Himmelszelt

Ehemann und Liebhaber - Teil XVIII

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Madam Lasterhaft

Wenn ich mir die Geschichten anderer befreundeter Eltern anhöre, kann ich mir vorstellen, dass uns in etwas weniger als einem Jahrzehnt so oder so ähnlich eine Geschichte ereilen wird. Eine auf den Boden gefallene, geplatzte Packung mehlig verstreuter Utopie mit ein paar Sprenkeln Dystopie in Mischung mit erlebten Ereignissen könnte ein gutes Rezept für diese Geschichte werden. Wir schreiben das Jahr 2030. Verbleiben mit unserer Lupe im kleinteiligen Urlaubsleben statt in der Metaebene.

Schulter an Schulter lagen wir auf der einen Zentimeter dicken Unterlage. Das bisschen Schaumstoff sollte allen Ernstes unseren Schlafkomfort sichern. Die Farbgebung war nur noch in rot und weiß erhältlich. Ob wir uns gut als von der Sonne gegrillte, zusammengekrümmte Bratwürste auf der Soße, pardon, Matte machten? Mein Stolz und das Beharren auf etwas Vintage-Flair hatte sich geweigert eine dickere, sich mittlerweile sogar den anatomischen Gegebenheiten optimal anpassende Matte anzuschaffen, als wir uns im Fachhandel von einem noch fast wie ein Junge wirkenden, kaugummikauenden Verkäufer mit lustiger Löwenmähne hinsichtlich einer geeigneten Bettunterlage für den Einsatz in der Wildnis oder gemäßigten Naturerfahrung auf dem Campingplatz beraten wurden. Er und unsere an ein Regal mit einem Arm abgestützte Tochter verstanden sich blendend, wie ich ihren Blicken nach urteilen konnte. Genervte Blicke über die Bedürfnisse der Ü40 Eltern gingen hin und her. Die Zeit in der das Nervigste an einem Kind, wenn überhaupt, die sich in den Schuhen befindlichen Bausteinchen waren, die sich mit ihren harten Kanten und Ecken in die hineinschlüpfenden Zehenspitzen und - noch viel schmerzhafter - Zehenzwischenräume bohrten, waren vorbei. Ich wollte los. Weg von den Neonröhren und Metallregalen und lichtgrauen Wänden. Die Unterlagen waren gekauft und fuhren im Kofferraum mit auf den Campingplatz. Im Iglu auf der Parzelle nebenan, Abstand musste sein, schlief unser Teenager wahrscheinlich schon oder streamte irgendeinen Streifen, den wir gar nicht genauer kennen wollten. Privat sollte auch privat bleiben. Zum Glück hatte sie ihre Freundin dabei, dann kam sie auch auf ihre Kosten.

Ich konnte Matteos gleichmäßigen Atem neben mir hören. Ganz leise fügte er sich in das Klangbild der Frösche und Grillen des Sommerabends ein. Er hatte ein paar lange Tage gehabt so machte ich mir nicht seinen sexuellen Schnellstartmodus, zu dem er auch im Halbschlaf fähig war, zu Nutze. Unser Campingtisch mit den bequemen Anglerstühlen stand verlassen da. Die Anti-Mückenkerze war erloschen, das Wachs ausgehärtet, die Gläser auf der Tischplatte waren voller kleiner Fruchtfliegen, die sich um die kläglichen Reste des Bodensatzes stritten und schließlich darin ihr Ende fanden. Den elektrischen Controller meines Pulses und Schlafverhaltens hatte ich ausgezogen. Ich legte mich auf die Seite und versuchte möglichst eine Position zu finden, die mir mitteilte, dass alles okay mit meinem Körper war und ich ins Land der Träume hinüberdriften konnte. Leider war ich bis auf Weiteres nicht in der Lage diese Reise antreten zu können. Flieger verpasst. Das Signalhorn des abgelaufenen Basketballspiels drängte sich in mein Ohr zur Untermalung meines leichten Frustes. Ich schlürfte also mit meinen gestreiften Badeschuhen zum einzigen beleuchteten Ort des Platzes. Dem gekachelten Badehaus.

