Es war kalt, nass und regnerisch, November eben. K. hatte keine Lust, auf dem windigen Bahnsteig auf seinen Zug zu warten und spazierte ganz gegen seine Gewohnheit durch das Einkaufszentrum am Bahnhof. Dort fand sich neben zwei weiteren Dessousläden ein Shop von Hunkemöller. Wehmütig stand K. vor dem Schaufenster und fand gerade diese knappen, verspielten, klassischen Unterwäscheteile himmlisch. In den anderen Läden ging die Tendenz ja zu umfassender Verhüllung wie bei den Miedern seiner Oma, mal von dem neuen Slip Ouvert von Escora abgesehen mit drei Schlitzen, beginnend auf dem Venushügel.
Seine Frau interessierte sich längst nicht mehr für reizvolles Darunter. Als sie sich kennenlernten, hatte sie gern mit diesen Accessoires gespielt und für die Hochzeitsnacht echt alle Register gezogen, das war wirklich vom Feinsten! Danach war bald Schluss. Schnell wunschgemäß schwanger war anderes wichtiger und dann ging es wohl eher darum, keine Reize mehr auszusenden. Mit dem unseligen Dreigestirn Sofas, Serien, Schokolade war sie fülliger geworden und hatte zunehmend weniger Interesse an sportlichen Veranstaltungen in den Kissen, schon gar nicht am leichten Kampfanzug. Nun fand K. durchaus, sie sehe nach wie vor echt atemberaubend gut aus, und sie könnten sich das edle Zeugs aus den teureren Läden ohne Weiteres leisten. Aber sie hatte ihm schnell klar gemacht, dass Dessous als Geschenke einfach deplaziert seien, weil er ja sich was schenke und nicht ihr. Aha.
K. überlegte, wie viele Geschäfte, auch in kleineren Orten, von diesen Dingen lebten, dazu noch die großen Abteilungen der Kaufhäuser und ein Online-Handel ohne Ende. Danach konnte Mann problemlos davon ausgehen, dass die Weiblichkeit im Umkreis von 500 km um ihn herum zu gefühlten 200 Prozent verstrapst war - nur eben seine nicht. Und er stand nostalgisch und lustgeplagt vor Hunkemöller mit seinem preiswertem Zeugs. Da konnten sich junge Frauen mit knapperem Budget problemlos mit frecher Bett-Wäsche ausstatten. Es musste sie also geben: Frauen, denen das gefällt.
Mit schlechter Laune war K. in den Zug gestiegen. Aber es kam noch schlimmer: eine junge Dame um die Zwanzig setzte sich ihm schräg gegenüber und stellte auf dem Boden eine kleine Tüte von eben diesem Geschäft ab, gut gefüllt, und oben raus ragte noch ein Spitzenband, wohl von einem Strumpfgürtel.
K. pflegte Frauen niemals anzustieren, aber da die junge Dame intensiv ihr Smartphone untersuchte, war sein Interesse unbemerkt. Da würde ein junger Mann am Abend eine Menge Spaß haben, und sie wohl auch. Eggmühl hieß dieses Kaff, in dem sie ausstieg und K. sah vor seinem geistigen Auge ein Feuerwerk abbrennen über dessen Nachthimmel, als optisches Pendent für die brennenden Betten angesichts des anzunehmenden Ersteinsatzes.
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Ihr langes, dunkelbraunes Haar trug sie schlicht mit einem Pferdeschwanz gefasst und auf ihrer Nase saß diese Nerd-Brille mit großen Gläsern, die in K.'s Jugend als potthässlich galt, heute aber, wie er zugeben musste, bei jungen Damen einfach wahnsinnig sexy aussah. Er konnte sich schwer vorstellen, dass sie diese zum Mausen absetzen würde. Nein, das bekam seine Phantasie nicht hin.
In den Dörfern vor der Stadt befanden sich diese riesigen Siedlungen mit mehr oder weniger neuen Bauten, alle aber geräumig mit Einliegerwohnungen für die jungen Erwachsenen der Familien. In einer solchen wohnte sie sicherlich und vor dem Wohnzimmer mit Mansarde befand sich der obligatorische breite Balkon, auf den eine breite, mehrflügelige Glastür führte.
