Als Grundschülerin war ich eine verträumte kleine Romantikerin. Ich sammelte mit großem Eifer die damals beliebten “Liebe ist…” - Aufkleber und pappte sie überall in meinem Kinderzimmer an meine Möbel. Ganz besonders mochte ich den Aufkleber: “Liebe ist wie die wohlige Wärme eines Kachelofens.” Leider hatten wir zuhause nie einen Kachelofen, aber ich träumte davon - sowohl von der Liebe, als auch von der wohligen Geborgenheit.
Im Teenageralter hegte ich erste Vorstellungen von Sexualität. Die stilisierten Zeichnungen eines vertrauten oder eines frischverliebten Paares, wie sie auf den “Liebe ist…” Aufklebern zu sehen sind, genügten nicht mehr, um meine persönliche Vision vom großen Glück zu nähren. Ich las, die Hand zwischen den Beinen vergraben, Kitschromane und sah mir mit großer Sehnsucht und trockenen Lippen Liebesschnulzenfilme in den Kinos an. “Sein Herz brannte wie Feuer” stand in den Stories zu lesen, oder “Er spürte die Glut in seinen Lenden” - und bei der großen Liebesszene im Film “Dornenvögel” vor dem Sonnenuntergang schien der ganze Himmel in Flammen zu stehen.
Bei uns zuhause - ich ein Scheidungskind, aufgewachsen bei meinen Großeltern bis zum 10. Lebensjahr und danach erst zu Mutter und Stiefvater “verpflanzt”, ohne nach meiner eigenen Meinung gefragt worden zu sein- herrschte immer eine emotionale Eiseskälte. Von Liebe und Wärme habe ich nie etwas gespürt, auch nicht von gegenseitiger Wertschätzung oder gar von “loderndem Begehren” - deswegen wohl auch meine immerwährende Sehnsucht, das, was diese Texte beschrieben und diese Verfilmungen zeigten, könne eines Tages doch auch für mich Wirklichkeit werden.
Und das Bild vom Feuer ließ mich nicht mehr los. Nie. Auch nicht, als ich erwachsen war und das Wort “Metapher” zu begreifen lernte. Meine ganze Kindheit und Jugend hindurch hatte ich bei jeder noch so geheimen Hoffnung und jeder noch so unbewußten oder auch nahezu trotzigen Masturbation Bilder von Feuer - von friedlich glimmenden Öfen oder von vernichtenden Waldbränden, die alles niederrissen- vor dem geistigen Auge. Anfangs stellte ich mir dabei Menschen vor, die VOR den Öfen saßen oder die sich vor der KULISSE eines tosenden Feuers (statt nur vor glutrotem Sonnenuntergang) sexuell vereinigten - aber unmerklich wandelten sich diese Fantasien und ich stellte mir Männer IN den Öfen vor, sah IHRE LEIBER brennen….. und fand dabei zu großartigen Höhepunkten. Auch meine Vorstellung von Romantik und Liebe entwickelte sich dahingehend, daß es mir als das höchst anzustrebende Gut vorkam, nicht nur metaphorisch, sondern real “füreinander zu brennen” - bzw. konkret wollte ich diejenige sein, die einen Geliebten brennen lassen wollte, der wiederum mit Hingabe für mich in seinen Feuertod gehen würde.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.