Keine Menschenseele war da. Der gemeinschaftlich genutzte Grill war erkaltet, die Spieße lagen rußschwarz neben dem Grill aufgereiht. Nur noch die mit einem stählernen Seilschloss fest angeschlossenen Sitzstühle der Sitzgruppen zeugten von dem letzten Zusammenkommen. Selbst die Waschmaschinen, die treu jeden Tag aufs Neue die verdreckte Wäsche der Bewohner des Platzes aufnahm, sirrten nicht. Keine Campinggäste drückten zu dieser späten Stunde wie tagsüber verschämt ihre Unterwäsche nebst Shirts und Shorts kraftvoll und vor allem möglichst schnell in die Trommel, um auf keinen Fall ihre Privatsphäre zu zeigen. Die Wäsche wurde dann auch nicht wie früher üblich aufgehängt, sondern durch die Heizkraft des Trockners getrocknet. Es könne sich ein Teil von einer Wäscheklammer lösen und hinfort getragen oder gar geklaut werden hatte ein angegrauter Mann mir erklärt. Das würde sich nicht gehören, die Slips etc. aufzuhängen und sich zu exponieren. Meinen Einwand, dass bei dem Schwimmbad doch auch Badekleidung zu sehen ist, ignorierte er. Ich war geradezu motiviert, der Campingwelt meine Tangas zu präsentierten und hängte sie feinsäuberlich auf die Leine neben den Modellen meiner Tochter.

An den windigen Türen der modernen Wohnhöhlen auf Rädern und sogar Zelten waren Schlösser angebracht. Nächstes Jahr würden wir nicht mehr in der Mitte Deutschlands Urlaub machen, sondern in einem mediterranen Land, das auf Lockerheit bedacht war. Der Tag der offenen Tür bei uns gab mir viel Freiraum zum Atmen. Mein Türchen der Lust wollte auch wieder einmal geölt und bedacht werden. Ich kam mir ein wenig wie nach den goldenen 20igern des vorigen Jahrhunderts vor, in der Offenheit aus bekannten Gründen einen Riegel vorgeschoben bekommen hatte. Ich mochte den Riegel Matteos wieder fühlen. Allerdings tief in meinem Inneren statt vor einer oder meiner Tür. Meine Klitoris hatte er immer wieder aus ihrer winzigen Schutzhülle entlockt und massiert, als wir trauter Zweisamkeit am See gesessen hatten. Seine runden, dicken Finger mussten den spitzen Zulauf meiner Kliti gut gespürt haben als er kreisend herumfuhr und sie antippte. Wie selbstverständlich war ich auf meine Ellenbogen gegangen und hatte das Badetuch über meinen angewinkelten Knien liegen lassen. Die Hitze meiner Spalte genossen und mein Becken kaum wahrnehmbar an seiner Badeshorts gerieben. So getan, als würde ich das Muster darauf studieren, obwohl ich nur geil darauf war seinen Hammer wachsen und die Hose spannen zu sehen.

Weiter ging es zum Becken des Schwimmbades, in das ein dünnes Rinnsal des Zulaufes spärlich Wasser zuführte. Die Ideal Standard Waschbecken der Spülen im Spülbereich glänzten sauber. Ohne Nachreiben ging es nicht. Einmal hatte ich mich getraut, die Wassertropfen nicht wegzuwischen. Da wurde ich, kaum drei Meter vom Spülplatz entfernt, Platzwart persönlich wie ein unartiger Hund mit seinen Fingern im Mund zurückgepfiffen. Ich konnte mir regelrecht vorstellen, wie ihm die Spucke aus dem Mund schoss, weil er einen Regeverstoß gewittert und bestätigt, gesehen hatte, als er mir in den Nacken gebellt hatte. Really oldschool der Typ. Seine mit einer Schablone zurechtgetrimmten Augenbrauen bewegten sich etwas unkontrolliert als er mich auf das unziemliche Verhalten ansprach. Was ein drei Sterne Campingplatz so alles mit sich bringt war mit bei der Einladung eines Freundes noch nicht klar gewesen. Wäschetrockner ja, Reinigungsroboter nein. Okay verstanden. Gedanklich zogen die vielen gesehenen Wohnwägen an meinem inneren Auge vorbei. Die aus dem letzten Jahrhundert aufgereihten Inneneinrichtungen erinnerten mich mit den dunklen, abgerundeten Kanten etwas an den Hauch von Altenheiminterieur. Andererseits kam ich mir hier beinahe wie eine populäre Revoluzzerin vor, weil ich bereits vor dem Frühstück in den Badesee getaucht war und sogleich von drei Männern angesprochen worden war. Die hatten noch keine Ahnung zu was Matteo und ich sonst in der Lage waren.

