Möbel auf die Schnelle erworben, online. Ikea. Yisk. Prompt geliefert. So ganz allmählich bekommt meine neue kleine Dreiraumwohnung so etwas wie einen wohnlichen Touch. Wäre es Sommer, benötigte es weniger. Jetzt aber, im Winter... nun ja. Eine Früchteschale auf dem Wohnzimmertisch, ein Tannenzweig in der Küche. Allzu nüchtern das Ganze, ansonsten. Irgendwann werde ich die Trennung überwunden haben. Die Trennung von Myriam, nach 19 Jahren. Noch jetzt reibe ich mir die Augen, einfach so rausgeschmissen worden zu sein. Ich bin keiner, der häusliche Gewalt ausübt. Keiner, der eine Frau eng an eine finanzielle Leine bindet. Keiner, der fremdvögelt. Möglicherweise bin ich ganz einfach ein Langweiler. Und heute, als älterer, 55jähriger weisser Mann, einer Frau weiszumachen, „hey, ich habe hier auch noch ein Wohnrecht, zumindest das Recht auf ein Bett, und stünde es im Keller“, gilt schon fast gar als übergriffig. Frauen haben alle Rechte und Möglichkeiten, denn wir steuern auf das absolute Matriarchat zu. Was mir im Grunde ganz gut gefallen würde – denn ich liebe Frauen. Ich liebe sie wirklich von ganzem Herzen. Ich liebe sie so sehr. Aber jetzt... diese apere Dreiraumwohnung mit Balkon und Zugang zu einem grossen Garten, aber nicht im Winter. Was soll ich im Winter in einem Garten – womöglich beobachtet von Nachbar*innen? Spasseshalber habe ich mir mal überlegt, wie es wäre, etwas komplett Unkonventionelles zu tun, damit ich, der neue Bewohner, zu einer gewissen Achtung komme. Duschen – übers Balkongeländer hüpfen, nackt im Schnee mich wälzen, nur für dreissig Sekunden, dann zurück in die warme Wohnung, mich abschrubben und mich totlachen.
Zum Glück habe ich es nicht getan. Das mit Karin wäre sonst wohl anders gekommen.
Ich bin die Karin und wohne im 3. Stock. Seit einem Jahr lebe ich allein hier und wünsche mir nichts sehnlicher, als wieder etwas Boden unter die Füsse zu bekommen. Mein letzter Lover war Osteuropäer, und ich hätte es schon früh merken müssen. Ich hätte schon früh
merken können, dass er auf Würgesex steht. Aber ich habe geliebt, mich hingegeben und mir gedacht, nun ja. Männer. Bis er mir eines Abends fast das Genick gebrochen hat. Fluchtartig bin ich ausgezogen und habe meine alte Wohnung gekündigt. Mit dem Ziel, dass sie ihn rauswerfen und er hoffentlich irgendwo erfriert. Denn ohne Frau kann er sich kein Dach über dem Kopf leisten. Und jetzt ist vor ein paar Tagen dieser Sebastian eingezogen. Bestimmt ist er einiges älter als ich – und ich spekuliere ja nicht. Ich kann es mittlerweile ganz gut allein. Aber dieser Sebastian hat so etwas... Freundliches an sich. Er spricht ausserdem denselben Dialekt wie ich – es wird sich kaum um eine üble Type handeln, um keinen, der Frauen würgt. Vielleicht frönt er einer andern Perversion – aber sei's drum. Gedankenverloren trete ich vor meine Wohnungstür und wäre beinahe in drei Schokoküsse getreten, die mir jemand auf die Fussmatte gelegt hat – mit einem Kärtchen. „Ich wollte Dir nur eine kleine Freude bereiten. Schönen Sonntag noch. Sebastian“. Es