Langsam reifte in mir die Idee, mich fortan als Händler zu betätigen, das schien mir erstrebenswerter als irgendwo auf dem Land eine verlassene Farm zu kapern und mich bei viel schwerer Arbeit sesshaft zu machen.
Ich konzentrierte mich also darauf mir eine Existenz als Händler aufzubauen. Wer wusste schon, wie lange dies hier dauern würde. Ja, ob unsere Zivilisation, wie wir sie kannten, überhaupt noch einmal zurückkehrte? Ich konzentrierte mich dabei nicht so sehr auf Lebensmittel, denn deren Haltbarkeit war begrenzt. Von langlebigen Konserven mal abgesehen, hatte ich es auf andere Dinge abgesehen. Auf klassische Tauschgüter, auf Salz, Rasierklingen, Streichhölzer, Angelhaken und ähnliches. Mit meinen Schätzen würde ich mir später auf dem Land frisch erzeugte Lebensmittel eintauschen können. Aus zwei, drei Sexshops räumte ich sogar die Hochglanzheftchen ab und deponierte sie an sicherem Ort. Wer weiß ob wir jemals wieder Strom bekamen und uns Ruckelfilmchen anschauen konnten. Dänische Western auf Papier hingegen waren langlebig und zukunftsfest und – so stellte ich mir vor -irgendwann auch mal wertvoll.
Es war die Zeit in der die Waffenshops schon ziemlich geplündert waren, aber immerhin noch genug Munition zu finden war. Ich nahm mit was ich fand, um es zu deponieren. Waffen und vor allem Patronen verschiedener Kaliber. Ich war ja vom Gefängnis her schon mit Waffen ausgestattet, aber ich komplettierte meine Ausrüstung mit einem ganz besonderen Stück, einem Scharfschützengewehr, dem M24. Für so etwas Spezielles hatte sich noch kein Liebhaber gefunden. Und das obwohl es im Waffenshop auf dem Regal direkt hinter der Theke auf einem kleinen Zwei-Bein prominent ausgestellt war. Für mich war es nichts besonders. In besseren Zeiten - bei den Marines - war es Teil meiner Arbeitsausrüstung als Sniper gewesen. Für diese Gewehr besorgte ich mir besonders viel Munition entsprechenden Kalibers.
Für die Übernachtungen suchte ich mir immer ganz normale Privatwohnungen. Aus einem Schlüsseldienst hatte ich mir ein Spezialwerkzeug zum Türenöffnen besorgt und mir das „lockpicking“ angeeignet. Natürlich hätte ich die meisten Türen mit einem Tritt aufbekommen, aber genau das wollte ich nicht. Wichtig war mir, die Eingangstür beim Wohnungszutritt nicht zu zerstören, denn die Wohnung sollte sicher sein. Ich wollte nachts ja vor Überraschungen gefeit sein. Wenn jemand einzubrechen versuchte, würde er Lärm machen und ich hätte genug Zeit ihn mit der Waffe in der Hand zu empfangen. Die Wahrscheinlichkeit nachts in einer Wohnung überrascht zu werden war aber auch nicht sehr groß, denn im Allgemeinen waren nachts keine Menschen unterwegs. Aus Sicherheitsgründen hielten sich alle an eine selbstauferlegte Ausgangssperre. Stets suchte ich mir neue Wohnungen. Vielleicht war das meiner voyeuristischen Neugier geschuldet „das Leben der Anderen“ zu betrachten. Natürlich suchte ich in den Wohnungen auch gleich nach Brauchbarem, aber mein erster Blick galt immer den Schubladen und Wäschefächern in den Schlafzimmern. Ich wollte einfach zu gerne wissen ob Wohnungsbesitzerinnen irgendwo kleine „Glücklichmacher“ versteckt oder Pärchen Fickbilder geknipst hatten. Mein spezielles Vergnügen zum Feierabend. Das eine oder andere Polaroid fand sich immer. Auch an Wäschekörben konnte ich grundsätzlich nicht vorbeigehen ohne diese zu untersuchen.
Jenny
Nach dem ich schon etwas mehr als vier Wochen allein in dieser ehemals 2,5 Millionen Einwohner-Stadt unterwegs war und mehr als 10 Depots angelegt hatte, alle akribisch vermerkt in einem kleinen Notizbuch, ereignete sich etwas, was mir bisher noch nicht passiert war.
