Der Wind zog um die Ecke, in einer Weise, wie er das noch nie zuvorgetan hatte. Er wirbelte alles vor sich her, was es zu wirbeln gab, sogar Bananenschalen und anderer Unrat befanden sich im freien Flug. Die Männer hielten ihre Hüte fest, die Frauen zogen ihre dünnen Mäntel noch enger um sich – aber es half alles nichts. So als würde er hämisch grinsen, verhielt er sich auch, der Wind – und brachte sogar die Kinder dazu, sich von der Straße zurückzuziehen und in den nach Kohl riechenden Korridoren zu spielen. Dieses Spielen dauerte nie lange, weil es sie überall gab, die grantigen Bewohnerinnen mit ihrer gelblichen Gesichtsfarbe – nicht etwa, weil sie selbst rauchten. Das hätte sich keine von ihnen leisten können. Nein, es waren ihre Männer, so sie denn welche hatten, die das karge Monatsgehalt wegrauchten und wegsoffen.
Unter dem Dach eines dieser schmalen Häuser mit den ausgelatschten Treppenstufen, denen man die bittere Armut, die rundherum herrschte, ansah, wohnte Lenka. Sie war eine der hübschesten Frauen, die jemals von Göttinnenhand geschaffen worden sind – aber sie hatte nichts davon. Tagaus, tagein war Lenka damit beschäftigt, ihr Geld zusammenzukratzen um die Miete, 170 Schweizer Franken pro Monat, pünktlich bezahlen zu können. Denn die Geldeintreiber waren gnadenlos. Mehr als einer ihrer Freundinnen war es so ergangen, dass sie den harten, brutalen Männern zu Willen sein mussten, mit Tränen in den Augen und weit gespreizten Beinen, Sex mit den Typen, denen hier alles gehörte.
So weit wollte Lenka es nicht kommen lassen, denn in ihrer Brust glimmte ein kleines Flämmchen, das sich da Stolz nannte. Der einzige Luxus, den sie ihr Eigen nannte, war einigermaßen trinkbares Wasser in der Wohnung, und ein hübsch dekorierter sizilianischer Badezimmerspiegel.
Es war das Jahr fünf nach dem dritten Weltkrieg, einem Krieg, der den Menschen alles genommen hatte.
In Lenkas Wohnung
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In Lenkas Wohnung
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Dalí – Frau am Fenster
schreibt Venus
unglaublich anregend
schreibt michael_direkt