„Wenn ich’s richtig gesehen habe, sind die meisten Hausbesichtiger wieder da“, sagte Paul, „vielleicht finden wir ja auch irgendwo ein kleines ruhiges Eckchen nur für uns beide?“ Dabei hat er mich frech angegrinst, und einen Moment später sind wir losgezogen, Hand in Hand, zuerst in den protzigen Eingangsbereich der Villa, vorbei an einigen knutschende Pärchen, dann die „Vom-Winde-Verweht-Treppe“ hoch, mit ihrem roten Teppichboden, der mit golden Messingstangen über die knarzenden Holzdielen gespannt wurde. Und sind dann in dieser Nische gelandet, wo wir angefangen haben uns gegenseitig einen runterzuholen, bis wir von den drei Scream-Typen unterbrochen wurden. Und anschließend selbst fast das vögelnde Pärchen überrascht hätten.
Die beiden sind inzwischen die Treppe runtergelaufen und wir sind wieder allein im Flur. Von unten wummern Bässe und aus den versteckten Lautsprechern im oberen Geschoß ertönt gespenstisches Heulen von Wind und Wölfen.
„Ok, dann wollen wir mal schauen, was dahinten auf uns wartet“, sagt Paul und nimmt mich an der Hand. Wir lassen zwei Türen links liegen (im wahrsten Sinn des Wortes) und kommen schließlich am Ende des Flurs an, von wo er nach links abbiegt und nach etwa zehn Metern erneut nach links im Dunkeln verschwindet.
Auf dem Fußboden stehen in regelmäßigen Abständen Laternen mit unechten Kerzen, die den Flur in ein gemütlich-gespenstisches Licht tauchen. Als wir am Ende des Flurs ankommen, fährt mir der Schreck in die Glieder. Hinter der Ecke steht ein Skelett mit einer Sense in der Hand und grinsts uns an. Es lehnt an einen Tisch mit brennenden Kerzen und einem riesengroßen ausgehölten Kürbis, durch dessen gruselige Fratze Rauch oder Nebel quillt.
„Ich muss schon sagen, die Deko ist hier erste Sahne“, sagt Paul und nimmt meine vor Schreck noch zitternde Hand. Er öffnet eine große, dunkle Tür ein paar Schritte links hinter dem Knochenmann, und zeiht mich mit in ein etwa 30 qm großes Zimmer, in dem auf der rechten Seite hinter einem grob geschnitzten Holztisch ein großes, altes, dunkles Ledersofa steht, nebst Beistelltisch und Stehleuchte. An den Wänden hängen ein paar überdimensionierte, alte Bilder und hinter dem Sofa erstreckt sich eine Regalwand voll mit Skulpturen aus Metall oder Holz, Porzellanfiguren, Vasen und diversem anderen Tand.
Gegenüber dem Eingang, durch den wir gekommen sind, ist eine weitere Tür, die mir von Farbe und Kassettierung her bekannt vorkommt. Wenn mich mein Orientierungssinn nicht komplett täuscht, müsste das die Tür sein, die neben dem Kamin in die Bibliothek führt. Das heißt, wir sind genau in dem Zimmer, in dem das Pärchen vorhin gevögelt hatte. Dieser Gedanke gibt mir einen zusätzlichen Kick. Ich schließe die Tür hinter uns, die enttäuschend geräuschlos und ohne zu klemmen ins Schloss fällt. Vorbei an einer hässlichen Hundestatute ziehe ich Paul zu dem Regal hinter dem Sofa, und tu so, als wolle ich mir den ausgestellten Nippes dort genauer anschauen. Aber stattdessen drücke ich meinen Liebsten mit dem Hintern an den hüfthohen Sofarücken, gehe vor ihm auf die Knie und hole seinen Schwanz aus der Hose. Der wird sofort steinhart.
„Oh Baby“, stöhnt Paul, als ich seinen prallen Penis komplett bis zur Wurzel in den Mund stecke. Zum Glück ist er nicht allzu lang, etwa 15 cm, aber auch die bringen mich nahe an den Würgereiz. Paul fasst in meine Haare und bewegt genüsslich sein Becken vor und zurück. Ich muss aufpassen, dass er nicht sofort kommt, ich will ihn noch in meiner Pussy haben. Die zuckt und sabbert, was das Zeug hält, und ich fürchte, ich mache eine kleine Pfütze auf dem Boden unter mir. Jedenfalls klebt mein Höschen so nass an meiner Muschi, als hätte ich reingepinkelt.