Vielleicht war es ein lustiger Wink des Schicksals etwas Leben in den Platz zu bringen, bevor die Parzellen zu kleinen Gruften deutscher Ordnung mutierten. Eine Mission im Namen des Lebens. Ich schlürfte weiter. Begutachtete noch den Aushang mit der Kaffeeflatrate, auf der es sage und schreibe einen Kaffee am Tag gab zu einem Fixpreis. Das mussten hier schneller schwankende Preise als an der Börse sein! Sowas hatte ich zuletzt im Fitnessstudio in der Aidenbachstraße in München gesehen. Daneben hing die Bitte dem Kitsch in Form von Gartenzwergen, Kobolden, Feen und anderen Figuren den Kampf anzusagen und diese zu entsorgen. Ich erinnerte mich in diesem Moment an einen Aushang in meiner Schulzeit, in derer der Denkerclub versuchte cool zu sein. Damals ging das für mich noch nicht einher als ich in das dicke, bebrillte Zahnspangengesicht geschaut hatte. Heute sah das anders aus. Merke, der Platz möchte gehoben, nicht spießig aber trotzdem reguliert sein. Notiert. Ein Rätsel in sich. Ich war noch nicht sicher, ob ich dem auf den Grund gehen wollte.
Langsam kroch eine anregende Idee in mir hoch. Ich ging dann nach Hause und schlief unruhig. Kennt ihr das Gefühl, wenn man sich in seinem Leben gefangen fühlt? Noch nicht ertragen kann, dass ein neuer Tag beginnt? Als ich in die aufgehende Sonne blinzelte, wurde mir bewusst, dass ich Matteo nicht geweckt hatte. Ich war noch völlig bekleidet! Ich wäre lieber vor Lust feucht aufgewacht! Hatten wir es doch getrieben und uns brav angezogen? Ich blickte unwirsch zu ihm hinüber. Nein, das konnte nicht sein.

Ich schlüpfte hinaus. Am Badesee angekommen legte sich meine Kleidung auf den Baumstumpf und ließ die Kühle meinen Körper ergreifen. Die dunklen Baumspitzen waren noch etwas unheimlich. Plötzlich zog mich etwas an der Fessel nach hinten. Ein kurzer Schrei, der von dem geschluckten Wasser erstickt wurde, hallte über den See. Das hatte ich davon. Jetzt würden sie mich packen und vor ihr Sünden Gericht ziehen. In der aufkeimenden Panik gelang es mir mich herauszuwinden. Ich sah Matteos verdutztes Gesicht. „Entschuldige, ich dachte das wäre ein gelungener Spaß. Gehen wir an Land?“, sagte er. „Ja.!“, antwortete ich etwas angesäuert hustend. Wir trockneten uns ab. Er küsste mich tröstend. „Eine blöde Idee, junger Mann. Das werde ich dem Platzwart melden.“ konterte ich sichtlich gefasster. „Ich habe noch viel blödere Ideen, meine Liebe. Das solltest du wissen.“ entgegnete er und fasste an meine steifen Brustwarzen. „Sind wir allein?“, flüsterte ich ihm zwischen den vielen Küssen und neckenden Zungenschlägen zu. Er nickte stumm und leckte kurz seinen Zeige- und Mittelfinger ab. Dann waren sie nicht so kalt, als sie in meine feuchte Grotte stießen. Endlich konnte ich diesen Panzer an Biederkeit herunterreißen und meine Lust entfalten. Keuchend fickte er mich mit der Hand an den nächstgelegenen Baumstamm.

Einen schöneren Grund für einen Rausschmiss konnte ich mir nicht vorstellen.

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