gibt nur noch wenige Dinge, die mich mit meinen 29 Jahren in Schnappatmung versetzen. Aber in diesem Fall ging ich rückwärts zurück in meine Wohnung – und musste mich kurz setzen. Ich bin keine, die an digitale Liebe glaubt, auch wenn ich noch ziemlich jung bin. No tinder. No parship. Kein Anbaggern über Twitter (ja, auch das kommt vor, obwohl alle mitlesen können). Was will der Kerl von mir? Warum diese Schokoküsse? Ist der Mann von Sinnen? Mir, als für ihn wildfremde Frau, einfach so ein Kärtchen zu schreiben... Dann wiederum bin ich von mir selber schockiert. Wie verbogen dass meine Seele mittlerweile ist. Dass ich bereits Verdacht schöpfe, wenn mir ein älterer Mann eine Freude machen will. Was, wenn er mir wirklich nur eine Freude machen will? Ich gehe wieder vor die Wohnungstür, sammle die Schokoküsse und das Kärtchen ein und stelle erst mal alles in die Küche. Schokoküsse. In der Schweiz nannte man sie früher Mohrenköpfe. Heute würde man für diesen Terminus gelyncht von der Woke Community – und zwar gleich mehrfach. Ich atme tief durch. „Sebastian“, sage ich leise vor mich hin „Sebastian“. Gar nicht mal so übel, der Name. „Sebastian, was kochen wir heute“? „Sebastian, wie wäre es mit einem Waldspaziergang?“. „Sebastian, bis Du noch wach?“ „Sebastian, es ist zwar Mitternacht... aber ich bin dermassen geil...“ „Sebastiiiiihhhh“. Ich schäme mich ein wenig für meine Gedanken, gehe ins Bad, richte mein Haar und knöpfe meine Bluse auf. Doch, ganz ordentlich, diese Karin-Titten.
Vor dem Einschlafen frage ich mich, ob ich das Richtige getan habe. Schokoküsse. Ts. Ts. Ts. Schokoküsse vor der Wohnungstür einer wildfremden Frau. Wie weit ist es mit mir gekommen? Myriam... Du Schl... Wie. Weit. Ist. Es. Mit. Mir. Gekommen. Wie. Weit. Hast. Du. Es. Mit. Mir. Kommen. Lassen.
Ich berühre meinen erigierten Schwanz. Stelle mir diese Karin im 3. Stock vor, ihre blonden Löckchen, ihre Bibliothekarinnenbrille. Karin, splitternackt neben mir, aber die Brille hat sie noch an. Kaum zu überbietende Erotik. Ich wende mich ihr zu, küsse sie zärtlich auf den Mund.. umarme mein Kissen... und spritze kurz darauf in ein Papiertaschentuch.
Zwei Wochen vergehen, und weil mein Job als Lehrer derart anstrengend ist, habe ich Karin aus dem 3. Stock beinahe vergessen. Doch da. Vor meiner eigenen Wohnungstür. Ein Kärtchen. Mit zarter, weiblicher Handschrift. „Lieber Sebastian. Deine kleine Überraschung hat mich sehr gefreut. Falls Du mal einen Tee möchtest – komm doch einfach vorbei. Meine Telefonnummer lautet XXX XXX XX XX“. So unkompliziert. So viel versprechend. Und... igendwie... so geil. Dabei muss gesagt sein, dass ich mit platonischen Beziehungen zu Frauen bestens klar komme. Ich bin kein Womanizer, und ich bin meiner Myriam immer treu gewesen. Mich interessiert die weibliche Seele, und ich bin ein guter Zuhörer. Dumme Menschen bezeichnen mich als Frauenversteher. Kluge Menschen erkennen, dass ein Mann never ever Frauen verstehen kann – und sei er Gynäkologe. Sie bezeichnen mit als „interessierten Laien“. Das passt schon so.
