glücklicherweise, dies hatte er in jenem gespräch ebenfalls erfahren, zeigte auch ein kleines programmkino, das ganz in der nähe lag, den streifen und so machte er sich auf den weg dorthin.
langsam, ganz langsam besserte sich seine stimmung. ein abend nur für ihn allein, ein bisschen unterwegs sein, andere, ungewohnte eindrücke, ja, vielleicht würde es ihm ganz gut tun, sich mal wieder hinaus zu wagen, sich nicht, wie normalerweise, zuhause zu verstecken und die tage zu zählen.
das kino war zwar ein wenig in die jahre gekommen, doch dieser umstand machte ihm nicht das geringste aus. hatte es doch zur folge, dass es nicht allzu überlaufen war und die wenigen leute, die wie er an einem solchen ort dem sommer trotzten, weiß gott nicht zur aufgeregten, zur anstrengenden sorte gehörten. zu jener art von menschen, die scheinbar nichts anderes im sinn hatten, als sich möglichst stets an den jeweils angesagten plätzen aufzuhalten und sich deshalb von übermotivierten lokalredakteuren jahrein, jahraus durch die stadt treiben ließen wie eine herde schafe. immer im kreis, immer rundherum. nein, wer hierher kam, dem ging es nicht darum, gesehen zu werden. wer hierher kam, dessen leidenschaft gehörte vor allem dem film. zumindest war das damals so gewesen, als er noch öfter ausgegangen war und er hoffte, dass sich daran nichts geändert hatte.
er lächelte ein wenig vor sich hin ob solcher gedanken, während er seinem ziel näher kam. ja früher, da hatte auch er ein leben gelebt, das deutlich schneller war als sein jetziges. er war viel unterwegs gewesen zu jener zeit, hatte einiges probiert, wenig ausgelassen und bei den vielfältigen angeboten, die der zufall oder das schicksal ihm damals gemacht hatten, oft und gerne zugegriffen. dennoch war ihm jenes hohle, oberflächliche gelichter, das scheinbar nur danach trachtete, aufmerksamkeit zu ergattern und immer dabei sein wollte und dazu gehören, zutiefst zuwider. so war es schon damals gewesen und so war auch heute noch.
schließlich erreichte er das filmtheater, betrat es durch die weite, geschwungene tür, die ihm schon früher so gefallen hatte, kaufte eine eintrittskarte – und dann sah er sie.
sie stand am anderen ende des foyers, ganz so, als hätte sie nur auf ihn gewartet. in einem leichten, geblümten sommerkleid stand sie da, das zwar sehr adrett war, aber auch ein wenig den eindruck vermittelte, als wolle sie jünger wirken als sie wirklich war. doch darunter, unter dem dünnen stoff, zeichnete sich deutlich der feste, üppige körper einer reifen frau ab. ein körper schien das zu sein, wie er ihn mochte. überhaupt schien sie eine frau zu sein, wie er sie mochte, so wie sie da stand. und darum näherte er sich ihr noch ein wenig. und er beobachtete sie mit wachsendem interesse. und irgendwann bemerkte er die begierde, die sich in ihm ausbreitete. eine begierde, wie sie ihn schon seit längerer zeit nicht mehr überkommen war.
denn die frau war in der tat ungemein attraktiv. keine schönheit im klassischen sinn zwar, aber dennoch mehr als nett anzusehen mit ihren offenen, freundlichen gesichtszügen, den elegant geschwungenen lippen und wirklich hübschen graugrünen augen, die gut zu ihrem blonden haar passten, das sie, der einfachheit halber wohl, in der mitte gescheitelt und hinter die ohren gesteckt hatte. fast ein klein bisschen zu groß geraten waren diese ohren im übrigen, aber das machte ihm eigentlich nicht besonders viel aus.
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