Hitze, Staub und Liebe

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Hitze, Staub und Liebe

Hitze, Staub und Liebe

Yupag Chinasky

Das Dorf hatte nur wenige Straßen, die meisten Häuser waren klein, hässlich, unscheinbar, aus Holz zusammengezimmert, nur in der Mitte diese wenigen größeren aus Steinen, aber die waren natürlich alle privat und verschlossen. Was hätte er dafür gegeben, sich in einem schattigen Raum und sei es nur ein Flur oder gar in einem Hof unter ausladenden Bäumen zu erholen, dazu ein kühles Bier und vielleicht auch noch eine Unterhaltung mit einem netten Menschen, sich erkunden, wie man hier nur leben kann. Aber es gab keine Höfe und keine Bäume und um diese Zeit auch keine Menschen auf der Straße, niemand den er hätte ansprechen oder fragen oder um etwas bitten können. So war er schließlich eine Straße rauf, die andere runter gegangen und dann noch das kurze Stück bis zum Rande der Ansiedlung und nun starrte er in die staubige, dunstige Ferne und auf einmal war er sich gar nicht mehr sicher, ob die verschwommenen Berge nicht doch nur eine Fata Morgana, ein bloßes Hirngespinst waren, eine Einbildung in seinem Kopf, der auch so langsam auszutrocknen schien. Weiter in diese schattenlose Einöde hinauszugehen, weiter der gleißenden Sonne schutzlos ausgesetzt zu sein, war Wahnsinn, was hatte er davon. Er war schon im Begriff zu seinem Auto zurückzukehren, das mittlerweile im Schatten vielleicht eine erträgliche Temperatur angenommen hatte, um dort noch eine Weile auszuharren und sich zu erholen, als er doch noch etwas sah, das ihn interessierte.

In einiger Entfernung, an einen der wenigen Gartenzäune gelehnt, der bereits teilweise eingefallenen war, stand eine Frau und schaute zu ihm herüber. Sie war zu weit weg, als dass er ihr Gesicht genauer hätte erkennen können, aber ihre Figur sah er sehr wohl. Eine noch junge Frau mit einer ziemlich kompakten Gestalt, mit ausgeprägten Brüsten, einem aufregenden Hintern, strammen Beinen und nackten Armen. Die sinnlichen Proportionen, diese typischen weiblichen Merkmale, die ein Mann wahrnimmt, wenn eine potentielle Gefährtin sein Sichtfeld kreuzt, fielen ihm sofort auf. Selbst auf die Entfernung sah er, dass sie ein sehr enges, sehr kurzes Kleid mit buntem Muster trug, das ihre Kurven betonte und sie allein schon deshalb ziemlich attraktiv erscheinen ließ. Ihre Haut war ein angenehmes, helles Braun und die offenen, schwarzen Haare bedeckten zum Teil ihr Gesicht. Während er sie anstarrte, war sie ständig damit beschäftigt, sie zu ordnen und aus dem Gesicht zu streichen. Was er sah, war ausreichend, um trotz dieser Hitze seine Aufmerksamkeit weiter zu erregen und umgekehrt schien es ebenso zu sein. Denn als die Frau merkte, dass er sie seit geraumer Zeit anschaute, bewegte sie sie ihren Körper ganz leicht, aber deutlich lasziv, wippte mit den Hüften, streckte den Busen noch weiter vor und bemühte sich offensichtlich, ihn weiter zu fesseln. Er belohnte ihr Bemühen, indem er hier freundlich zuwinkte und einen Arm mit hochgerecktem Daumen in ihre Richtung ausstreckte. Sie verstand die Geste als Einladung und setzte sich prompt in Bewegung, kam mit einem ebenfalls lasziven, ihre Figur und ihre Absicht betonenden Gang auf ihn zu, musste wegen der Zäune ab und zu die Richtung ändern, kam aber in seine Richtung und war offensichtlich gewillt, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Als sie nahe genug war, um nicht nur das billige Blumenmuster auf ihrem Kleid, sondern auch ihr Gesicht deutlich zu erkennen, meinte er als Erstes ihr Alter revidieren zu müssen. Er hatte sie aus der Ferne auf Mitte zwanzig geschätzt, sie war aber bestimmt älter, vielleicht zehn Jahre oder sogar mehr. Ihr Gesicht war ziemlich hübsch, volle Lippen, schmale Nase, hohe Stirn, zeigte aber deutliche Spuren eines anstrengenden Lebens auf dem Lande. Harte Falten hatten sich um den Mund eingegraben und ihre Haut schien nicht mehr so sanft und geschmeidig zu sein, wie die eines Teenagers. Aber ihre dunklen Augen mit den langen Wimpern und den ausgeprägten Brauen gefielen ihm. Die Frau schaute ihn sehr freundlich an, und als sie ihn endlich erreicht hatte, streckte sie ihm ihre Hand entgegen, drückte die Seine recht kräftig und stellte sich als Yuliana vor.

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