Grenzkontrolle

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Grenzkontrolle

Grenzkontrolle

Max

„Er“, sagte die uniformierte Beamtin und zeigte auf mich.
- Wie bitte?
- Ja, Sie, wiederholte sie, diesmal zu mir gewandt.
Das war mir noch nie passiert auf meinen Reisen nach Paris. Die wollten mich zum ersten Mal in dreissig Jahren nicht einfach durch den Basler Zoll lassen! Ich schaute mich um. Niemand machte ein entrüstetes Gesicht.

Die drei Beamten hinter dem niedrigen Tisch zogen die Augenbrauen hoch. Einer von ihnen winkte mich nach hinten. Ich packte meinen kleinen Koffer und folgte ihm.

Er ging mir in einen kleinen Raum voraus, hiess mich den Koffer auf einen Tisch legen und sagte: - Nehmen Sie Platz. Es kommt gleich jemand.
- Aber mein Zug...
- Machen Sie sich keine Sorgen.

Aber ich machte mir grosse Sorgen. Ich wollte diesen Zug nehmen, den Nachtzug, wie beim allerersten Mal, aber dreissig Jahre später. Es sollte eine Feier werden. Und kein Albtraum!

Die Tür ging auf, und zwei Personen betraten den Raum., ein junger Beamter, den ich bei der Kontrolle nicht gesehen hatte, und die Beamtin von vorhin. Jetzt erst sah ich ihr Schild. Darauf stand «Grenzpolizei». Eine Polizistin also.
- Bitte öffnen Sie den Koffer.

Die Chefin, wie ich erkannte. Nicht mehr jung, noch nicht alt, feste, klangvolle Stimme. Ihre Gesten waren klar, ihre dunkelviolette Uniform sass perfekt auf einem top-fitten Körper. Ich tat wohl besser, was sie befahl.
- Den Koffer. Bitte.

Ich gehorchte endlich und öffnete ihn. Der junge Polizist trat hinzu und durchsuchte meine Sachen gründlich, die Frau sah aufmerksam zu. Der Polizist schloss den Koffer wieder.
- Das da ist in Ordnung.

Ich atmete auf und sagte: Dann kann ich den Zug ja noch erreichen...
- Leider nein, sagte die Polizistin. Wir müssen Sie durchsuchen, wir haben eine Personenbeschreibung aus Paris, die auf Sie zutrifft.
- Wie bitte? Was soll ich verbrochen haben?
- Das können wir Ihnen nicht sagen. Bitte – ihre Stimme war plötzlich nicht mehr so fest, und sie blickte auf den Boden – bitte ziehen Sie sich aus.
Ich sog die Luft scharf ein, hielt den Atem an und machte keinen Wank.
- Das ist Vorschrift. Wir tun auch nur unsere Arbeit, sagte die Frau. Ihr junger Kollege wurde etwas rot.
- Sie meinen... ich soll alles....
- Bitte, ja.
Die Beamtin musterte mich aufmerksam. Ich sie auch, genauer als vorher. Sie war wohl etwas jünger als ich und hatte ein feines Gesicht, was durch den Kontrast der unpersönlichen, hart wirkenden Uniform umso mehr auffiel. Die Unifomjacke war zugeknöpft und spannte etwas um den zweitobersten Knopf, und als ich die Polizistin so musterte, blitzte eine kurze Ahnung in ihren Augen auf, die Ahnung, dass sie vielleicht doch den Falschen hatten. Aber sie sagte nur:
- Sie haben ja nichts zu fürchten, nehme ich an.
Da musste ich tatsächlich etwas schmunzeln, und sie presste die Lippen zusammen, als wollte sie verhindern, ebenfalls zu lächeln.
- Na gut, sagte ich. In der Tat, ich habe nichts zu verbergen.
Ich zog die Jacke aus, hängte sie über den Stuhl. Schlüpfte aus den Schuhen. Beides untersuchte der junge Beamte sorgfältig, die Schuhe drehte er sogar um, zog an der Sohle, stellte sie wieder hin. Dann löste ich den Gurt, zog den Reissverschluss auf und streifte die Jeans ab. Legte sie ordentlich auf den Stuhl und machte einen geraden Rücken. Schaute die Beamtin an und begann, mein Hemd aufzuknöpfen, das mir weit über die Hüfte hing.

Der Beamte fasste meine Jeans, schüttelte sie und spähte hinein. Ich musste wieder schmunzeln. Was sah er wohl? Er griff in die Taschen. Zog einen Notizzettel heraus, eine Banknote, meinen Schlüsselbund, legte alles auf den Tisch neben dem Stuhl.

- Weiter? fragte ich, bevor ich den letzten Knopf des Hemdes löste.
- Weiter, sagte die Beamtin. Ihre Stimme war nun leicht belegt. Ich löste den letzten Knopf und schlüpfte aus dem Hemd. Reichte es brav dem Beamten. Dieser blickte mich an, verdutzt über so viel Kooperation, dann nahm er es. Untersuchte es, innen und aussen. Griff in die Brusttaschen und fand nichts. Doch, ein altes Metro-Ticket.