Ich sehne mich nach einem Bad, weil wir nicht mehr heizen können. Kurz nach dem letzten Blackout, weit und breit kein Strom, keine funktionierenden Geldausgabestellen, keine funktionierenden pneumatischen Türen, kein gar nichts – wurden alle Öllieferungen eingestellt. Dank einer kleinen, aber hocheffizienten Wärmepumpe unten im Keller ist aber ab und zu ein Vollbad möglich. Dann sehe ich den Schaden an der Wanne. Der Riss ist mir schon länger bekannt, ich habe mir einst meinen Hintern leicht aufgeschürft. Aber jetzt ist alles weggeblättert. So kann ich meine geliebte Wanne keinesfalls nutzen. Frustriert ziehe ich mich aus und stelle mich unter die Dusche. Ich bin keine Frau von schlechten Eltern. Langer Hals. Weiches Haar, das auch dann noch duftet, wenn die letzte Wäsche einen Tag zurückliegt. Grosse, schwere Brüste, von Mama geerbt. Knuddelbauch, auch von Mama geerbt. Gepflegtes Haardreieck. Doch. Da müssen Haare sein. Totalrasur, die so genannte „Nacktschnecke“, ist nichts für mich. Weil nackte Labien eben tatsächlich irgendwie aussehen wie eine.... Weinbergschnecke“. Igitt. Das Verborgene ist es aber doch, was reizt – hoffe ich zumindest. Das, was sich hinter dem zierlichen Busch versteckt. Zarte, empfindsame Vulva. Lange Beine. Sorgfältig manikürte Zehennägel. Das bin ich, die Karin. Dann summt mein Smartphone. „In etwa einer Stunde o.k.?“, lese ich . „In etwa einer Stunde o.k.“ Wie liest sich denn das? Sollte ich mich in Sebastian doch getäuscht haben? Aber versprochen ist versprochen – es ist jetzt 19:00 Uhr, und ein gemeinsamer Tee um 20:00 Uhr ist ja tatsächlich o.k. So wird auch mein Tag nicht zerschnitten – so mein Nachbar etwa mitten an einem Sonntagnachmittag eintrudeln würde. „O.k.“, antworte ich und pflege mich vor dem Spiegel einen Tick sorgfältiger als ich es sonst schon tue.
Sie wirft mich komplett aus der Bahn, als sie mir um 20:00 Uhr die Tür öffnet. Ich hatte sie ja erst in einem graublauen Hausdress gesehen, im Treppenhaus. Nachbarn sehen einander ja zum Teil in Klamotten, die man noch nicht mal der Schwiegermutter zutrauen würde. Adiletten. Unterwäsche aus weisser Baumwolle. Gar schreckliche Bademäntel. Und das Allerschlimmste: Lockenwickler. Doch. Gibt es. Heute noch. Eine Spezialität von Ü50 Frauen, die dem Sex definitiv abgeschworen haben. Aber jetzt Karin. Eine hellblaue Bluse, die drei obersten Knöpfe grosszügig geöffnet, eine Bluse, die ihrer Figur schmeichelt. Cup D, schätzt mein interessiertes Auge. Der Stoff der Bluse spannt sich über Cup D Liebesdrüsen. Oh mein Gott! Ich kenne mich nicht mehr und ich muss mich beherrschen, Karin in ihre grünen Augen zu blicken. Für einen Sekundenbruchteil schaut sie an sich herunter, scheint mich ertappt zu haben, lächelt sibyllinisch. „Hallo Herr Nachbar, nur reinspaziert“. Dieser Duft in ihrer Wohnung! Keine penetrante Lotion, ganz und gar nicht – eher dezenter Veilchenduft. Ich atme tief durch und folge Karin in ihr Wohnzimmer. Gut – den Klimt an der grossen weissen Wand hätte ich durch etwas anderes ersetzt – etwa durch einen Könner wie Dalî. Aber sei's drum. Ich bin hier in Karins Revier und habe nichts zu kritisieren. „Setz Dich doch“. Ich komme der Aufforderung nach und fühle mich, trotz Klimt-Kitsch, augenblicklich zuhause. Kurz darauf stellt Karin eine Schale mit Keksen und eine silberne Teekanne auf den Klubtisch vor uns. Vor uns. Ja genau. Karin setzt sich nämlich nicht mir gegenüber, sondern neben mich. „Der Sessel ist hin“, erklärt sie. „Die Metallfedern. Ikea-Schrott“. Ich will widersprechen, weil ich Ikea liebe und noch nie enttäuscht worden bin. Aber egal. Ich habe Karin, die dezent duftende Karin, neben mir, den Tee vor mir. Ich wage einen kurzen Blick zur Seite und hätte mich beinahe verschluckt. Der Stoff von Karins Bluse ist verrutscht und gibt den Blick frei auf den hellbraunen rechten oberen Quadranten ihrer linken Mamille. Karins Areolen müssen riesig sein. Auch wenn ich nur kurz hinschaue: Karin folgt meinem Blick und setzt wieder dieses sibyllinische Lächeln auf wie vorhin, als ich noch unter ihrer Tür stand. Dann zupft sie zu allem Überfluss am Stoff ihrer Bluse. Warum tut sie das? Warum nur? Ich bin doch bloss zum Tee eingeladen...
