Ein wenig Bammel hatte K. schon, als er an der Tür der WG klingelte und wartete, dass ihm jemand öffnete. Wie würde Johanna nun auf ihn reagieren, zwei Tage nach dem unerwarteten Wiedersehen mit unvorstellbarem Ausgang? Gestern hatten sie noch kurz telefoniert, aber beide mussten den geschwänzten Tag nacharbeiten und er hatte noch einen Abendtermin. Da war nicht viel Raum für Flirten und ohne direkten Kontakt war das Gespräch eh etwas seltsam. K.s Sorgen waren unbegründet. Johanna fiel ihm freudig um den Hals, warf seine Tasche in ihr Zimmer und zog ihn fröhlich plaudernd fort in Richtung Biergarten. Es war ein unbeschwerter Sommerabend und der hätte K. schon gereicht, um glücklich zu sein. Aber Johanna war aufgekratzt und hellwach, wollte um die Häuser ziehen und K. ließ sich anstecken von ihrer Energie. Als Zwischenstopp schleppte sie ihn in ihre Lieblingskneipe und die Zeit mit ihren Freunden im lärmenden Gedränge verging wie im Flug, so dass es ihm gar nicht lang erschien, bis der angesagte Tanzclub öffnete, in dem Techno, Dancefloor, House und so Zeugs gespielt wurde, synkopierende, hypnotisch wirkende Synthesizersequenzen in irrer Lautstärke. K. mochte diese Musik überhaupt nicht, aber er hatte Respekt vor den coolen, treibenden Beats und gab sich ihnen auf dem Tanzparkett selbstironisch und mit seinem guten Rhythmusgefühl als. Rockdrummer und Tangotänzer gekonnt hin. Johanna hatte Spaß und freute sich, dass er sich nicht zierte. Und er machte ja auch keine schlechte Figur neben ihr.
Plötzlich begab sich K. zum Pult des DJs und spracht mit ihm. Der zuckte die Schultern, nickte und begann im Laptop zu suchen. Ein wenig wiegte er sich zu dem, was er im Kopfhörer vernahm, und reckte dann den Daumen nach oben in K's Richtung. Aus den Boxen drückte nun ein langsam movender Song mit ruhigem und doch sehr leidenschaftlichem Gesang. Das große Missverständnis, dem K. schon vor Jahrzehnten erlegen war, wiederholte sich in sympathischster Weise. Wo Johnny Diesel doch nur davon sang, dass ihm seine Liebeserklärung auf der Zunge liege, Right on the tip of my tongue, und er endlich den Mut finden wollte sie auszusprechen, hatte K. einst nur verstanden Ride on the tip of my tongue, und diese Aufforderung sprach ihm zu allen Zeiten aus tiefstem Herzen. Für ihn gab es bei der wunderschönen Melodie zu sich sanft wiegendem Rhythmus nur diese eine Bedeutung des Liedes als Hymne auf den Cunnilingus als Königsklasse der intimen Begegnung. K. war sich sicher, dass Johnny Diesel mit seiner weichen Aussprache bewusst diese Verwechslung herbeiführen wollte, um einerseits die Prüderie Australiens nicht zu brüskieren und doch seine geheimsten Wünsche offenbaren zu können. Nur so, war K. überzeugt, konnte es sein, egal was auf der CD-Hülle stand.
Berauscht von dieser wunderschönen Phantasie bewegte sich K. etwas exaltierter als vorher, schließlich kannte er jede Nuance dieses für ihn so erotischen Songs. Johanna tanzte näher an ihn heran und legte die Arme um seinen Nacken. Das mag ich heute Nacht auch! Ich reite auf der Spitze deiner Zunge! Endlos! Gut, rief K., das mach ich gerne mit dir! Johanna sang lauthals mit in der gängigen Fehldeutung der Botschaft. Rundum erkannten mehr und mehr Leute die vermeintlich gänzlich jugendgefährdende Aussage und stimmten ein in den Refrain, den sie noch weiter sangen, als das Lied schon ausgeblendet wurde. Viele Paare küssten sich und hatten wohl bald ähnliches vor. Der DJ legte noch einen aktuellen Schmusesong nach und kehrte dann zum gewohnten Repertoire zurück. Schließlich sollte hier noch bis in den Morgen hinein Action sein, denn es trafen immer noch neue Gäste ein. Johanna aber wurde schön langsam verschmust und bot K. an, aufzubrechen. Hast eh gut durchgehalten! lästerte sie vergnügt, als sie gegen drei Uhr in Richtung ihrer WG schlenderten. Ich weiß, stimmte K. ihr verkniffen zu. Opa gehört ins Bett! Genau, feixte Johanna, und eine Wärmflasche mit zwei Ohren gibt's dazu!
