Irrgarten der Lust

Begierde - Teil 8

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Irrgarten der Lust

Irrgarten der Lust

Joana Angelides

Es erschien mir, als würden wir uns Beide schwebend über diesem Stein befinden, ihre glühenden Augen waren weit geöffnet, ihr Mund zwang mir einen leidenschaftlichen Kuss auf, der mir fast den Verstand raubte, ihr Atem war heiß. Es war, als würde ich hinein tauchen in einen trägen dahinfließenden Fluss aus Lava. Mein Penis hatte sich zwischen ihre Schenkel gedrängt und war in sie eingedrungen. Sie erwiderte meine Stöße fest und rhythmisch, hielt mich mit den Muskeln ihrer Vagina fest. Sie zwangen mich, härter zuzustoßen und kam völlig übergangslos, mit einem kehligen Schrei zu ihrem Orgasmus, ohne mich jedoch loszulassen. Ihr Körper forderte mich, trieb mich an und ich spürte, dass sich ihr inneres Feuer quälend in mich fraß. Plötzlich war es wieder da, dieses atemlose Verlangen, diese unbändige Gier nach Sex und Aufgabe des Geistes. Mein Fleisch war nur mehr von Lust und Trieb nach dem ultimativen Ausbruch beseelt. Ich rammte mich in sie, ließ sie keinen Moment zur Besinnung kommen und entlud mich einige Male in ihr. Unsere schmerz- und lustvollen Schreie gingen in dem Unwetter unter und wir vereinigten uns mit den Elementen.

Es schienen Stunden zu vergehen, der Regen schien noch stärker zu werden, ein Gewitter nach dem anderen entlud sich mit Blitzen und Donner.

Ich tauche ein in eine Welt von Gefühlen, Donner und Blitz rund um mich und in meinen Armen dieses glühende, Besitz ergreifende Geschöpf, aufgestiegen aus einem Traum, der nur in einem süßen Tod enden kann.

Als der Regen plötzlich nachließ und ich wieder langsam in die Wirklichkeit zurückfand, mit geschlossenen Augen zurücktaumelte, hörte ich ein dunkles, gurrendes Lachen und sah nur mehr, wie das Mädchen mit wehendem Haar im Wald verschwand.

Mein Atem flog, ich stand inmitten der Lichtung, das Wasser ran buchstäblich in Bächen an mir hinab, ich sank auf den nassen Boden und krallte meine Finger in die nasse Erde. Ich hatte mich schon lange nicht so lebendig gefühlt, wie in diesem Moment. Doch eines war klar, alle meine bisherigen Bemühungen, meinen Sexus zu beherrschen, meine innere Ruhe wieder und zu einem normalen Leben zu finden, war vergebens. Die Monate, die ich fast in Abstinenz verbracht hatte, waren vergessen und sinnlos und mein Sinnen und Trachten nach Sex und Lust wieder unbändig mächtig und beherrschend.

Langsam richtete ich mich auf und tastete mich zu jenem Stein, auf dem mich gerade Eros in Versuchung geführt und wieder in seinen Einflussbereich geholt hatte.

Nun hörte ich doch tatsächlich Stimmen, sie kamen aus dem Wald, aus der Felsenwand, die ich vorher schon bemerkt hatte. Sollte ich hier den geheimen Treffpunkt gefunden haben? Ich ging langsam und zögernd darauf zu. Licht drang durch Ritzen und Spalten und es war ein Raunen und Flüstern hörbar. Kam dieses Raunen aus dem Wald, kam es zwischen den Steinen hervor, säuselte der Wind durch die Zwischenräume der Wackelsteine oder wurde es von den Schatten und Schleiern rund um mich verursacht?

Ich versuchte gerade durch eine Öffnung im Gestein meine Kamera zu schieben, als ich von hinten gepackt und unsanft durch einen schmalen Spalt in das Innere gestoßen wurde.

Ein Hüne von einem Mann, bekleidet mit einem schwarzen Mantel mit Kapuze, darunter völlig nackt, stieß mich in die Mitte, wo ich stolperte und bäuchlings am Boden liegen blieb.

„Er spionierte draußen herum! Er hat keine Marke und auch kein Tattoo, er gehört also nicht zu uns!“ rief er aus.

Nun erst hob ich meinen Blick und stellte fest, dass ich von ungefähr zwanzig Leuten umringt war, die nur sehr spärlich bekleidet, jedoch mit grüner und blauer Farbe beschmiert waren. Ihre Augen waren schwarz umrandet und auf der Stirn hatten sie jeweils einen weißen Punkt. Sie wiegten sich im Takt hin und her und summten eine monotone Melodie.

