Erschrocken richtete sie sich auf. Der Griff des Lämpchens glitt feucht glänzend aus ihrem Schoß. Jenny zog schützend die Bettdecke über ihren nackten Körper.
Vor dem Bett materialisierte sich aus dem leuchtenden Wirbel heraus eine Gestalt: ein großer, dunkelhäutiger Mann, breitschultrig und muskulös, mit schwarzen, langen Haaren und dunklen Augen, gehüllt in einen weißen, mit goldenen Fäden durchwirkten Kaftan.
Jenny verschlug es die Sprache. Stumm starrte sie die Erscheinung an. Der Mann war wenigstens zwei Meter groß, unbestimmbares Alter, aber sehr gutaussehend. Ihn umgab eine Aura von Männlichkeit und Kraft, die sie gleich in ihren Bann zog!
„Wer sind sie?" rief Jenny, sich der Absurdität der Situation bewusst werdend. „Wo kommen Sie her? Was wollen Sie hier?"
„Ho, ho!" Der Mann lächelte sie an und entblößte dabei zwei Reihen blendend weißer, makelloser Zähne. „Ich bin Karim. Und woher ich komme, müsstest du eigentlich wissen. Schließlich hast du mich gerufen, nicht wahr!?" Er grinste. „Und was ich hier will? Hm ... Kommt es nicht eher darauf an was DU willst?"
Und bei diesen Worten setzte er sich zu ihr auf die Kante des Bettes. Dabei öffnete sich der Kaftan über seiner breiten, unbehaarten Brust und Jenny sah, dass er darunter nackt war, zumindest was den Oberkörper betraf.
„Ich habe dich gerufen?" Unbewusst wechselte auch Jenny schnell vom Sie zum Du. „Das wüsste ich aber! Und wie sollte ich das getan haben?"
Das Wesen, das sich Karim genannt hatte, lachte. „Du treibst deine Scherze mit mir, was!? Aber gut. Du hast den Zauber-Phallus benutzt – und da bin ich! Stets zu Diensten! Sie können ganz nach Belieben über mich verfügen, schöne Frau!"
Der Wechsel zwischen Sie und Du irritierte Jenny. Aber in irgendeinem Winkel ihres Gehirns begann sie zu begreifen: Irgendwie hatte sie durch das, was sie mit dem geheimnisvollen Öllämpchen angestellt hatte, diesen ... Geist? ... heraufbeschworen – oder was immer er war!
„Was bist du?!?" fragte sie eindringlich und zog sich so weit es ging ans Kopfende des Bettes zurück.
Karim schüttelte seinen mächtigen Kopf. Dann sah er sich um, nahm zum ersten Mal wahr, in was für einer Umgebung er sich befand – und schien zu verstehen ...
„Oh, oh", sagte er, „es scheint so, als hätte ich diesmal sehr lange geschlafen! Das sieht hier nicht nach den Gemächern meiner Herrin, der Lieblingsfrau des Kalifen, aus. Was für ein wunderlicher Raum ... diese Gegenstände ... dieses Bett ... diese Frau ..." Er hielt inne. Dann wurde seine Stimme weich: „Verzeiht! Ich wollte euch nicht erschrecken! Ich dachte, meine Herrin oder eine ihrer Gespielinnen hätte Verlangen nach mir gespürt und mich zu einem Stelldichein gerufen. Aber es scheint so, als hätte ich inzwischen den Besitzer ... verzeiht! ... die Besitzerin gewechselt! Also, wenn ihr so freundlich wärt, mir euren Namen zu nennen!? Und was ist euer Begehr?"
„Jenny!" stammelte Jenny. „Das ist mein Name. Und mein ‚Begehr’? ... Hm ... ich weiß nicht ..." Sie atmete einmal tief durch: „WER oder besser: WAS BIST DU?!?"
Jenny und die Wunderlampe I
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