Die Kollegin

Geschichten vom Anfang der Sehnsucht

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Die Kollegin

Die Kollegin

Stayhungry

Sie mochte mich also, das war mir ja zugetragen worden, aber es war auch zu verspüren. Sie balzte und kokettierte nicht, und das hätte ich ins Leere laufen lassen. Sie war einfach menschlich interessiert, ich empfand sie bald als eigene Kollegin und Freundin. Meine in solchen Situationen mehr väterlichen Gefühle schwanden und mit ihnen die Distanz. Ich nahm sie ernst

*

Bei nicht wenigen gelten meine Liebste und ich als Traumpaar und das hat durchaus seine Berechtigung. Aber das Schwinden ihrer Leidenschaft belastet mich sehr und zu dieser Bürde kommt noch die Mühe, dass ich allein damit zu Recht kommen, zarte Signale erkennen, wiederkehrende Frustrationen bewältigen, liebevolle Hoffnung erhalten, neue Perspektiven entwickeln muß, eine doppelte Anstrengung. In all dem stelle ich wieder und wieder fest, dass meine Liebe zu ihr stark ist, auch wenn es nicht ausschließlich beglückend verläuft. Aber das ist kein besonderes Schicksal, mit dem müssen viele Paare fertig werden.

Du siehst sie oft so traurig an, damit hatte sie mich auf unser Problem angesprochen. Ich hatte ausweichend geantwortet, nur in Andeutungen, um nicht die Wahrheit zu beugen und doch Intimes nicht vor die Tür zu tragen. Aber wir kamen ins Gespräch und wenn man Vertrauen spürt, dann öffnet man sich, ein Wagnis, sicherlich, aber andererseits bringen Alter und Lebenserfahrung eine gewisse Menschenkenntnis mit sich und die Enttäuschungen halten sich mittlerweile in Grenzen.

Sie bekannte ohne Verklemmung, aber auch ohne Wichtigtuerei, dass auch sie mit der sinnlichen Liebe ihre Schwierigkeiten habe. Die Jungs sind zu wild, manchmal sogar grob oder sie sind zu unsicher, ahnungslos. Die einen betrachten mich wie die Frauen in ihren ekligen Pornos, zu denen sie masturbieren, die anderen wie ihre schlappen, weich gezeichneten Playboyhäschen. Die etwas älteren Verehrer sehen in mir oft nur eine Trophäe, selbst wenn sie mit mir zusammen sein wollen. Ich locke einfach die falschen Männer an, und die richtigen, von denen ich glauben will, dass sie irgendwo da draußen existieren, trauen sich nicht heran.

Das konnte ich mir gut vorstellen, ich hatte die gierigen, auf sie gerichteten Blicke und die unverblümte Anmache schon in der Cafeteria mitverfolgen können, der Rest der Welt würde nicht gänzlich anders aussehen für sie. Zwar war sie kein Kind von Traurigkeit, packte wohl wie bei der Arbeit die Gelegenheit beim Schopf und schien ihr Leben zu genießen. Aber es war dabei nicht überraschend, dass sich die geschilderten Enttäuschungen einstellten.

*

Deine Frau fährt weg übers Wochenende zu ihrer Freundin, wusste sie bereits, hast du Lust, mich heute Abend zu besuchen?

Die Hitze schoß mir in den Kopf. Das war die Situation, die ich immer vermeiden wollte und bisher auch konnte. Zu einer so direkten Aufforderung war es noch nie gekommen, wie sollte ich sie taktvoll abweisen? Obwohl, eine Aufforderung war es streng genommen ja nicht gewesen, lediglich eine unverfängliche Einladung, nur in meinem widerstreitenden Inneren eine Gefahr und ich müsste nur ablehnen. Schon gar nicht durfte ich in meinem seelisch-sinnlichen Notstand hier eine Bereitschaft hineininterpretieren, die im Missverständnis fatale Folgen für die freundschaftliche Beziehung und das gewachsene Vertrauen haben konnte.

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