Wo war ich da hineingeraten?

Nun öffnete sich ein Durchgang und ein, mir riesig erscheinender Mann, ebenfalls mit einem schwarzen Mantel bekleidet trat daraus hervor.

„Woher kommst Du und wie hast Du uns gefunden?“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mich erwartungsvoll an. Er wirkte jedoch keinesfalls bedrohlich, was mich irgendwie beruhigte.

Ich versuchte mich aufzurichten, doch der Mann hinter mir, stellte sofort seinen nackten Fuß auf meinen Nacken und fixierte mich wie ein Schlangenfänger auf den Boden.

„Ich bin ein Spaziergänger, wurde vom Regen überrascht und hatte eine wunderbare Begegnung im Walde, die mich das Unwetter vergessen ließ!“ brachte ich mühsam hervor. Ein Raunen ging durch die Gruppe, das Summen wurde lauter.

„Steh auf!“, herrschte er mich an.

Der Fuß in meinem Nacken ließ von mir ab und ich konnte endlich aufstehen. Voll aufgerichtet reichte ich meinem Gegenüber gerade noch bis zur Schulter. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte:

„Was tun sie alle hier, ist das eine Theatergruppe?“, was Anderes fiel mir nicht ein.

„Nein, wir sind ein geschlossener Club mit genau definiertem Ziel!“, sagte er, ein wenig belustigt.

„Mit welchem Ziel?“, diese Frage drängte sich auf, obwohl ich es mir ja aufgrund des blauen Büchleins, vorstellen konnte.

„Wir sind eine Gemeinschaft, die sich dem Sexus, der übersinnlichen Erotik und der grenzenlosen Lust verschrieben hat! Übrigens mein Name ist Andreusz“,

er sagte das ernst aber ohne Pathos und reichte mir seine Hand, die ich ergriff.

„Mein Name ist Peter“, sagte ich mit einem Frosch im Hals. Er war schon eine einschüchternde Persönlichkeit.

Ich lächelte, tat als wäre ich verlegen.

„Können sie mich nicht in ihren Club aufnehmen? Welche Kriterien muss ich da erfüllen?“, ich war äußerst gespannt auf seine Antwort.

„Wir nehmen nur Leute auf, die sich ebenso wie wir der Erotik und der Lust verschrieben haben, potent und verschwiegen sind. Der jeweilige Partner wird durch ein Los bestimmt Wir treffen uns ungefähr zwei Mal im Monat. Gewalt ist verpönt, außer sie dient zur Steigerung der Lust oder wird als Bestrafung verordnet… und zwar nur von mir!“ Naja, das klang ein wenig schauerlich!

Er betrachtete mich nun ein wenig genauer, sein Blick wurde forschend, durchbohrte mich.

„Ohja, das würde mich interessieren, ich würde gerne Mitglied werden!“, es war mir wirklich ernst. Nach all den Erlebnissen im letzten Jahr, im Vergleich zum Gang durch die Hölle, durch die ich ging, konnte das hier nicht schlimmer werden. Erschreckend war, dass sich mein Körper plötzlich wieder danach sehnte, dass die Wunden, die ich mir selbst schlug und die ich geheilt wähnte, wieder aufgebrochen werden und in den letzten Minuten das Ziehen in meinen Lenden fast unerträglich wurden. Während ich auf seine Antwort wartete, blickte ich verstohlen in die Runde.

Es war offenbar eine natürliche Höhle, die jedoch durchwegs umgestaltet erschien. An den Wänden waren, wahrscheinlich mit Spritzmaschinen befestigende Betonapplikationen angebracht. Sie glitzernden und flimmerten in verschiedenen Farben. Auch waren an der Wand Ketten mit Handschellen eingelassen, alles war ausgelegt mit weichen Matten. Überall standen Gefäße und Laternen verteilt herum und an der Decke hing eine, sich drehende, beleuchtende Diskokugel herab. Eigentlich könnte man die Ausstattung als kitschig bezeichnen, wenn da nicht die Menschen rund herum wären, die mich mit teils ernsten, teils lüsternen Blicken betrachteten. Ich kam mir als Ware vor, ja als Beute.

„Wenn Du das ernst meinst, dann ziehe Dich aus. Zuerst bekommst Du ein Tattoo, dass Dich vorläufig als unser Mitglied ausweist, dann wollen wir prüfen, ob Du unseren Anforderungen entsprichst“.

