Auf eine heiße Nummer ist mir die Lust aber vergangen, na ja, zumindest mit meiner Frau. Scheiße, schon wieder ist Lilly in meinem Kopf. So trinken Hanna und ich noch ein Glas Wein auf der Terrasse des Restaurants, dann begleite ich sie zurück in die Klinik, da um elf Uhr alle zurück sein müssen. Todmüde falle ich wenig später in mein Bett. Die Wanderung war anstrengend, der Wein tut seine Wirkung, außerdem habe ich letzte Nacht nicht viel geschlafen. Mit einem wohligen Gedanken an Lilly falle ich in einen tiefen Schlaf. Als ich am Morgen aufwache, muss ich mich erst orientieren, um festzustellen, wo ich eigentlich bin, denn Lilly ist schon wieder in meinen Gedanken. Kein Wunder, dass ich eine prächtige Morgenlatte habe. Doch es ist schon spät, und ich kann mich nicht weiter meinen Träumen hingeben, vielleicht sogar Hand an mich legen, um ein wenig Entspannung zu finden.
Als ich unter der Dusche stehe, muss ich feststellen, dass sie einen Defekt hat, denn es kommt nur kaltes Wasser. Na ja, zumindest meine lustvollen Gedanken erhalten so einen unfreiwilligen Dämpfer. Gezwungenermaßen beschränke ich mich auf eine Katzenwäsche, bevor ich mich in den Frühstücksraum setze. Gut gesättigt hole ich anschließend Hanna an der Klinik ab. Am Vormittag erkunden wir den Kurort, in dem die Klinik liegt. Es ist eine pittoreske Kleinstadt mit vielen Barockbauten und einem mittelalterlichen Kern, der zum Verweilen einlädt. So setzen wir uns bei herrlichem Frühsommerwetter in eine der unzähligen Cafés.
„Ach übrigens, das hatte ich gestern ganz vergessen. Lilly hat sich letzte Woche gemeldet.“ erwähne ich wie beiläufig. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, denn eigentlich wollte ich das aus bekannten Gründen nicht erzählen, aber plötzlich reizt es mich, meine Frau ein wenig zu provozieren. Wie ein sprungbereites Raubtier verändert Hanna im selben Augenblick ihre Sitzhaltung. „Und, was war?“, raunt sie. Ein Grinsen kann ich mir gerade noch verkneifen. „Du weißt doch, dass ihre Schwester heute Geburtstag hat, und sie wollte uns, beziehungsweise mich, auf dem Weg dorthin besuchen, um mal wieder einen gemütlichen Abend im Biergarten zu verbringen.“ erkläre ich, als sei es das selbstverständlichste der Welt, was es ja eigentlich auch ist, eben nur nicht bei uns. „Und was weiter?“, bleibt Hanna wortkarg aggressiv, würde wohl am liebsten fragen, ob wir miteinander gevögelt haben. Das traut sie sich dann doch nicht, platzt aber vor Neugier, und ich muss gestehen, zum ersten Mal in unserer Ehe, auch vor begründeter Eifersucht. Je mehr sie sich ärgert, desto mehr Spaß habe ich plötzlich an dem Spiel. Normalerweise bin ich nicht so hinterhältig, sondern eher harmoniebedürftig. Aber irgendwie muss mein angestauter Frust raus, seit ich gestern von Lilly erfahren habe, dass Hanna sie auf mich angesetzt hat. „Nichts weiter“, zucke ich mit den Schultern, „Ich hab’ ihr das Reisebett im Arbeitszimmer aufgepumpt, und als sie angekommen ist, haben wir einen gemütlichen Abend im Biergarten verbracht. Dabei ist es ziemlich spät geworden, du weißt ja, wie viel sie immer zu erzählen hat, wenn wir sie länger nicht gesehen haben.“
Lilly - Ziel meiner Sehnsucht
Ein Treuetest - Teil 3
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Lilly - Ziel meiner Sehnsucht
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