Was ist nur los mit mir? Irgendetwas an diesem halbalten Typen macht mich verrückt. Ich sehe ihm seine Erfahrung an, erahne sie zumindest. Und als sein Blick meine Titten streift, startet mein Gedankentraumkarussell. Wie es wohl wäre, mal von einem reifen Ü50 Mann so richtig rangenommen zu werden? Also, ich meine, nach ausgedehntem Vorspiel... Hach. Männer sind derart überschaubar einfach gestrickt. Ich muss nur ein wenig an meiner Bluse nesteln, und Sebastian dreht durch. Ich kann seinen Puls so richtig spüren, ohne ihn zu spüren. Auf einer Meta-Ebene, irgendwie. Wir reden Belangloses; der Dialog mit Sebastian ist, gelinde gesagt, harzig. Wir müssen wohl beide noch etwas warm werden miteinander. Ein Langweiler ist er nämlich keineswegs. Mir scheint eher, dass er befürchtet, etwas Falsches zu sagen. Und ich ertappe mich bei derselben Befürchtung. Ich wünsche mir ja ganz ehrlich, dass er öfter mal vorbeikommt, meinetwegen auch mal spontan. So dass ich die Chance habe, ihm mit nassem Haar, frisch geduscht, die Tür zu öffnen und ihn vielleicht wirklich eines Tages zu verführen. Ich bin eben so eine verdammte Badenixe. Aber mit Baden ist ja im Moment nüscht, wegen der defekten Emaille-Beschichtung. Email. E-Mail. Imeil. Lustig. Jüngere Generationen die die Badewannen-Emailbeschichtung nicht mehr korrekt aussprechen können und von einer Imeil-Beschichtung reden. Was bin ich froh, einer sprachaffinen Generation anzugehören. Dann steht Sebastian auf. „Ich nehme an, das Klo ist dort, wo es in meiner Wohnung auch ist?“ fragt er, und sein Blick ruht auf mir. Ich höre ihn nicht pinkeln. Der anständige Mann sitzt auf der Brille. Das bringt ihn mir noch etwas näher, diesen Ü50 Kerl. Als er zurückkommt, sind seine Augen zu zwei Fragezeichen verformt. „Diese Badewannen-Beschichtung“, sagt er, „ich habe da so einen Kollegen, der richtet das im Nu“. Ich schaue ihn erfreut an. „Können wir gerne besprechen“, sage ich.
„Wenn Du in der Zwischenzeit mal baden willst...“. Ich muss ihr eine Brücke bauen, sonst kommen wir nicht weiter. Noch während ich mein Angebot formuliere, sehe ich, wie sich Karins Augen weiten. „In... Deiner... Wohnung?“, stammelt sie und lacht. „Ach, weisst Du... Dich zu mir einzuladen, zu einem Kännchen Tee, das ist ja das Eine. Aber gleich... baden?“. „Nix dabei“, kontere ich. „Ich kann ja in dieser Zeit in Otto's Strasseneckenkneipe gegenüber ein Bierchen heben. Ne halbe Stunde oder so“. Karin lacht. Anscheinend dauert bei ihr ein Bad länger als eine halbe Stunde. Wesentlich länger.