Er meinte das ernst, er sah mir dabei ruhig in die Augen.

Nun blickten mich auch diejenigen interessiert an, die sich bisher mit sich selbst oder mit einem Partner beschäftigt hatten. Ein Paar war besonders intensiv dabei den Körper des anderen zu erkunden. Sie machten das mit Zungen und Lippen, der männliche Part bewegte seinen Penis sehr schnell und drang immer nur mit der Spitze in seine blaugrüne Partnerin ein, machte immer wieder kleine Sekundenpausen und schien eine unendliche Kondition zu haben. Sie keuchte und hechelte bereits die ganze Zeit über, seit sich Andreusz mit mir beschäftigte. Sie lag auf einem flachen Stein, wie ich ihn eben draußen gesehen hatte, ihr Kopf hing nach unten und die blonde Haarmähne streifte den Boden. Ihre Hände waren nach rückwärts gestreckt und in die seinen verkrallt. Ihre Beine umklammerten seine Lenden und die Zehen bewegten sich krampfartig. Sie war in höchster Ekstase.

Wie lange noch würden die beiden das durchhalten?

Eine der bemalten Frauen kam mit einem Topf und einem Pinsel und bestrich den Mann mit noch mehr Farbe. Sein Kopf hob und senkte sich plötzlich schneller, sein Mund war offen, seine Zunge flog wild hin und her.

Nun war ich ebenfalls nackt und die interessierten Blicke der Runde tasteten meinen sehnigen Körper Zentimeter für Zentimeter ab. Einige flüsterten sich etwas zu, andere starrten mich nur an. Der Mann im schwarzen Mantel, der mich anfangs fand, lenkte mich zur Wand und kettete mich dort an.

Eine der bemalten Frauen kam nun mit einem Farbtopf zu mir und begann auch mich mit grüner Farbe zu bestreichen. Innerhalb wenige Sekunden wurde mir sehr heiß, ich sah vor mir blutrote Spiralen sich drehen und mein Mund wurde trocken. In der Farbe war offenbar eine Droge, die meinen Körper in Trance versetzte. Nun verstand ich auch, wie es möglich war, dass das von mir beobachtete Paar so lange durchhielt. Als eine andere Frau auf mich zukam und mir auf den linken Schenkel ein Zeichen mittels des aus spitzen, dünnen Nadeln bestehenden Stempels tief in das Fleisch trieb, schrie ich grell auf und konnte vor Schmerz fast nichts mehr sehen. Das war also offenbar das Tattoo, von dem Andreusz sprach. Meine Beine zitterten, ich sank fast zu Boden, die Ketten an der Wand hielten mich jedoch fest und aufrecht.

Mein Körper war inzwischen mit blauer und grüner Farbe bedeckt, mein Gehirn völlig leer aber meine Gier nach Befriedigung ungeheuerlich. Mein Herz schlug doppelt so schnell, meine Erektion schmerzte, mein Pfahl stand senkrecht vom Körper ab. Sofort kamen einige der Frauen zu mir, wobei sich eine vor mich hinkniete und mit der Zunge an meinem Penis auf und abglitt, ihn total verrückt machte. Oh, wie hatte ich diese Gefühle vermisst! Ich genoss es mit allen Sinnen. Sie saugten an meinen Nippel, glitten in meine PO Spalte, drangen ein wenig ein.

Es war sicher eine der Göttinnen, mit den vielen Armen, wie ich sie an den Wänden der indischen Tempel gesehen habe, die sich nun mit meinem Körper beschäftigte! Ich kam einige Male explosionsartig, das Feuer loderte in meinem Körper, meine Sinne spielten verrückt. Als sie mich endlich behutsam von der Wand nahmen, ich auf eine Matte sinken konnte, begannen einige Teufelinnen einen Ritt auf mir, der mich fast das Bewusstsein verlieren ließ. Sie fuhren auch mit kleinen Metallrechen über meinen Rücken, meine Schenkel und meine Füße, ließen sie zucken und sich verkrampfen. Der ganze Körper war nur mehr gieriges Fleisch! Mein Becken hob und senkte sich. Ich stieß in dunkle Höhlen vor, drehte und wand mich, unterwarf unter mir diese lüsternen Körper immer wieder bis sie glühten und ließ sie vor den Augen aller explodieren! Irgendwann verweigerten meine Stimmbänder den Dienst, ich konnte nur mehr keuchen, röcheln. Dazwischen trugen Frauen mit ihren Farbtöpfen und ihren breiten Pinseln auf meine Haut immer wieder neue Farbe auf und jedes Mal explodierte mein Gehirn neuerlich.