Ich öffnete in einem größeren Wohnblock eine Wohnungstür in der dritten Etage. An der Tür hatte ein Kranz gehangen. Das sah gemütlich und nach einer Frauenwohnung aus. Als ich den Flur trat, stand plötzlich eine Frau vor mir. Wir waren beide erschrocken.
Sie fasste sich zuerst: „Verlassen sie sofort meine Wohnung, sonst …“. Ich ließ meinen schweren Rucksack zu Boden poltern, „sonst was? Sonst rufen Sie die Polizei?“
Sie merkte wohl, dass ein „sonst“ kaum Sinn machte und murmelte nur: „Bitte!“
„Haben Sie keine Angst ich tue Ihnen nichts.“ Endlich hatte ich mich an den dämmrigen Schein der Kerzen gewöhnt, die den Flur notdürftig ausleuchteten. Vor mir stand eine Frau von vielleicht Ende 30. Sie war hübsch, wirkte aber sehr abgemagert. Ihr Gesicht blass und eingefallen.
Anderseits wirkte sie durchaus gepflegt. Ihre kastanienbraunen Haare schienen vor nicht allzu langer Zeit gewaschen worden zu sein und fielen ihr lockig auf die Schulter. „Ich tue Ihnen nichts. Ich suche nur einen Schlafplatz - … werde mir gleich eine andere Wohnung suchen.“
Aber dann, ohne groß drüber nachzudenken, schob ich noch hinterher: „Aber darf ich sie vorher zum Abendessen einladen?“
Sie schaute mich fragend an.
Ich deutete auf meinen Rucksack, „wenn Sie schon mal den Tisch decken?“ Dann begann ich in meinem Rucksack zu kramen.
Sie ging in die Tür zu ihrer Linken, vielleicht die Küche. Ich folgte ihr. Ja, es war die Küche.
Sie stellte tatsächlich Teller hin und legte Besteck raus. Dabei bemerkte ich wie knochig ihre Hände wirkten. Sie war ganz offensichtlich schlecht ernährt. Als sie den Vorratsschrank öffnete, sah ich, dass er fast nichts mehr enthielt, außer ein paar Packungen Knäckebrot, einer Packung Haferflocken und ein paar Dosen unbestimmten Inhalts. Auf einer Anrichte standen ein paar große Wasserflaschen – wenigstens zu trinken hatte sie noch.
Ich packte zwei Dosen Frühstücksfleisch, Dauerbrot, Ketchup und ein Glas Gurken auf den Tisch. In normalen Zeiten nichts besonders, für sie jetzt bestimmt ein Festmahl. Sie setzte sich an den Tisch, lud mich ein es ihr gleich zu tun.
„Jenny,“ sagte sie, während sie begann die Packung mit dem Dauerbrot zu öffnen.
„Rick“ entgegnete ich, währen ich die Konserven und das Glas öffnete. Zunächst aßen wir schweigend. Sie wirkt sehr gefasst, schlang auch nicht, sondern bewahrte sich eine gewisse Würde. „Iss nicht zu viel auf einmal, ich lasse Dir den Rest hier“ sagte ich noch - in‘s ‚Du‘ wechselnd -, aber sie war von allein so vernünftig. Nach dem sie aufgetaut war, unterhielten wir uns nett, wobei ich ihr meine kriminelle Vergangenheit natürlich verschwieg.
Dann wollte ich aufstehen. „Ich geh dann mal.“
Sie legte mir die Hand auf meine. „Bleib.“ In ihren Augen sah ich Verlorenheit.
