Die Kollegin

Geschichten vom Anfang der Sehnsucht

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Die Kollegin

Die Kollegin

Stayhungry

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Schmusend hatten wir unsere Verlegenheit vertrieben, eine tieftraurige Glückseligkeit durchströmte mich. Zeig mir alles, was schön ist für eine Frau und einen Mann, bat sie hauchend. Ich weiß das nicht, sagte ich etwas aufgeschreckt, die Menschen sind so verschieden. Sie machte sich vielleicht falsche Vorstellungen über die Erfahrungen aus drei Jahrzehnte Liebesleben. Resigniert lehnte ich meinen Kopf zurück. Doch in sie kehrte ihre Fröhlichkeit zurück. Nein, es reicht, wenn wir uns Zeit nehmen, alle anderen wären schon über mich hergefallen. Zeig mir, was schön ist nach deinem Gefühl. Ich habe keine Angst und möchte kein Tabu fürchten.

Einen letzten Augenblick kämpfte ich noch einmal matt gegen mich selbst, dann verlor ich.

Mir war alles egal. Ich wollte jetzt nur noch spüren.

*

Ich streichelte ihre Wange und ließ meine Lippen über ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Ohrläppchen, in ihren Nacken wandern. Dann begann ich zu erzählen und was ich sagte, taten wir, wenn sie ihr leises Ja hauchte, nickte, sich reckend zuerkennen gab.

Auch wenn uns ein Vierteljahrhundert im Alter trennte, so glaubte ich nicht einen Moment, ich könnte ihr irgendetwas Neues, Überraschendes bieten. Die jungen Menschen gehen heute unbefangen mit Sexualität um und haben vielfältigen Zugang zu allem Möglichen und Unmöglichen in den modernen Medien.

Was ich ihr schenken konnte, war meine Achtung und meine Achtsamkeit, meine Verehrung für Leib und Seele und meine Vorliebe für den Weg als das Ziel, den Akt und nicht seine Vollendung. Was meine Liebste nur noch als selbstverständlich nahm und mehr noch, gar nicht mehr schätzte, war ihre zarte Sehnsucht.

*

Sanft, fast beiläufig hatten meine Hände sie bereits überall berührt und die ihren mich. Aber ihre großen Augen stellten ihre Fragen.

Ich mag es, wenn eine Frau sich auszieht und es ihr gut tut, dass ich sie mit Begehren ansehe. Ich will alles sehen und freue mich, wenn es sie freut, dass ich mich freue. Auf ihr Gesicht flog ein zufriedenes Lächeln.

Sie stand auf und zog sich langsam und ohne Scheu vor mir aus. Heute ist es schon für die Teenies so einfach, sich raffinierte Unterwäsche zuzulegen und sie machen von ihr umfassend, wenn auch nicht immer stilsicher Gebrauch. Nichts mehr in diesem Bereich ist ideologisch besetzt, auch Frauen, die auf ihre Eigenständigkeit Wert legen, mögen es, sexy auszusehen. Sie hatte einen vortrefflichen Geschmack - oder sah an ihr einfach alles gut aus?

Sie mühte sich nicht, irgendeine laszive Schau abzuziehen. Sie streifte einfach nur langsam Kleidungsstück für Kleidungsstück ab und sah mir dabei in die Augen. Ein wenig unsicher vielleicht, aber nicht verlegen, nicht verschämt kichernd, sondern fröhlich und unbeschwert. Mein freudiges Interesse schien ihr Vergnügen zu bereiten. Sie war nackt. Nur ihre hohen Schnürsandalen hatte sie wie selbstverständlich nicht ausgezogen. Das wusste sie also bereits selbst, wie schön so etwas war und wie gut es die reizvolle Bewegung ihrer Hüften unterstützte.

Mein Schritt war schmerzhaft beengt.

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