La Quebecoise

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La Quebecoise

La Quebecoise

Sweet Gwen

1) 14.05.1976, Nördliche Region Quebec, Kanada

Die Holzhütte lag einsam im Wald, ungefähr drei Kilometer ab von der Straße 175, die von Quebec aus nach Norden bis nach Chicoutimi führt. Die Abfahrt, 84,6 Kilometer ab dem Ortsausgangsschild von Stoneham, war leicht zu übersehen gewesen und hätte die Fahrerin des Chevrolets nicht mit dem Kilometerzähler genau auf den Moment gewartet, an dem der Weg links der Straße in den Wald führen mußte, sie wäre vorbei gefahren.

Jetzt stand der hellbraune Kombi vor der Hütte, schräg auf dem weichen Waldboden, an einer Stelle, wo offensichtlich seit Monaten kein Auto mehr geparkt hatte. In den Gipfeln der hohen, alten Bäumen raschelte das Laub und manchmal hörte man einen Vogel rufen, sonst herrschte Ruhe. Eine ungewöhnte Stille, die die Fahrerin einen Moment verstört hatte, als sie aus dem Wagen gestiegen war und mit ihren Plateaustiefeln in schrillem Orange zur Tür der Hütte gegangen war. Doch als sie Schritte hinter der Holztür vernahm, war die Umwelt vergessen. Sie ging noch einmal die Worte durch, die sie sich zurecht gelegt hatte. Die Alte mußte es ihr einfach beibringen!
Die Holztür öffnete sich leise knarrend. Die Blondine sah herab auf eine leicht gebückt stehende alte Frau. Angeblich sollte sie ein Mischling sein, teils Indianerin, teils Chinesin, doch auf die Frau aus der Großstadt wirkte sie wie eine Hexe aus ihrem alten Kinderbuch. Das graue lange Haar war zu einem Pferdeschwanz geknotet, der unordentlich nach hinten auf das einfache braune Leinenkleid fiel. Die blassen Augen im faltigen Gesicht gingen von den orangenen Stiefeln über den schwarzen Lackmantel herauf ins stark geschminkte Gesicht der Besucherin und sahen sie fragend an. Es war klar, daß sie selten Besuch in derart schriller Kleidung bekam.

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„Die erste Nadel gehört in die Falte hinter dem Ohr, knapp unter die Stelle, an der man die Rundung des Schädelknochens fühlt, ungefähr einen Zentimeter über dem Ansatz des Ohrläppchens. Rechts oder Links ist einerlei.“

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