aber wie es schien, hatte er es ein wenig übertrieben, war buchstäblich zu weit gegangen, denn nachdem sie zu ende getippt und das telefon in einer tasche verstaut hatte, deren ausmaße ähnlich beachtlich waren wie die ihrer brüste, nahm sie seine anwesenheit endlich doch wahr, warf ihm einen zwar freundlichen, aber auch leicht irritierten blick zu und trat zwei schritte zur seite, vergrößerte auf diese weise den abstand zu ihm. gleich im nächsten moment begegneten sich ihre augen aber ein weiteres mal und alle irritation war jetzt aus den ihren gewichen und schien stattdessen einem vagen interesse an seiner person platz gemacht zu haben.
das gefiel ihm und noch mehr gefiel ihm inzwischen, dass seine frau es wieder einmal für an der zeit befunden hatte, ihre freundinnen zu sich einzuladen und ihn hinaus in die stadt zu jagen. denn dort war es heiß heute abend, eine diffuse spannung lag in der luft, sein jagdinstinkt war geweckt, kurz, es fühlte sich an wie früher, als er noch jung war.
trotzdem, schließlich wollte er sie keinesfalls verstören, ließ er sich ein wenig fort treiben von ihr, beobachtete sie jedoch auch von seinem neuen platz aus ganz genau. und er machte einen plan. einen plan, der es ihm erlauben würde, die nächsten stunden in ihrer erregenden gesellschaft zu verbringen. denn nur deshalb hatte ihn der sommerwind heute abend hierher gelockt, dessen war er sich inzwischen ganz sicher.
damals, als er dies kino noch öfter besucht hatte, waren den eintrittskarten keine bestimmten plätze zugeordnet und ein schneller blick auf das ticket verschaffte ihm gewissheit, dass dem immer noch so war. erleichtert atmete er auf, die erste hürde war genommen. jetzt ging es darum, im richtigen moment, schließlich wollte er weder auffallen noch zu spät sein, in den vorführraum zu gelangen; was bei den geschätzt zehn bis fünfzehn menschen, die inzwischen im foyer auf den einlass warteten, kein allzu großes problem darstellen sollte.
und so tastete er sich, das objekt seiner spontanen begierde dabei immer im auge, in richtung saaltür und platzierte sich dort so, dass er diesen jederzeit betreten würde können, ohne gefahr zu laufen, durch einen anderen besucher, der womöglich schneller war als er, ins hintertreffen zu geraten, ohne angst haben zu müssen, er würde sie verlieren für diesen abend.
die wenigen verbliebenen minuten nutzte er dazu, sie nochmals genauestens zu mustern. welch begehrenswerte frau sie doch war. ihre bewegungen waren sparsam, wirkten jedoch gerade deshalb besonders grazil, das haar strahlte einen sanften, milden glanz aus, fast so wie die sonne im oktober, dachte er, und schämte sich sofort ein wenig für diesen trivialen vergleich. lediglich ihr blick wirkte jetzt etwas verkniffen, so, als wäre sie tatsächlich wütend. darüber zum beispiel, das man sie versetzt hatte. doch er bedauerte sie nicht dafür, im gegenteil. sollte sie tatsächlich verabredet gewesen sein, nun aber genauso wie er allein, würde ihm dies nur in die karten spielen. und das war gut. ebenso wie der umstand, dass er sie immer wieder dabei ertappte, wie sie verstohlen zu ihm herüber zu schielen versuchte. er musste ein wenig lächeln darüber, sonderlich geschickt war sie wirklich nicht.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.