Glück durch Unterwerfung

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Glück durch Unterwerfung

Glück durch Unterwerfung

Sweet Gwen

Geschmeidig wie eine Katze folge ich dem Zug an meinem Halsband. Meine Freundin und Herrin führt mich an der Leine durch die Menge der Gäste. Ich genieße die Blicke der Anwesenden die zu uns herübersehen. Stolz sehe ich zurück, lasse dabei den roten Federbusch an meinem Helm wippen. Eigentlich müsste mein Selbstbewusstsein leiden, da nicht alle Gäste uns ihre Aufmerksamkeit schenken. Manch einer bleibt ins Gespräch mit dem Gegenüber vertieft oder sieht einer Bühnenvorführung zu. Links lässt eine Domina in quietschgelben Lederoutfit ihre Lackstiefel von einem Sklaven ablecken. Doch denjenigen, die unseren Gang durch die Menge verfolgen, bietet sich ein schönes Bild.
Meine Herrin trägt ein kurzes schwarzes Lederkleid mit hohen Schnürsandalen, deren Riemchen bis ans Knie gehen. Mit ihrem glänzendem Metallhelm, an dem eine schwarze Mähne befestigt ist, wirkt sie wie eine furchtlose Amazone. In ihrer Hand trägt sie locker die Lederleine zu meinem Halsband. Von ihr geführt wirke ich wie eine Kriegsgefangene der Amazone, die auf dem Weg in die Sklaverei ist. Zu dem Federhelm trage ich mein festes schwarzes Lederkorsett; um die eng geschnürte Taille liegt ein glänzendes Metallband, das zu dem verschlossenem Keuschheitsgürtel gehört, in dessen Mitte sich ein Dildo tief in meine Pussy drückt. Das kleine Vorhängeschloss wackelt auf dem Schild über meinem Unterbauch bei jedem Schritt hin- und her. An den sechs Strumpfhaltern sitzen die hellen Strümpfe, auf denen sich gestickte Rosen von den Knöcheln empor ranken. Vervollständigt wird meine Kleidung durch Stilettopumps mit Fesselriemen und breite Ledermanschetten um die Unterarme.
Angelika hat große Freude an den Bizarr-Partys, die ein befreundeter Gastwirt seit einiger Zeit mit wachsendem Erfolg veranstaltet. Die ersten beiden Male hatten wir zwar schon kurz nach dem Einlass Besuch von der Polizei, aber inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass hier nichts Illegales geschieht. In die verwinkelten Räume eines alten Lagers hat Damokles seinen Club mit Diskothek gebaut. Über zwei Stockwerke sind viele, weitestgehend abgeschlossene Räume und Nischen verteilt. Fast überall steht ein Pranger, oder ein Andreaskreuz, umringt von wenigen bequemen Sitzmöbeln oder Liegewiesen. So können sich kleinere Gruppen bilden, ohne von einer Menge ungebetener Zuschauer beobachtet zu werden. Aber natürlich sind auch für zeigefreudige Paare Bühnen im Hauptraum vorhanden.
Nachdem ich mich etwas umgesehen und ein paar bekannte Gesichter begrüßt habe, geht mein Blick wieder auf die wiegenden Hüften vor mir, die sich unter dem Lederkleid reizvoll bewegen. Quer im Durchgang zur Bar hat jemand einen fast nackten Mann angebunden. Alle Besucher sind aufgefordert auf ihn zu treten, wenn sie den Durchgang benutzen - ein Trampling-Liebhaber. Deutlich sind auf seinem nackten Körper schon rote Spuren von Schuhen zu sehen. Meine Freundin stützt sich am Durchgang ab und tut ihm vermutlich einen Gefallen, als sie über seine Brust geht und dabei wie zufällig einen roten Striemen mit ihrem Absatz zieht. Ich verlagere das Gewicht auf die Ballen und hüpfe schnell über den stöhnenden Leib. Ich werde das nie verstehen. Wenn der arme Irre Pech hat, bleibt die nächste ungeschickte Frau mit ihrem Absatz in seiner Leber stecken.
