Das Hotel in Sao Luis war zwar kein Luxushotel aber durchaus annehmbar. Patricia hatte die Anreise so geplant, dass sie und Thomas nach der abendlichen Ankunft vorrangig Essen gehen und dann ausschlafen. Und erst am Donnerstagnachmittag traf man sich mit den Auftraggebern. Mehrere Tage Rundreise standen an, um alle Orte zu besichtigen, an denen die Wasseraufbereitungsanlagen errichtet werden. Danach erwarteten sie und ihr Kollege die ersten Anlagenteile in Form eines Schiffscontainers. Mit demselben Schiff würde auch der Werkstatt-LKW im Hafen von Belem eintreffen. Man wollte mit einer kleinen, aber abgelegenen Anlage beginnen, da dort bereits ein Gebäude zur Verfügung stand, an welchem nur kleine Umbaumaßnahmen nötig waren.
Für die nötigen Tiefbohrungen gab es eine Absprache mit einem brasilianischen Unternehmen. Mit dessen Vertreter war man am ersten Bohrpunkt verabredet.
Natürlich hatte Patricia im Vorfeld auch an eine genügende Anzahl von Prepaid-Mobiltelefonen des einheimischen Anbieters mit der größten Netzabdeckung gedacht. Noch vor dem ersten Abendessen nahm sie diese im Zentrum von Sao Luis in Empfang.
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In Martins Firma lief die Produktion auf Hochtouren. Nicht nur Patricias Riesenprojekt wollte bedient werden, sondern auch die Aufträge aus der Türkei und aus dem Hilfsprojekte-Fond der Regierung.
Martin brauchte unbedingt Arbeitskräfte für die Fertigung. Vorwiegend als Urlaubsvertretung. Er hatte sich einen Coup überlegt und fuhr kurzerhand nach Österreich zu dem Konkurrenzunternehmen. Dass dort die Geschäfte derzeit nicht so gut liefen hatte Patricia ja schon berichtet. Sein souveränes Auftreten bescherte ihm einen sofortigen Termin bei deren Geschäftsleitung.
Martin beschwor seine Sekretärin, die mitfahren wollte, in der Firma die Stellung zu halten. „Ich brauche Dich da jetzt! Bitte heute und morgen nicht krank werden! Alle Belange von Patricia und Tasso, eigentlich Anastasios Konstantinos, dem nominellen Projektleiter jeweils vor Ort der Gassner GmbH, haben absolute Priorität.
„Ich würde mir gerne zehn eurer Mitarbeiter aus der Fertigung ausleihen. Ab sofort für vier Monate. Fünf-Tage-Woche, gleiche Bezahlung und das Hotel stelle ich. Das dürften für Euch etwa 300.000 Euro Ersparnis an Gehältern sein.“
Die drei Personen aus der Geschäftsleitung wollten sich beraten und Martin Bescheid geben.
„Morgen Vormittag!“, setzte Martin als Frist und fügte hinzu: „10 Prozent extra aufs Gehalt obendrauf für eure Leute, wenn alle meine drei Projekte ohne Verzögerung fertig werden.“
„Oh mein Gott, Clara!“ Siedend heiß fiel Martin ein, dass Olivia ja in Toulouse unterwegs war und er spätestens um 18:00 Uhr zu Hause sein muss. „Daniela…!“ Nur die Mailbox. Aber Heike Gerber bot sich als Betreuung an. „Dafür gehen wir exklusiv zum Essen!“, versprach Martin seiner Sekretärin. Clara war zwar nicht soo begeistert, aber sie versprach, brav zu sein.
Am nächsten Morgen durfte Martin erfahren, dass sich anstatt der zehn sogar zwölf Frauen und Männer freiwillig meldeten, die Martin geeignet erschienen.
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Am Montag liefen die ersten Gespräche zwischen dem inzwischen eingespielten Team mit Frau Andersson und ihrem ruhigen, besonnenen Kollegen auf Seiten der abnehmenden Fluggesellschaft und denen des Herstellers. Olivia freute sich, Roland wiederzusehen. „Wie läuft es mit Simone?“ Ihr Pilotenkollege und Ex-Lover grinste sie an: „Perfekt! Wir verstehen uns ausgezeichnet.“ Er wiederholte die Einladung zu dem exquisiten Essen, welche Olivia gerne annahm. „Und danach entführe ich Euch ins Casino!“, verriet der Franzose.
Liv dachte kurz an ihren Vorgesetzten, Herrn Zeller. „Ich werde einen Teufel tun und nicht die Pilotin schicken, die sich so viel Respekt verschafft hat und bei dem Flugzeughersteller so hoch angesehen ist.“ Er schmückt sich gerne mit der jungen und glaubt man seinen Worten, weltweit angesehenen Pilotin und war „stolz wie Oskar“, Frau Andersson in seinem Team zu haben. Sie durfte ihn seit der Landung mit dem lädierten Flieger mehrfach zur Zentrale nach Frankfurt begleiten. Dort wurden immer größere und kleiner Probleme rund um Crew und Handling besprochen. „Meine Pilotin…,“ sagte er immer. Irgendwie mochte sie ihn. Auch er wollte sie irgendwann einmal in die Spielbank, nach Wiesbaden, „entführen“.
