Heimfahrt mit Tücken

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Heimfahrt mit Tücken

Heimfahrt mit Tücken

Aurea

„Verdammt!“ Der Motor ihres Kleinwagens sprang einfach nicht mehr an. Da half auch kein gutes Zureden. Sie drehte verzweifelt den Zündschlüssel im Schloss ohne dass sich auch nur das Geringste tat.
Vermutlich waren die steilen Serpentinen doch zu viel gewesen, überlegte sie nüchtern, als sie in ihrer Handtasche nach dem Handy suchte. Als ihr Blick aufs Display fiel, klomm Ärger in ihr auf. „Nicht genug, dass ich mit meinem Wagen am Freitag nachmittag im Niemandsland liegen bleibe. Nein, wenn es darauf ankommt, hat man natürlich kein Netz!“ Röte schoss ihr ins fein geschnittene Gesicht. Bis zum nächsten Dorf waren es sicherlich 10 Kilometer oder mehr. Zu Fuß eine ziemlich lange Strecke. Sie öffnete die Fahrertür und stieg aus.
Warme Herbstluft, die den Geruch von reifen Äpfeln mit sich trug, umfing sie. Ihr kleines rotes Auto stand am Straßenrand in einer leichten Senke. Um sie herum waren langgezogene Weizenfelder, ein kleine Ansammlung von Obstbäumen und auf der anderen Straßenseite breitete sich ein Mischwald aus. Breite Strähnen waren aus ihrem Haarknoten gefallen und umringten wirr ihr Antlitz. Ihre grünen Augen suchten nervös die Straße nach nahenden Fahrzeugen ab. Aber niemand war in Sicht.
Sie war auf der Heimfahrt von einem Pressetermin. Sie hatte Bilder von der feierlichen Eröffnung einer neuen Spielwarenfabrik gemacht. Der Bürgermeister der Kleinstadt war vor Ort gewesen, eine kleine Musikgruppe hatte ihr Können oder Nicht-Können demonstriert und zum krönenden Abschluss gab es einen Imbiss für die geladenen Gäste. Darüber hinaus hatte sie einen kleinen Plüschbüffel ergattern können. Aus ihren Notizen wollte sie noch heute einen Artikel für die Wirtschaftsseite schreiben. Die Digitalkamera musste bis 20 Uhr zurück in der Redaktion sein. Ganz zu schweigen davon, dass der Artikel auch noch gesetzt werden musste.
Sie starrte verzweifelt auf das Ziffernblatt ihrer Armbanduhr. Es war bereits 17 Uhr. Sie umrundete ihr Auto, öffnete die Motorhaube und warf einen verständnislosen Blick in die Innereien ihres Wagens. Als sie erkannte, dass sie nichts tun konnte, ließ sie sich mutlos neben ihrem nutzlos gewordenen Gefährt zu Boden sinken. Sie löste in einer Geste völliger Hilflosigkeit ihr ohnehin unordentlich gewordenes Haar, das ihr voll und weich über die Schultern fiel. Ihr Kinn ruhte auf ihren Knien als sie ein Geräusch vernahm.

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