Im Barraum spielt gedämpfte Musik und wenige Gäste sitzen an der Theke, dahinter schenkt Damokles gerade einen Drink ein. Die Position am Tresen würde er nie an einen Angestellten abgeben. Er ist Barkeeper aus Überzeugung. Als er uns sieht, hellt sich sein Gesicht auf und ein breites Lächeln streckt sich über den unrasierten Dickschädel. Sein Haupthaar hat die gleiche Länge wie sein Dreitagebart. Die breiten Schultern und der Bierbauch stecken in einem kunstvollen Ledergeschirr mit Metallringen.
"Grüß dich Angelika und hallo Gwen"
"Grüß dich Damokles." Ganz konventionell begrüßen wir uns mit Wangenküssen. Kurz muss ich wieder daran denken, woher er seinen Spitznamen hat. `Das Schwert des Damokles` steckt in seiner Hose. Einmal sah ich, wie er auf der Bühne, fast im Vorbeigehen, eine Frau nahm, die dort laut und lästig einen Fick forderte. Ich habe erstaunt verfolgt, wie schnell der Mann seinen mächtigen Schwanz mit wenigen Handgriffen steif spielte und sein Schwert dann mit wuchtigen Stößen bis zum Anschlag in ihre Scheide hämmerte. Ihr quäkendes Gezeter erstarb augenblicklich. Als sich ihr Blick wieder klärte und sie merkte, dass sie allein auf der Bühne war, hatte sie sich mit wackeligen Beinen davon gemacht.
Meine Herrin knotet meine Leine an einen der Ringe unterm Tresen, wir setzen uns nebeneinander auf die plastikbezogenen Barhocker. Damokles meint, leider wäre das der einzige Bezug, den das Gewerbeaufsichtsamt ihm aus hygienischen Gründen genehmigt hat. Nun, ganz unrecht haben die Beamten nicht, bei den vielen nackten Hintern wäre alles andere auf Dauer eklig.
Bei einer ´Bloody Mary´ lausche ich dem Gespräch, welches Angelika mit Damokles führt und summe leise zur Musik. Nach einiger Zeit setzt sich plötzlich ein Mann neben mich. Seine auffällige Popperfrisur sticht ins Auge. Sofort erkenne ich ihn. Bernd - der Philosoph wird er genannt. Manche Leute trifft man immer wieder, ob auf Partys in Hamburg oder in Szene-Clubs in Berlin. Freundlich lächelt er mich an und schaut dann fragend an mir vorbei zu Angelika. Auch ich wende bittend den Kopf und freue mich über das zustimmende Nicken meiner Freundin.
"Hallo Bernd. Na wie geht es dir denn? Lange nicht gesehen."
"Hi Gwen, jepp ich war ein paar Wochen ziemlich down."
Fragend sehe ich ihn an und betrachte dabei seine Kleidung. Er trägt ein weinrotes Seidenhemd und eine schwarze Lederjeans mit großen Löchern über dem Hinterm. Seine scheußlichen Cowboystiefel in Schlangenlederoptik übersehe ich krampfhaft.
"Ich bin weg von Jens und Jessy - wieder solo. Irgendwie hatte das keine Zukunft da."
"Ach das ist aber schade." Ich heuchle Mitleid, obwohl mir schon beim letzten Mal klar war, dass dieser hochintelligente junge Mann bei dem sadistischen Proletenpaar nie glücklich geworden wäre. "Und was machst du jetzt so?"
Seine Antwort wird von einem Klingeln unterbrochen. Eine besondere Bestellung wurde aufgegeben, die Spezialität des Hauses ´Cognac-Schuss´. Damokles rührt in seiner Barglocke und macht dann einladend einen Lichtspot neben der Bar an.
"Es wurde `Cognac-Schuss` bestellt. Wer möchte spenden?"