Ich stand nun in Socken, Unterhose und T-Shirt da. Wartete. Sollten sie etwas sagen, wenn sie von mir noch mehr wollten. Mehr sehen wollten. Der junge Beamte hatte das Hemd fertig untersucht und hängte es über meine Jacke.

- Wir... die Untersuchung ist leider... leider noch nicht ganz fertig. Ich muss sie bitten.... Die Beamtin sprach jetzt mit gepresster Stimme.

- Wie? Weshalb denn? fragte ich so ruhig wie möglich.
- Es könnte sein, dass sie etwas an Ihrem Körper festgeklebt haben. Deshalb. Das kommt vor. Bitte verstehen Sie.
- Wie Sie wollen.
Ich zog meine Socken von den Füssen und legte sie auf den Stuhl. Dann zur Unterhose. Hakte die Daumen zu beiden Seiten ein, während ich mich vorbeugte. Zog sie ganz nach unten, hielt sie fest und stieg hinaus. Legte sie ebenfalls auf den Stuhl. Und dann richtete ich mich wieder auf. Das Lüftchen zwischen meinen Beinen war frisch, ich spürte, wie sich meine Haut zusammenzog. An dem, was jetzt gegen das lange T-Shirt stiess, hatte ich bestimmt kein Schmuggelgut festgeklebt. Aber sollten sie sich doch selber davon überzeugen, wenn sie unbedingt wollten. Mir wurde etwas warm im Kopf.

Der Beamtin wohl auch, sie hatte nun einen rosigen Teint und kniff die Lippen zusammen.

- Können Sie mich nicht so untersuchen? fragte ich. - Nein, wir müssen alles... sehen, Vorschrift...

Ihre Stimme war jetzt heiser, aber sie liess sich nicht von den Vorschriften abbringen. Mein T-Shirt sprang weit unten etwas vor, wenig zwar, aber deutlich. Eine kleine Beule. Bitte nicht wachsen.

- Ich mache einen Vorschlag, sagte ich. - Was denn?

- Ich ziehe die Unterhose wieder an und das T-Shirt aus. Dann sehen sie alles, ich meine, von hier an.
Ich zeigte es.
- Aber wir müssen auch prüfen, ob sie... ich meine, alles...

- Das können Sie jetzt prüfen. Treten Sie näher, und ich hebe kurz mein T-Shirt....

Die Beamtin schaute zum Beamten. Dieser zuckte mit den Achseln. Dann schaute sie wieder zu mir. - Gut.
Bisher hatte sie an der anderen Wand gestanden, um alles – mich, den Tisch, den Stuhl, den Kollegen und natürlich die Tür – im Auge zu behalten.

- Alain, stell dich dahin, sagte sie. Aha, Alain hiess der junge Beamte. Er ging dahin, wo sie ihm zeigte, und stellte sich breitbeinig vor die Türe. Nicht dass ich noch abhaute.
Dann machte die Polizistin ein paar schnelle Schritte auf mich zu und kniete mit einem Knie auf den Boden. Nur mit einem. Ihr violetter Beamtenjupe spannte arg. Sie zog ihn etwas hoch. Ein schlankes, sehr schönes Bein. Sie kniff den Mund zusammen, bewegte die Hand flach aufwärts und drehte sie im Kreis, um mir anzuzeigen, was ich tun sollte.

Ich wandte mich um und hob das T-Shirt. Sie hatte jetzt meine zwei blanken Halbkugeln einen halben Meter vor sich. Gut, nicht ganz blank, da gab es etwas GebIm vorschriftsgemässen Zustand. - Beine auseinander, krächzte sie heiser.
Ich stellte die Beine weit auseinander. Sie musste jetzt einen tiefen Einblick haben, und einen Durchblick auch. Auf alles. Aber es reichte noch nicht.
- Wir müssen sehen, ob sie... dazwischen.... manche kleben es dahin...
Ich verstand. Fasste meine Halbkugeln, zog sie auseinander und gab ihr den ganzen Canyon samt Höhlenportal preis. Sogar dieses öffnete sich leicht. Der junge Beamte hustete, und die Beamtin räusperte sich und sagte heiser:
- Danke.
Endlich, dachte ich. Aber da fügte sie hinzu: Jetzt noch umdrehen bitte.

Diesmal gehorchte ich nicht. Die Beule meines T-Shirts hatte sich in der Zwischenzeit vergrössert, nichts zu machen. Dreimal ein kleiner Ruck ergaben einen grossen, und ein grosser Ruck ergab ein auffälliges Merkmal unter dem T-Shirt, das ich wieder fallen gelassen hatte.
- Umdrehen, wiederholte die Beamtin.