Nachdem wir uns mit einem Händedruck verabschiedet haben, liege ich noch eine Weile wach im Bett. Ich habe meinen Dildo seit längerer Zeit nicht mehr benutzt. Ob die Batterien noch o.k. Sind? Ich knipse ihn an. Er brummt los. „Brummi“, lache ich und spiele mit der Monstermaschine an meinen Brüsten, durch den Stoff des Nachthemds hindurch. Wenn mich der halbalte Nachbar jetzt so sähe? Würde er die Finger von mir lassen können? Wohl kaum. Ich streichle meinen Bauch, öffne meine Schenkel. Mein Dildo ist ein Riese. Eine Freundin hat mir mal gesagt, ich soll die grösste Grösse kaufen. Das angenehme Pulsieren und Vibrieren an der Scheidenwand sei mit kleineren Geräten niemals so intensiv. Pech auch für Männer mit kleineren Geräten. Als ich komme, verschwindet der Mond hinter einer Wolke.
Und dann... ist es so weit. Ich schmachte wirklich nach einem Bad, und er ist ja nett, dieser Seb, wie ich ihn in der Zwischenzeit zärtlich nenne. Wir vereinbaren per Whatsapp ein Date. Dann stehe ich vor seiner Tür, mit dem Bademantel über dem einen Arm und dem Badezusatz und dem Abtrockentuch in der andern Hand. Ich muss sehr verlegen wirken, denn Seb lächelt mir ermunternd zu. „Nix dabei, hab ich Dir doch schon gesagt“. Er schaut mich an, dann schnürt er seine Schuhe und zieht den Wintermantel an. „Das Wasser habe ich Dir schon eingelassen“. Der Mann hält Wort. Er scheint die Situation nicht missbrauchen zu wollen – in der Hinsicht bin ich Männern gegenüber mittlerweile sehr misstrauisch. Einfach ein netter Typ, der mir seine Badewanne gönnt. Ich gehe an ihm vorbei, lächle ihm zu. Dann schliesst er die Wohnungstür. Ich bin allein. Ich ziehe meinen Pijama aus und teste die Wasserwärme. Herrlich. Ich seufze leise vor mich hin, schütte meine Veilchen-Badeessenz ins warme Wasser. Dann steige ich nach. Schaue mich um. Das Bad von Seb ist blitzblank. Entweder er hat eine Reinigungsfrau, oder aber er ist wirklich einer der Singles, die zu sich und ihrer Umgebung schauen können. Es gibt da bekanntlich beiderlei. Dann kann ich nicht anders, ertaste meine Clit, öffne die Schenkel, so weit dies in einer schmalen Wanne überhaupt möglich ist, und schenke mir einen kleinen Tod. Nach dem kleinen Tod versinke ich im Wasser. Welche Wohltat, welche Entspannung. Als ich wieder auftauche, fahre ich zusammen. Seb steht am Wannenrand. „Ich wollte Dich nur fragen, ob Du nach dem Bad noch etwas mit mir trinken möchtest“. Er wirkt in seiner schuljungenhaften Verlegenheit derart drollig, dass ich lachen muss. Viel zu sehen bekommt Seb ja nicht. Der Badeschaum verdeckt diskret meinen voluptuous Body. „Aber gerne“, sage ich – und dann reitet mich das Teufelchen. Ich knie mich hin, lasse den Schaum an mir herunterlaufen. „Die Schaumgeborene“. Wie Ursula Andress in diesem Uralt-James-Bond. Aber Ursula war im Meer, ich in einer Wanne. Und sie hatte, wenn ich mich richtig erinnere, einen Badeanzug an. Ich hingegen bin splitternackt. Seb tritt einen Schritt zurück. Dann fasse ich mir ein Herz. Es sind ja die ungewöhnlichen, unerwarteten Dinge, die das Leben zum Elysium machen – oder etwa nicht? „Komm doch auch mit rein“. Ich erfasse ihn mit meinem Blick und einem Lächeln, von dem ich genau weiss, dass es hypnotisiert und paralysiert. Sebs Augen kleben an meinen Rieseneutern, meine grossen Areolen gefallen ihm bestimmt. Was haben die Männer bloss mit diesen massiven Brüsten? Ich habe welche und setze sie auch ein, klar. Aber was ist mit all den liebenswerten Frauen, die sich mit einem Cup A oder B begnügen müssen? Aber ich verdränge diese psychosozialen Mitleidsgedanken, stehe auf und zeige mich zur Gänze. Seb starrt auf mein Vlies. Keine Nacktschnecke. Oh nein. Ein gepflegtes, hübsches Haardreieck, gemacht für die Liebe.
