Er verlor fast den Verstand, als er hinter ihr die Treppe hochging. Die Treppe führte zur gemischten, offenen Garderobe im neuen Einkaufszentrum, wo man nicht nur bunte Socken, Smartphone-Hüllen und Kopfsalat erwerben konnte, sondern für 30 Euro auch einen Nachmittag im Wellness-Bezirk. Wohin würde sich diese wundervoll anzusehende Frau mit dem ausladenden Jeanshintern begeben? Zum Fitness-Park? Hoffentlich nicht. Zum Spa? Hoffentlich nicht. In die Damensauna? Hoffentlich nicht. Sebastians Hoffnung schlug Purzelbäume, als Sophia den Garderobenschrank neben seinem in Beschlag nahm, sich bis auf die Unterwäsche auszog, sich ein buntes, grosses Badetuch um die Hüften schlang und entschlossenen Schrittes auf die gemischte Sauna zusteuerte. Er tat es ihr gleich, liess aber einen gebührenden Abstand zwischen ihr und ihm, um nicht aufdringlich zu wirken. Er war #metoo geprägt und ihm war sehr bewusst, was zahlreiche Frauen im Alltag durchmachten. Begab sich Frau aber allein in eine gemischte Sauna, konnte es ja gar nicht anders sein, als dass sich Männerblicke wie Tentakel an ihrem, sagen wir mal, nackten Rücken festsaugten. Und sie waren da, die Männer. Meist kaum von Käfern zu unterscheiden, standen sie mit ihren Streichholzbeinen, dem Megabauch und dem Silberhaarkranz unter der Dusche, hoffend, dass sich ein weibliches splitternacktes Wesen zu ihnen gesellte, das sich zum Beispiel die glatt rasierte Muschi einseifte. Rasch wurde ihm bewusst, warum die Männer es bevorzugten, unter der Dusche zu stehen statt in den einzelnen Dampf- und Naturbädern zu relaxen. Es ging um die Beleuchtung. Was nützt eine Frau, die mit angezogenen Beinen in einer dunklen Ecke sitzt, wo körperliche Details nur vermutet, erahnt, aber keinesfalls einer vertieften Analyse unterzogen werden können? Darum der ausgedehnte Aufenthalt der Käfermänner unter der Dusche.
Sebastian fühlte sich, mit seinen fünfundzwanzig Jahren, etwas einsam. Und er wollte von Sophia, deren Name er ja nicht einmal kannte, keineswegs zum Voyeur deklassiert werden. In Sophias Seele wiederum ging das vor, was wohl in allen Frauenseelen vorgeht, wenn sie allein eine gemischte Sauna betreten. «Mein Gott… ist das peinlich… ich atme jetzt einfach mal tief durch, lege mich in eine der Saunas, bedecke meine Brüste mit einem Baumwolltuch und geniesse den Natur-Movie, der an der Decke installiert ist. Ich drifte in ein eigenes Universum ab – und verdränge einfach, dass mir der Silberhaarkopf gleich gegenüber zwischen die Beine starrt. Zum Glück ist es dunkel. Was erhofft er sich denn dort zu entdecken? Eine Spalte und sonst nicht. Was ist denn dabei, Männer»?
So legte sich also Sophia in eine der Saunas, bedeckte ihre Brüste mit einem Baumwolltuch und genoss den Natur-Movie. Sebastian folgte ihr nicht direkt. Er unternahm zuerst einen Rundgang, erkundete das Eisbad, die «relax lounge» und den Aussenbezirk. Überall Männer, und das nicht zu knapp. Selbstverständlich hatte er aber die Tür, hinter der Sophia entschwunden war, sehr gut im Auge. Er vermutete, dass sie sich dort etwa 15 Minuten lang entspannen würde. Wenn er nach der Halbzeit einträte, würde er noch immer ihren verlockenden Körper in Augenschein nehmen können. Bei diesem Gedanken versteifte sich sein Schwanz ein wenig – aber nicht so, dass es aufgefallen wäre.
Nach 7.5 Minuten war es so weit. Sebastian atmete tief durch und öffnete die Tür zum «wood and nature» Bereich. Die Bezeichnung irritierte ihn ein wenig, denn «wood» war ja auch «nature». Ja, und da lag sie, eine Holzbank im Nacken, mit angezogenen Beinen. Sebastian interessierte sich nun brennend dafür, ob die Begehrte rasiert war, Vollrasur, Teilrasur, Kunstrasur… oder «wood and nature».
In dem Moment verliess einer der Käfer mit halb erigiertem Schwanz seine Sitzbank direkt Sophia gegenüber. Er hatte sich an ihrer Möse offenbar satt gesehen. Mit Herzklopfen nahm Sebastian seinen Platz ein. Er war intelligent genug, eine Weile lang ins Leere zu blicken – so lange, bis sich Sophia an seine Anwesenheit gewöhnt hatte. Erst dann würde er langsam den Kopf wenden und ins Paradies blicken. Über ihm fuhr eine Kamera durch einen kanadischen Wald und zeigte ihn in Herbstfarben. Die Kamera führte dorthin, wo Sophias Gedanken und Träume gerade waren. Liebend gerne hätte sie sich in einen Van gesetzt und wäre einfach losgefahren, am Liebsten nach Alaska, wo das Leben noch gespürt werden konnte – weg vom Seifenblasenleben einer Deutschlehrerin mit Werbepost im Briefkasten, Zalandopaketen vor der Haustür und einem Schnarchepeter als Ehemann. Doch, Sophias Träume waren auch sexuell gefärbt. Sie träumte sich in die Arme eines Holzfällers, eines Mannes, der ihr gemeinsames Haus selber erbaute und auch bei tosendem Regen aufs Dach kletterte, um Ziegel zu reparieren. Ein echter Kerl halt, einer mit einem Schwanz aus purem Stahl. So einem würde sie sogar das Schnarchen verzeihen. Sie würde ihm Steaks braten, so gross wie Autotüren, und Spiegeleier, die mit der Sonne um die Wette glänzten. Ja, und er würde sie nehmen dürfen, ihr ins Fleisch greifen, während sie am Herd stand und in der Grütze rührte.
Sebastian entging das Glitzern zwischen ihren Beinen nicht. Er konnte kaum mehr an sich halten und verdeckte seine Blösse mit einem Badetuchzipfel. Dann knipste er sein Kopfkino an. Er stellte sich vor, Sophias Hände würden sich ihrem Bauch entlang tasten und zwischen den Beinen verschwinden. Es soll ja Frauen geben, die zum Masturbieren beide Hände benutzen, in geschickter, liebevoller Koordination. Der Herbstwald über ihnen wandelte sich zu einem Ozean mit sanften Wellen, dann zu einem Dünenstrand. Sophia atmete tief durch; ihr Bauch hob und senkte sich. Dann winkelte sie ihre Beine noch etwas mehr an, nur ein ganz klein wenig, aber doch genug, dass sich ihre Labien öffneten. Dieses feuchte, lieblich glitzernde Rosa! Sophias Damm. Auch ihren Anus erahnte Sebastian. Wie es wohl sein würde… dort seinen Zeigefinger hinein zu schieben?
Dann veränderte Sophia ihre Position. Sebastian hielt den Atem an – sie machte Dehnungsübungen, legte sich dazu auf den Bauch, begab sich in den Vierfüssler… und streckte ihm ihren runden Hintern entgegen. Was für eine Zaubermuschi! Wie nahezu alle Männer sammelte auch Sebastian Pornos auf seinem Smartphone. Mittlerweile hatten seine gesammelten Fotos und Movies ein Terabyte bereits überschritten. Aber so eine heisse Möse hatte er noch nie gesehen. Sophia drückte das Kreuz durch. Machte Atemübungen. Sebastian wurde schwindlig ob der überirdischen Schönheit ihrer Bewegungen. Da war nichts Vulgäres, das seinen Gedanken anhaftete. Nur reine, kristallklare, mesmerisierende Schönheit. Die Schönheit des weiblichen Geschlechts. Sebastian musste nun dafür sorgen, dass dieser Anblick direkt den Weg in sein Herz fand. Es herrschte, wie in jeder Sauna, ein gut nachvollziehbares allgemeines Smartphone-Verbot – und das mochte wohl auch der Grund sein, warum Sophia sich derart schamlos räkelte: Sie fühlte sich sicher. Geschützt auch durch das #metoo Bewusstsein. Der junge Kerl, der mit ihr den «wood and nature» Bereich teilte, konnte ihr auf keine Art gefährlich werden. Sie konnte sich also frei bewegen – so, als wäre sie allein. Ein herrliches Gefühl. Was der Typ, der sie immer wieder mit seinen Blicken streifte, mit seinen aufgewirbelten Molekülen machte, konnte ihr Problem nicht sein.
Sebastian nahm an der Decke über sich den Herbstwaldfilm war, die fahrende Kamera – und gleichzeitig Sophias Arsch, auf dem sich jetzt kleine Schweisstropfen bildeten. Er schloss die Augen und stellte sich die dunkelhaarige Sophia mit ihren elegant geschwungenen Schultern, den kecken Brüsten und ihrem erregenden Hintern vor, er stellte sich vor, sie beide würden Hand in Hand durch einen kanadischen Wald spazieren. In Sebastians Kopf spielte Musik. Der Titel von Paul McCartney. «Hand in hand». Irgendwann würden sie vom Weg abkommen, sich womöglich mitten in der Herbstlandschaft verirren. In Sebastians Gedanken lehnte Sophia sich verführerisch an einen Baum, lächelte ihm zu, forderte ihn auf. «Zieh mich aus». Sebastian knöpfte Sophias Mantel auf, sie liess ihn sich über die Schulter gleiten. Ein Sonnenstrahl brachte ihr lockiges Haar zum Leuchten. Sie zog sich ihren roten Häkelpulli über den Kopf – ein Pulli, der ihr farblich sehr gut ins Gesicht stand und die Herbstfarben im Wald auf wundersame Weise ergänzte. Die Bluse. Das Unterhemd. Der BH. Sebastian hielt die Augen noch immer geschlossen, atmete ruhig. Irgendwann war Sophia so weit, dass sie vor ihm auf den bunten Herbstblättern kniete – im Vierfüsslerstand, so, wie er sie soeben gesehen hatte. Sie drückte ihr Kreuz durch, und Sebastian konnte nicht mehr länger an sich halten. Mit fahrigen Bewegungen zog er seine Hose aus, befreite seinen Tiger. Dann öffnete sich die junge Frau seinem Vorspiel. In seinen Vorstellungen leckte Sebastian die nackte Sophia an ihrer empfindlichsten Stelle, so, als befände er sich allein in einer Konditorei. Dieser Duft nach Vanille. Er tauchte in Sophia ein, erkundete mit der Zunge ihr Liebesloch.
Minuten später zog er sich, noch immer am Träumen, zurück, richtete sich auf… und öffnete kurz die Augen.
Der Platz, an dem Sophia sich soeben noch auf der Holzbank im «wood and nature» geräkelt hatte, war leer.
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