„Aber eines solltest du noch wissen: Sven hat einen echt geilen Schwanz. Viel größer und dicker als deiner. Er fickt abgöttisch geil damit. Seine Küsse erst … Wahnsinn! Dabei meine ich nicht nur die auf den Mund. Der hat’s echt drauf. Ich glaube, ich mag ihn sogar sehr. Vielleicht machen wir’s jetzt öfter.“
Thomas stand auf, starrte mich einen Moment lang entsetzt an, riss sich dann den Ring vom Finger und machte seine Ansage. Tja, Ende der Geschichte! Könnte man meinen ...!
Ein Drama kommt selten allein: … War es aber nicht, das Ende der Geschichte. Nachdem er die Tür ins Schloss geschmettert hatte, wurde mir klar, dass weiteres Reden sowieso zwecklos gewesen wäre. Ich hatte nur eine leise Vermutung, wo er die nächsten Nächte verbringen würde. Das es aber nicht unser gemeinsames Bett sein würde, wusste ich hingegen sehr genau.
Das unsere Verlobung, die wir noch überglücklich mit fast 80 Leuten bis in den frühen Morgen gefeiert hatten, der Vergangenheit angehörte, bewies sein Verlobungsring, der jetzt nutzlos geworden, auf dem Tisch lag. Damit musste ich mich entweder abfinden, oder um unsere Beziehung kämpfen. Ich kannte Thomas schon lange und wenn ich eines gelernt hatte, dann das, dass er niemals von seiner Entscheidung abweichen würde, also zog ich meinen Ring auch vom Finger und legte ihn zu seinem dazu.
Mir blieb vorerst nichts anderes übrig, mit schlechtem Gewissen einerseits, und mit den Gedanken an den geilsten Fick in meinem Leben andererseits, meine Wunden zu lecken. Soll heißen, meine wundgefickten Löcher mit einer guten Portion Wund- und Heilsalbe zu versorgen. Alles andere konnte ich um diese Uhrzeit sowieso nicht klären. Das bezog sich sowohl auf meine (Ex)Beziehung, als auch auf die Frage, wo ich unterkommen konnte. Wer würde mir helfen, den Umzug zu starten, wenn Thomas die Trennung bis zum Ende durchzog? Morgen, oder besser, heute war Sonntag und damit genug Zeit, ein paar wichtige Telefonate zu führen.
Ich hoffte nur, dass Thomas mir nicht zuvorkommen, und mich bei unseren Freunden schlecht machen würde. Denn dann wären die Chancen auf helfende Hände mit einem Schlag gegen null geschrumpft. Und wenn doch, konnte ich es jetzt nachts um halb eins auch nicht ändern. Im Zweifel müsste ich auf die Hilfe von Sven und Herpes bauen. Die durften mich schließlich auch ordentlich durchziehen, dann wäre es nur ok, wenn sie mir beim Umzug helfen mussten.
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Ich hatte unruhig geschlafen, obwohl der Tag gestern und besonders der Abend kraftraubend gewesen waren. Aber die Geschichte beschäftigte mich mehr, als ich das vorher erwartet hätte. Entsprechend müde war ich Sonntagmorgen.
Keiner unserer gemeinsamen Freunde wollten mich übergangsweise bei sich aufnehmen, nachdem ich von unserer Trennung erzählt hatte. Auch meine Freundinnen hatten kein Zimmer für mich, nachdem sie erfolgreich meinen Rauswurf hinterfragt, und ich ihnen von meinem Dreier erzählt hatte. Ich war wirklich blauäugig genug gewesen zu glauben, dass meine Mädels offen für solche Sachen gewesen wären. Schließlich hatten wir schon viel heftigere Themen besprochen, wenn wir in unserer Runde, ohne Männer, unterwegs waren. Sollte das alles nur angeberisches Gerede gewesen sein? Nur dummes, unnötiges Rumprahlen? Muss wohl, denn überall wurde mir nur der sprichwörtliche Kopf gewaschen, ‚wie dumm ich doch gewesen war‘.
Was als letzte Lösung blieb, war der unangenehme Anruf bei meinen Eltern. Begeistert waren sie nicht gerade, boten mir aber für ein paar Nächte ein Bett in ihrem Gästezimmer an. Das Zimmer, welches bis vor ein paar Jahren noch mein Zimmer gewesen war, aber mittlerweile zweckendfremdet für vieles andere genutzt wurde.
Blieb noch die Frage, wo ich meine überschaubaren Habseligkeiten deponieren konnte, aber das klärte sich dann auch noch.
Ich nutzte den Tag und packte meine sieben Sachen. Meine Wäsche sortierte ich bei der Gelegenheit gleich nach Sommer und Winter, zu klein und zu groß, festlich und Casual, danach, ob ich sie in der nächsten Zeit tragen würde, oder eben nicht. Thomas sah ich den ganzen Tag nicht und komischerweise vermisste ich ihn nach der letzten Woche und seinem gestrigen Auftritt auch nicht.
