In der Badewanne

Der Therapeut

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In der Badewanne

In der Badewanne

Anita Isiris

Lieber Christian

Ich bin eine sinnliche Frau. Ich streichle mich gerne. Sehr gerne sogar. Am liebsten in der Badewanne, wenn ich mich auf einen dampfenden Kaffee freue. Ich muss wissen, dass ich allein bin in der Wohnung. Keine Störgeräusche. Ich plätschere ein wenig, spiele mit dem Wasser. Irgendwann betaste ich meinen Körper. Das spielt sich immer gleich ab. Ich versinke bis zum Hals im Wasser. Der Badeschaum duftet. Dann erfühle ich mich, meine Oberarme, die sehr berührungsempfindlich sind. Ich streichle meine Achseln. Spätestens dann überzieht mich, trotz Badewasserwärme, Hühnerhaut. Ich gehe tiefer, zum Brustansatz. Meine Brüste, wenn Dich auch das interessiert, sind nicht besonders gross, keineswegs so wie die der Frauen in meinen Erzählungen. Ein ganz normaler Busen eben. Ja, Christian, ich reibe mich auch da, sorgfältig und genüsslich. Ich atme tief ein, Bauchatmung, habe mal einen Stimmbildungskurs besucht. Viele Gedanken gehen mir in solchen Momenten durch den Kopf. Wenn mir jetzt ein Mann zuschauen würde? Heimlich... oder gar eine Frau? Würden sie sich für die sich selbst streichelnde Anita interessieren? Würden sie mehr sehen wollen von mir? Was denn eigentlich? Meine Füsse, die lackierten Zehennägel? Wohl kaum. Den Hintern? Vielleicht schon eher - er ist kräftig und durchtrainiert. Ich schliesse die Augen, denke an ein paar meiner bisherigen erozuna-Geschichten. Mein Gott, wenn die Leute wüssten, was für eine gewöhnliche und unscheinbare Frau sich hinter diesen Stories verbirgt, mein Gott! Was ich da schon alles offenbart habe... mal autobiografisch, dann wieder überhaupt nicht... Vor dem Badezimmerfenster zwitschern Vögel. Ein milder Maitag. Ich rieche Kaffeeduft. Meine Espresso-Maschine. Soll sie bleiben, wo sie ist. Meine Hand geht tiefer. Mein Bauch. Ich atme in meinen Bauch. Stelle mir vor, an einem Postschalter zu stehen. Du, zufällig, hinter mir, starrst mir gedankenverloren auf den Rücken. Überlegst Dir, ob ich einen BH trage. Du bist durchschaut, Mann. Ich hebe mein Becken an die Wasseroberfläche. Schau gut hin, Christian. Schau jetzt genau hin. Was siehst Du? Ein Badeschaumkrönchen, gut. Ich möchte es genauer wissen, möchte genau erfahren, was Dich jetzt so erregt. Eine Muschi ist doch nun wirklich nichts Besonderes, meine eigene schon gar nicht. Ein Lippenpaar eben, respektive zwei, wenn ich die Beine ein wenig öffne. Ob all die Leser, die bis jetzt eine erotische Autogrammkarte von mir erhalten haben, enttäuscht sind? Das Bild zeigt mich vor einem Spiegel, so offenbare ich meine Rückenansicht, und, gleichzeitig, Anita von vorn. Ob sie rasiert ist? Das werden sich wohl viele fragen. Nein, Christian, im Moment nicht. Vorsichtig berühre ich meine… na ja, Du weißt schon. Dieses warme Wasser, der Grünschimmer vom Badezusatz, diese absolute Sicherheit, dieses durch Nichts und Niemanden bedroht zu sein, macht mich verrückt. Ich vergehe vor Wonne. Christian! Schau mir jetzt in die Augen. Bedeuten Dir meine Augen denn nicht mehr, als… ach ja, klar. Du bist ein Mann. Mein Becken ist jetzt wieder unter Wasser. Hier kann ich mich ungehemmter streicheln, Du bemerkst das an meinem Gesichtsausdruck. Ich öffne den Wasserhahn, drehe ein wenig an der Mischbatterie. Endlich, die ideale Wärme. Nicht zu heiss, schliesslich geht es um meine empfindlichste Stelle. Wenn mich meine Leser jetzt sehen könnten… Ich stütze mich auf dem Boden meiner Badewanne ab, so, wie ich mich das gewohnt bin. Hebe mein Becken erneut, dem sanften Wasserfall entgegen. Allmählich sammeln sich meine sämtlichen Gefühle im Bauch, ein wenig unterhalb des Bauchnabels. Ich vertraue mich ganz dem Wasser an, öffne meine Beine. Christian, schau jetzt bitte weg. Das hier ist Frauensache. Das unschuldige Wasser perlt über meine Cliti. Ich benötige einen intensiveren Strahl, unbedingt. Dieses Kitzeln macht mich noch wahnsinnig. Ich gehe näher. Noch näher, spreize mich, so gut das in einer Badewanne eben geht. Ach, Christian, ich sehne mich nach Erlösung. Dann, endlich, wird mir warm. Noch wärmer. Heiss, Christian, heiss. Deine geliebte Schriftstellerin befriedigt sich in der Badewanne, ohne ihre Hände zu gebrauchen. Die Erfinderin des Dr. Jeanrenaud, Sara oder, noch schlimmer, die Erfinderin der Stories, die noch nicht geschrieben sind und noch folgen werden, schwebt sich einem wunderbaren Orgasmus entgegen. Ich muss mich jetzt bewegen unter meinem Wasserstrahl, wenn ich Erfolg haben will. Bewegen in einer Weise, die kein Zuschauen duldet, bewegen auf meine Art eben. Auf die ganz persönliche, private und ehrliche Anita-Art. Endlich ist es so weit. Ich schliesse die Augen. Ahhh, wie das prickelt! Wow… diese Wärme, diese verdammte, geile, heimliche Wärme… als Letztes kommt mir Nina Hagen in den Sinn, die sich in den skandalumwitterten Siebzigern mal vor laufenden TV-Kameras befriedigt haben soll. Durch die Kleider hindurch natürlich. Um den Leuten das Prinzip zu erklären. Ich war damals noch zu jung für so was.
Dann versinke ich im Wasser.

Alles Liebe

Deine Anita

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