekt und frische Erdbeeren. Ein Romantiker, der ihre Nase und ihre Augen sanft geküsst hatte, die Konturen ihres Körpers liebkoste und sich die Knie zwischen den Ähren wund scheuerte. Das Kornfeld lag ziemlich nahe an einem Reitweg. Als der Sportler sich nach seinem Orgasmus auf sie plumpsen ließ, kamen zwei Reiterinnen mit ihren Pferden vorbei und fingen an zu lachen und zu tuscheln, bevor sie dem Reitweg in den Kiefernwald folgten, der hinter dem Feld lag.

Noch hatte sie ganz rot gekratzte Beine als er sie in den Keller schuf.
Sie hatte nicht gewusst, dass sie auf Weizenähren allergisch reagierte. Jetzt wusste sie es, aber es würde ihr auch nichts mehr nützen.
Der Keller ihres Hauses war noch nicht weiter ausgebaut. Der Putz an den Wänden hatte leichten Schimmel angesetzt. Er würde sich darum kümmern, wenn er fertig war.
Dann warf er sie auf den staubigen Betonfußboden, dass sie laut aufschrie.
Im Dreck wollte er sie sehen!
Nach all den Demütigungen und Lügen hatte sie keinen besseren Platz verdient. Als er sich die Hose aufmachte und in sie eindrang, war es ihm egal, ob er sich die Knie auf dem pickeligen Beton aufscheuerte. Diesmal war zumindest er es und kein anderer.
Sie weinte zuerst leicht, doch als sie merkte, wie geil er sie stieß, wölbte sie ihm ihr läufiges Becken entgegen und presste sich an seine Lenden.
Wie ein Verrückter vögelte er sie kreuz und quer, benutzte sie als Gefäß, so wie es all die anderen Männer getan hatten. Küsste ihr den Kellerstaub von den Lippen. Alles war nass und glänzend.
Kurz bevor sie kam, legte er seine Hände um ihren Hals und drückte langsam zu. Er spürte ihren Pulsschlag unter seinen Fingern. Er wollte sie langsam sterben lassen, ihr zeigen, dass er sie noch immer begehrte, auch jetzt noch, da er sich nur noch an der Angst in ihren Augen begeilte.
Als sie aufhörte zu zappeln und ihr Röcheln in der Stille des staubigen Kellers erstarb, empfand er einen ungeheuren Rausch der Lust und schrie und schrie, bis sein Schrei auf dem Boden versiegte.
Sein Ejakulat floss in den noch warmen, jetzt leblosen Körper.

Er wippte weiter vor sich hin, die Knie blutverschmiert und stierte ins Nichts.
„Jetzt habe ich sie ganz für mich allein, Herr Kommissar.“

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