Latexliebe

Die Näherin - Teil 3

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Madam Lasterhaft

Glitschig fühlte sich das schwarze Lackmaterial in Marlies Fingern an. Wie ein warmer Bach plätscherte es auf ihre Hand. Es gab ihre Körperwärme gänzlich an sie zurück, als sie die scharfe Stoffschere mit schnellen, fließenden Bewegungen die Teile ihres vorskizzierten Schnittmusters zurechtschneiden ließ und dabei etwas Material sich auf ihrer Hand anstaute.
Schell war ein kaum sichtbarer, flexibler Faden in ihre Nähmaschine eingespannt. Sie legte die ersten zusammenzufügenden Schnitte übereinander, senkte den Nähfuß und ließ die silberne Nadel unbarmherzig feinste, irreversible Löcher in das pechschwarze Material stechen. „Tack, tack, tack“, gab der Lack seufzend von sich. Zunächst mit gebotener Vorsicht vor diesem neuen Material, gab sie schließlich ihre Bedenken auf und ließ die Maschine nur so rattern. Mit jedem zusammengenähten Teilstück schlug ihr Herz ein wenig schneller und die Kehle wurde ihr enger.
Ihr Auftraggeber war sehr zufrieden mit der Lieferung ihres Einstecktuches mit integriertem Schlitz für getragene Höschen gewesen und hatte sie kurze Zeit nach diesem Auftrag mit einem neuen Wunsch konfrontiert. Sie sollte einen Lacksuit nähen, der für sie wie eine angegossene, zweite Haut zu tragen war. Marlies hatte sich damals beim Einwerfen des Tuches bereits beobachtet gefühlt und war sich jetzt sicher: Der Typ hatte sie taxiert und für gut befunden. Sonst wäre nie ein solcher Auftrag in ihr Postfach geflattert. Mit einem selbstsicheren Lächeln, begutachtete sie ihr neuestes Meisterwerk. Dieses rabenschwarze Trägerkleid mit tiefem Ausschnitt wartete darauf angezogen zu werden. Für sich als absolute Novizin in Sachen Lack hatte sie wenig Material gewählt, um sich an die Trageeigenschaften des beengenden Materials gewöhnen zu können. Außerdem gab es so noch Steigerungsmöglichkeiten und Gestaltungsfreiraum.
Sie hatte keinen Zentimeter an Lackmaterial vergeudet. Als sie mühevoll den Reißverschluss durch ein Hilfsband nach oben zog, hoben sich Ihre Brüste. Sie sahen in dem Kleid, wie in Bitterschokolade getunkte, kleine Äpfelchen aus. Zum vernaschen süß. Marlies angelte, durch das Kleid etwas steif geworden, mit ihren Zehen ihre ebenfalls dunklen Stöckelschuhe und friemelte sich in die feinen Kunststoffriemchen hinein. „Geschafft!“, dachte sie erleichternd und atmete aus. Der Blick nach unten bestätigte ihr Hautgefühl, das Material war so eng, dass sie ihren Bauchnabel und die Rippenbögen sehen konnte. Es stand ihr ganz hervorragend, wie sie fand. Eine zweite schwarze Haut hatte sich an sie gelegt wie eine Schlange, die darauf wartete zuzubeißen und das Opfer mit Haut und Haar zu verschlingen.
„Mist, ganz vergessen!“, schoss es ihr in den Kopf als sie sich ihrem Spiegelbild gewahr wurde. Ihre Haare und Gesicht hatten noch Aufmerksamkeit nötig. Sie lehnte sich an das kühle Waschbecken im Bad. „Tut die Kühle gut.“, dachte sie während sie sich einen Puder auf die zarten Wangen ihres Gesichts mit einem dicken Pinsel auftrug. „Trotzdem, Haltung bewahren.“, sagte sie sich als sie die Schultern sogleich straffte. Marlies formte ihren Mund zu einem O, wie sie es tat, wenn sie phallischen Genüssen frönte.

Dieses Mal durfte nur ein kirschroter Lippenstift an ihre Lippen. Schnell noch ein Zellstofftuch als Helfer knebelhaft zwischen die Lippen gepresst und entfernt, konnte nichts so schnell der Farbtreue ihrer Lippen etwas in die Quere kommen. Sie öffnete klappernd die Spiegelwand ihres, billig verarbeiteten Kunststoff Badschränkchens, zog einen Mascara hervor, um ihre langen Wimpern in Form und Farbe zu bringen. Ihre Augen warfen einen lauernden Blick in den Spiegel. Stand ihr nicht schlecht, dieses für ihren Geschmack bitchige Outfit. Wie zur Bestätigung ließ sie ihre Fingerkuppen jeden zugänglichen Millimeter des Kleides absuchen. Sie war erregt bis in die Haarspitzen. Höllisch geil. Sie warf ihre Haare nach hinten, lächelte selbstsicher, streckte sich nach dem obersten, offenen Regalfach des Badschränkchens und drückte den roten Kreis in der Mitte ihres Smartphones. Cut. Ende. Marlies schälte sich schwitzend aus dem Kleid und bereitete das Videomaterial für ihren gutaussehenden Kunden vor.

Im Zeitraffer war die junge Dame zu sehen, wie sie das Meisterwerk Stück für Stück zusammenfügte und ihren Körper in das Material befehligte. Nun hatte er zu Marlies Duft noch ein paar mehr intime optische Details, als das was er erhaschen konnte, als sie die letzte Lieferung im Sommerkleidchen in der anonymen noblen Wohnanlage abgeliefert hatte.

Grüne Augen mit gelben Sprenkeln hefteten sich auf das Klebeband des grauen Pappkartons. Eilig wurde die Packung aufgerissen. Endlich hatte es ein Ende. Warten war noch nie seine Stärke. Schon gar nicht, als er das Videomaterial gesichtet hatte. Endlich hatte er jemanden gefunden der seine Vorlieben teilte. Er war ein Kind der 80iger. Aufgewachsen mit dem Geruch von Weichmacher und Benzin. Ihm ging es etwas wie seiner auf seinem Schoß liegenden, schnurrenden Katze Philis. Wenn sie Plastik zwischen die Pfoten bekam, gab es kein Halten mehr. Das wurde zunächst abgeleckt und letzten Endes regelrecht zerlegt. Heute musste er das gute Kleid gleich vor Philis in Sicherheit bringen. Er stand auf, ging mit dem geöffneten Karton ins Schlafzimmer. Er nahm einen tiefen Zug. Kunststoff gemischt mit weibischem Lockstoff erfüllte seine Nase.

Jeden Tag im Büro ging ihm seine Hassliebe zu dieser Art von Material, wie ein Schauer über den Rücken, wenn er die glatten Klarsichtfolien der Präsentationsmappen seiner Mitarbeiter zwischen seinen Fingern hatte und umblättern musste. Dann waren sie wieder da. Die Bilder von nackter Lust. Fleischeslust. Sex. Verlangen. Meistens half dann ein räuspern, die restliche Energie entlud er dann auf der Herrentoilette mit seiner Hand. „Herr Martens. Bitte keine glatten Klarsichtfolien mehr. Sie wissen es doch. Umweltschutz und so.“, erinnerte er seinen Assistenten knapp mit belegter Stimme auf dem Weg zur Toilette.

 

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