der moment, in dem er sie entdeckte, dort drüben am anderen ende des kinofoyers, war gleichzeitig der moment, in dem all sein ärger endgültig verflog. nein, genau genommen verflog er nicht nur, er verwandelte sich stattdessen vielmehr. er verwandelt sich in begierde. in dumpfe, pochende begierde.
obwohl die stadt in der sommerlichen gluthitze, die nun schon seit einigen tagen über ihr lag, regelrecht flirrte und sirrte und zu leichtsinnigkeiten aller art einlud, hatte er an jenem abend weiß gott nicht vor gehabt, noch einmal hinaus zu gehen. eigentlich wäre er nach den anstrengenden stunden in der redaktion, die nun endlich hinter ihm lagen, vollauf zufrieden gewesen damit, es sich zusammen mit einem spannenden buch und einem guten glas rotwein auf der couch gemütlich zu machen und dort ein wenig zu lesen. und zu warten. darauf zu warten, dass es dunkel würde draußen und endlich ein wenig kühler und er schlafen konnte.
doch das schicksal oder präziser gesagt seine frau hatte es anders gewollt. und nachdem er erstens stürmisch und mit heißem kuss und zunge noch dazu begrüßt worden war, was ihn sofort misstrauisch hatte werden lassen, und zweitens gleich danach informiert, darüber nämlich, dass die besten freundinnen quasi schon vor der tür stünden und er daher an diesem abend zuhause nicht erwünscht sei, fand er sich wenige momente später also wieder auf der straße. verdutzt und verwirrt und auch ein klein wenig verärgert darüber, wie schnell die dinge sich doch manchmal änderten.
und so überlegte er, wie sich dieser abend nun noch einigermaßen retten ließ und erinnerte sich an eine unterhaltung, die er vor einigen tagen während der mittagspause mit einer kollegin aus dem feuilleton geführt hatte. um einen film war es gegangen, für den sich derzeit wohl alle welt interessierte. und obwohl er mittlerweile nicht mehr gerne ins kino ging, weil er die menschen scheute seit einigen jahren und es ihm deshalb an solch öffentlichen orten schnell zu eng wurde, beschloss er dennoch, sich dieses vermeintliche meisterwerk zu gemüte zu führen. alleine einen film zu sehen, das war schließlich immer noch besser und weit weniger traurig, als alleine in der kneipe zu sitzen.
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