Hexenschuss

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Hexenschuss

Hexenschuss

Men an Mor

Daniela reichte ihr Rezept über den Empfangstisch der Massagepraxis. Sie hatte Glück gehabt, dass sie so schnell einen Termin hatte vereinbaren können. Auf den Ärger mit dem Kollegen hatte sie mit einem üblen Hexenschuss reagiert und konnte sich kaum noch bewegen. Unter dem Rotlicht entspannte sie sich endlich, die Wärme tat ihr gut. Viel zu früh kam eine kräftige Frau in ihre Kabine, fragte kurz nach ihren Beschwerden und spritzte Massageöl aus einer großen Flasche auf ihren Rücken. Es war kalt, Daniela zuckte zusammen. Dann strichen kundige Hände ihre Wirbelsäule entlang und begannen, die verspannten Muskeln zu bearbeiten. Als sie wieder aufstehen durfte, fühlte sie sich weich und warm. Sie streckte sich – nur noch eine Andeutung von Schmerz über ihrer Hüfte. Dankbar lächelte sie.
„Wir machen am besten gleich die Termine für alle Anwendungen“, geschäftig schlug die Masseurin ein großes Buch auf. Sechs Termine wurden vereinbart, dreimal pro Woche sollte Daniela kommen.
„Sonst hilft es nicht“, sagte sie.
Beim nächsten Mal packte sie fester zu. Daniela stöhnte leise, als die Masseurin Daumen und Handballen einsetzte. Ein wohltuender Schmerz. Daniela hatte die Arme über dem Kopf gestreckt und die Hände vor der Liege gefaltet. Die Stirn lag auf einem frisch duftenden Frotteehandtuch. Es war steif getrocknet und sie rieb genüsslich ihr Gesicht an den harten Fasern. Jetzt wurden ihre Schulterblätter mit kräftigen Händen nach oben gedrückt. Sie atmete scharf aus unter dem Gewicht, dann eine kühle Flüssigkeit auf ihrem Rücken, der Duft nach Zitrone. Mit leichten Schlägen klopfte die Masseurin die erfrischende Essenz in ihre Haut. Von Mal zu Mal ging es Daniela besser, sie fühlte sich leicht und beweglich. Nur noch zwei Behandlungen, vielleicht sollte sie versuchen, ein weiteres Rezept zu bekommen.