Ritchie, ihr Freund, war ein Netter, eigentlich wie alle Jungs in diesem Alter schnell erregbar, ein harter Rammler und Schnellabspritzer. Im Fußballtraining galt das auch als Zeichen der Männlichkeit, sich da nicht mit weiblicher Gefühlsduselei aufzuhalten und sich ja nicht in die Ecke eines Mösenschnüfflers abdrängen zu lassen. Insgeheim hatte er aber schon längst die Seiten gewechselt. Denn er hatte gelernt, dass Mädchen sich Sinnlichkeit wünschten und er stellte beglückt fest, wie unglaublich gut das ankam, sich Zeit für die Perle, Nippel, Nacken und Haare zu nehmen. Sophie schmolz mehr und mehr dahin unter seinen Küssen und Streicheleien. Eine Offenbarung war es für ihn, wie unglaublich intensiv ihr Orgasmus war, wenn er nicht einfach schnell auf ihr rumackerte. Denn nach dem Höhepunkt konnte sie ihre Schenkel nicht weit genug für ihn öffnen, um seine wilden Stöße jetzt sehnsüchtig, gerne und gierig zu empfangen.
Ja, er entwickelte sich wirklich in ihren Augen und sie war so verliebt, dass sie ihm jeden Wunsch erfüllen wollte. Nun ja, die, die sie sich halt als seine Wünsche vorzustellen traute. Noch war sie nicht so gelassen, auch mit ihrem Poloch zu reizen, obwohl sie mit ihm natürlich schon Pornos geguckt hatte und in den Mund nahm sie ihn selten und nicht gerne, obwohl er entsprechendes ihr doch mit Hingabe darbrachte.
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Ritchie begrüßte laut im Flur unten seine Schwiegereltern in spe und trampelte dann die Treppe hoch. Hi Babe! Küsschen. Natürlich würden sie nachher miteinander schlafen, das taten sie immer, außer sie hatte ihre Tage. Heute war sie so rollig wie gestern, Zyklusmitte eben. Wow! keuchte er, als Straps und Korsett unter dem Mini und im Ausschnitt der Bluse sah. Eine zarte, lustvolle Balgerei begann und nachdem er sie hochgejagt hatte, durfte er in sie dringen. Nur nicht lange, denn angespornt von ihrer Wirkung als Vamp drängte sie nach oben und erstmals erfuhr Ritchie, dass Reiten nicht nur der Dame zum Wohngefallen gereicht. Er zog die Körbchen nach unten, sachte, um die Spitze nicht zu zerreißen knuddelte ihre Dutzerl, wie er und sie ihre süßen, kleinen Tittchen nannten.
Irgendwann zog er Sophie wieder nach unten und kniete über ihr zwischen ihren Schenkeln, aber ganz gegen seine Gewohnheit spritze er jetzt nicht ab. Er konnte sich gar nicht satt sehen dem reizvollen Fummel. Nach ihrem Empfinden hatte der seine Wirkung bestens getan, Ritchie war wirklich hin und weg von ihrem fast ein wenig verruchten Auftreten in Korsett, String und Straps. Die Zukunft mit ihr musste traumhaft werden. Er war verrückt nach ihr und sie würden sicher ein Leben lang zusammen bleiben und immer scharf aufeinander sein. Etwas anders konnten sich beide nicht vorstellen. Und tolle Kleidung und Schuhe gab's nicht nur für Draußen, sondern selbstverständlich auch für's Bett. Auch da waren sie sich einig.
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Ehegöttinnen haben für so etwas nur abfällige Kommentare. Warum eigentlich giften Frauen immer so über andere Frauen, die unbekümmert Männerwünschen entgegenkommen? Wo sie sich doch selbst aus eigenem Entschluss so souverän aus dem verabschiedet hatten, was sie einst in einer bezaubernden Leichtigkeit des Seins sich und dem Geliebten schenkten? Wieso kein Ärger auf sich selbst, weil es irgendwann vermasselt war und der Weg zurück so einfach wäre, aber als auf ewige Zeiten unbegehbar bestimmt wurde?
Darauf gab es sicher eine Antwort, nur K. wollte sie nicht mehr ergründen. Er würde sich der Phantasie dieser zur Fata Morgana verblassenden jungen Schönen hingeben mit all ihrer unausgesprochenen, fröhlichen und unkomplizierten Hingabe. Dieses Geschenk hatte sie ihm gemacht, ohne es auch nur zu erahnen. Mit diesem wohligen Gedanken nickte er ein. An seinem Heimatort auszusteigen, verpasste er und kam so noch eine Stunde später nach Hause.
Ein rundum beschissener Tag – November eben.
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