- Da gibt es ein Problem, sagte ich leise, aber deutlich.
Es war eine Weile sehr still.
- Wenn sie doch nichts zu verbergen haben? fragte die Beamtin. War da ein Unterton in ihrer Stimme?
- Stimmt, nichts zu verbergen. Aber wollen Sie wirklich das da sehen? Sie - und ihr Kollege? Er ist noch recht jung...
- Ich verstehe. Bleiben Sie stehen.
Ich hörte, wie sie sich erhob. Sie würde doch nicht.... aber genau das tat sie. Sie kam um mich herum. Einen Meter von mir entfernt liess sie sich nieder wie vorhin. Der Jupe rutschte diesmal noch höher übers Knie, und sie stellte den rechten Fuss recht weit weg vom linken Knie ab. Die Farbe ihrer Strümpfe war hellbeige, die Farbe ihres Gesichtes jetzt gleich wie jene der Uniform – dunkelviolett. Ich schaute an mir herab. Das T-Shirt hatte einen beachtlichen Balkon. Sie machte nur die Handbewegung – flach nach oben.

Ich gehorchte. Zog das T-Shirt bis zum Bauchnabel empor. Beobachtete ihr Gesicht. Sie starrte geradeaus und leicht nach unten, und in diesem Moment kam Ruck Nummer vier, nichts zu machen, man hätte jetzt eine kleine Trikolore hissen können im Untersuchungszimmer der französischen Grenzpolizei. Ebenso plötzlich verdunkelte sich ihre Gesichtsfarbe nochmals, es ging Richtung schwarz, und hatte sie der Winkel ihrer Beine nicht vergrössert? Ich meinte es bestimmt nur.

Sie erhob sich und sagte überlaut: Jetzt das T-Shirt.

Das Hochziehen der Unterhose war mit einer Schwierigkeit verbunden, aber es gelang mir. Dann das T-Shirt weg. Sie umrundete mich wie ein Denkmal. Auch an meinem Oberkörper klebte kein dunkles Geheimnis.

- Sie können sich jetzt wieder anziehen, sagte sie, jetzt wieder mit fester, ruhiger Stimme.
Ich tat es, ruhig und rasch. Es blieb still, bis ich alles wieder trug. Aber die Beule blieb, und die Farbe im Gesicht der Beamtin auch, wenn sie sich auch aufgehellt hatte.

- Die Jacke schau ich selbst noch durch, sagte sie zu ihrem Kollegen, Sie können gehen. - Aber die Vorschrift...

- Mein Entscheid. Sie können gehen.

Der junge Beamte öffnete die Türe, ging hindurch, liess sie laut ins Schloss fallen. Die Beamtin schritt blitzschnell zu drei Knöpfen gleich neben der Tür und drückte einen. Ich schaute, welchen. „Nicht stören“, hiess er. Dann ging sie zur Jacke und untersuchte sie gründlich. Legte Ausweise, Geld, Adressbuch auf den Tisch.
Und dann stellte sie sich vor mich hin, etwa auf Armlänge, und blickte mir schnurgerade in die Augen. Ihre Augen waren tiefschwarz, mit einem Glanz, der von weit innen kam.
- Ich habe Sie nicht gründlich genug untersucht, sagte sie sehr leise, aber gut hörbar.
- Wie bitte?

- Ich habe Sie nicht gründlich genug untersucht, wiederholte sie. Da. Mir ist da etwas entgangen. Ziehen Sie sich nochmals aus, auf der Stelle.
Bei diesen Worten zeigte mit ausgestrecktem rechten Arm auf meine Beule. Die Armlänge reichte nicht ganz, und sie stiess mit den Fingerspitzen an. An die Beule, die mit leichtem Zucken reagierte. Mir fielen ihre schönen Hände auf. Und das weiche, dunkelbraune Haar unter der Uniformmütze. Und der schön gezeichnete Mund, der überhaupt nicht mehr verkniffen war, sondern leicht geöffnet. Ich beschloss zu gehorchen.

- Die Vorschriften, nicht wahr. Da lächelte sie, und ich auch.

Ich stand mit dem Rücken zur Tür und führte die Anweisung der französischen Grenzpolizei getreulich aus. Sie liess sich vor mir nieder wie vorhin, nur dass ihre Beine noch weiter gespreizt waren und ihre Jacke, ich weiss nicht wie das kam, plötzlich auf dem Boden lag. Sie kniete viel zu nahe an mir und hätte jetzt locker die Trikolore hissen können. Aber das reichte ihr nicht.

- Machen Sie einen Schritt nach vorne, befahl sie.
Ich gehorchte. Wie sollte ich einer französischen Grenzbeamtin den Gehorsam verweigern? Es führte dazu, dass ihr Knie jetzt zwischen meinen Füssen den Boden berührte. Und ihr anderes Knie an meine Bein stiess, von aussen. Und ihre linke Hand die Fahnenstange ergriff, die einen Zentimeter vor ihrer Nase im Wind schwankte und sich bei dieser Berührung zur vollen Höhe emporrankte. Sie beschloss, deren Spitze zu stabilisieren, was sie mit dem Mund tun musste, waren ihre beiden Hände doch mit der minutiösen Nach-Untersuchung des Canyons und seiner dichten

Wälder und Höhlen beschäftigt. Es hätte sich ja in der Höhle oder gar im Inneren der Fahnenstange etwas verbergen können, und eine tüchtige Grenzpolizistin kennt Mittel und Wege, das Verborgene ans Licht zu befördern.

Es wurde eine sehr gründliche Untersuchung, in deren Verlauf der französische Zoll einwandfrei festellte, dass sich auch in mir drin nichts Verbotenes befand.

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