*
War das ein schönes Lied! hauchte Johanna, als sie sich noch im Treppenhaus an K. schmiegte und ihren Schoß an den seinen drängte. Ein zarter, tiefer Zungenkuss verschloss seinen Mund, noch bevor er irgendetwas erklären konnte. War auch egal. Er umfing sie mit kräftigen Armen, griff ihr mit der Rechten unter den kurzen, engen Rock in ihren Slip und packte ihre Pobacke, mit der linken unter ihr ärmelloses Shirt an die Brust. Oh Gott, tut das gut! stöhnte Johanna und suchte in ihrem Täschchen nach dem Schlüssel, ohne hinsehen zu können. K. ließ ab von ihr und Johanna öffnete halbwegs leise die Tür. Beide zogen die Schuhe aus und tappten vorsichtig in Johannas Zimmer. Diesmal wollten sie niemanden in der Nachtruhe stören. Ob sich der Vorsatz durchhalten ließe, musste sich noch zeigen. Wild knutschend zerrte sie K. die Kleider vom Leib und er befreite sie von Slip und Rock. Das Hemdchen ließ er ihr, er mochte es, wenn die Dame noch irgendetwas anhatte. Der Träger fiel ihr von der rechten Schulter und ihre Brust ragte mit hartem Nippel hervor. Während K. schon an ihm lutschte, zog Johanna die hohen Schuhe wieder an. Is' glaub ich geiler! hauchte sie und drückte ihn auf den Flokati neben ihrem Bett. Ich mein's ernst! hauchte sie. Ich will auf deiner Zunge reiten! K. streckte sich auf dem Boden aus, so dass sie sich bequem über ihn knien konnte, seinem Gesicht ihren herrlichen Hintern zugewandt. Johanna lockte ihn zunächst mit kreisendem Becken, seine Zunge nach ihren Lippen zu recken. Sie stöhnte, als seine Zungenspitze langsam zwischen ihren Lippen vor und zurückglitt, auf ihrer Perle vibrierte und über ihren Damm zu ihrem Poloch glitt. Das schien sie am meisten zu erregen, dieser zärtliche Tabubruch. K. war begeistert von Johannas Hingabe an zarte sinnliche Erkundungen sensibler Regionen und folgte hellhörig jeglicher Nuance in ihren Regungen, sanft entgegenkommend, vorsichtig zurücknehmend und unvermittelt fordernd und Lust bereitend. Johanna schien im Knien ihr Becken nicht so weit bewegen zu können, wie es ihr verlangte und sie erhob sich in die Hocke über seinem Gesicht und begann ihn wieder zu locken. Er reckte sich nach ihrer Vulva und sie stützte sich auf seinen Knien ab und ließ wieder Klit, Damm und Anus die Spitze seiner Zunge suchen. Wieder und wieder wollte ihre Perle angeregt werden zum Höhenflug, doch Johanna zog es auch hin zur unzüchtigen Verehrung ihres Hintertürchens. Sie ritt mit Perle und Labien auf seiner Zunge und ihr Löchlein tanzte auf seiner Zunge, bis sie es nicht mehr aushielt und ihre Klit auf seinen Mund drückte. K. krallte sich in ihre Arschbacken und saugte kräftig an ihr, ließ seine Zunge schnell auf ihr vibrieren und Johanna kam, zuckend, stöhnend, mühsam bemüht, leise zu sein.