„Ja, ja…, ok, warum nicht. Du hast ja bestimmt ein Wohnzimmer in dem ich mich hinhauen kann.“
Sie stand auf, zog mich mit sich, sagte: „Komm. Wer weiß, ob es nicht das letzte Mal ist.“
Ich fand dies Aussage genauso rätselhaft wie gruselig, ließ mich aber willig an der Hand ins Badezimmer führen. Die Badewanne war gut halbvoll gefüllt mit klarem Wasser. Offensichtlich hatte sie vorgesorgt bevor die Versorgung mit Strom und Wasser zusammenbrach. Ohne große Worte zu machen streifte sie sich den Pulli ab und ließ die Hose eines Hausanzuges fallen. Sie war sicher schon immer sehr schlank gewesen, aber es war offensichtlich, dass Sie inzwischen um einiges unter Ihrem Normalgewicht war. Ich schätzte sie noch um die 55 kg, wenn überhaupt. Sie war hager aber nicht verwahrlost. Ich sah eine Frau im blütenweißen Slip und einem ebenfalls frischen wirkenden Achselshirt. Sie bedeutet mir, es ihr gleich zu tun, während sie anfing mit einem Litermaß Wasser aus der Wanne in das mit dem Stöpsel verschlossenen Waschbecken zu füllen. Ich zog mich ebenfalls bis zu Unterwäsche aus und schaute sie fragend an. „Alles!“ sagte sie und machte es vor. Als Hemdchen und Slip gefallen war, stand sie nackt und ein bisschen zitternd vor mir, denn es war kühl in der ungeheizten Wohnung. Die ehemals wohlgeformten Brüste wirkten ein kleines bisschen schlaff. Der Körper hatte wohl angefangen seine Fettreserven anzugreifen. Ihre Brustwarzen hingegen inmitten großer dunkler Vorhöfe, wirkten dick und prall. Ich führte das auf die Kälte zurück. Mein Schwanz hingegen schien kältebedingt größenmäßig nicht in Hochform.
Sie nahm einen Waschlappen und reichlich Seife und begann mich zu waschen. Von Kopf bis Fuß. Es dauerte eine Weile, bis ich mich halbwegs an das kalte Wasser gewöhnt hatte und nicht bei jeder Berührung zusammenzuckte. Sie ließ keine Stelle aus. Es hatte aber irgendwie nichts Sexuelles, es wirkt mehr wie eine Geste der Dankbarkeit für die Durchbrechung ihrer Einsamkeit und das gemeinsame Essen. Die Kälte verhinderte auch sehr zuverlässig, dass da bei mir jemand vorwitzig das Haupt erhob.
Als sie fertig war, drehte sie sich unverzüglich zum Waschbecken und begann sich selbst zu waschen. „Kannst bei mir im Schlafzimmer schlafen“, sagte sie, während sie Hals und Oberkörper abrieb. Ich trocknete mich ab und raffte meine Klamotten zusammen. Als ich das Bad verließ, war sie mit dem Waschlappen gerade zwischen ihren Beinen angelangt.
In ihrem von ein paar Kerzen spärlich erleuchtetem Schlafzimmer stand ein breiteres Bett als ich von einem Single erwartet hatte. Auf einer Seite, der unbenutzten, schlüpfte ich unter die Bettdecke. Herrlich! Wann hatte ich das letzte Mal nackt und gewaschen in einem Bett gelegen? Meine Klamotten und meine ‚Glock 29‘ legte ich neben dem Bett ab. Das M24 und ein weiteres Gewehr stellte ich daneben an die Wand. Nicht, dass ich Jenny misstraut hätte, aber Einbrecher hätten ja dennoch kommen können.
Jenny kam durch die Tür und schlüpfte an ihrer Seite unter die Decke. Und nun?
Darüber musste ich nicht lange nachdenken, denn Jenny kam sofort rüber und kuschelte sich an mich. „Du musst das nicht tun, … wirklich“, sagte ich.
„Ich möchte aber“, entgegnete sie und spielte mit der linken Hand mit meiner Brustbehaarung in der sie imaginäre kleine Löckchen drehte.
„Okaaay“, sagte ich, „dann will ich mal hoffen, dass du nicht enttäuscht bist. Bei mir wird’s schnell gehen. Is lange her …“
„Kein Problem,“ sagte sie, „ich kann warten, …. auf die Rückrunde.“
Irgendwas war seltsam in ihrem Tonfall: Ja, sie sie rückte mir freiwillig auf den Pelz und ja, sie schien Lust zu haben, was ich spätestens merkte, als sie sich auf mich schwang und ihr feuchtes Geschlecht an meinem rieb, aber es lag so eine merkwürdige Melancholie in ihre Stimme.
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