Das Zimmer in der Auberge war relativ groß, mit Bad und WC und bequemen Betten. Natürlich auch mit perfekter Nachtruhe, denn nur ganz selten hörte man nachts ein Auto ankommen oder wegfahren und wenn die Terrasse um 23 Uhr schloss, war auch keine Mensch mehr da, der hätte Krach machen können, auch kein unmotiviertes Lachen mehr. Die Voraussetzungen für einen guten Schlaf waren gegeben, aber er fand trotzdem keinen. Es geschah oft, ja fast regelmäßig, dass er am Anfang einer Reise sehr schlecht schlief. Er musste sich erst an die neue Umgebung gewöhnen, erst einen inneren Rhythmus finden, ruhiger und vertrauter mit dem Ungewohnten werden, um die Nächte halbwegs zu überstehen, vor denen ihm schon im voraus und oft auch im Nachhinein graute. Seine Frau dagegen, gewöhnt, früh schlafen zu gehen, hatte keinerlei Schwierigkeiten mit der Umstellung, schlief auch in fremden Betten meist durch und es war für ihn immer ein neues Wunder, wie ein Mensch so fest und so lange schlafen konnte. In der ersten Nacht verbrachte er viel Zeit auf dem Klo, um seine Frau nicht zu stören wagte er es nicht die Nachttischlampe einzuschalten, die eine absolute Fehlfunktion war, weil sie das ganze Zimmer hell erleuchtete. Auf dem Klodeckel sitzend, las er und hörte ein langweiliges Hörspiel im mp3-Player, das ihn trotzdem nicht schläfrig machte, versuchte sich abzulenken, den Frust zu vertreiben, die Nacht zu überstehen, bis er irgendwann doch wieder ins Bett ging und gegen Morgen auch noch einschlief, um schon bald wieder gerädert und müde aufzuwachen. Am nächsten Abend beschloss er den Fitnessbereich aufzusuchen. Den gab es in der Auberge, ein kleines Schwimmbad, eine Sauna, ein Whirlpool, der großartig als Jacuzzi bezeichnet wurde und ein paar Trimmgeräte. Der Zugang war für Gäste frei und bis spät in die Nacht hinein möglich, die Sauna brauchte allenfalls einige Zeit, bis sie aufgeheizt war.
An diesem ersten Abend war er der einzige Gast. Er fuhr eine Weile mit dem Standfahrrad und schwamm anschließend ein paar Bahnen in dem sehr kurzen Schwimmbecken. In die Sauna zu gehen, traute er sich nicht. Nicht nur, weil er das Warten hasste, es würde laut einem Zettel an der Eingangstür, mehr als eine halbe Stunde dauern, sondern auch, weil er befürchtete, dass sein Kreislauf aufgewühlt würde und er danach erst recht nicht schlafen könnte. Lieber entspannte er sich im Whirlpool, in dem er lange zu bleiben gedachte. Er streckte sich aus, legte die Füße auf die gegenüberliegende Bank und den Kopf auf den Beckenrand. Angenehm warmes Wasser mit vielen Luftblasen umspülten seinen Körper, blähten seine Badehose auf, schmeichelten seiner Haut, verbreiteten Wohlbefinden. Er schloss von Zeit zu Zeit die Augen, um den Genuss zu erhöhen, um alles andere auszublenden und nur dieses Gefühl der totalen Entspannung zu genießen. So suchte er den Weg zur Schläfrigkeit und es kam tatsächlich die Hoffnung auf, dass er nach dem langen Bad einschlafen und dann auch tief und fest würde durchschlafen können.
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