„Schön, wenn du das so siehst und sagst. Weißt du, ich denke oft an den Satz aus dem „Kleinen Prinzen“: ‚Du bist verantwortlich für das, was du dir vertraut gemacht hast‘. Das kommt jetzt vielleicht etwas schräg rüber, aber …“. „Nein, nein, ich weiß, was du meinst. Du machst und baggerst mich nicht an. Ich spüre viel Respekt und Sympathie, manchmal fast zu viel Distanz“. „Zu viel? Was hättest du gerne anders?“ „Finde es heraus“, sagte sie mit schelmischem Grinsen und rannte über die Wiese. Er, so gut es eben ging, hinter ihr her. Ihm war jetzt gleich, was andere über das ungleiche Paar und seine ungelenken Bewegungen denken würden. Sie spielte Fangen mit ihm und brachte ihn gehörig außer Puste. Schließlich ließ sie sich einfach ins Gras fallen, er – noch voll im Schwung – strauchelte und fiel, beinahe auf sie. Ihre Gesichter kamen sich nahe, dann ihre Münder und dann gab’s den ersten schüchternen Kuss. Sie schmeckte gut. Sie begann an seiner Unterlippe zu knabbern. Sie küsste ihn heftiger, als er sich je getraut hätte. Dann klopfte ihre Zunge unüberhörbar an. Er machte vorsichtig auf – und schon war sie drin, um seinen Mund, seine Zähne zu erkunden und nach seiner Zunge zu suchen. Die traute sich langsam nach vorn und dann begann ein hitziger Tanz der beiden. Ohne darauf zu achten, hatten sie angefangen, sich aneinander zu schmiegen, zu drücken, einander von Leib zu Leib nahe zu sein. Irgendwann ließ sie sich atemlos zurückfallen. „Du küsst gut“ „Und du erst! Da kann ich in meinem Alter noch einiges lernen“. Sie hatten dieses Mal einen vergnügten Nachmittag miteinander, gingen Hand in Hand, Arm in Arm und ließen die gemeinsame Zeit bei einem Aperol auf der Schlossterrasse ausklingen. „Das war schön“, sagte sie beim Abschied. „Nächstes Mal habe ich eine Überraschung“ – und schon war sie verschwunden.
Als er beim nächsten Treffen wieder Richtung Park gehen wollte, hielt sie ihn zurück. „Heute gehen wir anderswo hin“ sagte sie. Irgendwie klang ihre Stimme heute eigenartig belegt. „Okay und wohin?“ „Vertrau mir“. Sie gingen über die Felder am Ort vorbei, um in großem Bogen schließlich in einer der Gassen zu landen. „Hier wohne ich“, sagte sie, als er an dem alten Haus hochschaute. „Ganz oben in einem schnuckeligen Zimmer. Willst du es kennenlernen?“ „Warum nicht?!“ Schon stiegen sie die vier Etagen hoch. Sie schloss die Tür auf und zog ihn in den Flur. Mit dem Fuß gab sie der Tür einen Tritt. Dann hängte sie sich geradezu an ihn und begann, ihn leidenschaftlich zu küssen. „Mach’s dir bequem. Ich koche uns einen Tee. Geh ruhig rein“. Sie schob ihn in ein gemütliches Zimmer mit Dachschräge. An der einen Wand eine Matratze mit allerlei Krimskrams drumherum. Gegenüber befand sich ein Schreibtisch. Die Regale voller Bücher und CDs. So voll es war, es wirkte gemütlich. Er hatte den alten Sessel entdeckt, in den er sich wohlig plumpsen ließ. „Du kannst ruhig Musik anmachen“.
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