Die Blicke der Anwesenden gehen herum, bis eine Frau in der Ecke ihren Partner auffordernd in die Seite tippt. Er steht erst unsicher, dann doch tapfer lächelnd auf und begibt sich zu dem merkwürdigen Gerüst neben der Bar. Mit gespielt lasziven Bewegungen zieht er Schuhe und Hose aus und klettert auf das Gerüst, so dass er bäuchlings mit weit gespreizten Beinen zu liegen kommt. In gut sichtbarer Höhe hängt sein nackter Hintern nun vor den Zuschauern. Damokles kommt heran, wischt kurz mit einem Tuch über den schlappen Schwanz des Spenders und schließt dann seine selbst erfundene `Melkmaschine` an. Ein Art Eichelkappe mit Austrittskanüle aus weichem Kunststoff, die mit einem Vibrator verbunden ist. Nachdem die kleine Maschine eingeschaltet ist, streckt sich der Schwanz des Mannes schnell unter den faszinierten Blicken des Zuschauer, Damokles stellt den Regler schließlich auf Maximal und hält einen gefüllten Cognacschwenker unter die kleine Abspritztülle. Es dauert nicht lange, da zuckt der Spender im Orgasmus und sein Samen spritzt in den Alkohol, wo augenblicklich aus dem flüssigen Strahl ein eiweißartiger Faden wird. Wie der Bauer den Euter an seiner Milchkuh ausdrückt, so holt Damokles den letzten Rest aus dem rot durchbluteten Schwanz des Mannes. Die einzelnen Tropfen schweben als weiße Perlen in der dunklen Flüssigkeit.
Schließlich stellt er das Glas vor eine strahlende Frau am anderen Ende der Theke.
Sie prostet dem Spender noch kurz zu, als dieser von dem Gerüst absteigt und nippt dann an dem besonderem Getränk.
"Stark, was?" Fasziniert sehe ich zu Bernd, der auch sprachlos die Show verfolgt hat.
"Ja, echt stark. Was zahlt sie dafür?"
"Sie zahlt nur den Cognac. Für den Rest findet sich fast immer ein Spender. Du kannst ja auf die nächste Bestellung warten." Schmunzelnd sehe ich ihn an.
"Na mal sehen. Und schon mal probiert? Wie schmeckt das? Nach Sperma?"
"Nein. Das Sperma wird ja ganz schnell fest, wie gekochtes Eiweiß. Du schmeckst eigentlich nur den Cognac. Ist halt ein Gag."
"Aha..." Bernd sieht noch einmal kurz zu der Frau und kommt dann auf das unterbrochene Gespräch zurück. "Ach du wolltest wissen, was ich jetzt so mache. Ich habe Kontakt zu einer spirituellen Gruppe bekommen. Ich werde da in eine Wohngemeinschaft einziehen."
"Eine spirituelle Gruppe? Eine Sekte? Wie kommst du denn auf den Trichter?" Ich kann es kaum fassen, was er mir erzählt.
"Nein, keine Sekte. Wir sind Hindus und versuchen mit Hilfe eines Gurus das Geheimnis der Liebe zu ergründen."
Erstaunt versuche ich, nicht völlig ablehnend zu schauen und lasse ihn erzählen, kann es aber nicht verhindern, dass ich mich unwohl auf dem Hocker winde. Der Dildo, der sich dabei in meine Pussy drückt, stört mich jetzt einfach nur.
"....Sai Gunashen, unser Lehrer glaubt an die Kraft der Liebe, die man durch Hingabe und Selbstaufgabe erreicht. Er lehrt uns den Weg zur völligen Glückseligkeit.
Ach komm, verstell dich nicht. Ich sehe doch, dass du denkst, ich wäre völlig bekloppt. Aber glaube mir Gwen. Wenn du dich etwas mit der Materie befasst, wirst du erstaunt sein, wie viel BDSM sich im Hinduismus wieder findet. Soviel Inhalte der SM-Philosophie tauchen da auf. Weißt du, wie die Anhänger eines Gurus heißen? Sie nennen sie Devotees. Na kommt dir das bekannt vor?
Und die Lust der Hingabe und Selbstaufgabe, die Überzeugung, einer starken Macht ergeben zu sein, das alles verbindet BDSM und die Lehre von Guru Sai Gunashen. Willst du uns nicht mal besuchen? "
Bevor ich antworten kann, ruckt es an meinem Halsband. Angelika beendet das Gespräch abrupt. Sie wirft Bernd nur einen kurzen Blick zu, dann löst sie den Knoten an meinem Halsband. "Komm Schatz, ich will tanzen."
