Sie stand vor der Kommode, eine rassige Schönheit mit Premiumfigur, gestützt auf ihre Ellbogen und blickte aus dem Spiegel lächelnd zu mir zurück. Sie trug nichts bis auf diese hohen, schwarzen Schnürsandalen. Ihr Kreuz hatte sie etwas nach unten durchgedrückt, ihre Backen waren daher angehoben und dem Betrachter blieb nichts mehr verborgen. Den ihrem dunklen Typ häufig eigenen Wildwuchs hatte sie durch eine geschmackvolle Rasur gezähmt, über ihrer Spalte lockte ein süß verkniffener Muskel.
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Sie war die Mitarbeiterin meiner Frau, frisch nach Abschluß der Ausbildung zugeteilt. Noch mangelndes Praxiswissen ersetzte sie durch ein zupackendes, offenes Wesen und mit ihrer aufrichtig herzlichen Art wurde sie von allen geliebt. Gelegentlich besuche ich ohne Voranmeldung in meiner Mittagspause meine Frau, bringe ihr im Sommer Eisbecher, im restlichen Jahr Gebäck zum Kaffee. Als Vorwand für meine sehnsuchtsbedingten Störungen ihres emsigen Dienstbetriebes gebe ich an, dass sie sonst vielleicht wieder gar nichts zu sich nehme, Pausen kennt sie ja ohnehin nicht. Des öfteren finde ich ihren Arbeitsplatz verwaist vor, dann ist sie WFU, wichtige Frau unterwegs, und ihre Kollegin vertreibt mir mit unbefangenem Geplauder die Zeit des Wartens auf meine Gattin.
Seit ein paar Wochen wusste ich mehr. In einer Mischung von ein klein wenig Stolz und schon etwas mehr Spott hatte mir meine Liebste berichtet, dass ihre junge Kollegin davon schwärme, was sie doch für einen tollen Mann habe. Dies offenbarte sie mir unbefangen, da sie um meine dauerhafte Vorliebe für die Frau ab Dreißig wusste. In meinen konkreten Erfahrungen war es nicht gelungen, eine Distanz von mehr als einem Jahrzehnt fruchtbar zu überbrücken und in meinen einsamen Phantasien begegnete ich starken Frauen, die mitten im Leben standen, so wie meine oft vergeblich begehrte Angetraute. Mir einfach so den Akt mit einem jungen Ding vorzustellen, gelang mir nicht, denn zu sehr hätte ich das Gefühl, eine Sehnsucht oder eine Hoffnung zu missbrauchen. Für die wilden Regungen einfach zwischendurch hatte ich noch nie gestanden, wenngleich ich nicht dieser verträumte Softie war, als den mich so manche Dame wegen meiner zurückhaltenden Art schon mißverstanden hatte.
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