Beim Betreten des Zimmers habe er gesehen, wie er sie von hinten gevögelt habe, das sei eindeutig gewesen und ein klarer Beweis. Während er redete machte er weitere Bilder von der Frau, die bereitwillig all die Stellen ihres Körpers präsentierte, die misshandelt worden waren, das Gesicht, die Brüste, die nun beide frei waren und Flecken aufwiesen, genau wie der untere Teil des Bauchs und zwischen ihren Oberschenkeln sah man sogar eine verschmierte, rote Spur. Vergewaltigung sei ein Verbrechen, fuhr der Mann fort, und er würde jetzt die Polizei anrufen und die würde ihn einlochen und er bekäme fünf Jahre Haft, mindestens. Er habe noch mehr Beweise, betonte er, er selbst sei Zeuge, ein sehr guter Zeuge, denn er sei der Hausdetektiv. Bei diesen Worten holte er aus der Brusttasche seiner reichlich schäbigen Jacke eine Plastikkarte und schwenkte sie so heftig, dass man nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Er sei also von Amts wegen besonders glaubhaft und er habe zudem die Aufnahmen in seinem Handy, die ganz klar zeigten, dass diese junge Frau vergewaltigt und misshandelt worden war, sie sei voller blauer Flecken und er solle nur hinschauen, dann könne er es selbst sehen. Es sei eine unschuldige, junge Frau, die er zu diesem Zweck, zum Zweck der Vergewaltigung in sein Zimmer gelockt und dann missbraucht habe. Er wolle doch nicht leugnen, dass er sie in dem Lokal, in dem er gegessen hatte, angesprochen und dann mitgenommen habe. Auch dafür gäbe es Zeugen und auch der Portier des Hotels würde bestätigen, dass sie beide vor einer halben Stunde das Hotel betreten hatten und er den Aufpreis für ein Doppelzimmer bar bezahlt habe, das könne man jederzeit nachprüfen. Das alles seien unwiderlegbare Fakten, die alle gegen ihn sprächen. Ob er jetzt etwas sagen wolle, er habe jetzt die einmalige Gelegenheit, wenn nicht, würde er den Notruf zur Polizei absetzen. Bei diesen Worten schwebten seine Finger schon über der Tastatur seines Handys.
Das alles war so schnell abgelaufen und so perfekt inszeniert, dass der Beschuldigte erst eine Weile brauchte, um klare Gedanken zu fassen und sich seiner Lage bewusst zu sein. Die war mehr als beschissen und es fiel ihm zunächst nichts ein, was er tun konnte. Die Polizei würde ihm nicht glauben, sie würde ihn festnehmen und in eine Zelle sperren. Nicht nur der Flug am nächsten Tag, seine ganze Reise wäre damit erledigt, das schon bezahlte Geld futsch und sollte es zu einer Verhandlung kommen, hätte er äußerst schlechte Karten. Aber dann war der erste Schock überwunden und er fing wieder an, klar zu denken. Als Erstes fragte er sich, ob der Typ überhaupt die Polizei einschalten oder ihn nur erpressen wollte. Falls dem so war, könnte er ja darauf eingehen und dann seinerseits die Polizei einschalten. Aber auch das wäre das Ende seiner Reise, denn der Flug war schon am Vormittag und es blieb ihm keine Zeit für ein juristisches Gerangel. Der Detektiv, so er denn einer war, hatte ihn bei seinen Anschuldigen ziemlich unsicher angeschaut und während er jetzt auf eine Antwort wartete, schaute er immer wieder nervös zu der Frau, die sich mittlerweile auf einen Stuhl gesetzt hatte und ein wenig theatralisch schniefte und ein paar Tränen aus den Augen drückte. Dann endlich, nach einer Weile der Sprachlosigkeit, begann er zu reden. Gut, sagte er, ihr habt mich reingelegt und ich werde wohl tun müssen, was ihr wollt, damit das Spielchen hier rasch beendet wird. Was wollt ihr von mir? Ich nehme an Geld, ich gebe euch was, aber dann haut ab und lasst mich in Ruhe. Aber der Detektiv ging darauf nicht ein, wollte wohl noch mehr Angst verbreiten, um sicher kassieren zu können, jedenfalls wollte er sich nicht so einfach abspeisen lassen.
Grand Hotel des Voyageurs
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