„Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumreden, guter Mann! Wir brauchen die Birkenrute für meine kleine Schwester hier. Sie wirkt zwar ganz unschuldig, aber das täuscht! Als jüngste Tochter des Grafen von Borken sollte sie eigentlich der Rute entwachsen sein, zumindest von einer Seite her. Aber leider ist das nicht so! Fertigen sie uns also eine anständige Rute und es soll nicht ihr Schaden sein. Ich lasse sie dann in zwei Tagen abholen. Ach ja, bevor ich es vergesse: sie soll groß genug sein, da ich ja den ausgewachsenen Allerwertesten einer jungen Dame behandeln werde. Sie verstehen?“
Der Mann versprach, dass er eine passende Rute fabrizieren werde. In seiner Hose spürte er die wachsende Aufregung, die dieses Gespräch verursacht hatte. Er hätte alles dafür gegeben, dabei zuzusehen! Diese süße Komtesse musste ein herrliches Hinterteil haben, das er liebend gerne betrachtet hätte. Schmunzelnd verabschiedete er die beiden Damen, nicht ohne Flora ein anzügliches Grinsen hinterher zu schicken. Flora war überglücklich, als sie endlich draußen waren. Nun drohte ihr auch noch die Birkenrute, die sie noch nie zuvor gekostet hatte. Sie durfte keine Fehler machen, um Lina ja keinen Grund zu liefern. Ein klammes Gefühl kam in ihr auf. Als sie wieder daheim waren, zeigte sich Lina von ihrer generösen Seite. Sie erlaubte Flora, den Rest des Nachmittags nach ihrem Gutdünken zu verbringen. Die Komtesse beschloss, etwas im Park spazieren zu gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Der Stadtpark war nicht weit entfernt, konnte leicht zu Fuß erreicht werden. Als sie eine Weile unter den alten Linden flanierte, sah sie den jungen Fähnrich nahen. Er war ebenfalls allein unterwegs. Der dunkelhaarige Mann hatte es ihr angetan, was ihr Herzklopfen bezeugte. Er kam direkt auf sie zu. Zu Floras Freude sprach er sie an:
„Darf ich es wagen, mich ihnen vorzustellen? Mein Name ist Gunther Trenck, Fähnrich der kaiserlichen Armee. Ich sehe sie oft hier, aber leider selten allein. Wollen wir uns nicht auf eine Bank setzen? Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn sie zusagten!“
Flora strahlte, ob seines Vorschlags. Sie nannte ihm ebenfalls ihren Namen, der Gunther natürlich längst bekannt war. Schon lange faszinierte ihn die junge Komtesse und er fieberte danach, sie endlich kennenzulernen. So setzten sie sich auf eine der Parkbänke, die etwas abseits der Wege lag. Floras Puls klopfte heftig. Sie hatte Angst, dass sie jemand bei ihrem Gespräch beobachtete.
Wenn Lina davon erfuhr, würde sie sofort die neue Rute an ihr ausprobieren. Sie rieb nervös ihren Po an der Bank. Gunther spürte ihre Anspannung. Besorgt fragte er Flora, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Seine mitfühlende Art half ihr, machte es leichter, die bittere Wahrheit zu sagen. Sie lächelte gequält.
„Mitnichten, lieber Gunther! Es ist mir etwas peinlich, darüber zu reden. Wir kennen uns ja kaum.“
Trenck versicherte ihr, dass er ihr Geheimnis bewahren würde, gab ihr sein Ehrenwort darauf.
Flora glaubte dem vertrauenserweckenden Offiziersanwärter, der ihr darüber hinaus geeignet schien, um sich ihm anzuvertrauen. Mit stockender Stimme beichtete sie ihm das Erlebte:
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