Komtesschens Kalamitäten

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Komtesschens Kalamitäten

Komtesschens Kalamitäten

Andreas

Nachdem er Flora auf ihr Zimmer geschickt hatte, rief er nach seinem Verwalter. Der Graf beauftragte den Mann damit, sein Pferd satteln zu lassen. Nachdem dies geschehen war, bestieg er es gleich, ritt der warmen Abendsonne entgegen. Des Grafen Ziel war das Haus seiner ältesten Tochter. Lina wohnte nicht weit entfernt, lebte mit ihrem Gatten auf einem kleinen Gutshof. Ihr Mann war ein Junker, der den Besitz von seinem Vater geerbt hatte. Rudolf mochte ihn, weil er nicht eingebildet war, wie so viele seines Standes. Harald war gutherzig, was es ihm umso schwerer machte, sich bei seiner bisweilen etwas herrischen Frau durchzusetzen. Der Graf stöhnte – was hatte er nur für schwierige Töchter? Als er von seinem Schimmel abstieg, lief Lina ihm schon entgegen. Sie herzte den Vater, bat ihn ins Haus zu kommen. Drinnen saßen sie am Küchentisch, tranken Tee zusammen. Lina ahnte, dass etwas nicht stimmte. Der Graf sah sehr unglücklich aus!

„Was bedrückt Dich denn, Papa? Sag, hat es mit Flora zu tun? Macht sie dir wieder Kummer?“

Die dreißigjährige Mutter zweier Kinder kannte die Sorgen ihres Vaters. Ihre jüngere Schwester hatte am meisten unter dem Verlust der Mutter gelitten, da sie ja noch so klein war. Nun im späten Backfischalter angekommen, schlug sie über die Stränge. Lina wusste, dass der Graf ihrer Schwester bisweilen den Popo wärmte, weil er ihren Launen nicht Herr wurde. Er hatte es ihr längst erzählt, Lina um ihre Meinung gebeten. Die junge Frau konnte nicht verstehen, dass sich ihre Schwester immer noch wie ein Lausebengel verhielt. Sie ermutigte den Grafen streng durchzugreifen, damit die Komtesse endlich zur Einsicht kam. Nun erfuhr sie, dass diese Methode einen eher gegenteiligen Effekt hatte. Lina sah nachdenklich aus, als ihr der Papa sein Leid klagte. Ihre Schwester hatte also schon wieder eine Abreibung bekommen, noch dazu auf den bloßen Popo. Lina hatte stets alles vermieden, was sie in eine ähnliche Situation gebracht hätte. Auch ihre Schwester Magda, die mittlere Tochter des Grafen, hatte sich stets wie ein braves Mädchen betragen. Es war nur Flora, die aus der Reihe tanzte! Lina konnte sie einfach nicht verstehen. Woran lag es nur, dass Flora sich so gar nicht damenhaft verhielt? Sie vermutete ihren Dickkopf als Grund für ihre Eskapaden! Lina beschloss dem Papa unter die Arme zu greifen. Sie würde Floras Flausen rasch austreiben, da war sie sich sicher. Zumal Lina nicht abgeneigt war, ihre jüngere Schwester unter die Knute zu zwingen.

„Papa, du brauchst eine tatkräftige Unterstützung. Flora scheinen die Aufenthalte über deinem Knie nicht viel auszumachen. Im Gegenteil wirkt es auf mich, als gefiele ihr diese Art besonderer Aufmerksamkeit. Verzeih meine Offenheit, aber ich kenne dich gut und weiß, dass du viel zu gütig bist. Ein paar Klapse zeigen bei Flora mit Sicherheit keine Wirkung. Überlasse ruhig mir ihre nächste Bestrafung. Ich werde ihr schon zeigen, dass sie sich so nicht benehmen darf! Glaube mir ruhig: wenn ich Flora streng züchtige, verliert sie bald die Lust auf eine etwaige Wiederholung. Was sagst du dazu? Willst du mir die Erziehung meiner unbelehrbaren, kleinen Schwester anvertrauen?“

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