In einigen lichten Momenten konnte ich sehen, dass sich rund um mich die gleichen Szenen abspielten, Es wandten und drehten sich Körper, wurden geritten, spießten sich gegenseitig auf und schrien ihre Lust hinaus.

Andreusz selbst hatte ebenfalls seinen Mantel abgelegt und stand völlig aufrecht, mit beiden Händen einen biegsamen Körper an sich gepresst, deren Beine sich um seine Lenden schlangen und stieß diesem Körper mit voller Wucht sein Schwert bis zum Anschlag pausenlos hinein. Dieser Körper war grün und blau schuppenartig, schlangenartig bemalt und schien völlig unter dem Eindruck der Droge zu stehen. Er war steif und zuckte rhythmisch, ja krampfartig. Schreie und Röcheln waren zu hören.

Die Gruppe war völlig abgehoben und ihrer Sinne nicht mehr mächtig. Und immer wieder kamen Frauen und bestrichen ihre Körperteile mit einer leuchtend grünen oder blauen Farbe. Dann zuckten sie jedes Mal zusammen und wurden noch gieriger. Einige weinten sogar, schrien vor Lust und wollten doch immer mehr.

In einer Ecke genoss der Hüne von vorhin, dass ihn eine der Frauen, die offensichtlich in dienender Position teilnahmen mit einer schwarzen Peitsche gnadenlos schlug. Er flehte und bettelt um mehr, obwohl man die Striemen auf seinem Rücken und Po bereits leuchtend rotsehen konnte, trotz der grünen Farbe auf seiner Haut. Er kniete auf einer Matte und wankte unsicher hin und her, wollte aber nicht, dass sie aufhörte. Sein Penis hatte eine gewaltige Größe erreicht und entlud sich während der Prozedur einige Male. Er heulte wie ein Wolf mit erhobenem Kopf.

Ich nahm das alles wie durch einen Schleier wahr. Immer wieder, wenn ich eine neue Dosis Farbe aufgetragen bekam, schwanden mir fast die Sinne, mein Puls pochte und mein Gehirn sprengte meine Schädeldecke.

Mein Freund, ich werde diese Drogen sicher niemals wieder aus meinem Körper bringen und weiß auch gar nicht, ob ich das will!

Ich denke, es dauerte Stunden, während derer ich in diesem Höllenfeuer war. Ich erlitt es, genoss es, ertrug es nicht mehr und wollte doch, dass es nie wieder aufhöre.

Irgendwann ließ man von mir ab, die Lichter erloschen, die Höhle leerte sich und ich war allein. Meine Haut prickelte, mein Atem kehrte langsam zurück und die Spiralen vor meinen Augen wurden langsamer. Ich fühlte das Leben wiederkehren. Als ich die Kühle der Nacht auf meinem nackten, geschundenen Körper verspürte, sammelte ich meine Kleidung ein und verließ die nun leere Höhle durch den schmalen Spalt. Der Morgen dämmerte schon herauf.

War das nur ein Spuk? An dem nun plötzlich wieder auftretenden Schmerz an meinem Schenkel und der Farbe an meinem Körper erkannte ich jedoch schlagartig, dass es keiner war. Ich hatte sie gefunden, ging durch die Vorhölle der Begierde und war wieder Sklave meiner Gier nach Lust und Erfüllung.

In der Brusttasche meines Sakkos fand ich ein Kuvert mit einer Art Vertrag und der Vorschreibung für den Mitgliedsbeitrag. Offenbar hatte ich die Prüfung bestanden!

Ich werde diesen Vertrag zu Hause durchlesen und dann entscheiden, ob ich beitrete oder nicht. Aber ich wusste bereits in meinem Unterbewusstsein, dass ich mich diesem Arrangement nicht mehr entziehen werde, nicht mehr entziehen kann! Ich war wieder erwacht.

Mein Redakteur wartet heute noch auf den Bericht.

Mein Freund, bitte verurteile mich nicht. Vielleicht bist Du der Glücklichere von uns Beiden. Aber nur, weil Du nie erlebt hast, wie es ist, wenn Dir alles egal ist, Dein Körper nur seine Lust befriedigen will und Du Dich in ihr verlieren möchtest.

Dein Freund Peter

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