Ermattet sank sie neben ihn auf den Teppich, ihren Kopf neben seinem Becken. Erschöpft blickte sie auf sein steil aufragendes Glied und griff unentschlossen nach ihm. K. setzte sich auf, streichelte über ihren Rücken und ihr Haar. Du musst nicht! flüsterte er ihr ins Ohr, du bist ja ganz fertig! Sie richtete sich auf und küsste ihn. Schmeckt gut, mein Fötzchen, gell! strahlte sie ihn frech an. Ja, schmeckt wirklich sehr gut. Komm, ich will, dass du mich vögelst! Enttäuscht, wenn ich dir keinen blase? Nein, aber wo sind die Gummis? fragte er charmant sachlich. Ach, die Gummis! seufzte Johanna und krabbelte zum Nachttischchen, um sie hervorzukramen, während K. einen wirklich trefflichen Blick im schummrigen Licht auf Hintern, Schlitz und Poloch hatte. Wir machen so schnell es geht die Tests und ich nehm die Pille, dann können wir endlich blank bumsen! entschied Johanna genervt. Du bist so eine süße Maus, schüttelte K. den Kopf und kannst so unschuldig unflätig daherreden! Tja, das gefällt dir, so ein rolliges Häschen! grinste sie, während sie mit angenehmem Griff das Präservativ über sein Glied rollte. Häschen würde ich eine junge Frau niemals nennen! Schon gar nicht, wenn sie Taekwondo kann! stellte K. zur Verteidigung klar, drehte sie auf alle Viere, packte ihre Arschbacken und drang mit kräftigem Stoß in sie ein. Ja, fick mich durch! keuchte Johanna, fick mich einfach ordentlich durch! K. hatte sich schon so lange angestaut in seiner Erregung. Er blickte auf ihr langes, schwarzes Haar, das mit jedem Stoß neben ihrem Kopf wippte, ihre herrliche Taille und dieses süße Poloch, das sich so ungeniert nach seiner Zunge gesehnt hatte, all dieses lang dauernde Kopfkino beförderte einen schnellen, sehr intensiven Höhepunkt mit letzten, verzweifelt anmutenden harten Stößen in ihr Kätzchen. Keuchend kniete Johanna vor ihm und K. drückte sich noch in sie, um ihre feuchte Enge nicht verlassen zu müssen, doch das Erschlaffen nach dem Kleinen Tod war gnadenlos. Johanna rappelte sich auf, kickte ihre Pumps von sich und kletterte ins Bett. Komm schlafen! forderte sie K. auf, der ihr einfach noch zusah, weil er nie genug kriegen konnte von ihr. Ja, ich komm ja schon, antwortete er, schmiegte sich an sie und schlief nach kurzem Liebesgeflüster mit ihr im Arm ein.
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In diesem noch jungen Sommer trafen Johanna und K. sich, so oft es ging, Sie unternahmen alles Mögliche, zogen nachts durch Bistros, Kneipen und Clubs und lungerten tagsüber dösend am Ufer der Isar oder am Eisbach im Englischen Garten, morgens nach wild durchtanzter Nacht oder am späten Nachmittag nach entspanntem Flanieren im Park. K. hatte längst sein Dienstlaptop dabei, um zu arbeiten, wenn Johanna Vorlesung hatte, denn es lohnte nicht immer, zurück nach LA zu fahren, wenn sie sich abends wieder treffen wollten. Für Johanna war München einfach attraktiver als seine verschlafene Provinzstadt. Der hatte schon ihre Mutter wenig abgewinnen können. Wenn sie ihn mal besuchen sollte, dann aus eigenem Wunsch, er würde sie nicht drängen.
Ihre Kombination von Studienfächern fand K. etwas ungewöhnlich. Johanna zuckte die Schultern auf seine Frage hin. Informatik studiere ich, weil ich's kann und weil ich damit gut Geld verdienen werde, Kunstgeschichte, weil es mich interessiert. K. hätte also im Urlaub kein Problem, mit einer so jungen Frau alte Gemäuer und verlassene Gegenden zu besichtigen und von Touren zu abgelegenen Abteien schwärmte Johanna als Highlights, sportlich und kulturell, da hatten sie zusammen München noch gar nicht verlassen. Irgendwie hatte sie sich echt gefunden. Natürlich mochte Johanna auch Party machen bis in den Morgen, aber dazu musste sie nicht auf Malle oder Ibiza, dafür reichte ihr die Weltstadt mit Herz.
