Liebe ist...

Für einen Feuerfetischisten

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Liebe ist...

Liebe ist...

Lady Sara

 

Ich versuchte, ihn wegzuschicken. Eisklotzig wie immer zu reagieren, um mich vor meinem inneren Feuer zu schützen. Um den Ausbruch einzufrieren. Offenbar gelang es nicht. Denn nun ist er hier, nun brennt er tatsächlich in meinem Ofen, verbrennt dort zu Asche. Und das tatsächlich freiwillig, weil er es ebenso lange und sehr ersehnt hatte wie ich.

 

“Ich glaube, in Ihrem Ofen würde es mir gefallen” - bei diesem Satz hatte er mich gepackt. Wie blöd wäre ich gewesen, diese vielleicht einzigartige Chance verstreichen zu lassen? Ich war immer noch skeptisch, fürchtete, er würde es gleich lachend als einen Scherz abtun - aber wer würde so etwas Ernstes in einem Scherz sagen, und das mit so einem lässigen, ja beinah selbstverständlichen, Ton?

 

Ich bat ihn, zu bleiben. Den Ofen auszuprobieren, falls es ihm wirklich ernst sei. Zu schauen, ob die Größe für ihn passen würde. Aber ja, natürlich paßte sie, denn genau deshalb hatte dieser Ofen mich ja schon beim Betrachten des Prospektes so sehr begeistert: weil seine Feuerkammer groß genug für einen Menschenkörper, einen Männerkörper war. Ich hätte nur nicht gedacht, daß ich jemals einen Mann finden würde, der für mich dort drin freiwillig zu brennen bereit wäre. Und auch, nachdem er es mir feste zugesagt hatte, habe ich erst daran gezweifelt, daß er wirklich zu seinem Wort stehen würde, daß er überhaupt noch einmal wieder in dies Haus zurückkäme - denn an besagtem Morgen habe ich ihn bewußt gehen lassen…. zwar gab ich vor, ich würde vermeiden wollen, daß einer der Kollegen Verdacht schöpfen würde, wenn der Angestellte gleich nach der Feier nicht mehr an den Arbeitsplatz zurückkehren würde, aber ich hatte diesbzgl. keine echte Sorge. Er lebt ja allein, war auch im Job immer zurückgezogen, und außerdem baut unsere Firma gerade Stellen ab. Ich bin überzeugt, ihn hätte niemand vermißt, wenn ich am Folgetag einfach in der Abteilung kundgetan hätte, daß er mir persönlich die Kündigung überreicht habe und wir uns einvernehmlich auf seine sofortige Freistellung mit fairer Abfindung geeinigt hätten. Die Abfindung hätte ich tatsächlich noch auf sein Konto überweisen lassen können, und ich glaube nicht, dass mich danach noch jemand ernsthaft mit seinem sicher erst spät überhaupt entdeckten Verschwinden in nähere Verbindung gebracht hätte.

 

Es ging mir also nicht primär darum, daß wir noch beide am Arbeitsplatz gesehen würden, obwohl ich dies behauptete.  Stattdessen wollte ich ihm explizit Bedenkzeit einräumen und mich von einer potentiellen moralischen Schuld entlasten: ich wollte sicher sein, daß es ihm wirklich ernst mit seinem Verlangen war, in meinem Ofen zu brennen. Er sollte heimgehen und mit sich selbst definitiv im Reinen sein, wenn er wieder zu mir käme. Dass er tatsächlich keine Scherze machte, war aber bereits klar geworden, als er mit mir am Morgen nach der Feier das “Projekt” besprach und seinerseits Bedingungen für’s Vorspiel stellte: er sprach über ein Bügeleisen und über Zigaretten….. er wußte ganz klar, wovon er redete, und ich erkannte in seinem heiseren Ton, daß er genauso lange von Derartigem allein vor sich hinfantasiert hatte wie ich.

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