Liebe ist...

Für einen Feuerfetischisten

7 21-33 Minuten 0 Kommentare
Liebe ist...

Liebe ist...

Lady Sara

 

Erwachsen war mir allerdings bewußt, daß so ein Traum unethisch, unrealistisch und somit einfach nur töricht war. Ich fing an, mich für meine eigenen Sehnsüchte zu hassen - und fühlte die Kälte in mir aufsteigen, die meine ganze Familie seit Generationen regiert und gegen die ich mich mit genau diesen kindischen Träumereien zu wehren versucht hatte, die dann in eine bizarr-perverse Vorstellung von Begehren umgeschlagen waren. Welche natürlich zu unterdrücken war. Dies stand ja außer Frage. Ich unterdrückte also - und wurde stattdessen innerlich kühl. Kühl genug, um jedes Feuer strikt zu unterbinden.

 

Entsprechend emotionslos war meine Hochzeit. Männer, die ich nicht brennen lassen konnte, waren mir egal. Ich konnte keine Männer brennen lassen, dies wäre nicht nur illegal gewesen, sondern würde als grausam und sadistisch angesehen. Keine Attribute, die eine Frau sich wünschen würde. Ich selbst hätte es selbstverständlich nicht in dieser Art empfunden, sondern eben als größte Form der Liebe oder intensivste Form von Sex. Aber wer hätte das verstanden?

 

So lebte ich nach außen hin die “brave” Partnerschaft, die man von mir erwartete - mit dem erstbesten Mann, der mir entsprechende Avancen gemacht hatte - und schlief mit ihm ohne “Feuer”, weder mit realen noch innerlichen Ausbrüchen, eiseskalt. Ich fing an, mich auf die Arbeit zu konzentrieren und machte in meiner Firma sehr bald Karriere.

 

So wurde ich Abteilungsleiterin einer recht wichtigen Abteilung. Ich bin erfolgreich im Job, mein langweiliger Mann ist auch erfolgreich bei seiner Tätigkeit, wir verdienen gut. Wir haben uns vor einigen Jahren ein Haus gekauft, und jetzt renovieren wir gerade. Nach außen hin führe ich ein gutes Leben, aber wie gut kann schon ein Leben sein, wenn man die Sehnsüchte gekillt hat, eingefroren hat?

 

Beim Durchsehen der Prospekte für Wohnzimmer-Einrichtungen war ich genauso desinteressiert wie immer. Bis ich plötzlich das Foto eines riesengroßen Kachelofens sah. Auf einmal klopfte mein Herz schneller, wie zu meinen Teenagerzeiten. Auf einmal sah ich wieder die Imaginationen, brennendes Männerfleisch im Ofen. Es pulsierte zwischen meinen Beinen. Fast japsend stieß ich hervor: “Den Ofen will ich haben.”

 

Mein Mann sah mich verwundert an, er ist solche spontane Begeisterung bei mir nicht gewohnt - wie auch? Aber ich kühlte mich rasch wieder herab, hatte meine Gefühle schnell wieder im Zaum. Ich sprach nicht weiter davon und kümmerte mich auch nicht darum, einen solchen Ofen wirklich zu bekommen. Wozu auch?

 

Dann die große Überraschung an meinem Geburtstag. Mein Mann überreichte mir einen -ironischerweise feuerroten- Umschlag mit einer Karte darin. Er hatte diese selbst gebastelt, der ausgeschnittene Kachelofen aus dem Prospekt war aufgeklebt und daneben stand: “Für dich, Eva, alles was du willst.” Es lag auch noch die Auftragsbestätigung des Ofenbauers bei: Mein wohlmeinender Mann hatte tatsächlich ohne mein Wissen im Alleingang als Geburtstagsüberraschung genau diesen Ofen für unser Wohnzimmer in Auftrag gegeben. Mir blieb die Sprache weg, und ich war ambivalent, ob ich mich darüber nun freuen oder ärgern sollte. Einerseits erregte mich dieser Ofen, andererseits würde ich ihn nie wirklich nutzen können. Niemals einen Mann darin brennen lassen.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 5281

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben