ist doch Frühling ...

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ist doch Frühling ...

ist doch Frühling ...

Heike Andrea Blume

Der Frühling ist noch jung, aber schon deutlich zu spüren. Der leichte Wind weht mir warm um die Nase, die Sonne hebt sich als strahlende goldene Scheibe vom satten Blau des Himmels ab und überall zwitschert es fröhlich von den noch zart geschmückten Bäumen herunter. Was für ein Tag!
Ich sehe Frauen auf Kinderspielplätzen heiter schwatzen, während ihre Kinder johlend über die Sandkästen jagen – ab und an zu ihren Müttern sausend, um einen Keks oder etwas zu Trinken zu schnorren - ich bemerke die bevölkerten Balkone auf denen alte Menschen sitzen, um ihre Zeitung zu lesen und eine Tasse Kaffee zu trinken.
Von der allgemeinen Heiterkeit - und dem Gefühl, daß man bei diesem Wetter einfach nur einen tollen Tag haben muß – infiziert, schlendere ich die Straße hinunter und genieße den Duft von fast fertigem Mittagessen, der aus den Fenstern strömt.
Und dann stehe ich auch schon vor seiner Haustür und drücke auf die Klingel. Es dauert einige Minuten, ehe der Summer ertönt. Ich laufe die Treppen hoch und kann mich – wie jedes Mal wenn ich ihn besuchte – über den Stuhl freuen, der in jedem Stockwerk steht. Nicht, daß ich auch nur einmal auf einem gesessen hätte, aber es gibt dem Haus irgendwie eine freundliche familiäre Ausstrahlung. Ebenso toll finde ich, daß an den Wänden Bilder hängen – auch wenn sie nicht besonders schön sind.
Aber so etwas ist eben nur in einem kleinen Haus möglich, wo jeder jeden kennt und wo man sich jederzeit die berühmte Tasse Mehl ausleihen kann.
Ich wohne im Hochhaus und bin schon froh, wenn ich mal meine eigenen Nachbarn erkenne.
Unser Treppenhaus ist grau und beschmiert mit hastig gekritzelten Bemerkungen wie "A. liebt F. gezeichnet L." oder "Ficken is geil". In den unteren Stockwerken riecht es ständig nach Pisse und ab und zu hinterläßt ein Betrunkener die Reste seiner letzten verdauten Nahrung auf den Stufen.
Weder ein Stuhl, noch ein Bild hätte hier eine lange Lebenserwartung!
Ich bin kaum oben angekommen, da öffnet sich auch schon die Wohnungstür.

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