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Der Erprobungsflug am späteren Mittwochvormittag verlief ohne Zwischenfälle. „Der Flieger ist technisch perfekt!“ bestätigte Olivia dem Team des Herstellers. Auch für diesen Abend verabredeten sich die Entsandten der Airline zum Aperitif und Dinner. Als einzige fehlte heute Frau Andersson. Diese entschuldigte sich mit der Begründung, mit einem der Testpiloten des Herstellers und seiner Lebensgefährtin verabredet zu sein. Dass sie mit Roland auch schon mehrfach das Bett geteilt hatte, musste wirklich niemand wissen.
Olivia gefiel es überhaupt nicht, dass Martin die Betreuung ihrer angenommenen Tochter am gestrigen Abend an seine Sekretärin übertragen hatte. Sie hätte es viel lieber gesehen, wenn eine vertraute Person dies übernommen hätte, da ja Leon, den Clara höchstwahrscheinlich schmerzlich vermisst, die Tage bei den Großeltern in Stralsund verbrachte. „Nur dieser eine Abend und die Nacht.“ Ihr Mann hatte zwar Wort gehalten, aber Olivia befürchtete, dass Clara sich alleingelassen fühlen könnte. Ein Videocall abends mit ihrem Kind beruhigte Liv nicht wirklich.
Es war bestimmt kein Zufall, dass sich ein Bekannter/Freund von Roland dazugesellte. Zugegeben, er war charmant und zuvorkommend. Und etwa im selben Alter wie der Pilot des Flugzeugbauers. Olivia ließ sich umgarnen und hatte auch keine Einwände, dass Jean Paul mit in das Casino kam.
Gentlemanlike überreichte Roland Olivia ein Säckchen mit Jetons. „Ein Dankeschön von Simone und mir für deine Hilfe!“ Sie sollte es einfach verspielen und wenn sie einen Gewinn erzielen könnte, umso besser!
„Wieviel ist da denn drin?“
„Cinq cent euros“ flüsterte Simone ihr zu.
Liv schüttelte den Kopf und wollte das Säckchen zurückgeben.
„Abgelehnt!“ Das Paar bestand darauf, dass Olivia ihr Geschenk annahm.
Man konnte nach einem informativen Rundgang ein paar Plätze am Roulette ergattern und es entwickelte sich ein kleiner Wettstreit um Gewinn und Verlust zwischen Olivia und dem neben ihr sitzenden Jean Paul. Hatte unsere Pilotin erst nur auf Rot oder Schwarz gesetzt und nach fünf, sechs Coups tatsächlich ihre Jetons in etwa verdoppelt, folgte sie nun Jean Pauls Beispiel und setzte, wie dieser es von Anfang an tat, auch auf Zahlenkombinationen.
Klar spielte Liv auch mit ihren Reizen. Ihr dunkelblaues Abendkleid mit dem hohen Beinausschnitt eignete sich hervorragend, Roland als auch seinem Freund immer mal wieder Einblicke zu gewähren. Aber auch in ihrer Mimik und in ihrem sprachlich unperfekten Französisch erschien sie sehr sexy!
Simone versuchte erst gar nicht mit Olivia konkurrieren zu wollen. Jean Paul war total auf die junge Pilotin fixiert. Er war sehr positiv überrascht, nachdem seine Hand immer öfter auf dem Oberschenkel der frechen Deutschen zu liegen kam und das von ihm erwartete „auf-die-Finger-klopfen“ ausblieb. Erst nach einem entsprechenden Seitenblick der Pilotin fand er es immer ratsam, seine Hand zurückzuziehen. Aber beim vielleicht vierten Versuch ließ es die attraktive Blondine ohne protestierenden Blick zu, dass seine Hand „aufwärts“ wanderte. Ihr Gesicht verriet verstohlen ein gewisses „Amüsement“. Um ihm „Zugang“ zu verschaffen, spreizte die Pilotin sogar ihre Schenkel ein klein wenig. Aber an Stelle eines Slips oder zumindest eines Strings ertastete er nur nackte Haut. Jean Pauls Finger berührten direkt ihre Schamlippen. Kein bisschen Stoff! Seine Lippen deuteten ein „Huuu“ an und er zog, nachdem Roland dieses Fingern entdeckt hatte, seine Hand möglichst unauffällig zurück.
Nachdem der Erprobungsflug tagsüber stattgefunden hatte und bestenfalls noch eine Sequenz im Simulator stattfinden würde, erlaubte sich Olivia, über den Abend verteilt, drei Gläser Champagner zu sich zu nehmen. Einen klaren Kopf brauchte sie schon und es würde auch einen schlechten Eindruck hinterlassen, sollte sie verkatert zu den Gesprächen am Morgen erscheinen.
