Er fand ein Lokal, das ihm ganz annehmbar erschien, und bestellte das Tagesgericht, Steak mit Pommes und Salat, dazu eine Karaffe Weißwein. Nach einem Kaffee und einem Cognac fühlte er sich motiviert genug, seine Erkundigungen der Gegend zu beginnen. Er ging ein ganzes Stück auf einer der großen, hellen Straßen, bog dann ab und kehrte, den kleinen, schmalen, dunklen, verwinkelten Gassen folgend, zum Bahnhof zurück. Er hatte auf dem kurzen Spaziergang nichts entdeckt, was ihn besonders interessiert oder gar fasziniert hätte. Er hatte auch keine weiteren Nutten gesehen und kam auch nicht an Lokalen vorbei, die irgendein Geheimnis verborgen hätten. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Straßenprostitution hier verboten war und wenn es keine Nutten und keine Freier gab, gab es wohl auch keine zwielichtigen Bars mehr. Aber ganz konnte man auch hier dieses Gewerbe nicht verhindern, den zumindest im Hinterhof seines Hotels fand es statt. Der Anblick der wartenden Frauen, die Möglichkeit mit einer von ihren rasch und problemlos Sex zu haben, alles war nur eine Frage des Geldes, sonst nichts, hatte in ihm durchaus ein deutliches Verlangen ausgelöst, das sich bei dem nächtlichen Spaziergang noch verstärkt hatte, obwohl es nicht durch weitere Eindrücke genährt worden war. Am Bahnhof wieder angekommen, zog es ihn fast mit magischen Kräften zu seinem Hotel, um den Hinterhof und seine Besetzerinnen zu erkunden. Wenn er noch etwas Besonderes erleben konnte in dieser Nacht, dann dort und nur dort. Von außen erweckte das Hotel des Voyageurs nicht den Anschein einer billigen Absteige oder gar eines Stundenhotels, es war wohl auch keines, aber der Telefonanruf und der Blick aus dem Fenster hatten das auch nicht ganz ausgeschlossen. Als er den Zugang zum Hinterhof suchte, bemerkte er erst jetzt einen Toreingang an der Seite zum Nebengebäude. Er betrat einen dunklen Gang und schon dort standen die ersten Frauen, die ihn interessiert und zum Teil provokativ anschauten. Eine, die ziemlich dick und hässlich war, forderte ihn direkt zum Sex auf. Er lächelte sie an, ging aber an ihr vorbei ohne sich auf ein Gespräch einzulassen und betrat das kleine, durch hohe Backsteinmauern abgegrenzte Karree des Hofs. Ein knappes Dutzend Frauen standen dort herum, es waren die, die er schon von oben gesehen hatte. Sie hatten sich gegen die Kälte des Herbsts mit warmer Kleidung geschützt, die sie aber nicht unbedingt attraktiver machte. Nur auf eine der Ladies traf das nicht zu, eine dunkelhäutige, schokoladenbraune Frau, die ihm sofort auffiel, und nicht nur das, die ihm auch auf Anhieb gefiel. Es war eine sehr junge, schlanke Schönheit in einem schwarz-weiß gestreiften Kleid, das ihre perfekten Kurven und Formen vorzüglich zur Geltung brachte. Sie trug nur eine dünne, grüne Strickjacke, die sie kaum vor der Kälte der Nacht schützen würde, falls sie hier ausharren sollte. Sie hielt eine rote Handtasche in den Händen und schaute etwas verloren, geradezu desinteressiert in die Welt. Als er sich ihr näherte, sie neugierig anschaute, aber nichts sagte, kein Angebot machte, tat sie weiter so, als ob sie kein Interesse an ihm hätte. Er hatte aber durchaus Lust, mit dieser Frau zu schlafen und betrachtete voll Verlangen ihren Körper und ihr Gesicht. Es war ein wirklich hübsches Gesicht, das von schulterlangen braunen Haaren umrahmt war. Allerdings war dieses Gesicht für seinen Geschmack zu stark geschminkt, sie hatte Puder aufgetragen, um sich heller zu machen und der viel zu rote Lippenstift bildete einen herben Kontrast. Aber sie strahlte eine große Attraktivität aus und deswegen wanderte sein Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Körper und wieder zurück. Obwohl sie merkte, dass er Interesse an ihr hatte, machte sie keine Anstalten zu einer Kontaktaufnahme, kein „Hallo“, kein „wie geht‘s“. Im Gegenteil, sie war wohl durch sein Anstarren irritiert und versuchte seiner Aufmerksamkeit zu entkommen, indem sie sich demonstrativ von ihm abwendete und einen entfernteren Standort aufsuchte. Das wiederum irritierte ihn, minderte aber seine Lust nicht, sich auf ein nächtliches Abenteuer einzulassen. Er überlegte sich einen Moment lang, nicht weiter es mit dieser Frau zu versuchen, wenn sie nicht wollte, dann gab es ja auch noch andere. Aber diesen Gedanken verwarf er rasch, dann die braune Schönheit war eindeutig die attraktivste und sein Bauch und vor allem sein Schwanz sagten ihm, dass sie nur die und keine andere haben wollten. Wäre er jetzt einfach gegangen, hätte noch ein Bier getrunken und sich dann in sein Bett gelegt, wäre ihm so manche Aufregung, aber auch ein irres Erlebnis erspart geblieben.
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