Im Hintergrund höre ich Guesch Patti ihren ´Etienne´ singen. Das augenblickliche Lieblingslied von meiner Freundin. Ich nicke Bernd kurz entschuldigend zu und stöckele schnell an Angelikas Hand zur Tanzfläche. Wir lieben das Lied und den Videoclip dazu. Zu den fetzigen Rhythmen bewegen wir uns völlig ekstatisch und reiben die Körper lustvoll aneinander. Angelikas Hand wandert über meine geschnürte Taille und ergreift schließlich meine linke Brust. Während sich ihre langen Fingernägel in mein weiches Fleisch krallen, verschlingen sich unsere Zungen miteinander. Wenn der Dildo nicht gesichert wäre, er würde aus mir flutschen wie abgeschossen.
Viel später, als sich unsere Körper von einander lösen – die Musik hat längst gewechselt – da sehe ich nach Bernd, unserem Philosophen. Aber sein Platz an der Theke ist leer.

Ich hatte Bernds merkwürdige Ansichten schon fast wieder vergessen, als ich ihn einige Monate später in einem Straßencafe treffe. Es ist ein herrlicher Frühlingstag und die ersten warmen Sonnenstrahlen laden zum Bummeln ein. Ich habe einen freien Nachmittag genutzt und unterbreche meine Citytour mit einem Kännchen Kaffee in der Fußgängerzone. Verwirrt sehe ich den Mann an, der mich plötzlich anspricht.
"Hi Gwen." Hinter meiner Sonnenbrille ziehen sich die Augenbrauen fragend zusammen. Erst nach einigen Sekunden erkenne ich Bernd. Die Poppertolle ist einem Stoppelschnitt gewichen und er trägt legere Jeans mit einem T-Shirt. Seine geschmacklosen Stiefel hat er gegen leichte Slipper eingetauscht.
"Hallo Bernd, na du hast dich aber verändert. Komm setz dich doch."
Er folgt meiner Einladung, setzt sich zu mir und bestellt bei einer Serviererin einen Capuccino. Nach einem belanglosen Smalltalk kommen wir tatsächlich wieder auf das Thema zurück, das er auf der Party angeschnitten hatte. Er berichtet darüber, dass er seit einigen Wochen in einer Wohngemeinschaft mit anderen Anhängern dieses Gurus lebt und sich intensiv mit dessen Lehren beschäftigt.
"...wirklich faszinierend. Du weißt ja, dass ich mir schon immer Gedanken über die unvergleichlich tiefen Gefühle und Emotionen in einer SM-Beziehung gemacht habe. Deswegen habt ihr mir ja auch meinen Spitznamen verpasst."
Er grinst mich an und ich senke kurz verlegen den Blick. Das Thema ist reizvoll. Das eine SM-Partnerschaft viel intensiver ist, als eine `normale` Ehe zwischen Stinknormalen - den Stinos - wie sie bei BDSM-Freunden genannt werden, ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich gerate ins Schwärmen und versuche meine Gedanken dazu zu formulieren.
"Für mich ist Devotion, die Unterordnung, das Höchstmaß an Liebe, das ich geben kann. Es ist einfach die vollendete Liebe. Ich bin bereit, mich völlig zu öffnen, mich schutzlos zu geben, um beschützt zu werden. Ich zeige mich nackt, um von meiner Partnerin ummantelt zu werden.
In einer normalen Beziehung greifen zwei Hände ineinander, in einer Dom/Dev-Partnerschaft ist eine Hand eine Faust - eine Kugel, die von der anderen, größeren Hand umfasst wird. So möchte ich in meine Partnerin eingehen und ihr Innerstes sein. Das ist meine feste Überzeugung, aber ich habe das nie unter religiösen Aspekten betrachtet."
"Ach Gwen, das liegt aber doch nahe. Im Christentum haben ganze Völkerscharen von Gläubigen durch völlige Selbstaufopferung und Kasteiung ihre geistigen Höhepunkte erlebt."
"Ja Moment mal. Ich kenne schon die Bilder mit Mönchen die sich selbst auspeitschen und habe auch von anderen merkwürdigen Praktiken gehört, aber da war doch kein sexueller Hintergrund."
"Halt, halt! Das habe ich nie behauptet. Es geht mir um das höchste Glücksgefühl, weniger den körperlicher, als den geistigen Klimax – die Liebe. Obwohl es da in der Geschichte schon ab und zu einen unkeuschen Gedanken dabei gab." Verschmitzt zwinkert er mich an.
"Hmm, na wenn du das so trennen willst und kannst. Aber ich sehe da immer noch nichts religiöses..."
