Hitze, Staub und Liebe

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Hitze, Staub und Liebe

Hitze, Staub und Liebe

Yupag Chinasky

Soweit das Auge reichte eine flimmernde, gleißende Fläche ohne Konturen, ohne deutliche Fixpunkte oder Abwechslungen für das Auge, nur Wiesen und trockene Felder, ganz selten ein verdorrt wirkender Baum, manchmal ein Haus, ganz am Horizont schemenhaft und verwaschen die bläulichen Berge, das Ziel seiner Reise. Er stand am Rande des Dorfs, die Wege endeten hier, keiner führte weiter in die heiße Landschaft hinein, hier waren noch Anzeichen des Lebens, ein paar Gärten, ein Schuppen, aber sonst nicht. Er war hier, weil er eine Pause gemacht hatte, weil die Hitze in seinem billigen Mietwagen ohne Klimatisierung unerträglich geworden war, weil der Staub ihn belästigte, wenn er die Fenster öffnete. Er wollte sich nicht länger quälen, weder der Hitze noch dem Staub länger trotzen. Seine Hoffnung, auf dieser abgelegenen Landstraße an einer Tankstelle vorbeizukommen, an einem Kiosk oder wenigstens einen schattigen Platz mit ein paar Bäumen für eine Rast zu finden, hatte sich nicht erfüllt. Die Gegend war wirklich tote Hose und dazu diese infernalische Hitze des frühen Nachmittags, die alles Leben lahmlegte. Er war froh, als schließlich doch noch die Häuser eines Dorfs auftauchten und er sein Auto in den schmalen Schatten eines größeren Hauses stellen konnte, eines der wenigen aus Stein, die offensichtlich das Zentrum bildeten. Zufrieden stellte er fest, dass es auch noch einen kleinen Laden gab, der zum Glück sogar um diese Zeit der penetranten Mittagsruhe geöffnet war. Es gab nicht viel zu kaufen, aber immerhin Wasser in Plastikflaschen, trockene Kekse und eine Konserve mit Corned Beef, das würde sein Mittagessen für heute sein. Nein, eine Kneipe gäbe es hier nicht, beschied ihm die wortkarge alte Frau hinter der Theke, und sie habe nur noch süße warme Limonade, das Bier sei leider ausgegangen und der Kühlschrank kaputt. Nach dem kargen Mahl in seinem immer noch aufgeheizten Auto beschoss er, sich wenigstens die Füße zu vertreten und die größte Hitze abzuwarten, bevor die Reise weiterging, in Richtung Berge, in Richtung Kühle, nach der er sich mehr denn je sehnte.

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