Julie, Cybergirl

Eine Trilogie

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Julie, Cybergirl

Julie, Cybergirl

Anita Isiris

Szene 1: Showroom 1

Julie räkelte sich im duftenden Badeschaum. Zwei Webcams waren auf sie gerichtet; die Surfer wollten sich kein Detail entgehen lassen. Sie zahlten ja auch gut. Julie lächelte und hob eine der beiden Kameras aus der Halterung. Sie befreite ihre linke Brust vom Badeschaum und beglückte die Internetgemeinde mit der Nahaufnahme ihres steifen Nippels. Auf dem riesigen Screen vor ihr tauchte ihr Warzenhof auf. Was die Männer daran bloss fanden? Brüste wie Julie hatten doch tausende von anderen Frauen auch – oder? Julie verschob die Kamera etwas nach rechts. Busen im Profil. Der Beamer in ihrem Rücken arbeitete zuverlässig und projizierte das Bild nach vorn. Die Leinwand diente Julie zur Kontrolle. Die neuen Kameras hatten eine sehr hohe Auflösung; jedes Detail war sichtbar. Dies steigerte merklich die Qualität auch auf den kleinen Monitoren der User. Julie fragte sich manchmal, wer zusah. Sie war bereit, sich preiszugeben, musste sich aber auch an die Vertragsbedingungen halten, die sie mit Cyberview abgeschlossen hatte. „I confirm hereby that I will show every detail of my body, with no inhibitions. I have nothing to hide. The media rights belong to the company.” Julie zwinkerte geübt in die Kamera und tauchte sie ins Wasser. Selbst hier lieferte sie scharfe Bilder. Julie liess das Gerät ein paar Mal kreisen und näherte es ihrer Scham. Das Haardreieck erschien auf der Leinwand. Julie war liebevoll frisiert: Die untere Spitze des Haardreiecks zeigte auf ihre Schamlippen, diese selbst waren rasiert. Julie machte sich daran, die Internetgemeinde mit diesem Detail zu vergnügen. Sie zog die Beine an und machte ihr geheimstes Plätzchen sichtbar: ihr nacktes Fötzchen. Minutenlang spielte sie mit der Unterwasserkamera herum, schloss die Augen und stellte sich vor, wie in diesem Augenblick zehntausende von Surfern wegen IHR eine Erektion hatten. In der oberen linken Ecke des Screens war die aktuelle Zahl der User ersichtlich; sie schwankte minütlich zwischen 40'000 und 60'000.
Man schrieb das Jahr 2008; die Firma Cyberview hatte die Nase bei der Entwicklung von Webcams weit vorn. Ihr Kerngeschäft war keineswegs die Pornographie; sie heuerte aber über Inserate in den Tageszeitungen junge Mädchen an, um ihre neuesten Apparate an deren Körpern zu testen. Selbstverständlich waren dann die Internet-Sexmogule Grossabnehmer – an ihnen verdiente Cyberview erkleckliche Summen. Jetzt wollte es Julie wissen. Sie hob die andere Kamera aus der Halterung. Das Gerät war etwas eigenwillig geformt: Vorne lief es U-Boot-förmig zu und war an den Seiten mit vier kleinen Leuchtdioden bestückt. Julie tauchte auch diesen Apparat ins Wasser und aktivierte mit einem Schieberegler die Beleuchtung. Sie selbst kannte ja ihre Muschi – diese erschien jetzt aber in einem ganz neuen Licht. Julie musste staunen. Ihre leicht geöffneten Schamlippen wirkten auf dem Screen wie eine psychedelisch beleuchtete Orchidee. Sie ging mit der Diodenkamera näher. Noch näher. Dann führte sie sie ganz vorsichtig ein. Das Monitorbild vor ihr schien zu pulsieren und schimmerte rötlich. Immer wieder zog Julie die Kamera aus ihrer Scheide, um sie sogleich wieder einzuführen. So (und nur so!) bekamen die User das Eindringen im Detail mit. Julie räkelte sich. Sie war mit sich und der Cyberwelt im Einklang. Zehntausende von Surfern saßen mit einem U-Boot in der Hose vor ihren Monitoren. Sie träumten von Julie, dem Cybergirl.
Dann betrat jemand in Julies Rücken den Showroom.

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