"Ist ja auch weniger religiös, als spirituell. Ich werde mal versuchen dir klarzumachen, worum es uns geht. In einer guten SM-Session fließen Energien. Der dominante Part investiert zuerst, indem er die Stimmung und den Ablauf organisiert. Er gibt sozusagen die Initialzündung. Wenn er es geschickt anstellt, wird er dann an die Energien des devoten Parts gelangen. Wie jemand, der es geschafft hat, eine Dose zu öffnen, so kann sich der Dom nun an den Energien seines Devs laben. Als hätte er eine wärmende Lampe angeschaltet, wird sie auf ihn - in ihn einströmen.
Andererseits profitiert der devote Partner von der Kraft des Doms. Erst ist er ein verkapselter Samen, scheinbar tot und hart. Die auf ihn einwirkenden Kräfte sind wie Wasser, das den Samen umspült und dazu führt, dass die Hülle aufbricht und eine Frucht daraus erwächst.
Eine gelungene Session ist immer Austausch von Energie."
"Das hast du sehr treffend beschrieben und eurer Guru predigt jetzt, dass das Leben eine einzige SadoMaso-Session sein sollte? Das hört sich gar nicht so doof an. Ist da noch ein Zimmer frei in eurer WG?"
Gemeinsam lachen wir laut über den Spaß und merken dann, dass ein älteres Paar am Nebentisch pikiert herübersieht. Offensichtlich haben sie uns zugehört. Im Gesicht des Mannes steht deutlich geschrieben, was er von uns hält, aber seine gute Erziehung verbietet es ihm, uns das offen zu sagen. Bernd nimmt darauf keine Rücksicht, er spricht ihn direkt an.
"Möchten Sie sich an diesem Gespräch beteiligen? Vielleicht ihre Meinung dazu sagen?"
Verwirrt sieht der Angesprochene von Bernd zu seiner Frau und wieder zurück.
"Ja, wenn sie es denn wissen wollen. Ich finde das schockierend wie sie hier Christentum, eine abartige Sekte und widernatürliche Sexualpraktiken in einen Topf werfen."
Bernd kontert mit einem Zitat: "Es gab einmal einen weisen Mann, der sagte: `Es gibt kein Verbrechen gegen die Natur. Die Menschen glauben daran, denn sie haben alles dazu stempeln müssen, was sie irgendwie störte. Deshalb kann ein Mensch einem anderem Unrecht tun, niemals aber der Natur.´" Damit überlässt Bernd den verblüfft schauenden Mann am Nebentisch wieder seinen Gedanken. Ich neige mich zum Philosophen herüber um frage flüsternd, wer denn das gesagt hat. Ebenso leise gibt er mir die Antwort. "Der Marquis de Sade."
Kichernd unterstelle ich, dass dies vermutlich nicht zur Standardlektüre unseres Nachbarn gehört.
Demonstrativ dreht Bernd seinen Stuhl um und zeigt dem Nebentisch seinen Rücken.
"Zurück zum Thema. Also Guru Sai Gunashen vertritt die Lehre, dass Liebe, Hingabe und Selbstaufgabe der Weg zur Verschmelzung mit Gott ist. Vereinfacht dargestellt, bedeutet das, dass man durch Liebe, Hingabe und schließlich Selbstaufgabe wächst. Wir verstehen die Selbstaufgabe im Westen eher negativ als Unterordnung unter einen Herrn. Im Hinduismus wird das aber anders empfunden, halt spiritueller. Wir haben eben darüber gesprochen, dass in einer SM-Session Energien fließen. Du hast sie hundertfach gespürt, du weißt wovon ich rede. Nun stell dir vor, deine Seele ist ein Wassertropfen, der in einen Ozean eintropft. Er verliert sich und wird Teil eines anderen, mächtigen Ichs – Bestandteil etwas überirdisch Schönen und Guten – des Unendlichen.
Liebe, Hingabe und Selbstaufgabe sind die drei Sprossen einer spirituellen Leiter zur Erklimmung des höchsten Glückes. Er ist damit in der Tradition von Sri Chinmoy."
"Also ich kenne diese Leute nicht. Ich bin immer skeptisch, wenn da irgendwelche Gurus sich als Gott verehren lassen und dir tatsächlich nur die Taschen leeren."
