Gloria und die Männer

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Gloria und die Männer

Gloria und die Männer

Anita Isiris

Gloria war die Neuzuzügerin im Quartier, das erst vor wenigen Monaten hochgezogen worden war. Grosszügige, lichtdurchflutete Lofts, ausladende Terrassen, Fensterfronten an Stelle von Mauern. Eigentlich hätte Gloria gerne eines der oberen Stockwerke bezogen, der Diskretion halber. Erdgeschoss-Wohnungen waren ihr noch nie ganz geheuer gewesen; sie kannte kaum eine Kollegin, die noch nie vom einen oder andern Voyeur belästigt worden war. Das Seltsame daran: Diese Männer, die zu später Stunde um die Wohnblöcke schlichen, fühlten sich unbeobachtet, so, als steckten sie in einem invisibility cloak wie dereinst Harry Potter. Aber seit der Pandemie waren die Menschen sehr alert und sich gewöhnt, einander zu misstrauen und Nichtgeimpfte so oft wie möglich in die Pfanne zu hauen. So war auch das Leben der Voyeure erschwert.

Aber zurück zu Gloria. Frisch getrennt, war sie bereits dabei, den Schmerz der Einsamkeit zu überwinden. Sie war eine Frohnatur mit ihren wachen grünen Augen, ihrem schicken Stufenschnitt und einem archetypisch weiblichen Körper. Zudem verfügte Gloria über den schönsten Bauch, den je eine Frau ihr Eigen nennen konnte. Ihr ehemaliger Partner, der sich Nacht für Nacht verzweifelt in den Schlaf masturbierte, zog sich nur diese eine Vorlage rein. Das Foto von Gloria, im Bikini, am Strand an der Coromandelküste. Mit sonnenbeschienenem Bauch. Was Glorias Bauch so besonders machte, war seine weiche, wellige Form, die ebenmässig weisse Haut und der wirklich süsse, gut geratene Nabel. Natürlich verfügte Gloria noch über andere körperliche Vorzüge, wie etwa Doppel D Brüste mit grossen, milchschokobraunen Nippeln und eine Vulva, die an Form und Weichheit Ihresgleichen suchte. Da war Glorias gut tastbare Clit, die schon die zehn Männer vor Rainer zur Raserei getrieben hatte. Sie konnten nie aufhören, Glorias Prachtsknospe zu befingern, unablässig, auch während des Verkehrs. Gloria war sehr empfindsam und reagierte mit runden, harmonischen Hüftbewegungen, was ihre Lover vollends kirre machte.

Und nun war Gloria allein, am Einräumen ihrer neuen Vier-Raum-Wohnung. Gloria liebte Pflanzen über alles, je exotischer, desto besser. Und so zierten schon nach kurzer Zeit vielfarbige Orchideen ihr Wohnzimmer, und sie drehte sich in ihrem nachtblauen Kimono glücklich um die eigene Achse. Klar vermisste sie ihren Rainer, dann und wann – aber wie gesagt war Gloria kein Kind von Traurigkeit – und sollte sie dereinst wieder Wärme benötigen, waren willige Männer – und Frauen – nie weit entfernt. Sie musste nur die Hand ausstrecken – und schon kamen sie daher gezuckelt, die Menschen, die Gloria gerne verwöhnen wollten.

Schon immer war sie begehrt gewesen – sehr zum Ärger ihrer ehemaligen Schulkolleginnen, die sich fast zu Tode hungerten, um attraktiv zu sein – oder sich nahezu oben ohne in die Schulbank drückten, in der Hoffnung, beachtet zu werden. Gloria war nicht so. Ihr Geheimnis. Sie war einfach. Klar trug auch sie enge Jeans, unter denen sich ihr hübscher runder Hintern abzeichnete, klar trug auch Gloria neckische bunte BHs. Aber sie übertrieb es nicht, und es war diese Natürlichkeit, dieses anscheinend «nicht-um-die-eigene-Attraktivität-Wissen» der 22jährigen Frau, die bei allen Männern, die mit ihr beispielsweise in einer Gruppenarbeit zusammensassen, eine Dauererektion verursachte. Nennen wir das Kind beim Namen. Gloria beflügelte die Vögellust wirklich sämtlicher Männer um sie herum – vom Tankwart über den Anatomielehrer bis hin zu den Mitstudenten.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die Nachbarn auf Gloria aufmerksam wurden. Für die gigantischen Fensterscheiben ihrer Wohnung konnte sie sich im Moment noch keine Vorhänge leisten. Sie dimmte einfach das Licht und gab Acht, dass sie sich nicht gleich vor dem Fenster aus- respektive umzog. Ein Reflex, der fast allen Frauen anhaftet, ausser leidenschaftlichen Exhibitionistinnen vielleicht. Aber diese sind viel seltener, als die Männerwelt das gerne wahrhaben möchte.

