ICE

24 14-22 Minuten 1 Kommentar

Von der hübschen Fremden war allerdings keine Spur zu entdecken und wenn er nicht seinen eigenen Koffer im Gepäcknetz über seinem Sitzplatz wiedererkannt hätte, wäre er sicher gewesen, sich im Abteil geirrt zu haben.
Suchend blickte er sich um, aber es blieb dabei, sie war verschwunden.
Mitsamt ihrem Mantel, ihrem Koffer und seinem Notebook!

***
Als Paul am nächsten Morgen seine Firma betrat, war seine Laune auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt. Das verschwundene Notebook konnte er verschmerzen aber der Verlust seiner Dateien machte ihm schwer zu schaffen. Die rasche Durchsuchung des gesamten Zuges nach der rothaarigen Fremden und seinem Computer hatte ihm leider nichts eingebracht, außer wütenden Beschimpfungen anderer Fahrgäste, die er auf seinem Sprint durch die Gänge angerempelt oder beim Eindringen in fremde Abteile aus ihrem Nickerchen gerissen hatte.
Dementsprechend schlecht hatte er in der vergangenen Nacht geschlafen und die Tatsache, dass sich sein illoyaler Schwanz jedes Mal, wenn er an das diebische Luder mit ihrer rasierte Muschi dachte, sofort erfreut aufrichtete, hatte ihm ziemlich unruhige Träume beschert.
Die Begrüßungen seiner Mitarbeiter nahm er kaum zur Kenntnis und da sein Gesichtsausdruck nichts Gutes für Denjenigen verhieß, der ihm als Erster in die Quere kam, blieb er ungestört, bis er sein Büro erreichte.
Frau Rotländer, seine langjährige Vorzimmerdame schien über solche Bedenken vollkommen erhaben zu sein und begrüßte ihn mit bereits gezücktem Terminkalender.
„Guten Morgen, Herr Winter. Ich hoffe, sie hatten gestern eine gute Reise.“
Paul seufzte resignierend, nachdem er sich einen einigermaßen freundlichen Gruß abgerungen hatte.
Ohne die, leider nur auf seinem Notebook vorhandenen Dokumente und Kalkulationen würde es kein sonderlich guter Morgen werden.
Nachdem er mit seiner Sekretärin die heutigen Termine durchgegangen war, erbat er sich von ihr einen doppelten Espresso und befand sich schon auf dem Weg zu seinem Schreibtisch, als sie ihn unerwartet zurück rief.

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Zügig im Zug zur Sache kommen

schreibt BunoLionHunter

Was für ein schönes Reiseerlebnis. Als Romantiker denke ich natürlich die Geschichte weiter... Aber sie ist auch so rund und es macht Freude, sie zu lesen.

Gedichte auf den Leib geschrieben