"Nein, warte. Also Sri Chinmoy kennst du vielleicht von der alten Santana Platte `Love, Devotion, Surrender` und wir verehren da keinen Aufschneider als gottgleiches Wesen. Er ist nur eine Art Lehrer und Mittler. Er hat nie behauptet ein Gott zu sein, er zeigt uns neue Aspekte auf und lädt uns in sein Ashram ein, das ist eine Art Kloster in Indien. Ich werde nächsten Monat dort hinfahren, um Sai Gunashen persönlich zu begegnen."
"Ach du hast ihn noch gar nicht getroffen?"
"Doch mal kurz. Aber im Ashram werden wir ihn fast täglich sehen."
"Also pass da bloß auf. Das hört sich nach so einer Poona-Geschichte an, wo erst alle eine Gehirnwäsche bekommen, finanziell ausgenommen werden und dann täglich sexuell missbraucht werden."
Bernd legt den Kopf zur Seite, als müsse er ernsthaft überlegen. "Hmm....es gibt Schlimmeres, oder?" Und wieder müssen wir lachen.
Wir diskutieren schließlich noch eine ganze Weile und die Kaffeetassen machen Weingläsern Platz. Es ist früher Abend, als wir uns verabschieden und der ´Devotee´ von Sai Gunashen mit meiner Postadresse in der Tasche seines Weges geht. Er hat versprochen mir zu schreiben.
Viele Dinge, die er sagte, klangen irgendwie sehr schön und wahr, aber innerlich widerstrebt mir diese Ansicht, dass da eine höhere Macht ist, in die unsere Seelen eingeht, wenn wir nur unterwürfig genug sind.

Die Hitze steht in den Straßen. Obwohl die Balkontüren weit geöffnet sind dringt scheinbar überhaupt keine Luft in die Wohnung. Ich trage nur BH und leichte Shorts, schwitze aber dennoch wie ein kopulierendes Eichhörnchen. Das Klappern am Briefschlitz verspricht eine willkommene Unterbrechung meines `Haushaltsnachmittages`. Ich lege den Putzschwamm zur Seite und gehe zur Haustür. Neben ein paar wichtigen Informationen der Konsumgüterindustrie, also Werbemist, ist auch ein Brief mit ausländischer Marke gekommen. Unter dem Kopf eines Unbekannten prangt INDIA auf dem Postwertzeichen. Ich drehe den Brief und als Absender steht da tatsächlich Bernds Name über einer kaum lesbaren Adresse. Ich nehme den Brief mit zum Schreibtisch, öffne ihn umständlich mit den Gummihandschuhen an den Händen und setze mich auf den Wippsessel. Nach einigen Minuten liegen meine nackten Füße auf dem Schreibtisch, gefesselt lese ich den langen Brief.
"Gwen?" Ich schrecke auf und kippe beinahe mit dem Stuhl um. Angelika ist gekommen und steht mit fragendem Blick hinter mir. Ich habe sie gar nicht kommen hören. Wie sie da in ihrem dunkelblauen Kostüm mit Goldapplikationen steht, sieht sie zum Anbeißen aus. Ich glaube, sie weiß das genau und hat den Job bei dem Wachdienst nur wegen der sexy Uniform angenommen.
"Uups...Huhu Angelika, schau mal. Bernd hat geschrieben und berichtet aus seinem Ashram."
"Ach ja? Erzähl mal, was schreibt er denn so?" Sie stellt sich neben mich und schält sich aus der Uniform. Hin- und hergerissen zwischen dem Brief und dem Anblick der scharfen Stripperin da neben mir, stottere ich die ersten Sätze. Zwischen den Wörtern des Briefes tauchen plötzlich die blitzenden Knöpfe der Uniform und die Schweißflecken auf der ärmellosen Bluse auf.
"Äh .. ja, also hier schreibt er, dass es verschiedene Kantinen für indisches und westliches Essen gibt. Die Devotees arbeiten alle mit, auf dem Feld, in der Küche oder in den Werkstätten. Wer nicht will, kann aber auch für seinen Aufenthalt bezahlen. Es herrscht übrigens Geschlechtertrennung."
Angelika schiebt ihre klebende Strumpfhose von den Beinen und kommentiert kurz die letzte Einzelheit. "Na das würde uns ja nicht kratzen, was Schatzi?"