Warum sie eigentlich in einer WG wohnte, wo sie doch aus München stammte und in der Villa ihres Vaters genügend Platz gewesen war. Ich musste einfach raus zu Hause, für Daddy war's OK, auch wenn es ihm schwerfiel, mich gehen zu lassen. Ich hatte vor allem Schwierigkeiten damit, dass er wieder mit Jacqueline zusammen war, der ich unterschwellig die Schuld an der Trennung meiner Eltern gab. Daddys indifferente Haltung zwischen ihr und Mama und dann seine schleichende Rückkehr zu ihr nach Mamas Tod, das wollte ich nicht ständig vor Augen haben. Ist zwar Quatsch und sie ist echt lieb, aber ich will einfach mein eigenes Ding machen. Und Jacqueline braucht auch keinen Wildfang wie mich, meine Brüder sind da trotz ihres Halbstarkengehabes wesentlich pflegeleichter. Daddy zahlt mir was für das Zimmer, weil meine Brüder ja jetzt mehr Platz haben zu Hause und so traurig Mamas Tod ist, von Waisenpension und meinem Anteil der Lebensversicherung kann ich meinen Lebensunterhalt und meine Wünsche gut finanzieren. Jobben tu ich nur gelegentlich, mehr wegen der sportlichen Herausforderung, grinste sie.
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Wieder einmal lagen sie morgens beieinander, noch ungewillt, sich anzuziehen und das Bett zu verlassen für Pflichten und Vorhaben des Tages. Anders als oft hatte Johanna kein Bedürfnis nach vitaler Neckerei und Kissenschlacht. Nachdenklich sagte sie einfach: Es ist schön mit dir. Johanna sagte dies so ruhig und sanft, dass sie fast meinte, K. hätte es nicht gehört. Seine Stirn zog sich in Falten, und sie fragte erstaunt: Was ist? K. schüttelte verschlossen den Kopf. Nix, hat nichts mit dir zu tun! und war verlegen, dass er auf soeine wunderbare Liebeserklärung nicht liebevoll reagiert hatte. Doch! hauchte Johanna, ich habe einen Treffer gelandet und ganz anders als ich mir das vorgestellt hatte. Also raus mit der Sprache! befahl sie mit sanfter Bestimmtheit. Das hat meine Frau während unserer Ehe nicht ein einziges Mal über die Lippen gebracht, gestand er verkniffen. Aber es war doch sicher mal schön für sie? fragte Johanna nach. Ja, natürlich, das habe ich auch gespürt. Aber als ich es nicht mehr gespürt habe, habe ich so sehr gehofft, das zu hören, damit meine Ängste zerstreut würden. Aber sie kann doch nichts sagen, was sie nicht fühlt! Das hätte dir doch auch nicht geholfen! Bist du sehr verbittert? Nein, eigentlich nicht. Losing hope is just a way of being free! singt Joanne Shaw Taylor, das traf auf mich irgendwann zu. Gott, was hab ich gekämpft und gefleht! Aber was immer sie dir sagen, Freunde und Ratgeber, reden, einfordern, auf den Tisch hauen! Es ist alles vergebens, du machst nur den Rest der menschlich guten Beziehung einfach nur kaputt damit. Und wenn du das am Ende nicht willst, bist du ein Bettler. Der ist gedemütigt, auch wenn er die Gabe empfängt, um die er bittet! Es ist diese Ohnmacht, nichts beim geliebten Menschen bewirken zu können. Dass das, was das Schönste im Leben war, sich einfach davonstielt! Irgendwann waren es nur noch diese Eheküsschen, die nach außen signalisieren: wir berühren uns noch! Und nach innen heißen: bis hierher und nicht weiter!
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