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Ich freute mich auf Montag, was außergewöhnlich und komisch war. Wer freut sich schon auf Montag? Aber bei mir war es so. Ich setzte meine Hoffnung auf die Routine, die mich vielleicht schnell wieder im Alltag gefangen, in meine ganz eigene Normalität ankommen lassen sollte.
Ich hatte meine Sommerjacke noch nicht ganz an der Garderobe aufgehängt, als mich der Abteilungsleiter zum Personalchef zitierte. Ein ungutes Gefühl nahm von meinem Körper Besitz. Hatte Thomas auch hier schon …? Alles Grübeln auf dem Weg in die dritte Etage brachte mich nicht weiter. Aber das dumpfe Gefühl blieb und wurde sogar noch mit jedem Schritt stärker, mit dem ich mich der Personalabteilung näherte.
„Guten Morgen, Frau Schäfer! Reden wir nicht um den heißen Brei herum, wir müssen Ihnen zum Monatsende kündigen.
Wir kriegen nicht schnell genug die elektronischen Bauteile geliefert und können deshalb die Projekte nicht fertigstellen. Da sind wir auch in der Buchhaltung hoffnungslos überbesetzt. Abgesehen davon, sind Sie als einzige Single und mit Abstand die teuerste im Team. Da die anderen Familie haben …, sie wissen schon …, dafür haben Sie doch sicher Verständnis, oder? Wenn es in nächster Zeit wieder besser werden sollte, dann können sie gern wieder …!“
Nach ‚kündigen‘ hatte ich dem Herrn mit seiner hässlichen Krawatte nicht mehr zugehört. Na toll, der zweite Schlag in die Magengrube innerhalb von zwei Tagen. Das jetzt nicht auch noch!
Ich durfte meine Sachen der Kollegin übergeben, mich dann noch kurz verabschieden und wurde wegen des sensiblen Bereiches meiner Tätigkeiten, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Mein Betriebshandy und mein Laptop wurden mir abgenommen, und nur eine Stunde später wurde ich vom Betriebsschutz zum Werkstor begleitet.
Wenigstens hatte ich jetzt genug Zeit, mir eine neue Bleibe zu suchen. Aber welcher Vermieter nimmt schon eine arbeitslose, alleinstehende 27jährige, ohne berufliche Perspektive. Abgesehen davon hatte ich keine finanziellen Reserven, um auch nur den Bruchteil einer sehr wahrscheinlich geforderten Kaution aufzubringen.
Mit meinem Kündigungsschreiben in der Tasche fuhr ich direkt zur Bundesagentur für Arbeit und meldete mich ordnungsgemäß arbeitslos. Die Mühlen des Staates begannen zwar zu laufen, bis aber alles geklärt und vollständig vorlag, bis mein Anspruch berechnet war, würde noch so manche Woche ins Land gegangen sein.
Auf dem Weg nach Hause, stotterte zu allem Überfluss der Motor von meinem alten Golf. Der hatte mit seinen 15 Jahren auch schon genug Kilometer abgerissen. ‚Du jetzt nicht auch noch!‘, dachte ich. Aber er kannte keine Gnade, und verreckte endgültig mit ruckeligem Bocken nur 500m später.
Ich konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen schossen, als ich das Auto auf dem Randstreifen ausrollen ließ. Thomas weg, Job weg, und nun ließ mich auch noch die scheiss Karre im Stich. Wenn das kein schlechtes Karma war, dann wusste ich auch nicht mehr. Passierte das alles nur, weil ich mich von zwei gut bestückten Herren fast besinnungslos vögeln ließ? Nur, weil ich meinen Verlobten betrogen hatte? Denn nichts anderes als klassisches Fremdgehen war’s letztendlich, beschönigen konnte man das auch beim besten Willen nicht.
Eine halbe Stunde musste ich auf den Pannendienst warten, der mich zur nächstgelegenen Werkstatt schleppte. Zwei alte Zündkerzen und ein fast zugesetzter Benzinfilter waren die vergleichsweise kostengünstige Ursache, die bald behoben war. Kostengünstig einerseits, aber dennoch ein spürbares Loch auf meinem Konto hinterlassend, andererseits.
Der Mist mit dem Auto hatte sich gezogen. Nach dem Arbeitsamt und dem unfreiwilligen Werkstattaufenthalt war es schon fast vier, als ich mich völlig genervt in den Sessel fallen ließ. Ich konnte mich nicht zurückerinnern, wann ich jemals schon am Nachmittag das Bedürfnis hatte, mich volllaufen zu lassen. Mir war danach eine Flasche Hochprozentigen in mich hineinzustürzen.