Jetzt zu zögern, wäre unhöflich. Wie oft im Leben steht Mann vor einer derartigen Situation? Einladung in die Badewanne in der eigenen Wohnung? Ich ziehe blank und stelle mit Genugtuung fest, dass mein Kleiner so klein gar nicht mehr ist. Er zeigt in Richtung von Karin. „Ich will... die da“, kommuniziert mein Schwanz. Besonders intelligent ist er nicht, der Liebe. Eloquent schon gar nicht. Aber er weiss genau, was er will. Karin setzt sich wieder hin und spielt mit der Wasseroberfläche. Ich klettere rein, setze mich ihr gegenüber. „Nachbarn“, sagt die Süsse. „Einfach... Nachbarn“. In den räumlich beengten Verhältnissen muss ich mir gut überlegen, was ich mache. Strecke ich die Füsse zu weit nach vorn, berühre ich ihre Mumu. Obwohl ich das sehr reizvoll fände – es könnte mir als Belästigung ausgelegt werden. Die Beine ganz an den Körper ziehen? Wie verklemmt würde das denn auf mein Gegenüber wirken?
Seb ist so süss – er weiss kaum, wie er sich drehen und wenden soll. Es gibt in beengten räumlichen Verhältnissen nur eine Lösung, aber die biete ich noch nicht gleich an, um nicht vulgär zu wirken. Ich beginne ein belangloses Gespräch über den Besuch von Wolodimir Selensky in den USA. Joe Biden, der Uncle Sam, der ihm den Arm um die Schultern legt. Es könnte als joviale Geste interpretiert werden, aber man täte Biden Unrecht. Der Mann hat echte Gefühle, will wirklich helfen. Die Szene hat mich gerührt. Ich streife mir den Schaum von den Brüsten. Seb soll mich jetzt einfach sehen, so wie ich bin. Die Brüste von Karin, seiner Nachbarin. Dann ist der Moment gekommen. Ich mache es einfach. Ich drehe mich um, gehe auf die Knie, wende meinem Badepartner meine Kehrseite zu. Die Wanne ist so klein, dass ich meinen Hintern fast an sein Gesicht schmiegen könnte. Sein Gesicht zwischen meinen Pobacken, seine Zunge an meiner Vulva... ich wage gar nicht, so weit zu denken. Und was macht mein halbalter Nachbar? Er fischt sich ein Badeöl vom Metallständer, schüttet es in seine Hände... und massiert meinen Hintern. Besonders viel Zeit lässt er sich bei meinem hinteren Pförtchen. Ich vergehe! Anal hatte ich noch nie, und es muss noch nicht mal sein, dass es heute Abend so weit kommt. Aber die Art und Weise, wie mich mein Nachbar von hinten bespielt... macht mich, ehrlich gesagt, fix und fertig. Die schönste und erregendste Badewannen-Session ever. Gott sei gelobt, dass in meiner Wohnung, in meinem Bad, die Emaille-Beschichtung abblättert. Ich gehe ins hohle Kreuz, ein untrügliches Zeichen, dass ich mehr will von meinem Liebespartner. Viel mehr. Wer Frauen lesen kann, weiss das. Seb schiebt mir einen Finger rein, dann zwei. Dehnt mich auf. Ich fühle einen protopathischen Druck an meinem Sphincter Ani. Aber ich bin meinem Nachbarn komplett ausgeliefert. Ich senke meinen Kopf, drücke den Po noch etwas mehr hoch, meinem Nachbarn zu Ehren. Seb scheint noch nicht mal mehr zu atmen, derart konzentriert er sich auf mein intimstes Plätzchen. Ich gönne es ihm. Soll er doch seine Nachbarin sehen, die Karin, ganz so, wie Gott sie geschaffen hat. Dann passiert es. Ich nehme es aus dem Seitenwinkel wahr. Auf der Ablage hat Seb einen Schokokuss hingestellt. Er schnappt ihn sich nun, schält ihn aus der Aluverpackung... und drückt ihn mir zwischen die Arschbacken. „Kleines Luder“, murmelt er. „Lässt Dich einfach so von einem Schokomann küssen... na warte!“