Plötzlich hören wir Stimmen vor der Tür, und eine Sekunde später schwingt sie auf und knallt mit einem lauten Boing an die Hundestatue. Das lenkt diejenigen, die in dem Moment den Raum betreten, gerade so lange von uns ab, dass wir uns schnell noch hinter dem Sofa auf den Boden kauern können.
„Mensch Lara, pass doch auf, du hättest beinah die Figur da umgeschmissen“, hören wir eine jugendliche Frauenstimme schimpfen. „Was soll das überhaupt sein? Ein Dobermann?“
„Ich würde auf Erdmännchen tippen“, erwidert eine andere, ebenfalls weibliche Stimme. Sie ist etwas tiefer, maskuliner.
„Quatsch, niemand stellt sich eine Skulptur von einem Erdmännchen ins ... was ist das hier überhaupt? Ein Lesezimmer?“
„Zu wenige Bücher“, entgegnet die zweite, tiefere Stimme.
„Ist doch auch völlig Wumpe, was das für ein Zimmer ist. Mach endlich die Tür zu uns lass uns reden.“
Ich schaue Paul zerknirscht (und bestimmt auch ein wenig wütend) an und will ihm zuflüstern, wie sehr es mich ankäst, dass wir schon zum zweiten Mal gestört werden, da hören wir Leder knarzen. Man kann durch den Sofarücken hindurch spüren, wie sich zwei Menschen auf dem Polster niederlassen. Das gibt’s doch nicht! Die setzten sich jetzt genau vor uns hin und machen sich‘s gemütlich. Paul nestelt seinen erschlaffenden Penis zurück in die Hose und kauert sich dann neben mich. In mir macht sich Frust breit, Frust und Wut, aber wir können jetzt nichts anderes tun, als möglichst still zu warten, bis die beiden Ladies wieder verschwunden sind. Leider denken die nicht dran, im Gegenteil.
„Jetzt sag schon, was hast du auf dem Herzen, Selin?“
Aha, die erste, hellere Stimme gehört also einer Selin, die tiefer ist die von Lara. Ich stelle fest, dass mich das eigentlich überhaupt nicht interessiert und ich mir nur wünsche, dass Lara und Selin hier jetzt kein abendfüllendes Krisengespräch führen wollen. Aber ich kenne Mädels und meine Stimmung geht steil südwärts.
„Ich ... ich weiß nicht, wie ich’s dir sagen soll...“, fängt Selin an.
„Du hast was mit einem Freund!“ fällt ihr Lara ins Wort.
„Nein, nein ... im Gegenteil...“
„Er hat was mir dir??? Ach quatsch, das wär ja das Gleiche!“
Es entsteht eine kurze Pause. Ich komme mir vor, wie in einer schlechten Sitcom.
„Ich sag’s einfach frei raus“, platzt es jetzt aus Selin heraus. „Ich hab mich in dich verknallt!“
Wieder Pause, diesmal deutlich länger. Paul und ich gucken uns irritiert an.
„Ich meine, ich hoffe ... also, wenn du jetzt sauer bist oder so ...“, fährt Selin stotternd fort, wird dann aber durch ein langgezogenes „Schhhhhht“ unterbrochen.
„Darling, alles gut, kein Grund zur Sorge“, erwidert Lara sanft und verlagert hörbar ihre Position auf der Couch.
„Weißt du, ich ...“ flüster, flüster, flüster.
„Ehrlich jetzt? Du bist nicht ... ich meine ...“ der Rest geht in einem Geräusch unter, dass sich anhört, als würde Lara Selins Mund mit einem Kuss verschließen. Stoff raschelt, Leder knarrt, man kann das Schmatzen von Lippen erahnen.
„Oh Selin, wieso hast du nie was gesagt?“
Die Kussgeräusche verändern sich, es klingt, als wären jetzt Zungen im Spiel. Jemand stöhnt leise.
Ich gucke Paul mit großen, entsetzten Augen an, als wolle ich ihn fragen die machen doch jetzt nicht wirklich hier miteinander rum? Nicht, dass ich was gegen lesbische Liebe hätte, ganz im Gegenteil. Aber ich will endlich mit Paul Sex haben, und ich habe keine Lust, das endlose Geknutsche nach einem Coming-out abwarten zu müssen.
Plötzlich ertönt ein rhythmisches Summen. Mir kommt das Wort Vibrator in den Kopf, aber im gleichen Moment muss ich fast laut lachen. Die Geilheit macht mich blöd. Es ist ein Handy, auf Vibrationsmodus, das offenbar auf dem Tisch vor dem Sofa vor sich hin brummt.