Beim nächsten Termin war das Rotlicht zu heiß und Daniela war froh, als es endlich losging. Diesmal stand ein junger Mann vor ihr. Flüchtig sah sie blonde Locken und einen muskulösen Körper.
„Hallo! Hat ihre Kollegin heute frei?“ fragte sie in das Handtuch hinein, bekam aber keine Antwort. Der übliche Spritzer Öl auf dem Rücken blieb heute aus, stattdessen verteilte er es zwischen seinen Händen und legte diese dann behutsam auf ihre Schultern. Mit den Fingerspitzen und dann mit der flachen Hand fuhr er ihre Schulterblätter modellierend nach und wiederholte die Bewegung mit den Daumenkanten. Sie streckte sich unter der Berührung, rückte ihren Kopf auf dem Handtuch zurecht und legte die Hände über der Kante der Liege lose ineinander. Jetzt strichen die Finger zart ihren Nacken hinauf bis zum Haaransatz, die Daumen folgten. Ein wohliger Schauer durchzog ihren Körper. Die breite Rückenmuskulatur wurde kräftig mit den Handballen bearbeitet. Die Bewegung glitt zu den Seiten hin aus. Hatte er eben mit den Fingerspitzen ihre Brüste berührt? Das konnte nur ein Versehen gewesen sein. Doch da war es wieder. Ein kräftiger Druck rechts und links der Wirbelsäule, aufwärts zu den Achselhöhlen. Dann ließ der Druck nach, die Finger senkten sich auf beiden Seiten zu ihren Brüsten, verfolgten sanft deren Wölbung und hoben sich in der Taille wieder von ihrem Körper.
Sie wagte kaum zu atmen, ihre Gedanken überschlugen sich. Das durfte doch nicht sein! Die Hände bewegten sich nun über den Ansatz ihrer Pomuskulatur. Die Daumen bohrten sich in ihr Fleisch. „Au!“ entfuhr es ihr. Mitleidlos arbeiteten die Hände weiter. Sie bemühte sich, beim Ausatmen nicht zu stöhnen. Da fuhren die Hände an den Flanken entlang wieder nach oben, schoben sich nach vorne, verharrten, und schon waren sie wieder am Nackenansatz. Daniela spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam, wie die Brustwarzen sich aufrichteten. Fast wünschte sie, er möge sie noch einmal so berühren. Aber die weiße Gestalt ging an das Kopfende der Liege. Die Hände beschäftigten sich mit ihrem Nacken und ihren Schultern. Wie gut das tat. Daniela entspannte ihre Arme, überlegte aber im nächsten Moment, ob sie sie nicht anders platzieren sollte. Der Masseur arbeitete konzentriert. Bei jeder Bewegung drückte sein Geschlecht gegen ihre Hände. Sie fühlte, wie es mächtiger wurde.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals, aber sie bewegte sich nicht. Erregung stieg in ihr auf. Doch durfte sie das zulassen? Was bildete sich dieser Kerl ein? Ob er das mir allen Patientinnen so machte? Das war doch eine eindeutige Belästigung. Wie reagierten andere Frauen in solchen Situationen? Konnte sie so tun als würde sie nichts bemerken? Fetzen von Stammtischgesprächen schossen ihr durch den Kopf: „Frauen sind doch selbst schuld wenn sie vergewaltigt werden. Sie wollen es ja nicht anders. Bei einer Frau heißt „Nein“ niemals „Nein“. Daniela drehte leicht die Hände und versuchte sie hochzunehmen, da lehnte der Masseur sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Plötzlich gab er sie frei, wandte sich um und griff zur Flasche mit der Zitronenessenz. Der frische Duft brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Sie räusperte sich, bedankte sich – wofür eigentlich? In ihr brodelte es. Der Masseur verschwand ohne ein Wort. Daniela versuchte, sich zu beruhigen. Was war denn schon passiert? War es nicht hysterisch, zu behaupten, der Masseur hätte sie belästigt? Und wenn, hätte sie dann nicht sofort reagieren müssen? Mit zwiespältigen Gefühlen ging sie nach Hause.
Eine neugierige Erregung bewog sie, auch den letzten Termin wahrzunehmen. Diesmal war die Temperatur des Rotlichts angenehm und Daniela war eingedöst. Eine Ewigkeit schien vergangen, als endlich der Vorhang zurückgeschlagen wurde und der junge Masseur wieder vor ihr stand. Die weiße Hose hing ihm locker auf den Hüften, das weiße T-Shirt endete knapp über dem Bauchnabel, dazwischen straffe Muskeln. Die Erinnerung an das letzte Mal machte Daniela plötzlich Angst.
„Ach übrigens“, stammelte sie: „ich habe wieder ein bisschen Schmerzen am Ischias – wenn sie da vielleicht?“ Sie brach ab. Der Masseur hatte sie nur unverwandt angesehen, während er das Öl zwischen seinen Händen verteilte. „Legen Sie die Arme nach oben“, es war das erste Mal, dass er sprach. Daniela gehorchte und, nachdem er mit kräftigen Fingern links und rechts entlang der Wirbelsäule bis zu ihrem Po gefahren war, begann er, ihre Schulterblätter zu massieren. Bald wusste sie nicht mehr, ob sie vor Schmerz oder vor Vergnügen stöhnte. Mit kreisenden, drückenden und klopfenden Bewegungen bearbeitet er ihre Verspannungen, kräftig zupackend oder beinahe streichelnd. Sie wurde lockerer, entspannte sich, war mit allen Sinnen in ihrem Körper. Jetzt wanderten seine Hände, mit den Fingerspitzen an beiden Seiten, hinab zur Lendenwirbelsäule. Zögerte er an ihren Brüsten?
Sie sehnte sich danach, dass seine Hände sich wieder nach vorne tasten würden. Doch er widmete seine Aufmerksamkeit ganz ihren Pobacken. Immer wieder landeten seine Fingerspitzen dazwischen.
„Es tut etwas weiter oben weh!“

Ein Rest wacher Verstand wehrte sich, doch gleichzeitig erregte sie das Verbotene der Situation. Seine Finger umkreisten die Ischiasnerven, dann streichelten sie plötzlich ihren Nacken. Sein Griff ließ ihren Hals lang werden vor Wonne. Sie streckte die Arme weit über den Rand der Liege. Da stand er wieder am Kopfende. Sein steifes Glied drückte gegen ihre Hände, während er ihre Brüste massierte.
Schwer atmend ließ sie es geschehen. Wie weit würde er gehen? Sie fühlte sich weich und willenlos werden. Er beugte sich nach vorne, leicht berührten seine Lippen ihren Rücken.
„Du bist so schön“, flüsterte er.
Wolken durchzogen ihr Denken, Wärme wanderte durch ihren Körper. Seine Hände waren jetzt überall.
Plötzlich ein Räuspern aus der Nachbarkabine. Die Schleier, die sie von der Wirklichkeit getrennt hatten, zerrissen. Was tat sie da? Mit einem Ruck setzte sie sich auf: „Ich glaube, das reicht.“ Sie raffte ihre Bluse vom Stuhl, um sich zu bedecken.
„Warum lässt du mich denn nicht?“ fragte der Blonde, warf ihr einen langen Blick zu und verschwand dann ohne ein weiteres Wort. Wie betäubt zog Daniela sich an, suchte unbeholfen nach ihren Schuhen.
„Auf Wiedersehen“, entfuhr es ihr, als sie die Praxis verließ und sie verschluckte sich beinahe daran.
Zwei Tage später rief sie an, um weitere Termine zu vereinbaren.
„Ach, das tut mir leid“, antwortete die Dame auf Danielas Nachfrage: „der junge Mann war nur zur Aushilfe hier.“

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