Der Grundriss von Glorias Wohnung gab ihr die Möglichkeit zu Diskretion – auch ohne Vorhänge. Küche und Wohnzimmer waren zusammengebaut, ein grosser Tresen aus italienischem «assoluto-nero»-Stein begrenzte die Küche gegenüber dem grossen und gemütlichen Sofa, das Gloria aus ihrer vorderen Wohnung, gegen den Willen von Rainer, mitgenommen hatte. Ein lichter Korridor verband das Küchen-Wohnzimmer, den eigentlichen Hauptraum, mit dem Bad. Trat Gloria aus dem Bad, nackt, wie sie es oft tat, etwa um sich ein frisches Abtrockentuch zu holen, konnte es sein, dass man sie für ein paar Sekunden sehen konnte, durch das grosse Wohnzimmerfenster. Die nackte Gloria in ihrer neuen Wohnung.

In keinem Winkel der Welt ist es so, dass solches Sekundenglück lange unbemerkt bleibt. Haro, der japanische Nachbar, war der erste, der eines Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, einen Blick in Glorias vorhanglose Wohnung wagte. Und Glorias nackten Torsos gewahr wurde. Japaner sind keineswegs so emotionslos, wie ihnen manchmal unterstellt wird. Haros Blut rauschte in den Schläfen, und er konnte sich den ganzen Tag lang nicht mehr auf die Börsenkurse konzentrieren. Gloria – welch eine Frau! Morgen für Morgen, Abend für Abend, wenn Gloria sich nach einer Dusche oder einem Bad ins Bett legen wollte, fühlten sich mehr und mehr Männer durch den Sekunden-Moment angezogen, den Moment, in dem die Erde aufhört, sich zu drehen und der Mond sich blassblau verfärbt. Den Moment, in dem Gloria sich im Korridor bückte, um ein frisches Badetuch aus dem Wäscheschrank zu holen. Seien wir realistisch: Details waren nicht zu erkennen. Da war Glorias grosser Arsch, klar, der Arsch, mit dem sie schon so vielen Männern Lust bereitet hatte. Aber mehr war da nüscht. Da hätten sie schon näher rangehen müssen, die Männer, um Glorias anatomische Details in vollen Zügen geniessen zu können.

So entwickelte sich das Beobachten, die voyeuristische Lust von Glorias Nachbarn, zum Ritual. Die Ehefrauen schliefen alle noch, Mann fühlte sich frei und unbeobachtet, und nach wenigen Tagen ergab sich das Phänomen, dass sich des Morgens bis zu 10 Männern vor Glorias Wohnzimmerfenster versammelten, zum Teil getarnt durch die Tujahecke, und einträchtig ihren nackten Wunderkörper betrachteten. Eigentlich geht so etwas ja gar nicht – im #metoo Zeitalter ohnehin nicht. Die Männer wussten das. Sie waren keine bösen Kerle, gingen ihrer Arbeit nach und trugen ihren Familien Sorge. Aber Gloria weckte das Atavistische in ihnen, die besinnungslose Vögellust, und das jeden Morgen, lange bevor die Sonne überhaupt ihre ersten Strahlen zeigte.

Es ist schwer nachvollziehbar, wie die Situation dann eskalierte. Es begann damit, dass Haro, Werner und Libor eines Abends bei Gloria klingelten. Natürlich hatten sie Blumen, Schokolade und Wein dabei. Es waren alles Männer um die Vierzig, die bis zum damaligen Tag glaubten, Blumen, Schokolade und Wein öffne Frauenherzen. Was sie nicht wussten, so, wie ihre Milliarden von Geschlechtsgenossen ebenfalls nicht: Frauen sind wie Pflanzen. Sie benötigen frische Luft und Wasser. Und gute Gespräche, klar. Blumen sind doch eher paternalistisch, und Schokolade… da ist Frau wählerisch. Kein Mann findet je das richtige Produkt – bei der ganzen Auswahl schon gar nicht.

Gloria trat überrascht von einem Fuss auf den andern und liess die drei Männer schliesslich ein. Sie war barfuss, der blaue Kimono umschmeichelte ihre Knöchel. Um den Bauch war er nachlässig gegürtet und gab den Blick frei auf einen Quadratzentimeter nackter Haut. Gloria-Haut. Der Brennpunkt dieser Welt. «Schön hast Du es hier», begann Haro, in akzentfreiem Deutsch, das Gespräch. Gloria bestätigte dies und freute sich, als sie sah, dass Haro, Werner und Libor ihre Blumenpracht bewunderten. «Einen… Kaffee?» fragte sie leise. Ihr Herz schlug plötzlich bis zum Hals. Was war bloss in sie gefahren? Da sassen drei wildfremde Männer auf ihrer Couch, sie selbst trug nur diesen Kimono aus Rohseide und nichts untendrunter. Sie fühlte sich unsicher, aber ihr Bauch sagte etwas anders. Er kribbelte warm und neugierig.