Verstohlen steckte Olivia zwei Jetons im Wert von zweihundert Euros in ihre Handtasche. Und da sie beim Setzen in den folgenden Coups keine glückliche Hand bewies, schrumpfte das Häufchen der bunten Teile vor ihr ganz schön zusammen.
Roland und seine Partnerin setzten miteinander ihre Jetons. Wobei es den Beiden weniger um Gewinn oder Verlust ging, als das Drumherum zu genießen. Sie schienen echt bis über beide Ohren verliebt zu sein.
Olivia ging nun endgültig, nach einem einmaligen Gewinn zwischendurch, die Kohle in Form der Jetons, aus. „Darf ich?“ Jean Paul schob ihr zwei Chips im Wert von zweihundert Euro zu.
Liv nickte kurz, lächelte in sich hinein und setzte einen auf die elf und den zweiten auf die zwei. Die Geburtstage von Clara und Leon. Und tatsächlich, die Kugel kam in Fach zwei zum Ruhen. Jetons im Wert von 3500 Euro wurden vom Croupier zu Olivia hinübergeschoben.
„Eins für die Angestellten;“ sagte Liv laut und bat Roland während sie sich von ihrem Platz erhob, die Jetons für sie einzulösen. Sie und Simone streiften noch ein wenig durch die Räumlichkeiten und nahmen dann in der Bar Platz.
Auch als die Männer zu ihnen gestoßen waren, unterhielt man sich noch ein Weilchen. Jean Paul startete zwar noch einen Versuch, mit Olivia anzubandeln und sie vielleicht von einem Kuss zu überzeugen. Hatte Roland ihm einen Tipp gegeben? Liv war sich sicher, dass dem so war. Auf solch eine Tour stand Olivia überhaupt nicht! Sie blieb freundlich, warum auch nicht. Aber einen Kuss, geschweige denn mehr, gab es nicht!
„Jean Paul est un bon gars,“ antwortete Roland auf Olivias Vorwurf, sie, wenn auch nur für eine Nacht, verkuppeln zu wollen.
„Also doch!“ Olivia lächelte gequält. Trotzdem ließ sie sich von Rolands Freund ins Hotel fahren. Hier siegte wieder Olivias Frechheit. Eigentlich war Jean Paul ja ganz nett…
Die Fahrt über tippte Olivia ständig auf ihren Smartphone herum. „Enfants!“, entschuldigte sie sich.
„Pourriez-vous m'accompagner?“ Jean Paul durfte die Pilotin in die Etage und dort bis zu ihrem Zimmer begleiten. Beim Herausfischen ihrer Zimmerkarte steckte sie dem Franzosen die zwei Jetons zu. Nein, schuldig bleiben wollte sie ihm nichts.
Liv lehnte im Rahmen der noch geschlossenen Tür und die Beiden hielten SmallTalk darüber, wie schön der Abend gewesen war. Irgendwann kam Jean Paul dann doch auf den Punkt und sprach den fehlenden Slip der taffen Deutschen an.
Liv lächelte und zuckte mit den Schultern.
Jean Paul meinte leise: „Je voudrais passer la nuit avec toi…
Auch ohne Sprachkenntnisse hätte Olivia verstanden, was Rolands Freund wollte. Mit der Zugangskarte entriegelte die blonde Frau das Türschloss. Sie schaute Jean Paul kurz in die Augen und entgegnete ihm: „Bonne nuit!“ Rückwärtsgehend betrat sie ihr Zimmer und schloss die Tür.
„Einundzwanzig, zweiundzwanzig;“ zählte Liv und drückte dann die Klinke. Sie drehte sich und ging langsam in den Raum, wo sie vor dem Fenster stehenblieb und hinaussah.
Lang musste Liv nicht warten, bis sie zwei Hände an ihren Oberarmen spürte. „Tu le veux aussi… hauchte Jean Paul.
Ja, sie wollte es auch. Der Franzose verteilte sanfte Küsse auf ihren Hals. Er schmeichelte ihr mit Worten, die sie nur bruchstückhaft verstand.
Heute würde es keine „romantische“ Nacht werden. Jean Paul war ihr zwar sympathisch, aber um ihn so ganz an sich heranzulassen, dafür fehlte doch das gewisse Etwas.
„Mein Mann sagt, Du sollst mich ordentlich rannehmen!“
„Was heißt,“ fragte der Franzose in gebrochenem Deutsch, „ordentlich rannehmen?“
Liv schmunzelte, was der hinter ihr stehende Mann jedoch nicht sehen konnte. Sie antwortete: „Sexe hard, baise!“ (Was so viel wie „Harter Sex, ficken“ bedeutet.)
„Et c'est ce que dit votre mari?“, fragte Jean Paul ungläubig und fügte die Übersetzung in Deutsch: „Sagt dein Mann?“, so gut er es vermochte an:
„Oui!“ Olivia lachte und fasste hinter sich, dem Franzosen direkt ins Gemächt. Was sie zu fühlen bekam versprach viel…!
„Huuuuuh;“ reagierte Jean Paul verbal und schickte sich an, den Reißverschluss des Kleides der vor ihm stehenden Frau aufzuziehen
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