Die beiden Männer setzten sich auf das Bett, die Frau, nach einer Klarstellung wieder ganz entspannt und friedlich, blieb auf ihrem Stuhl sitzen und begann mit Papiertaschentüchern ihre „Verletzungen“ abzuwischen. Ihr Kumpan erklärte nun lang und breit, dass er im Hotel arbeiten würde, aber als Aushilfe, als Mädchen für alles und das bei einem Hungerlohn. Um zu überleben, er müsse dieses Wort verwenden, würde er mit einigen Frauen, so auch mit Julia, ab und zu ein solches Spektakel inszenieren. Sie würden so ihr klägliches Einkommen ein wenig aufbessern, denn alle Frauen im Hof, auch die toll aussehende Julia, seien arm dran. Die ertappten Freier seien meistens so erschrocken und verängstigt, dass sie schnell mal einen Hunderter lockermachen würden, um rasch und ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Das Geld würde er sich dann mit dem Mädchen teilen. Aber ihm müsse er ein Kompliment machen, er sei ein harter Hund, er habe ihn durchschaut und überrumpelt, statt umgekehrt. Aber das würde er ihm jetzt nicht weiter übel nehmen, diese Spielchen könnten ja nicht immer gut ausgehen. Jetzt sollten alle drei vergessen, was passiert ist. Jetzt seien sie doch Freunde und er könne sich in sein Bett legen und in Ruhe schlafen. Doch der so Gelobte wollte gar nicht schlafen, er wollte das bekommen, was ihm zustand, wofür er schließlich schon bezahlt habe. Darauf müsse er bestehen, sonst würde er trotz aller Freundschaft eine Anzeige wegen illegaler Prostitution aufgeben. Wieder wechselten der Detektiv und die Hure ein paar Worte, erst nickte sie, dann nickte er und verkündete mit großer Geste, es sei ok, er habe recht und da sie nun wirklich Freunde seien, habe er Julia angewiesen, ihr Bestes zu geben und sie sei dazu auch bereit. Allerdings, er zögerte einen Moment, könne er ihr eine große Freude machen, obwohl sie ihn hereinlegen wollte. Es sei, im Vertrauen gesagt, seine Stimme wurde ganz leise, ihre Idee gewesen, ihn ein bisschen zu melken, er könne ihr trotzdem eine Freude machen und ihre, nun ja, Bereitschaft noch deutlich erhöhen, wenn er doch noch etwas drauflegen würde, damit sie sich Ersatz für die zerrissene Unterwäsche beschaffen könne, das würde er doch sicher verstehen. Er verstand und versprach Julia einen Zwanziger zu geben, wenn sie fertig seien. Auch sie verstand und schaute ihn nun wieder höchst verliebt an. Für den Detektiv war es Zeit zu verschwinden, er verabschiedete sich mit Handschlag und dann war er mit Julia allein.
Julia erklärte als Erstes wortreich, dass sie von diesem miesen kleinen Affen gezwungen worden war, dass sie ihn auf keinen Fall habe hereinlegen wollen, er habe ihr gleich gefallen. Deswegen sei sie so zurückhaltend gewesen, habe ihn abgelehnt, weil sie gern gehabt habe. Aber ihr würde auch Geld fehlen, sie müsse schließlich etwas für ihr Aussehen tun und auch die Kleider seien teuer. Deswegen habe sie sich dann doch anders entschieden und das tue ihr unendlich leid und das müsse er glauben und nun würde sie alles Gut machen und ihm wirklich ihr Bestes geben, ganz sicher, aber erst müsse sie sich duschen und die Schminke entfernen und ihr Make-up richten. Weil sie so erleichtert war, dass diese Erpressung gut ausgegangen war, küsste sie ihn völlig freiwillig, als sie aus dem Bad zurückkam. Und allein ihre Küsse waren die ganze Aufregung Wert. Ganz zu schweigen von dem Sex, den sie anschließend miteinander hatten. Es gab noch etwas Unerwartetes, denn Julia fragte ihn, ob sie die Nacht in seinem warmen Bett verbringen dürfe. Natürlich hatte er keine Einwände und so blieb sie bei ihm und wärmte sich an seinem Leib und genoss diese Frau mit jedem Atemzug. Am frühen Morgen, bevor er aufstehen musste, um sein Flugzeug zu erreichen, liebten sie sich noch einmal, diesmal gratis, wie Julia ihm versicherte. Sie sagte aber auch, dass er ein ganz toller Mann sei und dass sie ewig an ihn denken würde. Er war sehr gerührt, sagte, dass er das auch tun würde, ewig an sie denken und im Überschwang seiner Gefühle gab er ihr doch noch ein ordentliches Trinkgeld, das die zerrissene Unterwäsche, die gemeinsame Nacht und die Morgenliebe mehr als wett machte. Für seine Großzügigkeit bekam er einen wirklich langen, heißen und höchst emotionalen Abschiedskuss und beide schieden in schierer Eintracht.
Grand Hotel des Voyageurs
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