Obwohl Gloria darauf achtete, dass sie sich ladylike hinsetzte, konnten die drei Männer den Blick von ihr nicht lösen. Sie kannten Glorias Körper mittlerweile, Glorias nackten, kimonobefreiten Körper. Glorias Riesentitten. Ihren weissen, fliessenden Bauch. Glorias Schamhaar, ihre drallen Oberschenkel. Aber sie jetzt direkt vor sich zu haben, katapultierte die Nachbarn in eine ganz neue Region. In die Region der Satyrn und Faune dieser Welt. Sie liessen sich nichts anmerken, aber ihre Hände, die die Espressotassen hielten, zitterten. «Was ist mit Euch?», fragte Gloria unvermittelt. Das waren keine gestandenen Familienväter. Das waren geile, spätpubertäre Schuljungs. «Wir… ehm… wir beobachten Dich schon seit einiger Zeit, Gloria», sagte Werner errötend. «Ihr… was???» konterte Gloria. «Du bist schön, so verdammt schön», ergänzte Haro. Libor nickte wortlos. Er war der deutschen Sprache nur bedingt mächtig und kommunizierte mit Glorias Augen.

«Jeden Morgen und jeden Abend, wenn Du aus Deinem Bad kommst…» Werner hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, aber es war raus. Wie Frau in einer derartigen Situation reagiert, liegt auf der Hand. Sie wäre energisch aufgestanden und hätte den Männern, die sich wohl grundsätzlich seltsam verhalten, weil ihnen das zweite X-Geschlechtschromosom fehlt, die Tür gewiesen.

Gloria aber reagierte paradox. «Ach so ist das… was ist denn so Besonderes an mir?», fragte sie und weitete ihre grünen Augen. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Aber gefährlich konnten ihr die Männer nicht werden, nahm sie intuitiv wahr. «Für… mich… ist… es… Dein…Bauch», stotterte Haro. «Für mich… auch», fiel Werner mit ein und Libor nickte bestätigend. «Bauch», krächzte er.

Dann konnte Gloria sich nicht mehr beherrschen und prustete los. Da sassen ihr gegenüber drei gestandene Männer, verlegen wie Schuljungs, und erfreuten sich Morgen für Morgen und Abend für Abend an ihrem… Bauch.
Für einen kurzen Moment vergass Gloria ihren Damensitz, lehnte sich zurück und öffnete die Beine. Haro, Werner und Libor blickten direkt ins Paradies. Glorias Paradies. Ihre leicht geöffnete Scham, die Stelle, die feucht glitzerte.

«Ich will Euch, alle drei», pulsierte es in Glorias Kopf. «Ich will Euch, alle drei», sagte Glorias Sprachzentrum. «Ich will Euch, alle drei», liess Gloria sich vernehmen. Sie legte sich auf den Teppich und öffnete den Gürtel ihres Kimonos. Weiches, fliessendes, begehrenswertes Weiss, zartes Fleisch, Glorias Körper. Aus nächster Nähe.

Haro holte ihn als Erster raus. Dann folgten Werner und Libor. Langsam rieben die drei an ihren schweren, steifen Riemen. Wie in einem Ritual sanken sie in die Knie, an Glorias Seite. Diese begann ihrerseits, sich zu befriedigen, während die drei Nachbarn ihre Schwänze auf ihren Nabel richteten. Alles ging langsam vor sich, wie in Zeitlupe. Gloria bewegte langsam ihre Hüften, öffnete ihre Schenkel. Sie hatte keine Geheimnisse mehr. An ihrem Hals bildeten sich rote Flecken; sie schloss die Augen.

Dann, irgendwann im Lauf der nächsten Minuten, spritzten die drei Männer synchron auf Glorias Bauch. Die durchsichtig-weissliche Flüssigkeit verteilte sich im Bauchnabel und rann an ihr herab.

«Klebriges Zeugs», kicherte sie, stand auf, sagte den drei Männern, dass sie nun wirklich eine Dusche brauche und lud die Nachbarn ein, sie von draussen zu beoabachten, um sich den Moment nicht entgehen zu lassen, in dem sie, nackt, aus dem Badezimmer trat und ein Abtrockentuch aus dem Wäscheschrank angelte.

Gloria liess die drei Männer stehen und verzog sich ins Bad. Sie hatte soeben ihren tiefsten, inneren Exhibitionismus entdeckt.

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Danke, Nina

schreibt anitaisiris

Liebe Nina Dass Du Deinem Freund meine Geschichten vorliest, ist natürlich eine grosse Ehre für mich. Hättest Du Lust, mit mir gemeinsam eine Story zu schreiben? Melde Dich beim Verlag.  Ich freue mich. Herzlichst Anita

danke, anita

schreibt nina

Hm. Mal wieder sehr bildlich und lebendig erzählt. Ich kann mich problemlos in Gloria hineindenken und werde die Story heute Abend meinem Freund vorlesen. Woher Du bloss all die Ideen hast...?

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