Ja, ich gebe es zu, ich liebe diese kleinen Scherze, diese vulgären, kindlichen Anflüge. „Schokomann küsst Vulva“. Ich presse Karin den Schokokuss tief zwischen ihre Arschbacken, kein Ding, wir sind ja in der Badewanne. Dann lecke ich die süsse Nachbarin sauber. Es kostet mich etwas Zeit, bis die liebe Karin feucht glänzt, auf Hochglanz poliert von meiner Zunge. Sie sagt keinen Laut. Aber sie keucht. Meine Nachbarin keucht. Ich nehme an, dass sie nun wirklich bereit ist für mich und meinen geilen Schwengel. Ich schiebe ihn ihr zwischen die Schenkel, auf dass sie auf meinem Kolben reite. Dann ziehe ich ihn zurück und spreize Karins Pobacken. Welch Elysium, welch Biotop, welche Einladung! Ich presse ihr meine Eichel in den Anus. „Haaaah...“. Karin.
Der halbalte Ü50er hat Humor. Schiebt der mir doch einen Schokokuss zwischen die Arschbacken. Wenn meine Freundinnen mich so sähen. Aber seine Leckspielchen sind so was von geil. Der Mann macht alles richtig. Aber dann... folgt das... was ich eigentlich erwartet habe. Seb scheint auf Analsex zu stehen. Zuerst verspüre ich einen dumpfen Schmerz, verkrampfe mich leicht, dann lasse ich meinen Nachbarn gewähren. Er rammelt mich in den siebten Himmel. Was an Analsex so geil ist? Für mich als Frau handelt es sich einfach um etwas Ungewöhnliches. Ich bin sehr religiös erzogen worden und habe von meiner Mutter erfahren, was „Sodomisieren“ heisst. Nämlich das, was Seb gerade mit mir macht. Er sodomisiert mich. Wir begehen gemeinsam eine Todsünde, werden gemeinsam zur Hölle, in den Hades, reiten. Sei's drum.
Für mich als Mann? Ich hätte die Karin auch vaginal nehmen können, klar, und ich schliesse nicht aus, dass ich das im Laufe des Abends noch tun werde. Aber jetzt erst mal Karins Anus. Für mich besonders erregend: Die Vulva, das Liebesloch, das eigentlich für Sex zwischen Mann und Frau gedacht ist, scheint zu darben, es scheint zu denken „wenn nur einer käme und mich nähme“. Aber der arrogante Typ ist im Arschloch drin. Es ist dieser Gedanke, der mich irre geil macht. An der Natur, am Verlangen vorbei, es scheinbar ignorieren, das Fickloch – und dann einfach rein in den Anus.
OMG.
Spät in der Nacht torkle ich, benommen von Sebs Liebeskünsten, zurück in meine Wohnung. Er hat mich in alle meine Löcher gevögelt, ja, auch in den Mund. Das hat mein Ex-Partner, der Würger, zwar ebenfalls getan. Der Mundfick. Meinen Anus allerdings wollte er nie. Dafür dieses Würgen ohne Ende. Es war nie einvernehmlich gewesen. Bei Seb hingegen weiss ich: Der nächste Tee-Abend wird folgen. Der nächste Badewannen-Abend auch. Unabhängig davon, ob meine eigene Wanne repariert ist oder nicht.
Danke, Seb.
Danke, Karin.
Karin badet
schreibt Huldreich