Lächelnd erzähle ich weiter.
"Das ist witzig. Hör zu: `Der Höhepunkt jeden Tages ist der Darshan, das heißt soviel wie Anblick und Gegenwart des Gurus. Damit der Andrang einigermaßen organisiert abläuft, werden täglich auf dem Vorbereitungsplatz die Sitzreihen ausgelost. Da wir dort alle wie aufgereiht sitzen, wird das ´Anleinen´ genannt.` Ist das nicht witzig? Fehlte nur noch, dass die da Halsbänder tragen!"
Inzwischen hat Angelika nur noch einen kleinen Slip an und ist hinter mich getreten. Sanft massiert sie mir den Nacken und streichelt über mein Haar. Wohlig brummend lese ich weiter aus dem Brief vor.
"Wenn dann Sai Guneshen kommt, herrscht andächtige Stille. Er erzählt uns von seinen Erleuchtungen und hilft uns beim anschließenden gemeinsamen Meditieren. Er geht dann durch die Reihen und lässt seine Kraft auf uns abstrahlen. Auch wenn wir ihn mit geschlossen Augen längst nicht mehr beobachten können, so fühlen wir seine Anwesenheit genau. Erinnerst du dich, wie wir über Energien sprachen? Ich habe gelernt diese Energien so genau zu fühlen, dass ich danach greifen könnte."
"Hmm. Also ich weiß nicht. Das hört sich ziemlich abgedreht an." Skeptisch verzieht Angelika das Gesicht. Als ich mich herumdrehe um sie anzusehen, liegt mein Gesicht unvermeidbar an ihrem festen runden Busen.
Zögernd spreche ich weiter, ein warmes Gefühl breitet sich über meinem Unterleib aus und strahlt auf meinen Schritt aus.
"Er schreibt, der Tempel ist Shiva geweiht, dem Zerstörer und Erneuerer. Er hat auch eine weibliche Seite, die als Kali, oder Durga für die Zerstörung zuständig ist. So genau steige ich da nicht durch."
"Die weibliche Seite ist für die Zerstörung zuständig. Das scheint eine Religion zu sein, die sich Männer ausgedacht haben."
Angelikas Hände sind inzwischen von meinem Hals massierend heruntergewandert und streicheln meine Körperseiten neben den Brüsten. Um überhaupt noch lesen zu können, halte ich den Brief mit einer Hand abseits des Körpers, bis sie ermattet herabsinkt. Aus der Erinnerung spreche ich weiter.
"Er schreibt, dass er möglichst lange bleiben möchte um eine hohe Stufe der Ausbildung zu erreichen. Er ist dort glücklich"
Mein Herzschlag wird heftiger, die Hand meiner Freundin streichelt über den kleinen Stoppelhaarstreifen an meinem Venushügel. Langsam schiebt sich ihr Zeigefinger weiter vor und legt sich zwischen meine feuchten Schamlippen. Der Brief fällt mir aus den Händen, seufzend lege ich den Kopf schräg zur Seite und angele mit meiner Zunge nach Angelikas Brustspitze. Wie eine Süchtige zieht es mich zu ihrer braunen Knospe, die ich jetzt mit der Zungenspitze necke. Wie zum Ausgleich schiebt sich eine Hand in meinen Büstenhalter und legt sich um meine Brust. Langsam entwickelt sich ein harmonischer Rhythmus des streichelnden Zeigefingers an meinem Kitzler. Angelika küsst meine Stirn und fragt provozierend.
"Und? Schreibt er auch, dass sein Guru außer Glücksenergie auch ab und zu einen Orgasmus verteilt?"
Ich winde meine Hüften lustvoll auf dem Sessel und spreize die Beine einladend.
Ziemlich abwesend antworte ich schnell, dass ich davon nichts gelesen habe. Dann nuckele ich weiter genüsslich an ihrer Brust, bis mein Körper zuckt und seine Melodie der Lust wie ein Instrument in den geschickten Händen dieser Künstlerin spielt.
Wenn es noch irgendwelche Zweifel gab, dann sind sie nun verflogen. Auch wenn mir Begriffe wie Liebe, Hingabe und Selbstaufgabe heilig sind - ich brauche keinen Guru um Energien um mich leuchten zu lassen. Mein Guru ist mein Herz.

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