Leder knarrt, das Handy klappert auf dem Holztisch, als jemand danach tastet.
„Ja?“ Es ist Selin. „Nein ... nein, ich war nur kurz auf Toilette ... klar... nein jetzt ... wo seid ihr denn? .... OK, ich komme. Bis gleich.“
„Mirko?“
„Ja. War ziemlich angenervt. Hat gefragt, wo ich bin, die anderen wollen weiterziehen, zum Döner und dann ins Mirage.“
„Warte, ich komme mit dir!“
„OK, aber kein Wort! Mirko flippt aus, wenn er das erfährt!“
Schnellen Schrittes eilen die beiden Mädels zurück in Richtung Flur und lassen die Tür hinter sich lautstark ins Schloss fallen.
Paul und ich bleiben wortlos ein, zwei Minuten lang nebeneinandersitzen, dann platzt es aus mir heraus und ich lache wie eine Irre. Nicht über die beiden Mädels, denen gönne ich die neue Erfahrung nur zu gerne. Sondern über die Bizarrheit der ganzen Situation.
„Warum zur Hölle kann man in diesem Irrenhaus nicht einfach entspannt heimlich bumsen?“ jault Paul frustriert.
„Wir schaffen das“, entgegne ich und wische mit die Lachtränen aus den Augen. Und dann schreie ich das Regal hinter mir an: „WIR SCHAFFEN DAS!“ Mitleidig schaut eine der Porzellanfiguren zu mir herunter, völlig unbeeindruckt von meinem Gefühlsausbruch.
„Los, lass uns einen anderen Ort suchen!“ Ich stehe auf und nehme Paul an der Hand.
„Es muss doch hier möglich sein, irgendwo in Ruhe Sex haben zu können. Das wäre doch gelacht!“
Ich bin jetzt im Trotzmodus. Wuschig bis zum Anschlag und geladen wie eine Flinte. Man komme mir besser nicht mehr in die Quere, denke ich und stapfe mit Paul im Schlepptau quer durchs Zimmer, vorbei an der hässlichen Hundestatue und raus auf den Flur.
Die nächste Tür, die wir öffnen, führt in ein altertümliches Badezimmer: weiße und schwarze Fliesen, ein Bidet neben einer antiken Toilette, eine Badewanne mit Löwenfüßen, Messingarmaturen, Spiegel an der Wand. Ich mache einen Schritt rein und schau mich in einem der Spiegel an. Meine Güte, ich sehe aus wie eine männermordende Nymphomanin auf Crack. Ich kann die Geilheit in meinen Augen buchstäblich brennen sehen.
Paul zieht mich weg vom Spiegel, wieder raus auf den Flur. Wir lassen ein paar Räume links und rechts liegen, folgen dem Gang weiter, vorbei an handtellergroßen Spinnen, die lauernd an der Wand hocken. Ihre winzigen LED-Augen funkeln giftig. Spontan entscheiden wir uns für eine große, reich verzierte und golden angestrichene Doppeltür am Ende des Gangs. Sie knarrt und quietscht, wie es sich gehört, als Paul sie öffnet. Er zieht mich zu sich in den Raum und macht die Tür sofort wieder hinter sich zu. Vielleicht sind wir hier endlich ungestört. Dieser Bereich der Villa war deutlich weniger frequentiert, wir sind seit Selins Coming-out niemandem mehr begegnet.
Aber als ich mich in dem Zimmer umschaue, kommen mir leise Zweifel, ob wir wirklich hierbleiben sollten. Wir sind in einem Schlafzimmer gelandet.
Ein großes Himmelbett steht mittig im Raum, Rosenblätter liegen auf der samtenen Tagesdecke, sowie zahlreiche Kissen unterschiedlicher Größe. Neben dem Bett, auf einem Ständer, steht ein Champagnerkühler mit einer Flasche drin, über der ein weißes Tuch liegt. Auf einem kleinen Tischchen vor dem Kühler warten drei Sektkelche auf ihren Einsatz. Überall im Raum stehen Kerzen mit künstlichen LED-Dochten, ein funkelnder Kronleuchter lüstert von der Decke herunter und malt Lichtpunkte auf Wände und Boden.
Vom Eingang aus gesehen links steht eine barocke Kommode an der Wand, darüber hängt in Querformat ein riesiger Spiegel, von dem aus man sich beim Sex im Bett bestimmt hervorragend beobachten kann.
Halloween-Party
33 17-27 Minuten 0 Kommentare
Zugriffe gesamt: 5000
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.