Der Haufen Kartons und Plastiktüten, die Reisetasche, der Koffer und die auseinandergebauten Möbel im Wohnzimmer, die auf ihre Abholung warteten, machten meine Laune nicht besser. Nur gut, dass ich meinen 64 Zoll Fernseher noch nicht abgebaut hatte. Den hatten wir uns vor etwas über zwei Jahren von meinem Weihnachtsgeld geleistet und deshalb beanspruchte ich den für mich.
Vodka war das einzige, was ich aus der Bar nehmen durfte. Die anderen Flaschen gehörten Thomas, sein geliebter Scotch und auch eine Flasche, erstklassiger Rum. Kurz hatte ich die Idee, den ganzen Fusel im Klo runterzuspülen. Doch dann hielt ich es für Verschwendung und viel besser dazu geeignet, mir das Licht auszuknipsen. Leider war Whisky so gar nicht meins, noch nie konnte ich weder Scotch noch Bourbon was abgewinnen. Vodka und Orangensaft, das war’s also, womit ich mir die Schädeldecke spalten wollte.
Das Fernsehprogramm war sogar für einen Montag grottenschlecht. So schlecht, dass ich mich freute, den alten Netflix-Zugang noch nicht gelöscht zu haben. Ich stöberte im Menü herum und fand einen Film, der mich zumindest laut Inhaltsangabe interessieren könnte. Tat er nicht, aber das nur am Rande. Der Alkohol wirkte schnell und machte es mir leicht, den Scheiss in der Glotze zu ertragen.
Bis ich in meinem düsigen Kopf einen dumpfen Knall registrierte und kurz danach die dünne, weiße Rauchfahne bemerkte, die sich aus dem Gehäuse des Fernsehers in Richtung Zimmerdecke kringelte. Der beißende Gestank nach verbranntem Kabel zwang mich dazu, die Fenster weit aufzureißen. Muss ich noch erwähnen, dass der Bildschirm, zusammen mit dem Knall, schwarz wurde? Auf jeden Fall war er’s, und auch der Ton war weg.
Der blöde Kasten hatte also kurz nach Ablauf der Garantie seinen Geist aufgegeben. Hätte ich doch lieber den etwas teureren Fernseher genommen. Mist! Wer billig kauft, kauft eben doch oft zweimal.
So schlimm konnte doch der Dreier nun auch wieder nicht gewesen sein, dass man mich deshalb derart hart abstrafen musste. Tausende Männer und Frauen haben täglich Dreier oder sogar Gruppensex schmutzigster Sorte. Verdammt, so langsam wurde mir vom Schicksal immer deutlicher gezeigt, dass ich wohl doch ziemlichen Mist gebaut hatte.
Erst Thomas, dann der Job, dann das Auto und jetzt die Flimmerkiste. Schlimmer könnte es nur noch kommen, wenn meine Eltern einen Rückzieher machen würden und ich nicht mehr in mein altes Zimmer ziehen dürfte ... hoffentlich nicht! Ein Wochenende zum Vergessen.
Dann kommt Chris: Es war Dienstag, die zweite Woche nach meiner Kündigung. Mittlerweile wohnte ich bei meinen Eltern. Keine gute, aber meine einzige Lösung. Jeden Abend das Gemecker meiner Eltern, dass ich mich wie eine Schlampe benommen hätte. Als wenn ich das nicht selber gewusst hätte. Natürlich hatte Thomas nichts Besseres zu tun, als bei ihnen anzurufen und die Geschichte haarklein zu erzählen. Damit hatte ich das Prädikat ‚Nichtsnutzige Tochter‘ aufgestempelt bekommen. Sie hätten ja schon immer gewusst, dass aus mir nichts Vernünftiges werden würde. Nicht beziehungsfähig, zu blöd, den Job zu behalten, und sowas. Möglicherweise hatten sie ja sogar recht damit. Aber auch als Eltern darf man seinen Kindern sowas nicht an den Kopf werfen, fand ich.
Letzte Woche hatte ich mich überwunden und war zu Sven gefahren. Ich wollte ihm sagen, dass ich mich ein wenig in ihn verguckt hatte. Natürlich hatte ich im Hinterkopf, mich erneut von ihm durchvögeln zu lassen. Wie es aussah hatte ich sogar Glück, sein Auto stand da und oben brannte Licht.
Das bevorstehende Gespräch trieb meinen Puls in die Höhe. Vor seiner Tür atmete ich tief ein und aus, klingelte und spielte nervös mit meinen Fingern. Es dauerte endlos, bis er die Tür öffnete, nur mit einem Handtuch um die Hüfte. Aus der Dusche kam er jedenfalls nicht, seine Haare waren noch trocken. Dafür baute sein steifer Pimmel ein ordentliches Zelt mit dem Handtuch.
Hochmut kommt vor dem Fall
Josie
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